Untersuchungen zur Dioxin-Belastung von Schlachtrindern von exponierten Grünlandflächen nach Absetzen des belasteten Grundfutters

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1 Linda Ungemach 1), E. Bruns-Weller 2), A. Knoll 2), H. Appuhn 3), K. Severin 4), J. Kamphues 1) 1) Institut für Tierernährung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover 2) LAVES Oldenburg, 3 )LUFA Nord-West, 4) Landwirtschaftskammer Niedersachsen Untersuchungen zur Dioxin-Belastung von Schlachtrindern von exponierten Grünlandflächen nach Absetzen des belasteten Grundfutters in Kooperation mit: Fachgespräch Belastung der Umwelt mit Dioxinen und dioxinähnlichen Verbindungen/PCB, Mainz,

2 Hintergrund Elbwasser + Dioxin Periodische Überschwemmungen: Dioxin-Eintrag auf Weideflächen Dioxin-belastete Weideflächen Beweidung Grundfuttermittel-Gewinnung (Silage, Heu) Weidetiere [Milch] Dioxinbelastung des MENSCHEN Stalltiere

3 Rechtliche Rahmenbedingungen Futtermittel Höchstgehalte 1 WHO-TEQ ng/kg FM (bez. auf 88% TS) PCDD/F Σ= PCDD/F + dl-pcb Einzel-FM pflanzlichen Ursprungs 0,75 1,25 Lebensmittel Höchstgehalte 2 WHO-TEQ pg/g Fett PCDD/F Σ= PCDD/F + dl-pcb Milch Fleisch 2,50 2,50 5,50 4,00 Leber 4,50 10,0 1) Nach VO (EU) 277/2012 2) Nach Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission vom zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln [zuletzt geändert durch Verordnung (EU) Nr. 1259/2011 der Kommission vom 2. Dezember 2011] TEQ = Σ a-z (Kongener a xtef a ) + (Kongener b xtef b ) + + (Kongener z xtef z )

4 Ziel Nutzung von Flächen trotz Dioxin-Exposition (Beweidung; Gewinnung von FM) Erhalt offener Auenlandschaften Produktion von sicheren Lebensmitteln (im Sinne des Verbraucherschutzes) ohne Risiko für Höchstgehaltüberschreitungen Image der Produktion/ des Standortes Minimierung der Dioxinbelastung des Menschen und dennoch Erhalt eines Wirtschaftsstandortes/einer Region

5 Methode Schicksal der Kälber (Kalb bei Fuß Aufnahme belasteter Milch!) Kälber nächste Generation für das Konzept (werden Mutterkühe) Kälber Ausmast auf unbelastetem Standort (werden Jungmastrinder) Kälber werden mit 3-5 Monaten von der Mutter abgesetzt

6 Lebensmittelsicherheit Verbraucherschutz - Gewährleistung Status: Risikobetrieb keine Verwertung der Lebern + Individuelle Beprobung (Muskulatur) für Dioxin-Analytik Freigabe der Schlachtkörper nur nach Kenntnis der Dioxinbelastung (unter gesetzlich festgelegtem Höchstwert)

7 Dioxinanalytik: PCDD/F + dl-pcb LAVES, Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg Grundlegende Schritte Homogenisierung des Probematerials Extraktion Säulenchromatographie: Reinigung der Extrakte, Anreicherung der Analyten Gaschromatographie/Massenspektrometrie: spezifischer Nachweis und Quantifizierung Nachzuweisende Verbindungen im Ultraspurenbereich (pg/g) Zur Vermeidung analytischer Fehler (durch Substanzverlust, Kontamination und Verschleppung): Verwendung isotopenmarkierter 13 C 12 -Kongenere

8 Dioxinanalytik: PCDD/F + dl-pcb LAVES, Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg Analytische Schritte für Lebensmittel (Analyseverfahren für FM anderes Extraktionsverfahren, Aufreinigungsweg für Extrakte aber identisch) Zugabe 13 C 12 -mark. Standards Fettextraktion Matrix/Fettzerstörung (konz. H 2 SO 4 /Kieselgel) Carbopack C/Celite 545 Silbernitrat/Kieselgel Alox 90 (Reinigung der Probe) Zugabe 13 C 12 -mark. Standards Florisilsäule (Aufreinigung der Probe) Carbopack B/HPLC Zugabe 13 C 12 -mark. Standards HRCG/HRMS Mono-ortho-PCB HRGC/HRMS PCDD/F HRGC/HRMS Di-ortho-PCB Dauer ca. 5 Arbeitstage; meiste Zeit davon für Vorbereitung des Probenmaterials HRGC/HRMS Non-ortho-PCB Quelle: Dr. Elke Bruns-Weller Lebensmittelinstitut Oldenburg

9 Ergebnisse aus laufenden Untersuchungen: Bodenproben Bodenproben des Weidegebietes hier: Beweidung und Bewirtschaftung (Silageherstellung) Probe 1: höher gelegenes Areal der Weidefläche Probe 2: tiefer gelegenes Areal der Weidefläche (öfter/länger überschwemmt) Bodenprobe 1 PCDD/F 46,9 dl-pcb 1,75 Bodenprobe 2 Werte angegeben in ng WHO-TEQ/kg TS 82,9 5,11 Einteilung der europäischen Böden nach ihrer Dioxinbelastung: (Scientific Committee On Animal Nutrition, SCAN, Europäische Kommision, 2000) niedriger Gehalt mittlerer Gehalt hoher Gehalt 0, Werte angegeben in ng WHO-TEQ/kg TS

10 Ergebnisse aus laufenden Untersuchungen: Tierproben 1. Gruppe junger Mutterkühe: Muskulatur 3-5,5 Monate gesichert unbelastete Futtermittel Muskulatur (n=25) Höchstgehalt 1 Mittelwert (±Stabw.) Variationsbreite von 4,00 2,68 (±0,376) 1,72 bis Werte angegeben in pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett ¹ gesetzlich vorgeschriebener Höchstgehalt, gültig seit Januar ,57 d. h. kein Tier > Höchstgehalt

11 Ergebnisse aus laufenden Untersuchungen Dioxingehalt Muskulatur WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (pg/g Fett) 4,95 4,85 4,75 4,65 4,55 4,45 4,35 4,25 4,15 4,05 3,95 3,85 3,75 3,65 3,55 3,45 3,35 3,25 3,15 3,05 2,95 2,85 2,75 2,65 2,55 2,45 2,35 2,25 2,83 2,95 3,12 Einsatz unbelasteter Futtermittel (in Monaten) vor Schlachtung der einzelnen Tiere 2,83 2,80 2,81 2,74 2,33 2,75 2,68 2,66 2,47 2,53 2,43 2,90 3,08 3,57 2,76 3,13 2,69 2,21 2,4 2,24 2,27 2,15 2,05 1,95 1,85 1,75 1,65 1,72 t ,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3, ,5 5,5

12 Mögliche Aussichten Bei entsprechendem Erfolg (Fleischuntersuchungen) Ggf. Etablierung dieses Beweidungsmanagements für das gesamte Gebiet der Elbtalaue (und weitere betroffene Standorte?) Bisherige Untersuchungsergebnisse recht vielversprechend

13 Schlussfolgerung aus bisherigen Untersuchungen Es ist also nicht entscheidend, was, wann im Laufe des Lebens gefressen wurde sondern was in den letzten drei Monaten vor der Schlachtung als Futtermittel zum Einsatz kam?