Rovaniemi Lappland, Finnland

Transkript

1 Erfahrungsbericht zum Auslandssemester in Finnland Ich bin nun seit einer Woche wieder in der deutschen Realität angekommen und jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um die letzten 5 finnischen Monate Revue passieren zu lassen. Die Planung für mein Auslandssemester begann sehr früh: Bereits ein Jahr vor dem eigentlichen Starttermin, habe ich meine Bewerbung bei der TU Kaiserslautern eingereicht und auch schnell eine Zusage von unserer Universität erhalten. Die Zusage der Partnerhochschule kam c.a. ein halbes Jahr später, weil, wie ich mittlerweile weiß, die Planung dort eher kurzfristig abläuft. Ich wurde sowohl von dem International Office des FB Wiwi, als auch von der ErasmusAbteilung der TU gut durch den gesamten Bewerbungsprozess geführt: Informationsveranstaltungen und regelmäßige Mails mit Deadline-Erinnerungen halfen mir dabei, alle Formulare und To-Do-Listen im Überblick zu behalten. Nachdem alles Organisatorische im Vorfeld geklärt und unterschrieben, der Flug gebucht und die Koffer gepackt waren, ging es für mich Anfang Januar 2016 über Helsinki nach Rovaniemi. Ich habe mir dieses Land und vor allem diese Stadt ausgesucht, weil ich so nördlich leben und studieren wollte, wie es unser ErasmusProgramm ermöglicht. Und dafür schien mir Rovaniemi in Lappland, auf dem Polarkreis liegend, genau richtig. Als ich dort ankam, wartete bereits meine finnische Tutorin an meinem Apartment in Kuntotie mit den Schlüsseln auf mich und begrüßte mich freundlich. Die Unterkunft war für mich zunächst ein kleiner Schock: Ich war die erste von insgesamt 3 Bewohnerinnen in dem Apartment und zunächst für die ersten drei Tage auf mich alleine gestellt. In der Wohnung war nichts vorzufinden, außer Bett, Schrank und Arbeitstisch in jedem der drei

2 Zimmer. Andere banale Sachen, wie Teller, Besteck, Kochutensilien (Topf, Pfanne, Gewürze), Reinigungsmaterial, Staubsauger, Besen, Bettzeug,... waren nicht vorhanden. Obwohl es in der Apartment-Beschreibung angegeben war, ist dieser Zustand für mich als Austauschstudentin eigentlich nicht vorzustellen. Diese grundlegenden oben genannten Dinge müssten meiner Meinung nach für Austauschstudenten bereitgestellt werden. Wir mussten uns all diese Einrichtungen selbst kaufen. Zum Glück ist Finnland gut mit Second-Hand-Läden ausgestattet, wodurch sich die Kosten im Rahmen hielten. Nachdem diesen kleinen Anfangsschwierigkeiten gemeistert waren, fühlte ich mich, dank meinen beiden super Mitbewohnerinnen sehr wohl dort. Wir wurden schnell von unserer Uni zu mehreren Informationsveranstaltungen eingeladen, in denen uns die Uni, die Stadt, die Online-Systeme, z.b. für den Stundenplan, und die Mensa gezeigt wurden. Die Finnen sind zwar sehr schüchtern, aber sehr hilfsbereit. Ich habe mich immer frei gefühlt direkt zu fragen, wenn ich an einer Stelle unsicher war. Auch unsere finnischen Tutoren waren für unsere Fragen immer offen und immer sehr hilfsbereit uns viele Aktivitäten zu ermöglichen. Dazu unten mehr. An sich war das Studieren dort für mich ungewohnt. Es gab keine Klausuren am Ende, sondern assignments, die man Partner- oder Gruppenweise ausarbeiten musste, die Größe der Kurse war für mich viel kleiner (20 60 Studierende) und das Verhältnis zwischen Lehrern und Studierenden war sehr entspannt. Neu und am Anfang ungewohnt für mich war auch, einen reinen Online-Kurs über die Plattform Moodle zu besuchen. Die Kurse gingen insgesamt nicht so lange wie bei uns, viele der Kurse begannen entweder später

3 oder endeten früher als Semesterende, wodurch immer viel Zeit für Freizeitaktivitäten vorhanden war. Wir hatten eine super Gruppe aus Austauschstudenten und Finnen, hauptsächlich bestehend aus Österreich, Frankreich, Belgien, Deutschland und Finnland. Rovaniemi bietet vor allem in den vielen Wintermonaten unglaublich viele, für mich sehr ungewöhnliche Möglichkeiten: Eisschwimmen, lange Spaziergänge durch und auf (mit speziellen Schuhen) dem Schnee, Eisfischen, Arctic Lapland Rallye, Husky Safari oder Rentierrennen. Rovaniemi, Poro-Cup 2016 Rovaniemi und diese Gegend rund um den Polarkreis ist ein wahres Naturerlebnis. Angefangen habe ich in den ersten beiden Wochen bei -37 C, Unmengen an Schnee und Eis und zwei Sonnenstunden am Tag und aufgehört bei 20 C und Mitternachtssonne. Zu dieser Zeit geht die Sonne nie wirklich unter, es ist immer hell oder dämmernd und es entstehen unglaubliche Farben am Horizont.

4 Rovaniemi, Mitternachtssonne, Mai 2016 Ein wahres Erlebnis sind natürlich auch die bekannten Nordlichter oder klug ausgedrückt, die aurora borealis. Regelmäßig checkten wir das Wetter und die Prognosen für die Sonnenwinde, um nachts bei eisiger Kälte auf die Jagd nach Nordlichtern zu gehen. Einige Male hatten wir richtig Glück: Rovaniemi, Aurora Borealis, März 2016

5 Dieses Photo hat einer unserer Austauschstudenten mit guter Kamera gemacht. Es wurde zwar nachträglich bearbeitet, indem der Farbkontrast erhöht wurde, aber diese tanzenden Lichter sind an guten Tagen genau so zu sehen. Ich kann jedem Studierenden generell ein Auslandssemester empfehlen: Man lernt neue Leute und andere Kulturen, besonders auch neue Sprachen kennen und lernt sich auf neue Situationen und Menschen einzulassen. Bis auf die Tatsache, eine annähernd leere, nicht ausgestattete Wohnung am Anfang vorzufinden, hat mir meine Erfahrung in Finnland sehr gut gefallen. Am meisten haben mich die Naturerlebnisse, wie die starken Winter/Sommer-Unterschiede und die Temperaturen, beeindruckt. Rovaniemi, Kemijoki