Parallel dazu entwickelte sich auch die Vermehrungsfläche

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1 Jürgen Recknagel Erfahrungen im Anbau von Sojasorten Der Sojaanbau in Baden-Württemberg wurde ausgehend von einem Tiefpunkt im Jahre 2008 mit lediglich 253 ha in den letzten Jahren kontinuierlich auf ha Anbaufläche im Jahr 2012 ausgedehnt und übertraf damit erstmals diejenige der Ackerbohne, die 2012 nur noch auf ha kam. Parallel dazu entwickelte sich auch die Vermehrungsfläche von 13 ha mit nur einer Sorte im Jahr 2009 über 30 und 46 ha auf zuletzt 76 ha und 3 Sorten im Jahr Der Anteil des Ökolandbaus nahm beim Sojabohnenanbau in den letzten drei Jahren von 42% über 37 auf 32% ab. Dies deshalb, weil die Flächenausdehnung im konventionellen Anbau größer war als im Ökolandbau. Grund dafür sind die Aktivitäten des Raiffeisen-Kraftfutterwerks Kehl, das für seine Futtermittelproduktion ohne Gentechnik zunehmend Sojabohnen aus Baden-Württemberg und Bayern einsetzt und positive Preissignale aussendet. Sowohl die ZG-Raiffeisen als auch andere Genossenschaften und der Landhandel erfassen deshalb Sojabohnen im Rahmen des Vertragsanbaus mit Landwirten vom südlichen Oberrhein bis nach Unterfranken an immer mehr Annahmestellen. In Kehl werden die Bohnen dann getoastet und verarbeitet. Auch im Ökolandbau steigt die Nachfrage sowohl im Lebensmittelsegment, wo die Preise inzwischen die 90 -Schwelle überschritten haben, als auch im Bereich Futtersoja, wo ebenfalls stolze Preise bezahlt werden. Der weitere Anstieg der Anbaufläche wird hier aber durch die begrenzte Zahl von Ökobetrieben gebremst. Eine überproportionale Zunahme der Anbauflächen war aufgrund von größeren Auswinterungsschäden im Main-Tauber-Kreis zu verzeichnen, wo sich die Sojabohne in den letzten Jahren mit ausgeprägter Frühjahrstrockenheit und Spätfrösten sehr gut bewährt hatte, insbesondere im Vergleich zum Winterraps, aber auch zum Mais. Ab der Blüte, meist in der zweiten Juni-Hälfte, und bis Sojablüte Bild: Andreas Dölz 15

2 Tabelle 1 Ergebnisse der Landessortenversuche Soja in Baden-Württemberg 2012 (Standorte: Müllheim- Orschweier-Tailfingen) Sojabohnen sind sehr anpassungsfähig hinsichtlich Böden und Klimaräumen in den Juli-August muss die Wasserversorgung aber stimmen, wenn auch der Ertrag stimmen soll. Erstaunlich positiv mit Erträgen um die 35 dt/ha verlief auch ein erster Anbauversuch auf fünf oberschwäbischen Betrieben im Kreis Sigmaringen in Höhenlagen von rund 600 m, wo die ersten Schläge bereits Mitte September gedroschen werden konnten. Der Titel der größten Soja anbauenden Gemeinde wechselte 2012 von Neuried im Ortenaukreis nach Hirrlingen im Kreis Tübingen, wo über 64 ha Sojabohnen standen. Dies macht deutlich, dass die Sojabohne sehr anpassungsfähig ist, was Böden und Klimaräume angeht. Lediglich verdichtete Böden mit Staunässe und ganz leichte Böden, denen im Juli/August das Wasser ausgeht, scheiden aus. Ungeeignet sind auch schattige Nordhänge und Kaltluftsenken. Entscheidend für den Anbauerfolg sind eine rechtzeitige Aussaat, sobald die Bodentemperatur in 5 cm Tiefe die 10 C überschritten hat und gemäß den Wetterprognosen diese Temperatur die nächsten 10 Tage auch nicht mehr unterschreitet. Spätfröste von -3 bis -5 C werden toleriert. Je nach Standort und Jahr kann dies schon in der zweiten April-Woche sein oder auch erst Anfang Mai. Wichtig ist, dass die Sojabohne schnell und gleichmäßig aufläuft. Bei Nässe und Kälte besteht die Gefahr des Befalls mit Auflaufkrankheiten und Schädlingen und lückigen Beständen, die zur Verunkrautung neigen. Da die chemischen Unkrautbekämpfungsmöglichkeiten auf wenige Mittel (Artist, Sencor, Stomp, Centium und Spectrum im Vorauflauf, Harmony, Basagran, Focus und Fusilade im Nachauflauf) beschränkt sind, sollten von vornherein Schläge ohne großen Unkrautdruck ausgewählt werden. Insbesondere Wurzelunkräuter und schwarzer Nachtschatten sind kaum bekämpfbar. Leitunkräuter sind meist Melde und Gänsefuß. Diese lassen sich im Nachauflauf nur unzureichend bekämpfen, weshalb die Vorauflaufbehandlung mit Tankmischungen (s. Heft 16

3 Sojaanbau sollte auf Schlägen ohne großen Unkrautdruck erfolgen Pflanzenprodukion 2013 ) als Standardmaßnahme gilt. Beim Anbau der Sorte ES Mentor sollten keine metribuzinhaltigen Herbizide zum Einsatz kommen. Stomp kann Schäden verursachen, wenn es anschließend stark regnet und der Boden zeitweise wassergesättigt ist. Auch die Nachauflaufmittel können zu Aufhellungen und zeitweiligem Wachstumsstillstand führen. Bei der mechanischen Unkrautbekämpfung empfiehlt es sich ebenfalls, früh zu beginnen und bis zum Reihenschluss darauf zu achten, dass die Sojabohne immer einen Vorsprung vor dem Unkraut behält. Das Sortenangebot ist bei Sojabohnen erstaunlich umfangreich, obwohl in Baden-Württemberg nur Sorten der Reifegruppen 00 für die wärmsten Gebiete und 000 für die restlichen Lagen in Frage kommen. Im Rahmen des BÖLN-Projekts 1 zur Ausweitung des Sojaanbaus in Deutschland wurden 2012 insgesamt 55 Sorten geprüft, davon 19 an einer zweistelligen Zahl von Orten (bis zu 36). In der Praxis konzentriert sich der Anbau aber auf keine 10 Sorten: Als 000-Standardsorte für das kühlere Gebiet gilt Merlin, da sie sehr ertragstreu ist und kaum einmal wirklich enttäuscht, weil sie gegenüber kühlen Nachttemperaturen während der Blüte recht unempfindlich ist. In Ertrag und Standfestigkeit übertroffen wird sie inzwischen meist von Sultana, einer Sorte mit eher determiniertem Wuchs und recht hohem Rohproteingehalt, was insgesamt einen hohen Rohproteinertrag ergibt, auf den auch im Vertragsanbau gesetzt wird. Beide Sorten gemeinsam ist eine zügige Jugendentwicklung. Im Trockengebiet Unterfrankens stoßen die standfesten Sorten mit determiniertem Wuchs, zu denen auch die 00-Sorte ES Mentor zählt, an ihre Grenzen. Dort kann beispielsweise Lissabon überlegen sein, die unter feuchteren Bedingungen eher mit Lager und etwas späterer Abreife Probleme haben kann. Ähnliches gilt für die Sorten Ali- 1 BÖLN = Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen der nachhaltigen Landbewirtschaftung 17

4 Tabelle 2 Ergebnisse der Landessortenversuche Soja im Rheintal (Müllheim und Orschweier) Prallgefüllte Schoten versprechen eine reiche Ernte Bild: A. Dölz gator und Gallec. Im Übergangsbereich 000/00 sind die Sorten Cordoba und Protina zu erwähnen. Letztere zeichnet sich durch einen der höchsten Rohproteingehalte aus. Der hohe Proteingehalt und die Eignung für die Tofuherstellung sind auch Merkmale der 00-Sorte Primus, der Hauptsorte im Lebensmittelsegment. Weitere 00-Sorten mit höherem Kornertrag sind ES Mentor und Sigalia. Vielversprechende Neuheiten waren 2012 die 000-Sorte Solena mit guter Jugendentwicklung und höherem Eiweißgehalt, die 000/00-Sorte Pollux sowie die eher späte 00-Sorte PZO Silvia, von denen es aber noch nicht viel 18

5 Sojaernte am zwischen Ostrach und Pfullendorf (SIG) Bild: J. Recknagel Vor dem ersten Anbeu muss der Boden mit Knöllchenbakterien geimpft werden Bild: A. Dölz Saatgut gibt. Die Saatstärken reichen von keimfähigen Körnern bei 00-Sorten bis zu gut 70 keimfähigen Körnern bei den 000-Sorten, die sich weniger verzweigen. nur unzureichend ersetzen kann. Auch der Ersatz des Entzugs von kg an P 2 O 5 und K 2 O erfolgt besser zu anderen Fruchtarten im Rahmen der Fruchtfolge. Da Sojabohnen beim Drusch leicht zu beschädigen sind, ist der Nachbau mit hohem Risiko hinsichtlich der Keimfähigkeit behaftet. Außerdem ist eine Vereinbarung mit dem Züchter erforderlich, da es bei Soja keine Nachbauregelung wie für Getreide gibt. Die Saat erfolgt in Drill- oder Einzelkornsaat, meist in Reihenweiten von 24 bis 45 cm. In Fruchtfolgen mit Sonnenblumen, Raps oder anderen Körnerleguminosen kann vermehrt Sklerotinia auftreten, so dass hier Anbaupausen von 3 Jahren oder mehr einzuhalten sind. Da unsere Böden normalerweise keine Knöllchenbakterien für Sojabohnen enthalten, muss das Sojasaatgut vor der Aussaat geimpft werden. Manche Sorten werden bereits vorgeimpft ausgeliefert, andere nicht. Beim Erstanbau auf einem Acker, der noch nie Sojabohnen mit Knöllchen getragen hat, empfiehlt sich auf jeden Fall eine frische Impfung, am besten sogar mit 50% erhöhter Dosis. Bei vorgeimpftem Saatgut genügt dagegen die halbe Menge an frischem Impfmittel. Bewährt haben sich HighStick (auf Torfbasis) bei Impfung unmittelbar vor der Saat und Force 48, bei dem ein Schutzfilm eine Lagerung des geimpften Saatguts über maximal 48 Stunden bis zur Aussaat erlaubt. Im Freiland nicht bewährt hat sich das Mittel Radicin. Es hat sich gezeigt, dass eine Stickstoffdüngung die Knöllchenbildung behindert und diese Auch wenn die Sojabestände oft bis Ende August noch satt grün dastehen, kann die Abreife im September schnell von statten gehen. Der Bestand vergilbt, lässt die Blätter fallen und in den Hülsen rascheln die Körner. Bei gutem Wetter kann die Kornfeuchte innerhalb einer Woche von 30 auf 15% fallen. Dann sollte man nicht länger mit dem Drusch warten, weil sich die Bohnen bei jedem Regen wieder befeuchten und mit dem nahenden Herbst die Trocknung immer zögerlicher erfolgt. Außerdem kommt es bei Druschfeuchten unter 12% leicht zu unerwünschtem Bruchkorn, das schneller verdirbt. Wichtig ist, dass das Schneidwerk möglichst bodennah geführt wird, um möglichst auch die tiefsitzenden Hülsen zu erfassen. Dazu sollten die Ährenheber entfernt werden. Für die Lagerung wird das Erntegut durch die Reinigung schnell von feuchtem Unkrautbesatz befreit und dann schonend auf 13-11% Feuchte getrocknet. Hinweis Ausführliche Informationen zum Anbau von Sojabohnen sowie Versuchsergebnisse bieten die Webseiten de und der Infodienst. Jürgen Recknagel LTZ Augustenberg Tel / juergen.recknagel@ltz. bwl.de 19