Ansprache des Herrn Bundespräsidenten beim Festakt 50 Jahre Kongresszentrum Hofburg Vienna am 11. September 2008 im Zeremoniensaal

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1 1 Ansprache des Herrn Bundespräsidenten beim Festakt 50 Jahre Kongresszentrum Hofburg Vienna am 11. September 2008 im Zeremoniensaal Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Frau Diplomkaufmann! Verehrte Festgäste! Wir feiern heute das 50-jährige Jubiläum des Kongress- und Veranstaltungszentrums Wiener Hofburg und ich komme als Gratulant, aber auch als Nachbar mit der kürzesten Anreise zu Ihnen. Die historische Bedeutung der Hofburg in der Geschichte unseres Landes muss nicht näher beschrieben werden. Ihre Anfänge liegen bekanntlich im 13. Jahrhundert und durch mehr als 700 Jahre hat sich die Hofburg zu jenem historischen Ort entwickelt, den die Welt heute kennt. Der Wiener Kongress von 1814/1815 z.b. beeinflusste die Entwicklung Europas nach den Napoleonischen Kriegen

2 2 nachhaltig und auf Jahrzehnte. Aber auch die Kultur war immer ein wichtiges Element in der Wiener Hofburg. Vor diesem Hintergrund war es im Jahre 1958, nur 12 Jahre, nachdem Bundespräsident Dr. Karl Renner den Leopoldinischen Trakt der Hofburg als Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten bezogen hatte, ein visionärer Beschluss, einen Teil der Hofburg als öffentliches Kongress- und Veranstaltungszentrum in Aussicht zu nehmen. In diesem Zusammenhang möchte ich stellvertretend für alle Pioniere der ersten Stunde an Kommerzialrat Ernst Stock erinnern, den ich persönlich gut gekannt und sehr geschätzt habe. Er hat sich mit allen seinen Kräften dem Projekt Kongresszentrum Hofburg gewidmet und gemeinsam mit anderen Gesellschaftern im Jahr 1969 die Leitung der Wiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsges.m.b.H vom Wirtschaftsministerium übertragen bekommen.

3 3 Mit Sicherheit kann man sagen, dass der Erfolg der Hofburg Betriebsges.m.b.H in nicht unwesentlicher Weise auch zum Erfolg Wiens als Tourismus- und Kongressstadt beigetragen hat. Und die Bundespräsidenten sind ebenfalls Nutzer dieser nun privatwirtschaftlich verwalteten Räume. In diesen Räumen finden Staatsakte, Staatsbankette, von der Präsidentschaftskanzlei organisierte Schüler- und Pensionistentage und viele andere Veranstaltungen wie z.b. die Vereidigung unserer Olympiamannschaft, der Neujahrsempfang für das Diplomatische Corps oder die Behindertenweihnachtsfeier des Bundespräsidenten statt. Viele Staatsgäste kennen und schätzen die kulturhistorisch so wertvollen und bedeutsamen Räume der Hofburg, und dieses Ambiente hinterlässt bei allen Gästen stets einen besonderen Eindruck.

4 4 Meine Damen und Herren! Ich möchte auch kurz auf die internationale Bedeutung dieses Kongresszentrums eingehen: Mit der 2. Generalkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde im Herbst 1958, konnte gleich zu Beginn ein wichtiger Grundstein für das ehrgeizige Projekt gelegt werden, die Hofburg als Kongresshaus von internationaler Bedeutung zu platzieren. Ich erinnere nur beispielhaft an die Achtziger Jahre, als die Hofburg zum Schauplatz der 2. KSZE-Folgekonferenz, also der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wurde. Gerade in dieser entscheidenden Phase am Ende des Kalten Krieges war die KSZE ein wichtiger Ort des Dialogs. In den Neunziger Jahren wurde die Hofburg folgerichtig zum ständigen Konferenzort der 1994 begründeten Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, der OSZE, ausgewählt und ist es bis heute geblieben.

5 5 Mit Stolz kann man sagen, dass das Kongress- und Veranstaltungszentrum Hofburg im internationalen Kongresswesen einen Platz an der Weltspitze einnimmt. Konferenzteilnehmer aus aller Welt erleben hier eine wohl einmalige Mischung aus Tradition und Moderne, historischer Bausubstanz und modernster Konferenztechnologie. Nicht zu vergessen die sehr charmante, typisch österreichische Konferenzbetreuung, auf die wir zu Recht, stolz sind. Meine Damen und Herren! Auch in der jüngsten Vergangenheit war das Kongresszentrum Hofburg Schauplatz bedeutender Konferenzen und internationaler Treffen.

6 6 Der österreichische Ratsvorsitz in der Europäischen Union, die sogenannte österreichische EU-Präsidentschaft, richtete 1998 und 2006 hier jeweils eine permanente Konferenzfazilität ein und wurde zum Schauplatz zahlreicher wichtiger EU-Treffen. Ich erinnere mich aber auch gerne an eine Reihe anderer bedeutsamer Veranstaltungen, die ich als Bundespräsident hier eröffnen konnte. So fand im November 2005 im Großen Redoutensaal die Internationale Konferenz Der Islam in einer pluralistischen Welt mit den Präsidenten von Irak und Afghanistan, Jalal Talabani und Hamid Karzai, dem ehemaligen Präsidenten des Iran, Mohammad Khatami, und zahlreichen internationalen Experten statt. Im Dezember desselben Jahres feierten wir im Festsaal 50 Jahre Mitgliedschaft Österreichs in den Vereinten Nationen, und auch den 60. Jahrestag der Gründung der UNO. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation, Mohamed ElBaradei, übrigens ein großer Freund Österreichs,

7 7 hielt hier seine erste große Rede nach der Überreichung des Friedensnobelpreises. Und auch heuer, Ende August, also erst vor wenigen Tagen, trafen internationale Experten aus aller Welt zusammen, um unter dem Titel Human Rights: Global Standards Local Action aktuelle Entwicklungen im so wichtigen Bereich der Menschenrechte aufzuzeigen. Die konkreten Empfehlungen dieser Tagung wird Außenministerin Ursula Plassnik in wenigen Wochen der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York präsentieren. Sie sehen, warum ich eingangs die bedeutende Rolle des Internationalen Kongresszentrums Hofburg betont habe, die entscheidend mithilft, Wiens Position als Kompetenzzentrum for human security im 21. Jahrhundert und als Sitz zahlreicher bedeutender internationaler Organisationen zu festigen und weiterzuentwickeln. Ich wünsche mir, dass sich diese

8 8 erfreuliche Dynamik auch in den kommenden Jahren fortsetzt und Wien seine Stellung kontinuierlich ausbaut. Gerade in einer immer komplexer werdenden Welt brauchen wir eine neue Qualität des Dialogs, ein aufmerksames einander Zuhören, eine konstruktive Suche nach Gemeinsamkeiten. Österreich hat im Hinblick auf eine dialogorientierte Zusammenarbeit eine lange währende und erfolgreiche Tradition. In diesem Sinne danke ich der Leitung dieses Hauses und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit und darf Ihnen als symbolisches Dankeschön dieses neue Gästebuch für zumindest weitere erfolgreiche 50 Jahre übergeben. Ich wünsche Ihnen auch für die Zukunft die Energie, das Können, die Zuversicht, aber auch das Bisschen Glück, das zu jedem großen Erfolg letztendlich dazu gehört.

9 9 Möge der genius loci der Hofburg und die Tatsache, dass genau hier das Herz Europas schlägt, auch künftige Debatten, Diskussionen und Ergebnisse inspirieren.