An Friedrich Wilhelm IV von Preußen. Berlin, 29. Juli Allergnädigster König

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1 AnFriedrichWilhelmIVvonPreußen Berlin,29.Juli1849 AllergnädigsterKönig IchweißnichtobesdaraufankommedenLutherischen GlaubenundLuthersGesinnungaufdiemöglicheBegnadigung einesverurtheiltenanzuwenden;daßabereuermajestät Gewichtdarauflegenbezeichnetmirdaszuleztemfangene Schreiben 1 eswirddahernichtunschicklichseinhier anzuführenwasindieserbeziehungdenwillender BegnadigunginEuerMajestätunterstützenkann. DasruhmwürdigsteimpreußischenLande,besonders untereuermajestätregierung,istdievollkommene Religionstoleranz;indiesemLandebegleiteteKinkel 2 keinamt wasihnanirgendeinsymbol,irgendeinverstandesjoch fesselte,mitluthereinstimmigüberdasrechtmiteignen AugenauchinReligionssachenzusehen,verließereine LaufbahninwelcherEinförmigkeitdesGlaubensundseiner Auslegungen,Gesetzsind;ergenießtfolglichwiejeder AndersglaubendedasRecht,auchüberGegenständeder Religionzudenkenwieerkann;undöffentlichzusagenwaser denkt; WievielmehrineinerPrivaterklärunganseinen Freund! ErlaubenEuerMajestäthierStellenausLuthers Schriftenanzuführen,Indenenichnichtunbewandertbinund diedasobigeunterstützen! 1 In FW s previous letter, the King told BvA of a letter Kinkel had written to a friend in which Kinkel had renounced a belief in God in favor of Pantheism, citing a passage from the Apostle Paul s letter to the Hebrews. 2 Gottfried Kinkel had done two advanced degrees in Religious History in Cologne, lost his position as a teacher when he married the freethinker Johanna Mathieux without attaining the permission of her first husband, who was Catholic, for the divorce, and then not waiting the requisite three years before remarrying. He then provoked disputes with the Pietists (a group of mystically oriented protestants who were extremely powerful in the church of Bettine s time.

2 DaichjungwargewöhnetichmichzurBibel;danach zuleztallevonmirthun,undmußtemichmitderbibel würgen;dennesistvielbessermiteignenaugensehenalsmit fremden. 3 EswirdniemalseinConcilium,dadieLeute zusammenstimmensollten,daslässtgottnichtzu,weiler selbstwillrichtersein,undwillnichtdaßmenschenrichten, nochentscheiden,nocheinanderrüge 4 gebensollen. Esmußzuleztnochdahinkommen,daßmaneinen jeglichenlasseglauben,wieersinseinemgewissenweißzu verantwortenvorgott! DennwerGottfürchtetinallerleiMeinungundVolkund seinersichannimt,deristgottangenehm! KlopstickinseinemGreisenalter: Indemwasdem Menschenamtheuerstenist,inseinerVerbindungmitseinem Erzeuger,darinerkünestDuDichmirmeineFreiheitzu nehmen? 5 DieWorteausdemBergpredigt 6 :Matth.5 SeeligsinddieBarmherzigen ppund: Richtetnichtaufdaß Ihrnichrgerichtetwerdet. solltenimchristlichensinnedas ganzethemaerledigenauchhatdiekatholischekirche,die dochsonstnichtblödeist,undvielemenschenselig gesprochenhat,derewigengnadeniesoweitvorgreifen wolleneinenbestimmtenmenschenverdammtzusprechen; undchristushatselbergesagtdaßvieledieseinennamen anrufenvonihmnichterkanntwerden,woherausvonselbst erfolgt,daßvieledieseinennamenverleugnen(ebenweiles nurdernameist)vonihmaufgenommenwerden. 3 Most of these quotes can be found in some form in Luther s Tischreden, accounts of Luther s conversations with his followers, in which he presented his beliefs in compelling and sometimes quite informal fashion. 4 to give rebuke or reprimand. 5 A quote from Klopstock s play Hermanns Tod, written when Klopstock was 63 years old. 6 German for Christ s Sermon on the Mount, the foundational address to Christ s disciples in which Christ describes the meaning of discipleship.

3 KönnteichdiesämtlichenEvangelienundEpistelndes neuentestamentszusammenschmelzenzurwahren FeuertaufederBegnadigung 7 ineuermajestätfüralle Bedürftigen,dannhätteichdieÜberzeugungaufdiechristliche GesinnunginEuerMajestätinrechterWeisegewirktzuhaben. IchvermagesnichtundmußabwartenobGottdieGlutder BarmherzigkeitinIhnenanfache!... Lassedochjeneverstocktenreactinairen KönigsliebendendiedenKonigausgroßemAberwitzselbst zermarternindemsieseinefreindeverfolgen,sich verwundern,daßmanendlichdasunmenschlicheunsinnige verwerfeundderweißheit,dermenschlichkeithuldige!alles jaalleskönntedurchdiehanddeskönigsgeschehen,was dasschicksaljeztmitfurchtbarergewaltineinersündflutdes Bluteserringenmuß!Jaheute!nachdemSieg könnteder erstemorgenstrahleinerersehntenzukunftaufgehen!geweckt durchdiemitdergnadedieimkönigruht! Waswissenjene Reaction MenschenwelchemitihrerEhreprahlenwiemit ihrenklapperndendegen,undmitihremgewissenwiemit ihremhölzernengesetz,undvongnadesicheinbildenesseien nurvortheiledieihnengebührenfürihrekönigsgnade! Die demherrndesweinbergs 8 aufdiefingersehen,daßerihnen dasmeistegebenundnichtsdenandern!unddochsinddiese gradanallemschuld! DieseMenschendenenkeinGefühlins HerzgeschriebenwederderKindernochderGartenliebe, sie solltenstattdiekönigsgnadezubekämpfendochlieberjener GansgedenkendiesichinJupitersSchoßflüchtete,alsdie beidenaltensiedemgottschlachtenwollten 9 DerGott 7 Bettine wishes for a baptism of fire here that will bring mercy to FW s heart. 8 Christus 9 Philemon and Baucis lived in profound poverty and great dignity. Some Olympic Gods were skeptical that ordinary mortals could be so virtuous. Zeus and Hermes, posing as destitute beggars visited Philemon and Baucis who offered them for dinner their sole goose. In gratitude, Zeus transformed their humble abode into a temple. The only wish of Philemon and Baucis was to die simultaneously. After their death, an oak and linden tree

4 versagtesichdiemahlzeitundrettetediegans,demgastlichen PaaraberschenkteerlangesLeben,undspätersteinen sanftentod,einerindesandernumarmung.wennichmir nundenarnimdenke,dersofrühseinenkindernundmir entrissenward. 10 UnderlägimKerkergetrenntvonseinen KindernundjederTagrückteihnseinemblutigenEndenäher einmalisterohnmächtiggewordendaereinkindfallensah sozartistdievaterliebe,sotiefgreifend,daßeinsarkermann diebesinnungverliert,wennerfürchtetdaskindhabe Schadengenommen! DiesalleswageichhiernurEuerMajestätauszusprechen weilichinihremenschlichkeit,einenbishernochnicht erschüttertenglaubenhabe! DiesWerkderGnadeinEuer MajestätHändegegeben,hatseinegroßeBedeutungseine heiligenzweckefürderenwahrheibürgtdieganzezukunft! OestreichsübereilteHinrichtungen 11 warenkeinwerkder kaltenvernunftvonreligiösengründenwardabeinichtdie Rede;eswareinFehlgriffgegendieFortdauerderRevolution, dieschnellmitdemvergossnenblutsicheinwurzelte.aus Rohheit ausleidenschaftundfurchthatmandiese mörderischenhinrichtungenbegangen;einstarkundkühn undschnellwollendermonarch,würdeeinenglorreicheren ZweckerringenwollteerdenMantelderGnadesoweit ausbreitenalsersichmachtfühltedazu!seinruhmwürde wahrlichnichtzerfallenwiedervonoestreich!... GeliebterKönig! soredeteichinvergangnenzeiten EuerMajestätan.Ichfühle eshatsichseitdemmanches dazwischengedrängt,undwirdauchzukünftigmanches grew side by side with their branches fondled one another. This touching story prompted Saint Paul to dedicate one of his epistles to Philemon. 10 Bettine spricht vom verstorbenen Ehemann, Achim von Arnim, und stellt sich ihn im Gefängnis vor. 11Bettine refers to the execution of the revolutionary Robert Blum, who had addressed the National Assembly in Frankfurt and led the resistance in Vienna that was crushed in October of 1848.

5 anderserscheinenalseswirklichist! WennaberEuer Majestätmeinen,dasichjeeinanderesIntressegehabtalsdas IhrigeinAllenAnliegen,sogeschiehtmirUnrecht EuerMajestät unterthänigste BettineArnim