Konzept, Durchführungspraxis und Evaluation des Curriculum Rückenschule der DRV Bund
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- Christian Wetzel
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1 Konzept, Durchführungspraxis und Evaluation des Curriculum Rückenschule der DRV Bund Karin Meng 1, Bettina Seekatz 1, Heiko Roßband 2, Ulrike Worringen 3, Heiner Vogel 1, Hermann Faller 1 1 Universität Würzburg, Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie. 2 Rehabilitationszentrum Bad Sooden-Allendorf, Klinik Werra. 3 Deutsche Rentenversicherung Bund.
2 Hintergrund Rückenschule: 90% der Rückenschmerzpatienten; kein standardisiertes und evaluiertes Programm verfügbar (DRV Bund, 2007, 2009) => moderate Evidenz für die Wirksamkeit von Rückenschulungen (Heymans et al., 2009; Maier-Riehle et al., 2001) Weiterentwicklung und Evaluation des Curriculum Rückenschule aus dem Gesundheitstrainingsprogramm der DRV Bund (Meng et al., 2009, 2011)
3 Arbeitsschritte Literaturrecherche Überarbeitung Curriculum Rückenschule Formative Evaluation Inhaltliche & formale Entwicklungsansätze Diskussion in interdisziplinärer Arbeitsgruppe Erster Entwurf, Diskussion in Arbeitsgruppe, erste Praxiserprobung Definition des Curriculums Summative Evaluation Entwurf des Manuals Erprobung, Diskussion in Arbeitsgruppe Endgültige Fassung Meng et al. (2009)
4 Arbeitsschritte Überarbeitung Curriculum Rückenschule Evidenz Klinische Expertise Qualitätskriterien Formative Evaluation Theorien Gesundheits- / Krankheitsverhalten Leitlinie Summative Evaluation Rückenschulung Meng et al. (2009)
5 Rückenschule Arzt Psychologe Bewegungstherapeut Einheiten 7 Dauer (min) 390 Curriculum Rückenschule Dozenten Arzt (1), Physiotherapeut/Bewegungstherapeut (5), Psychologe (1) Inhalte Material M1: Rückenschmerz: Epidemiologie, Ursachen, Verlauf, Risikofaktoren, Therapiemethoden M2: Aufbau und Funktion der Wirbelsäule, Körperwahrnehmung, Bewegungsverhalten und Schmerz bzw. Gesundheit M3: Körperwahrnehmung bei Bewegungsabläufen, Muskelaktivierungsstrategien zur Stabilisierung der Wirbelsäule M4: Schmerzerleben, Vermeidungs- und Durchhalteverhalten, Bewältigungsstrategien M5: Günstiges Sitzen, Bücken, Heben, Tragen bei Wirbelsäulenstabilisierung im Haushalt/Beruf M6/M7: Körperliche Aktivität: Intention, Handlungs-/Bewältigungsplanung, Handlungskontrolle Manual (inkl. Schulungsmaterial: Folien, Patientenheft)
6 Manual Arzt Psychologe Bewegungstherapeut Zielgruppe Gruppengröße Ziele und Inhalte Methoden/Didaktik Materialien
7 Kernelemente Arzt Psychologe Bewegungstherapeut bio-psycho-sozialer Ansatz; verhaltens- und bewegungsbezogener Ansatz positives Funktionsbild des Rückens; kein richtig-falsch -Ansatz für Bewegungsabläufe Alltagstransfer; motivationale und volitionale Elemente interaktives Vorgehen; hohe Patientenbeteiligung einheitliche interdisziplinäre Prinzipien; inhaltlich abgestimmte Module
8 Theorie-basierte Intervention - Aufbau körperlicher Aktivität Arzt Psychologe Bewegungstherapeut Motivation fördern Umsetzung fördern Problembewusstsein herstellen, Ressourcen aufzeigen Informationsvermittlung (Rückenschmerz, Behandlung, körperliche Aktivität), Reflexion eigener körperlicher Aktivität) Positive Handlungsergebniserwartungen fördern Abwägen von positiven und negativen Auswirkungen Selbstwirksamkeitserwartung stärken Anleitung zu einfachen Übungen, Vermittlung von Handlungskompetenz, Positive Bewegungserfahrungen Handlungsplanung Zielsetzung fördern, Kompetenz zur Verhaltensplanung ( Was-wann-wo -Pläne) Bewältigungsplanung Antizipation von Hindernissen Entwicklung von Gegenstrategien Handlungskontrolle Anleitung zur Selbstbeobachtung, Anleitung zur Anpassung von Plänen
9 Günstige Bewegungsabläufe Bewegungstherapeut Arzt Psychologe Patient Patient Patient Stehen/ Gehen Patient Patient Liegen/ Aufstehen Patient Patient Patient Patient Patient Heben/ Tragen Bücken Patient Patient
10 Arbeitsschritte Überarbeitung Curriculum Rückenschule Patientenbefragung Trainerbefragung Strukturierte Beobachtungen Formative Evaluation Summative Evaluation Meng et al. (2009)
11 Patientenbefragung (n = 48) Modul Themenauswahl Verständlichkeit/Inhalte Nutzen/Inhalte Vortragsweise Eigene Anmerkungen Erfahrungsaustausch Gruppenatmosphäre Foliengestaltung Gesamtbewertung = sehr gut; 6 = ungenügend; n = 45.
12 Patientenbefragung (n = 48) Positiv Negativ Nennungen n Inhalte 36 7 Informationsvermittlung Dozent 39 3 Patientenorientierte Didaktik 28 2 Gruppenatmosphäre Sonstiges Global gut Organisation/ Raum Geringes Zeitkontingent Keine Seitenzahlen/ Patienteninfo
13 Trainerbefragung (n =24) Bewertungskomponente M Themenauswahl 2.25 Verständlichkeit/Inhalte 2.29 Nutzen/Inhalte 2.33 Vortragsweise 1.92 Eigene Anmerkungen 2.00 Erfahrungsaustausch 2.04 Gruppenatmosphäre 2.04 Foliengestaltung = sehr gut; 6 = ungenügend Umsetzung Lernziele Lernziele (N = 31) vollständig teilweise nein
14 Strukturierte Beobachtungen (n = 10) Inhalte Methoden Zeiteinteilung Durchführung entspricht weitgehend dem Manual
15 Arbeitsschritte Überarbeitung Curriculum Rückenschule Formative Evaluation hohe Akzeptanz Umsetzbarkeit nach Manual Summative Evaluation
16 Arbeitsschritte Überarbeitung Curriculum Rückenschule Randomisierte Kontrollgruppenstudie Formative Evaluation Summative Evaluation
17 Fragestellungen Weist das Curriculum Rückenschule eine Wirksamkeit hinsichtlich des Schulungs- und Rehabilitationserfolgs auf? Primäre Hypothese: Das Curriculum Rückenschule ist einer nichtstandardisierten Schulung hinsichtlich des Krankheits- und Behandlungswissens der Patienten kurz-, mittel- und langfristig überlegen.
18 Studiendesign Studienteilnehmer M51, M53, M54 externe Randomisierung Interventionsgruppe Curriculum RS T1 Reha-Beginn T2 Reha-Ende Kontrollgruppe unstandardisierte RS T3 6-Mo- Katamnese T4 12-Mo- Katamnese Eligibel: 631 Responder: 382 N = 360 n = 328 (91%) n = 296 (82%) n = 269 (75%) Ausschluss/Abbruch: 22
19 Zielparamter / Instrumente Proximale Schulungsziele Krankheits- und Behandlungswissen Körperliche Aktivität: Determinanten Schmerzbezogene Kognitionen Schulungszufriedenheit Distale Schulungsziele Körperliche Aktivität: Verhalten Rückenübungen; rückenbezogenes Verhalten Schmerzbewältigung Schmerz Funktionsfähigkeit Lebensqualität / subjektive Gesundheit Eigenkonstruktion HAPA-Skalen FABQ Eigenkonstruktion FFkA mod. Skalen nach Herda/Göhner FESV NRS FFbH-R SF-12
20 Stichprobe (N = 360) Teilnehmer n Frauen % Lebensalter M (SD) 50.2 (7.6) 49.5 (7.7) In Partnerschaft lebend % Beruf Angestellte % Erwerbsstatus % erwerbstätig Reha-Hauptdiagnose (ICD-10) % Sonstige Bandscheibenschäden (M51) 9 8 Sonst. Krankheiten Wirbelsäule und Rücken (M53) Rüchenschmerzen (M54) Schwerbehindertenausweis % 7 8 AU-Tage M (SD) 46.9 (67.9) 47.0 (70.2) IG KG
21 Primärer Outcome Krankheits-/Behandlungswissen Wissensfragebogen M ***.056***.026** 15 0 Reha-Beginn Reha-Ende nach 6 Mo. nach 12 Mo. Messzeitpunkt Interventionsgruppe Kontrollgruppe klein: η 2 =.0099, mittel: η 2 =.0588, groß: η 2 =.1379
22 Interventionseffekte Reha-Ende Verhaltensdeterminanten körperliche Aktivität HAPA Handlungsplanung Bewältigungsplanung 4,0 4,0 M Handlungsplanung 3,5 3,0 2,5 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende Messzeitpunkt η 2 =.053*** Interventionsgruppe Kontrollgruppe (n = 328) (n = 328) M Bewältigungsplanung 3,5 3,0 2,5 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende Messzeitpunkt η 2 =.014* Interventionsgruppe Kontrollgruppe klein: η 2 =.0099, mittel: η 2 =.0588, groß: η 2 =.1379
23 Interventionseffekte Reha-Ende Angstvermeidungskognitionen Prognose Arbeit Körperliche Aktivität M Prognose Arbeit/Beruf Reha-Beginn Reha-Ende Messzeitpunkt η 2 =.012* Interventionsgruppe Kontrollgruppe (n = 328) (n =328) M Angst körperliche Aktivität Reha-Beginn Reha-Ende Messzeitpunkt η 2 =.013* Interventionsgruppe Kontrollgruppe FABQ Arbeit Ursache: n.s. klein: η 2 =.0099, mittel: η 2 =.0588, groß: η 2 =.1379
24 Interventionseffekte Reha-Ende Schulungszufriedenheit IG KG d (95%-KI) Vermittelte Inhalte * ( ) Gruppen- und Interaktionsaspekte *** ( ) Schulungsmaterialien *** ( ) Schulung weiterempfehlen * ( ) klein: η 2 =.20, mittel: η 2 =.50, groß: η 2 =.80
25 Interventionseffekte 6 / 12 Monate Körperliche Aktivität nach 6 und 12 Monaten M Minuten / Woche η 2 =.011 Interaktion Geschlecht η 2 =.036*** Interventionseffekt Männer nach 6 Monaten KG Männer IG Männer KG Frauen IG Frauen η 2 =.046*** Reha-Beginn nach 6 Monatennach 12 Monaten Messzeitpunkt klein: η 2 =.0099, mittel: η 2 =.0588, groß: η 2 =.1379
26 Wirksamkeit proximale Ziele Reha-Ende Interventionseffekte (η 2, d) nach 6 und 12 Monaten Krankheits-/Behandlungswissen mittel mittel klein Körperliche Aktivität Selbstwirksamkeit Pos. Handlungsergebniserwartung klein klein Neg. Handlungsergebniserwartung klein klein klein Risikowahrnehmung Intention klein Handlungsplanung mittel Bewältigungsplanung klein FABQ schmerzbezog. Kognitionen Arbeit Ursache klein Prognose Arbeit/Beruf klein klein Angstvermeidung körp. Aktivität klein klein klein Schulungszufriedenheit mittel klein
27 Wirksamkeit distale Ziele Körperliche Aktivität Reha-Ende Interventionseffekte (η 2, d) nach 6 und 12 Monaten klein (mittel) Rückengerechtes Verhalten / Übungen klein / - klein / klein FESV Schmerzverarbeitung Handlungsplanungskompetenzen klein mittel klein Kognitive Umstrukturierung klein Kompetenzerleben klein klein Mentale Ablenkung klein klein Gegensteuernde Aktivitäten klein klein klein Ruhe-/Entspannungstechniken klein klein klein NRS Schmerz klein FFbH Funktionskapazität SF-12 Körperliche Gesundheit Psychische Gesundheit klein
28 Fazit Wirksamkeit belegt primärer Evaluationsparameter: kurz-/mittel-/langfristig proximale Ziele: kurzfristig distale Ziele/Verhalten: mittel-/langfristig Effektgrößen erwartungskonform Optimierungspotentiale für Programm? Dissemination des Programms Rahmenkonzept des Gesundheitstrainingsprogramms
29 Psychotherapie, Medizinische Psychologie, Rehabilitationswissenschaften Klinik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf Deutschen Rentenversicherung Bund Link zum Manual: Publikation Rehabilitation 2009; 48: Clinical Journal of Pain 2011; 27:
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