Leichte Sprache in der Praxis
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- Sebastian Gärtner
- vor 8 Jahren
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1 Leichte Sprache in der Praxis Krankenversorgung, Kommunikation und Selbstbestimmung Rechtsanwalt Dr. Oliver Tolmein, Fachanwalt für Medizinrecht
2 Ablauf Anmerkungen zu Kommunikation im Gesundheitswesen und beim Anwalt Kommunikation im Patientenrechtegesetz Anspruch auf Kommunikationshilfe Inklusive Ausbildung von BehandlerInnen (und AnwältInnen)
3 Kommunikation Kommunikation ist ein schwieriges Wort Sie ist auch schwierig zu leben Mediziner und Juristen eher exklusiv angelegte Berufe. Brauchen Latinum und können Terminologien: stellvertretendes Commodum, Aberratio ictus, falsa demonstratio non nocet; Subdurales Hämatom, Aortenaneurysma, Konmversionsstörung Sie lernen aber keine verständliche Normalsprache Leichte Sprache erst recht nicht Kommunikation wird überwiegend als einseitiger Prozess verstanden: PatientInnen legen ihr Leben offen, Behandler ziehen daraus Schlüsse, formulieren Gutachten oder schreiben Arztbriefe, die auch heute noch gerne verschlossen den Patienen als boten mitgegeben werden.
4 Gleiches Recht auf Verständigung Verständigungsmöglichkeiten eröffnen aber erst einen wirksamen Zugang zur Krankenversorgung (Art 9 UN- BRK) und zur Justiz In Gutachten vor dem SG erscheinen Mandanten als Simulanten die Form der Sprache suggeriert aber objektive, wissenschaftliche Befund Dagegen können sich Patienten nicht wehren, wenn sie es gar nicht verstehen. Rechtsanwalt als Mittler von Konzepten?!
5 Gleiches Recht auf Verstehenkönnen Nicht nur Worte, auch Bedeutungszusammenhänge: Neurologisches Gutachten in Prozess um Umschulungsleistungen: Arbeitsfähig, keine hohen physischen und psychischen Belastungen, kein Stress, keine schnelles Arbeitstempo. Patientin denkt: tolles Gutachten, trägt meinen Bedürfnissen Rechnung. Tatsächlich: Klage scheitert am Gutachten, denn Analyse ist Code für Arbeitsfähig, aber nicht unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitmarktes.
6 Mündige PatientInnen Medizinische Eingriffe = Körperverletzung Einwilligung erforderlich rechtlich hohe Hürde Aber: Einwilligung macht nur Sinn bei entsprechender Aufklärung und Beratung (Risiken, Alternativen,Verläufe, Nachsorgeerfordernisse etc.) Nachfragemöglichkeiten Aufklärung/Beratung muss auch verstanden werden können. Dafür bedarf es ggf. VermittlerInnen: GebärdensprachdolmetscherInnen, DolmetscherInnen, Sprachkompetenz einfache Sprache, kindgerechte Sprache Vermittlung muss unkompliziert und umfassend zur Verfügung stehen. Gelingende Verständigung Schlüssel zur guten, selbstbestimmten Behandlung
7 Kommunikationsrechte der PatientInnen Patientenrechtegesetz verlangt: Zusammenwirken der Vertragspartner Gegenseitige Information Verständliche Aufklärung des Einwilligenden Verständliche Aufklärung auch des Betreuten, der nicht selbst einwilligt 17 Abs 2 SGB I verlangt: Recht Gebärdensprache bei Ausführung von Sozialleistungen zu verwenden 19 Abs 1 erlaubt Gebärdensprache als deutsche Amtssprache bei Sozialbehörden (auch KK und PflK)
8 Leichte Sprache Kein Recht auf Verwendung leichter Sprache normiert (keine entsprechenden Gesetze und Verordnungen) Behörden selbst und Gesetzgeber nicht kommunikationserfahren. Ansätze dazu in UN-BRK: Hilfe und Unterstützung (jenseits Brailleschrift und GSD) Zugang zu Informationen erleichtern (Art 9) Problem: Leichte Sprache nicht als eigenständige Kommunikationsform anerkannt (und damit gefordert)
9 Leichte Sprache, große Kompetenz Keine Ausbildung: Kommunikation in leichter Sprache der Berufsgruppen. Nicht einmal: Bewußtsein für Kommunikationsbarrieren vorhanden Vorstellung: Verständigungsbarriere wäre natürlich, erforderliches Wissen zu komplex Deswegen: Ausweichende Kommunikation: Adressieren des Begleiters, Betreuers, der Familie
10 Leichte Sprache Selbstversuch Konzeption der eigenen Homepage 2007 Barrierefreiheit (im doppelten Sinn) als Ziel Varianten: Kontrastreich, GSD, Leichte Sprache
11 Leichte Sprache Selbstversuch Diskussion: ganze HP? Nur Teile welche: Betreuungsrecht ja; Medienrecht nein? wir wollen alles, tatsächlich: wir haben nicht so viel Zeit Selber schreiben? In Auftrag geben? selber schreiben, überprüfen wir müssen ja auch selber reagieren. Bilder als Verständnishilfe: gibt kaum welche für unsere Arbeit. Die die es gibt gefallen uns nicht so gut. Eigene sind zu teuer
12 Leichte Sprache - Reaktionen Viele sagen was dazu Den meisten gefällt es. Viele nutzen es. Auch Menschen, die Deutsch erst später gelernt haben Kaum Mandanten, die deswegen zu uns kommen. Viele Kollegen finden es gut. Das wollen wir ausbauen. Idee: Den anderen erleichtern so etwas zu machen
13 Leichte Sprache - Fortsetzung Patientenbroschüre in leichter Sprache Viele Ideen schwierig Kostenträger zu finden Und: Viele Menschen, die leichte Sprache sprechen interessieren sich nicht besonders für Recht. Genauso wie viele Menschen, die Standardsprache sprechen: von denen kommen auch nur wenige zu unseren Veranstaltungen..
14 Kanzlei Menschen und Rechte Rechtsanwalt Dr. Oliver Tolmein (Fachanwalt für Medizinrecht) Borselstraße Hamburg Tel: Fax:
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