MASCHINENBAU UND ANLAGENBAU RUSSLAND

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1 MASCHINENBAU UND ANLAGENBAU RUSSLAND

2 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Branche kompakt: Russland - Maschinenbau und Anlagenbau (Dezember 2014) Moskau (gtai) - Die Absatzmöglichkeiten für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau trüben sich 2015 ein. Damit setzt sich die Abwärtsspirale fort, die 2014, teilweise schon 2013 eingesetzt hat. Russische Maschinenkunden melden zwar einen ungebrochen hohen Bedarf an, können aber aus verschiedenen Gründen nur wenig ordern. Deutsche Lieferungen bleiben in verschiedenen Sparten alternativlos. Daher gibt es durchaus Chancen für deutsche Anbieter. Marktentwicklung/-bedarf Russland ist der weltweit siebtgrößte Absatzmarkt für Maschinen und Anlagen. Unter den wichtigsten Zielländern für deutsche Maschinenausfuhren lag Russland 2013 auf dem vierten Platz. Mit den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen des Jahres 2014 dürfte vieles anders werden, zumindest vorübergehend. Auf der einen Seite haben die EU-Sanktionen die Liefermöglichkeiten des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus zum Teil eingeschränkt. Zudem wurden die Refinanzierungsmöglichkeiten für die fünf größten russischen Banken auf dem europäischen Kapitalmarkt beeinträchtigt, wodurch sich das Kreditangebot in Russland verkleinerte. Auf der anderen Seite verringerten sinkende Ölpreise und damit wegbrechende Exporteinnahmen in Russland die Verfügbarkeit von Devisen. Darüber hinaus haben sich die Einfuhren infolge drastischer Wechselkursverschiebungen verteuert. Russische Maschinenkunden verspüren unter dem Strich weitaus größere Schwierigkeiten bei der Finanzierung als noch in den Vorjahren. Die Föderale Regierung in Moskau reagierte auf die Abwärtsspirale mit zwei folgenschweren Beschlüssen: Erstens sollen Sortimentserweiterungen in der heimischen Industrie so schnell wie möglich Importe ersetzen. Zweitens sollen Geschäfte dort, wo dennoch ein Einfuhrbedarf besteht, vorzugsweise mit Unternehmen aus Ländern abgeschlossen werden, die sich den Sanktionen der EU und der USA nicht angeschlossen haben. Die Maschinennachfrage erhält damit eine neue Ausrichtung. Publikumswirksam wurden die Beziehungen zur VR China aufgewertet. Die Anzahl der chinesisch-russischen Projekte ist gestiegen, darunter in der Bergbau- und Bahntechnik, in der Automobilsparte, aber auch im Maschinen- und Anlagenbau. Russland vereinbarte zudem umfangreiche Kooperationen mit der Türkei und mit Indien. Eine spürbar engere Verzahnung erfolgt ebenfalls mit dem Maschinenbau in Belarus, unter anderem im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), die seit dem besteht. Für deutsche Maschinenbauer ändert sich 2015 die Wettbewerbssituation. Dennoch bleiben Geschäftschancen bestehen, wenn auch das Liefervolumen graduell abnimmt. Für eine Reihe von Maschinensparten gibt es kaum Alternativen zu deutschen Lieferungen. Dazu gehören unter anderem Ausrüstungen für die Öl- und Gasindustrie, Fluid- und Kontrolltechnik, Prozess- und Steuertechnik für verschiedenste Anwendungen, darunter für die chemische, petrochemische und Kunststoffindustrie und gleich mehrere Arten von Werkzeugmaschinen. Der Absatz einiger Maschinensparten ist sogar im Aufwind: Mit dem 2014 proklamierten Autarkiebestreben Russlands bei der Erzeugung von Agrargütern und Lebensmitteln ist zum Beispiel die Germany Trade & Invest 1

3 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Nachfrage nach Landwirtschaftstechnik, Nahrungsmittel- sowie Verpackungsmaschinen gestiegen. Dazu gehören unter anderem Anlagen zur Verarbeitung von Milch und Fleisch. Gleiches gilt für Kühl-, Transport- und Lagertechnik. Dies ist notwendig, um bislang lückenhafte Lieferketten vom Landwirt bis hin zum Verbraucher zu reparieren. Produktion/Branchenstruktur In den ersten drei Quartalen 2014 ist die Produktion von Maschinen und Ausrüstung - entgegen dem deklarierten Regierungskurs - um 7,5% eingebrochen. Vor allem die Privatwirtschaft hat kaum oder überhaupt nicht in Maschinen und Anlagen investiert, und das schon das zweite Jahr in Folge. Auch ist mit der Ukraine ein wichtiger Kunde für den russischen Maschinenbau ausgefallen. Produktion von Maschinen und Anlagen in Russland (Veränderung in %) Sparte Veränderung 2013/12 Kolbenverbrennungsmotoren ,3 (in Stück) Dampfturbinen (in kw) ,8 Bohranlagen (in Bausätzen) Brückenkräne (in Stück ,6 Spanabhebende Werkzeugmaschinen ,7 (in Stück) Traktoren für die Land- und Forstwirtschaft (in Stück) Holzbearbeitungsmaschinen ,8 (in Stück) Fahrstühle (in Stück) 23,9 23,3-2,6 Gießereiausrüstungen (in t) 23,9 21,6-9,7 Bagger (in Stück) ,3 Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Moskau, 2014 Das zuständige Industrie- und Handelsministerium setzt nun auf eine neue Industriepolitik. Fördermittel werden nicht mehr in die Breite gestreut, sondern auf die Bereiche konzentriert, die die Politik als strategisch wichtig definiert hat. Der Maschinenbau, insbesondere der Werkzeugmaschinenbau, gehört dazu. Ziel ist es, das Sortiment im heimischen Maschinenbau zu erweitern und die Qualität zu verbessern. Einrichtungen für Forschung und Entwicklung, die bislang isoliert voneinander arbeiteten, werden zusammengeführt. In Moskau wird eigens das Föderale Zentrum für Engineering ausgebaut. Auf der Produktionsebene entstand die Holding Stankoprom, die 17 Werkzeugmaschinenbauer vereint. Anderen Maschinenbaubetrieben, darunter aus dem Ausland, wird ein Zusammenziehen 2 Branche kompakt

4 in Clustern angeboten, so in Tatarstan, Uljanowsk, im Swerdlowsker Gebiet sowie in Rostow am Don. Das Ministerium für Industrie und Handel davon aus, dass es mindestens fünf bis sieben Jahre dauert, bis Russland sein Portfolio im Maschinenbau ausreichend ausgeweitet hat. Insbesondere deutsche Maschinen sind aufgrund ihrer Alleinstellungsmerkmale nicht ohne weiteres durch Produkte aus asiatischen Lieferländern ersetzbar. In diesem Zusammenhang wird ein Bedarf an Importmaschinen bis 2020 im Wert von 615 Mrd. Rubel (Rbl; etwa 8,7 Mrd. Euro; 1 Euro = 70,74 Rbl; Stand: ) angemeldet. Sollten sich deutsche Maschinenbauer zu Direktinvestitionen entschließen, um damit bei öffentlichen Beschaffungsmaßnahmen nationale Lieferbindungen einhalten zu können, stoßen sie aktuell auf denkbar günstige Bedingungen, einschließlich Abnahmegarantien. Der derzeit fallende Außenwert des Rubel wäre sogar von Vorteil, sollte exportiert werden. Probleme bereiten aber weiterhin die Themenfelder Facharbeiter und Zulieferstrukturen, da beides weitgehend fehlt. Außenhandel Trotz der eingetrübten Geschäftslage gibt es für einige deutsche Maschinenbauer Geschäftsmöglichkeiten. So haben sich in den ersten acht Monaten 2014 die Einfuhren folgender Maschinenarten aus Deutschland erhöht: Spanende und abtragende Werkzeugmaschinen, Bearbeitungszentren, Schleif-, Hon-, Läpp- und Poliermaschinen, Säge- und Trennmaschinen, Pressen, Teile für spanende und abtragende Maschinen und Auswuchtmaschinen etc. Starke bis sehr starke Rückgänge waren jedoch bei folgenden Maschinenarten zu verzeichnen: Drehmaschinen und Drehzentren, Fräsmaschinen, Biege-, Abkant- und Richtmaschinen, Scheren, Lochstanzen und Ausklinkmaschinen, Drahtbe- und -verarbeitungsmaschinen, Gießereimaschinen und Holzbearbeitungsmaschinen. Einfuhr von Werkzeugmaschinen nach Lieferländern (Anteile in %, Stand 2014) Lieferland Anteile Deutschland 30 Taiwan 11 Japan 11 Schweiz 7 Italien 7 USA 6 Tschechien 5 Korea (Rep.) 3 VR China 2 Belarus 2 Österreich 2 Vereinigtes Königreich 2 Quelle: Werkzeugmaschinenverband Stankoinstrument, Moskau, 2014 Germany Trade & Invest 3

5 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Generell bremsen 2015 folgende Sachverhalte die deutschen Maschinenlieferungen aus: Sanktionen der EU und der USA, teure und schwer erhältliche Kredite in Russland, zunehmende Engpässe in den öffentlichen Haushalten auf allen Verwaltungsebenen, nationale Lieferbindungen bei öffentlichen Ausschreibungen, Bevorzugung von Firmen aus politisch neutralen Lieferländern und die Politik der Importsubstitution. Einfuhr von Maschinen nach Russland (in Mio. US$) HS Warenbezeichnung davon aus Deutschland (2013) 8429 bis 30, , bis 49, 8451 bis bis 42, bis bis.40, 8437, 8438, Bau- und Baustoffmaschinen, 7.554, , ,3 Bergbaumaschinen Textil- und Ledermaschinen 366,3 204,4 105,6 Druck- und Papiermaschinen 621,8 673,9 89,4 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 1.881,8 2,762,9 550,2 8465, Holzbearbeitungsmaschinen 898,8 689,7 252, Kunststoff- und Gummimaschinen 831, ,0 273,1 8413, 8414 Pumpen, Kompressoren 4.149,7 4,652,7 899, bis 28 Fördertechnik 3.332, ,9 346, bis 63 Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung 1.891, ,1 420,0 Quelle: UN Comtrade 2014 Geschäftspraxis Für die Zollabfertigung und Erhebung der Einfuhrabgaben ist der Föderale Zolldienst ( zuständig. Durch den Vertrag zur Eurasischen Wirtschaftsunion wurde die seit dem bestehende Zollunion zwischen Russland, Belarus und Kasachstan ab dem Bestandteil der neu gegründeten Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Der gemeinsame Zollkodex der Zollunion bleibt solange in Kraft, bis ein neuer Zollkodex der EAWU verabschiedet wird. Am wurde Armenien Mitglied der EAWU, sodass der Zollkodex unter Berücksichtigung von Übergangsbestimmungen des Beitrittsvertrages Anwendung findet. Obwohl Kirgisistan erst Mitte 2015 Vollmitglied der EAWU wird, wendet es bereits seit dem die Warennomenklatur und den gemeinsamen Außenzolltarif der Zollunion über harmonisierte nationale Vorschriften an. Russland verlangt bei der Einfuhr bestimmter Waren ein Konformitätszertifikat als Nachweis der Übereinstimmung mit den russischen Sicherheitsanforderungen. Einige Waren unterliegen der noch zwingend vorgeschriebenen GOST-R-Zertifizierung, die allerdings durch Technische Reglements (TR) nach und nach ersetzt wird. Entsprechende Zertifikate oder Deklarationen dürfen nur 4 Branche kompakt

6 durch die von der Föderalen Agentur für technische Regulierung und Metrologie (Rosstandard, akkreditierten Zertifizierungsstellen ausgestellt werden. Das nationale Verfahren wird schrittweise durch die Anforderungen der einheitlichen TR der EAWU ersetzt. Zum Januar 2015 sind 32 einheitliche TR in Kraft getreten (ab Februar 34), unter anderem für Maschinen und Anlagen, Kraftfahrzeuge, Parfümerie und kosmetische Erzeugnisse, Spielwaren, Niederspannungsgeräte sowie Lebensmittel. Die GOST-R- und die TR-Zertifizierung können vorab in Deutschland über bestimmte Unternehmen durchgeführt werden. Dazu gehören unter anderem DIN GOST TÜV Berlin-Brandenburg, SGS Germany, CP Country Products, Promtech Germany sowie Bureau Veritas. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Russland Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministerium für Industrie und Handel Föderale Agentur für technische Regulierung und Metrologie Verband der Maschinenbauunternehmen Russlands Verband für Werkzeugmaschinen zuständig für Industriepolitik und Einfuhrgenehmigungen zuständig für technische Standards Dachverband für Maschinenbau vereinigt über 100 Werkzeugmaschinenhersteller OAO Stankoprom Holding für Werkzeugmaschinen Expert Oborudowanije Fachzeitschrift für Trends, technische Entwicklungen, Inserate (Neu- und Gebrauchtmaschinen) Westnik maschinostrojenija Fachzeitschrift für aktuelle Entwicklungen im Maschinenbau Mashportal Informationsportal zum Maschinenbau Mashex Messe für Maschinenbau, Metallverarbeitung und Werkzeugmaschinenbau, jährlich, Moskau, Krokus Expo, 27. bis Metalloobrabotka Leitmesse für metallverarbeitende Maschinen, jährlich, Moskau, Expozentr, 25. bis Germany Trade & Invest 5

7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Ullrich Umann, Moskau Redaktion: Katja Meyer Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartnerin: Edda Wolf Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: Dezember 2014 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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