Kommunales Integrationszentrum Kreis Paderborn

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1 Kommunales Integrationszentrum Kreis Paderborn Fachtag Ehrenamt Freitag 22. April 2016 Workshop: Herausforderungen im alltagspraktischen Umgang mit Islam in der Flüchtlingshilfe Dr. Gulshat Ouadine gefördert durch

2 Überblick Wer sind Muslime in Deutschland? Grundsätze des islamischen Glaubens Islam in Europa Zu Gefahr der Islamisierung Was tun?

3 Muslime in Deutschland - wer sind sie? Personen aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländer wurden befragt ( Personen) zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime leben in Deutschland (sprich Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung liegt bei ca. 5%) rund 45% der in Deutschland lebenden Muslime mit Migrationshintergrund sind deutsche Staatsangehörige (hohe Einbürgerungsrate bei Muslimen aus Süd-/Südostasien, Nahost, Nordafrika) aus überwiegend muslimisch geprägten Ländern (Irak & Iran) kommen verstärkt religiöse Minderheiten *Studie Muslimisches Leben in Deutschland (BAMF) (Juni 2009)

4 ca. 63% der in Deutschland lebenden Muslime stammen aus der Türkei ca. 14% stammen aus südosteuropäischen Ländern wie Bosnien, Bulgarien und Albanien ca. 8% der in Deutschland lebenden Muslime kommen aus dem Nahen Osten ca. 7% aus Nordafrika (überwiegend Marokko) ca. 8% aus Zentralasien/GUS, Iran, Süd-/Südostasien und dem sonstigen Afrika

5 Die Religiosität unter den befragten Muslimen ist hoch, ca. 36% sind stark gläubig und ca. 50% geben an, eher gläubig zu sein allerdings ist starke Religiosität kein Spezifikum der Muslime (Vergleiche zwischen Muslimen und Angehörige einer anderen Religion) Aufteilung der Muslime in Deutschland in religiöse Ausrichtungen: 74% Sunniten 13% Aleviten 7% Schiiten 6% andere Richtungen (u.a. Ahmadis, Ibaditen, Sufi/Mystiker)

6 Die Glaubensgrundsätze des Islam bestehen aus 6 Punkten. Das sind Glaube an: 1. Allah 2. seine Engel 3. seine Bücher 4. seine Gesandten 5. das jüngste Gericht 6. das Schicksal, ob gut oder schlecht, dass es von Allah allein bestimmt ist. Nach islamischem Verständnis bilden diese 6 Punkte eine unzertrennliche Einheit; akzeptiert man einen Punkt nicht, leugnet man dadurch zugleich auch die anderen. *

7 Die 5 Säulen des Islam 1. Das Bekenntnis (Schahada): Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet 2. Das Gebet (Salah): Fünfmal täglich (Ritualgebet) 3. Das Almosen (Zakat): Steuer, die den Bedürftigen zugute kommen 4. Das Fasten im Monat Ramadan (9. Monat) 5. Die Pilgerreise (Hadsch): Reise nach Mekka; mindestens einmal im Leben (ein Vertreter der Familie) Jede dieser Handlungen ist nur dann gültig, wenn zuvor die Absicht (nija) dazu erklärt worden ist. Nach islamischem Verständnis übt der, der diese fünf Pflichten erfüllt, die islamische Religion auf vollständige Weise aus.

8 Islam in Europa Die islamische Theologie hatte sich bis zum mittleren 20. Jh. wenig Anlass, sich mit der Rolle des Islam in nicht-islamischen, ja obendrein pluralistischen Gesellschaften zu befassen. Das, was vom Islam üblicherweise in die Medien schafft, hat eine ziemlich abschreckende Wirkung auf die westlichen Gesellschaften. 81% der in Verbindung mit dem Islam und Muslimen gebrachten Berichte sind negativ und mit Gewalt- und Konfliktthemen, sowie Terrorismus in Verbindung gebracht werden. Lediglich 19% wiesen eine neutrale oder positive Darstellung auf. *Islam, Muslime und Deutschland. Werner J. Patzelt

9 EIN Blick auf den Islam

10 EIN Blick auf den Islam

11 Ursachen der Verbreitung des Islam in Europa Ansiedlungsrechte für Menschen aus den oft muslimischen ehemaligen Kolonialgebieten in Frankreich und im vereinigten Königreich Zuzug von türkischen Gastarbeitern und deren Familien nach Deutschland Die Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen und Asylbewerbern, unter denen sich aufgrund der Krisenlage im mittleren Osten und im nördlichen Afrika nun immer mehr Muslime befinden Sie alle kommen nicht als Eroberer, sondern auf der Suche nach neuem Lebensglück. Für viele von ihnen ist ihre Religion wichtig zwar als eine transportable Heimat, doch nicht als eine durch Eroberung aufzuzwingende Weltanschauung.

12 Chancen des Islam in Europa erkennen anstatt ein Feindbild Islam zu konstruieren Der immer größere Anteil von Muslimen, die nach Selbstverständnis und Lebensführung ebenso Briten, Franzose oder Deutsche sind wie ihre christlichen und atheistischen Mitbürger, eröffnet Chancen auf das Entstehen oder Erstarken einer Ausprägung des Islam, die es aufgrund von dessen Geschichte bislang noch nicht gab. Das wäre ein nicht von oben aufgezwungener, sondern von unten gewachsener Islam in einer freiheitlichen, demokratischen und weltanschaulich neutralen politischen Ordnung.

13 Zu Gefahr der Islamisierung Islamisierung vs. Christianisierung kulturelle Neuausrichtung Umprägung der westlichen Kultur durch den Islam zeichnet sich in keiner Weise ab und wird von einem erheblichen Teil der schon längere Zeit in den westlichen Demokratien ansässigen Muslimen ausdrücklich abgelehnt. Die bestehende Wirklichkeit mit den Herausforderungen, die es zu bestehen gilt, sollte man aber auch nicht ignorieren. Integration von Muslimen ist eine der wichtigsten innenpolitischen Aufgaben in den kommenden Jahren. Sie wird misslingen, wenn man die Präsenz des Islam verdecken oder auch die religiöse Beheimatungsansprüche von Muslimen zurückweisen würde.

14 Was tun? Welche Herausforderungen bestehen in Ihrer alltäglichen Praxis bezogen auf den alltagspraktischen Umgang mit Islam in der Flüchtlingshilfe? Welche tragfähige Lösungswege oder Lösungsansätze

15 Was tun? Klares NEIN zu ohnehin mit dem Grundgesetzt unvereinbaren Kampf gegen die Islamisierung Unterlassen falscher Handlungen wie: Pauschalisierungen weder herabsetzender noch beschönigender Art beim Reden über Islam. Die Verhinderung des Baus von Moscheen oder deren Abdrängung in unwirtschaftliche Stadtteile. Eine Art Grundsatzkampf gegen durchaus auch religiöse Symbole wie Kopftuch oder Schleier. Ignoranz gegenüber Erscheinungsformen von Rassismus, die sich an kulturelle Differenzen auskristallisieren.

16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! gefördert durch