Niedrige Zinsen: Konsequenzen für die Volksbanken und Raiffeisenbanken
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- Elmar Bergmann
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1 Niedrige Zinsen: Konsequenzen für die Volksbanken und Raiffeisenbanken Dr. Andreas Bley Leiter der Abteilung Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik 3. Juni 2013
2 Zinsen noch nie so niedrig wie heute Was wird das neue Normal nach der Krise? Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in Prozent Arbeitshypothese für die Zukunft: Schuldenkrise wird bewältigt und EZB hält Stabilitätsversprechen ein Langfristiger Benchmark-Realzins von 2 bis 3 Prozent realistisch Deutschland historisch (1965 bis 1. Quartal 2013) mit 3,6 Prozent noch höher, wenige Länder wie die Schweiz deutlich unter 2 Prozent Normale Rendite höher als erwartet? Rendite 10-jähriger Bundesanleihen könnte bei rund 5-6 Prozent liegen Deutschland Quelle: EcoWin Vereinigte Staaten 2
3 Ausblick: Zinsbild wird sich nicht so schnell ändern Wirtschaftswachstum im Euroraum Preisbereinigter Anstieg des BIPs in Prozent zum Vorjahr Euroraum wird Schuldenkrise nur sehr allmählich überwinden 1,7 3,2 3,0 0,4 2,0 1,4 1,8 0,9 1,1 1,4 Prognosen bislang zu optimistisch Konjunkturtal dürfte aber im zweiten Halbjahr durchschritten werden -0,6-0,3 Wachstum noch lange Zeit gedämpft Rückführung des Verschuldung und Strukturreformen zur Stärkung der -4,4 Wettbewerbsfähigkeit langwierig Arbeitslosigkeit verharrt auf hohem Stand und Konsum weiterhin schwach Aktuelle Frühjahrsprognose des IWF Frühere Prognosen (jeweils aus dem Vorjahr) Quelle: Internationaler Währungsfonds Kreditzugang bleibt in Peripherie schwierig und Investitionen gedämpft 3
4 Deutschland startklar, aber nur moderates Wachstum aus eigener Kraft In Deutschland Wachstum über Trend in 2014 wahrscheinlich Weltwirtschaftswachstum nimmt zu Quelle: Fotolia Rezession im Euroraum endet wohl Konsum trägt das Wachstum in Deutschland Wirtschaftswachstum Deutschland 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0-0,5-1,0 0, Q1 0,2 0,2-0, Q3 0, Q1 0,9 0, Q Q1 Grenzen des 90%-Vertrauensintervalls Bruttoinlandspro dukt Prognose der Europäischen Kommission Veränderung des Bruttoinlandsprodukts zum Vorquartal in Prozent, preis-, saison- und kalenderbereinigt Quelle: Statistisches Bundesamt, Europäische Kommission, Prognose des BVR vom Anstieg der Investitionen im Jahresverlauf zu erwarten Abwärtsrisiken beträchtlich, z.b. durch: Eine erneute Zuspitzung der Schuldenkrise oder Eine Verlangsamung der Weltwirtschaft 4
5 Gefahr der Japanisierung Deutschlands oder des Euroraums? Verschuldung des privaten Sektors Euroraum, in Prozent des BIPs LU IE CY PT BE NL ES MT FI AT FR EE IT SI DE EL SK Quelle: Europäische Kommission Gefahr anhaltender Stagnation und niedriger Zinsen im Euroraum nicht unterschätzen Der Euroraum ist nicht Japan, aber Balance Sheet Recession in Peripherie Gefahr des Zombie Lending Reformelan in Südländern könnte nachlassen Verfestigung der Krise würde auf Deutschland ausstrahlen Abflachung des Wachstumstrends Anstieg der Risikokosten zu erwarten Deutschland aber nur bedingt mit Japan vergleichbar Solide Finanzierung der Unternehmen und Privathaushalte Aber: sehr hohe Abhängigkeit vom Export 5
6 Gefahren des Niedrigzinses: Schwächung der Zukunftsvorsorge Monate mit negativem Realzins Anteile in Prozent* kurz** lang*** DE DE US UK JP CH ,2 0,0 31,7 45,8 53,3 52, ,0 0,0 9,2 10,0 0,8 22, ,0 0,0 0,0 0,0 4,2 2, ,5 0,0 10,0 10,8 5,0 2, ,4 46,2 51,3 69,2 0,0 0,0 Gesamt 2,6 3,0 13,7 18,1 12,9 16,2 *bis März 2013 **Differenz aus der Rendite auf 10-jährige Staatsanleihen und der Verbraucherpreisinflation ***auf Basis des Dreimonatszinses Quelle: EcoWin, Berechnungen des BVR Langfristiger Realzins in Deutschland seit 2011 erstmals negativ Sparer bislang recht gelassen Sparquote nur wenig gesunken Geldvermögensbildung noch auf Trend Tendenz zu mehr Konsum dürfte zunehmen Vorsorgelücke erhöht sich deutlich Geringere Zinseinkommen senken Sparfähigkeit Negativer Zinseszinseffekt erfordert höhere Sparleistung Gefahren für Volksbanken und Raiffeisenbanken überschaubar 6
7 Gefahren der Niedrigzinsen: Keine Immobilienpreisblase bislang Entwicklung der Hauspreise Hauspreise im Verhältnis zum Haushaltseinkommen, 1980 = Q1 1983Q1 1985Q1 1987Q1 1989Q1 1991Q1 1993Q1 1995Q1 1997Q1 1999Q1 2001Q1 2003Q1 2005Q1 2007Q1 2009Q1 2011Q1 2013Q1 US JP DE FR IT UK Quelle: OECD Indikatoren zeigen derzeit keine Blase an Anteil des Baus an der Wirtschaft klein Hauspreise im Vergleich zum Einkommen bzw. Mieten nicht hoch Kein hohes Wachstum der Kredite, keine hohe Verschuldung der Haushalte Aktueller Preisanstieg noch Nachholeffekt nach langer Marktschwäche Höhere Baupreise auch wegen hoher Baustandards Risiko einer Übertreibung steigt mit Dauer der Niedrigzinsphase Blase würde aber plausible Wachstumsstory benötigen 7
8 regionale Entwicklungen sollten aufmerksam beobachtet werden Größte Preisanstiege in Ballungszentren Wenig Dynamik in demographisch schwachen Regionen Sinkende Preise in mehreren Städten des Ruhrgebiets Preisanstieg deutschlandweit in 2012 bei 4,2 Prozent Preisanstieg verteilt sich regional etwas gleichmäiger als in 2010/11 Indexveränderung zum Vorjahr, 2012 Quelle: BulwienGesa 8
9 Niedrige Zinsen, niedrige Erträge Zinsspanne und langfristiger Zinssatz In Prozent *2013: Prognose Quelle: Deutsche Bundesbank, BVR Zinsspanne geht im Einklang mit Zins zurück Sowohl Zins als auch Zinsstruktur sind Determinanten der Zinsspanne Dauer der Zinsphase und Nähe zur Nullgrenze für Wirkung entscheidend Andere Faktoren ebenfalls von Bedeutung Gestiegene Wettbewerbsintensität Ausländische Wettbewerber Direktbanken Geringes Wachstum der Kreditmärkte Wandel in der Unternehmensfinanzierung Bislang wirkten hohe windfall profits noch gewinnsteigernd (hohe Zinsen/Margen im Bestand) Druck auf die Erträge wird weiter zunehmen 9
10 Handlungsoptionen Kundenerträge stabilisieren Gesundes Bilanzwachstum als Ziel Aktuelle Wachstumszahlen spiegeln den Markterfolg Hohe Qualität sichern Vertriebstrukturen verbessern Kosteneffizienz erhöhen Problem: stetige Zunahme des Verwaltungsaufwands Quelle: Fotolia Gefahr mittelfristig steigender Cost- Income-Ratio Strukturen prüfen Risikotragfähigkeit im Blick behalten! 10
11 Fazit Niedrigzinsphase kann noch lange anhalten Auch bei allmählicher Bewältigung der Schuldenkrise dürften Zinsen mittelfristig sehr niedrig bleiben (75 Prozent) Im Risikoszenario einer Krisenverfestigung Gefahr einer Niedrigzinsfalle (20 Prozent) Falls Normalisierung doch schneller eintritt, könnten Zinsen aber kräftig steigen (5 Prozent) Ertragsdruck im Bankgeschäft dürfte noch zunehmen Sehr hohe Wettbewerbsintensität wird anhalten Genossenschaftsbanken sind nachhaltig profitabel, Profitabilität im deutschen Kreditgewerbe im internationalen Vergleich aber generell unterdurchschnittlich Niedrige Margen auf der Einlagen-, aber zunehmend auch auf der Kreditseite Bei ungünstiger Wirtschaftsentwicklung wieder steigende Risikokosten im Firmenkundengeschäft 11
12 Kontakt Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.v. (BVR) Dr. Andreas Bley Leiter der Abteilung Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik Schellingstraße Berlin Telefon: 030 / a.bley@bvr.de Internet: 12
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