Fachtagung Papa trinkt. Mama schweigt. Und ich? Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien; Suchthilfe Aachen; 13. Mai 2009
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- Elly Fischer
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Workshop 1 Prävention mit Kindern aus suchtkranken Familien in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen Monika Kaulke-Niermann, Fachstelle für Suchtvorbeugung, Duisburg Was brauchen Kinder aus suchtkranken Familien? Sucht ist ein Prozess, der die Strukturen von Familien in Bewegung bringt, der die Rollen aller Familienmitglieder verändert und neue Aufgaben in der Familie schafft: Übersehen wird leicht, dass die Suchtentwicklung auch Fähigkeiten der Familienmitglieder hervorhebt, Kindern wie Erwachsenen neue Rollen anbietet, in denen sie auch ihre Stärken zeigen können. Kinder in Suchtfamilien werden oft sehr schnell erwachsen und entwickeln Verantwortung für andere, können sich aber dennoch schwer oder gar nicht von ihrer Kindheitsfamilie lösen. Die so gewonnenen Fähigkeiten setzen sie dann häufig bei Berufs- und Partnerwahl weiter ein. Nur wer die Fähigkeiten dieser Kinder wahrnimmt und sie ihnen bewusst macht ( und sie nicht nur bemitleidet)... gibt Impulse für Veränderungen in Suchtfamilien, hilft den Kindern zunehmend und ihrem Alter entsprechend Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und hilft ihnen es zu genießen Kind zu sein. Zentrale Fragestellungen: Was brauchen die Kinder, um sich gesund zu entwickeln? Was brauchen die Eltern, um ihr Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen? 1
2 Challenge-Modell und Resilienzen (Wolin &. Wolin, 1995) "...werden die familiären Erlebnisse und Erfahrungen vom Kind primär als Herausforderung (challenge) wahrgenommen, widerstehen die Kinder den krankmachenden Einflüssen der Familienumgebung und zeigen in ihrer weiteren Entwicklung Stärken und Resilienzen (erfolgreiche Entwicklung trotz widriger Umstände)." (Zobel,2000, S. 52) Die sieben Resilienzen und ihre Entwicklung über die Lebensspanne (Wolin & Wolin, 1995/1996) Kind Jugendlicher Erwachsener Einsicht Empfinden Wissen Verstehen Unabhängigkeit Sich lösen Sich befreien Getrennt leben Beziehungsfähigkeit Bindungen aufbauen Andere Elternfiguren / Freunde werben Bindungen eingehen Initiative Erforschen Arbeiten Erschaffen Kreativität Spielen Formen Entwerfen Humor Spielen Formen Lachen Moral Urteilen Bewerten Dienen Allgemeine Ziele für die Hilfen für Kinder aus Suchtfamilien 1. Offener Umgang mit den eigenen Gefühlen; 2. Bestärkung der Kinder in ihrer Wahrnehmung 3. Entwicklung adäquater Problemlösungs-, Konfliktlösungs- und Bewältigungsstrategien bei den Kindern; 4. Hilfen für krisenhafte Alltagssituationen; 5. Aufklärung über die Wirkungen des Alkohols; 6. Hilfen für den Aufbau eines bedürfnis-, personen- und situationsabhängigen Sozialverhaltens bei den Kindern; 7. Brechen des Schweigens; 8. Aufbau kompensatorischer (außerfamiliärer) Beziehungen; 2
3 9. Entlastung der Kinder von Schuld- und Schamgefühlen für den Suchtmittelkonsum der Eltern; 10. Hilfen für die Kinder, sich nicht mehr verantwortlich für die Eltern oder die kleineren Geschwister fühlen zu müssen; 11. Entdeckung der eigenen kindlichen Bedürfnisse. (Quelle: Hantel-Quitmann, Beziehungsweise Familie, Bd 3, Freiburg 1997) Unterstützung der Kinder Held: Verantwortung abgeben lernen, die Macht- und Verantwortungsverteilung in sozialen Gruppen klarstellen, sichfallen-lassen-können, einfach eintauchen, Blödsinn machen, Troublemaker: Anregungen schaffen zur Verantwortungsübernahme, Hinführung zu Spielen ohne Verlierer, positive Erfahrungen schaffen, auf Stärken hinweisen, Selbstbilderweiterungen schaffen, Stilles Kind: Einladen, Hinterherlaufen, Aufsuchen, Gewinnen, aus der Reserve locken, Einbinden in Verantwortung, Rückzugswünsche aktiv schaffen Sonnenschein: Für Ruhe und Entspannung sorgen, zum Theaterspielen animieren, experimentieren im Gefühlsausdruck, zur Verantwortung führen, Eindeutigkeit in Beziehungen herstellen, negative Gefühle zulassen 3
4 Die Arbeit mit den Eltern Motive der Intervention ( nach Traudel Schlickau) A. Die moralische Intervention...begreift die Eltern als "Täter" und verfolgt eigentlich die Absicht, die Eltern ermahnen und strafen zu müssen, "Weil sie sich nicht richtig kümmern". Bei diesem Handeln wird (unbewusst) mit Schuldzuweisung gearbeitet und nicht berücksichtigt, dass Sucht eine Krankheit ist, zu der auch die Vernachlässigung des Kindes gehören kann. Wenn suchtkranke Menschen mahnend und moralisch angesprochen werden, antworten sie zurückweisend und rechtfertigen ihr Verhalten mit Ausflüchten. B. Die diffuse Intervention...ist geprägt von einem unentschiedenen Vorgehen mit unklarer Zielsetzung. Dieses Handeln schadet eher, als dass es nützt, weil es zu Irritationen führt, nicht zum Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung beiträgt und Frustrationen auf beiden Seiten entstehen. C. Die helfende Intervention...ist primär auf Unterstützung ausgerichtet und von Verständnis geprägt. Weil die Helfenden dabei oft vergessen, die Selbsthilfekräfte der Betroffenen zu mobilisieren und Forderungen an sie zu stellen, entwickelt sich in diesen Beziehungen schnell eine Co-Abhängigkeit, die zur Stabilisierung der Sucht beiträgt, anstatt ihr etwas entgegenzusetzen. D. Die konsequente Intervention...verfolgt ein festgelegtes Ziel, das sorgfältig abgewägt wurde. Es werden Lösungen angestrebt, die meistens Entlastung verschaffen. Mit diesem Handeln zeigen pädagogische Fachkräfte Verantwortung und Mut. Spüren die Betroffenen dabei Anteilnahme und fühlen sich nicht überrumpelt, reagieren sie meistens positiv. Ausgangspunkt für ein Gespräch mit Eltern, die Suchtprobleme haben, sollte vorrangig das Verhalten des Kindes oder die Verbesserung seiner augenblicklichen Situation sein. 4
5 Kontakt: Monika Kaulke-Niermann Jugendamt Stadt Duisburg, Fachstelle für Suchtprophylaxe Friedenstr Duisburg tel
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