EU Arbeitszeitrichtlinie und der österreichische Weg zur Umsetzung. Martin Tiefenthaler, Nephrologe, Unilehrer, Betriebsrat und Gewerkschafter
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- Gert Althaus
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1 EU Arbeitszeitrichtlinie und der österreichische Weg zur Umsetzung Martin Tiefenthaler, Nephrologe, Unilehrer, Betriebsrat und Gewerkschafter
2 Vorgeschichte EU-GH Kieler Urteil 2002, Inaktive Bereitschaftszeiten sind Arbeitszeiten D: Rechtliche Anpassung D: Marburger Bund Gehaltsnachbesserungen um 30-40% über 10 Jahre D: Kollektiver Arbeitskampf (mit Primarunterstützung) Gute Akzeptanz in Bevölkerung, da Notfallversorgung aufrecht gehalten wurde
3 Stillschweigen In Österreich
4 In Tirol Wir verteidigen unser Modell Nur wer im Nachtdienst arbeitet bekommt Überstunden
5 2014 Mahnschreiben der EU KA AZG Novelle
6 Verhandlungen im Sozialministerium (BM Rudolf Hundstorfer) 3x9 Länder- und Trägervertreter/innen Geistliche Häuser Krankenkassenhäuser Universitätenvertreter 3 (!) Personalvertreter von Unis Ein Jurist und ein Kurienobmann der ÖÄK
7 Arbeitgeberforderungen Opt out als Voraussetzung für Ausbildungsstelle Unbefristetes Opt out, Universitäten sind aufgrund der Sondersituation von Forschung und Lehre zusätzlich zur ärztlichen Tätigkeit auszunehmen (Dr. Grimm MUW)
8 BMASK (BM Hundstorfer) Sozialpartnerschaftliches System Betriebsräte regeln verlängerte Dienste (nicht individuell) Kein unbefristetes Opt out Keine Konditionen zulasten der Schwächsten Alle unselbständigen Tätigkeiten sind zusammenzuzählen (auch Lehre und Forschung) Umsetzung durch SCin Dr. Ritzberger-Moser und Dr. Binder
9 Länderforderungen Jahresdurchrechnung 7 Tage Woche Hineinrechnen von WE und Urlauben und Krankenständen in DRZ als Nullstundentage Änderung KAKUG: Rufbereitschaften in Zentralkrankenanstalten Teilbare Ruhezeiten (WE und nachts 8+3h)
10 Ergebnisse Verlängerte Dienste falls vorhanden auch ohne BV EU Richtlinie (kein Durcharbeiten über 13h) Lange Anpassung bis 2021 Individuelles unkonditionales Opt out und Opt in für nächsten DRZ bzw längsten 17 Wochen Bis 26 Wo DRZ Meldepflicht von KA-AZG Strafen an ÖÄK RBs auch in Zentralkrankenanstalten MÖGLICH
11 Umsetzung Dez 2014 Easy going: Dr. Schwab (TK): wir haben 48h Woche umgesetzt Reale AZ Aufzeichnungen 56h bei den meisten Ärzten/innen Arbeitskampf
12 Unis Verweigerung der kollektivvertraglichen Regelung durch Rektor Schütz (MUW) und Rektoren/innen (der Nicht- Med Unis) BMWFW: Betriebliche Regelungen mit Entgeltregelungen über Betriebsvereinbarungen (Novum in Österreich) Beamte in Betriebsvereinbarungen regelbar, wegen Ausgliederung der Universitäten unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten
13 Land Tirol (Zentralraum Innsbruck) Kampagne Selbsthilfegruppe Spitalsärzte Arbeitskampf Wechselseitige Teilnahme bei Versammlungen Unterstützung durch Betriebsräte und ÄK Proponenten der Spitalärzte in Kammerfunktion bei Gehaltsverhandlungen Betriebsversammlungen der Ärzte über Betriebsräte gedeckt Sonderstellungen Tirol Kliniken (= Innsbruck+IL Kliniken), Bezirksspitäler trotz Landesabgangsfinanzierung bessere Gehaltsmodelle als die neue Anpassung!
14 Arbeitszeit Verdichtung im Tagdienst wegen Abwesenheiten nach 25h und neuerdings Unzulässigkeit von Bleiben nach Dienst Übergaben in ICUs ab 09:00 in Freizeit Dienstkürzungen wegen Personalmangel Verbot der Leistungskürzung (Tische, Betten)
15 Realisation Wartezeit an Herzchirurgie brachte Land Tirol an Verhandlungstisch Mobilisierung brachte wöchentliche BVs an MUI Finanzzusagen in Höhe der Landesübergangslösung auf Intervention von LH Wallner und LH Platter im BMWFW Neuerlicher AK zur Verteilung des Geldes 3 verschiedene Unilösungen
16 Uni-Lösungen Graz: Gleichstellung von Samstags- und Sonntagsdienst. Unterschiedliche Zulagen für Beamte wie Fachärzte. Zulagen für Theoretiker mit Anpassung an KAGES Modell (6 Tage-Woche) Wien: Forschungstage nur bei Opt out, 48h Klinik pro Woche unabdingbar. Progressive Zulagen. MUI 2 F&L Tage für Assist Profs (mit Qualifizierungsvereinbarung) und Assoz Profs. Zwei F&L Tage für Fachärzte mit Leistungsnachweis, bis 25% für ÄIA auf Antrag.
17 Rezente Entwicklungen Rektor MUW: Ausnahme vom KA-AZG für Med Unis Rufbereitschaften, weniger Arbeitszeit, weil recht teuer kaum umgesetzt Forderung nach Schichtdiensten in Notfallaufnahme Wiener Modell: GKK-bezahlter Hausarzt im Wartebereich frei zugänglich auch an Wochenenden!
18 Dienstzusammenlegungen keine Option
19 VR Klinik denkt RB statt Dienste Dienstzusammenlegung 8 oder 12h Schicht Arbeitszeitverschiebung etc
20 Arbeitszeitaufzeichnung (Robotrec-online) 2010 bis 2015 Arbeitszeitaufzeichnung: mehrheitliche Tätigkeit aller Stunden mit Klinik, Lehre, Forschung, Verwaltung aller dem KA-AZG unterliegenden MA der MUI Mit Plausibilitätsprüfung für Ist- und Mehrleistungserfassung durch Organisationsmanager jeder Klinik Vergleich Nicht Operative Fächer (NOF) versus Operative Fächer (OF) Vergleich nach Ausbildungsstand NOF: Department Interne Medizin und Neurologie OF: Department operative Medizin und Neurochirurgie
21 Jahresarbeitszeit nach Fachrichtungen Std/VZÄ/Jahr Nicht operative Fächer Operative Fächer VZÄ Netto Sollarbeitszeit klinisch 1243 (76,4) 1184 (75,0) 1283 (76,9) 1256 (75,5) 1799 (72,9) 1595 (80,4) 1325 (84,3) 1285 (83,0) 1342 (82,0) 1325 (82,7) 2009 (81,9) 1724 (87,1) universitär 286 (17,6) 298 (18,9) 300 (18,0) 317 (19,1) 326 (13,2) 317 (16,0) 179 (11,4) 197 (12,7) 226 (13,8) 210 (13,1) 200 (8,1) 196 (9,9) Df gesamt 99 (6,0) 97 (6,1) 86 (5,1) 90 (5,4) 80 (4,1) 71 (3,6) 68 (4,3) 67 (4,3) 69 (4,2) 68 (4,2) 62 (3,0) 60 (3,0) W/DF uni (1,4) 56 (2,9) (1,6) 43 (2,2) Abwesenheiten ZA ZA/ZAU/ZAK /1/ /0/3 Minusausgleich Arbeitszeit: Klinik gesteigert >80% beide (OP und NOP) Uni Anteil gesunken (OP stärker NOP) Unabhängig vom Ausbildungsstand Abwesenheiten: Dfs abnehmend (NOF stärker OF) Weiterbildung mit ca. 15 Std gering (nur einige Kliniken NOP bzw. OP analysiert) ZA: OF > NOF Zeitausgleich: ZA Anteil gesunken (besonders NOF) Dfs; Dienstfreistellungen; Robotrec Daten: Erhart R, Luger TJ, Mai 2016
22 Jahresarbeitszeit Std/VZÄ/Jahr Gesamt VZÄ Netto Sollarbeitszeit ,2 3963,7 Nettoarbeitszeit: Klinik (78,9 83,7%) Uni Anteil (15,9 10,7%) weit unter 30% laut BV klinisch 2568 (80,3) universitär 465 (14,5) Df gesamt 167 (5,2) 2469 (78,9) 496 (15,9) 164 (5,2) 2625 (79,4) 526 (15,9) 155 (4,7) 3108 (80.3) 504 (15.3) 147 (4.4) 3808,7( 77,4) 526,0 (10,7) 142,6 (3,5) 3319,3 (83,7) 513,4 (12,9) 162,3 (4,1) Abwesenheiten: Gesamt deutlich weniger Stunden W (DFP: 250 in 5 Jahre!) bei 30 h W/DF uni (1,5) Abwesenheiten ,4 448,4 ZA ,6 131 (3,3) ZA/ZAU/ZAK 124,3/0,8/3, 5 Minusausgleich durch ZA 16,7 U k.a. k.a. k.a. k.a. Sonstige (SU, DR) k.a. k.a. k.a. k.a. Gesamt VZÄ ohne Teilzeitbeschäftigte; W = Weiterbildung; Dfuni = Dienstfreistellung für universitäre Aufgaben Weiterbildung mit 30h außer Haus ausreichend, wenn Klinikfortbildung in der Dienstzeit (ca h) Zeitausgleich: ab 2016 neue Strategie, da ZA die DWAZ (durchschnittliche Wochenarbeitszeit) senkt Zwangszeitausgleich, nur einvernehmlich möglich Robotrec Daten: Erhart R, Luger TJ, Mai 2016
23 Anteil der F&L Zeit in der Regelarbeitszeit (am Beispiel von zwei Kliniken) Bewusste F&L Einteilung bei A2 Quali BV KA-AZG NEU: prospektive F&L Zeit F&L Zeiten (h) ohne Quali Gesamt mit Quali I 2014 II 2014 III 2014 IV 2014 I 2015 II 2015 III 2015 IV 2015 Angespanntes Wissenschaftsmanagement: Trotz BV seit 2015 Abnahme der F&L Zeit Betriebsvereinbarung KA-AZG über Arbeitsinhalt (2 F Tage für A2): 30% Forschungszeit (Frühjahr 2015); proof of principle! * F&L Zeiten = Forschung, Lehre, Verwaltung und Dienstfreistellung (inkl. Weiterbildung; Robotrec Daten: Luger TJ, Mai 2016
24 Aufschlüsselung der F&L* Zeit in der Regelarbeitszeit (am Beispiel von zwei Kliniken) F&L Zeit (h) W/ DFS Verwaltung Lehre Forschung Abnahme des Forschungsanteils bei Zunahme der Weiterbildung/ Dienstfreistellung * F&L Zeiten = Forschung, Lehre, Verwaltung und Dienstfreistellung (inkl. Weiterbildung); Robotrec Daten: Luger TJ, Mai 2016
25 Individuelle durchschnittliche Wochenarbeitszeit (am Bespiel von zwei Kliniken) ÄrzteInnen (%) Gesamt I II III I II III Überschreitung der DWAZ: Status 2021 >70% Opt-out korrigiert >50% ÄrzteInnenkollektiv (N) DWAZ (Status 2021) > 48h 34 (72,3) 33 (68,8) 36 (66,7) 36 (69,2) 39 (68,4) 41 (73,2) OPT-OUT: > 50% DWAZ (opt-out korr.) > 60h 7 (14,9) > 48h 8 (16,7) 6 (11,1) (7,7) 35 (67,3) 2 (3,5) 25 (47,4) 8 (14,3) 28 (50,0) ab 2016 neue Strategie, da ZA die DWAZ senkt (Zwangszeitausgleich) > 60h (7,7) Opt-Out (1,9) 2 (3,5) 29 (50,9) 8 (14,3) 31 (55,4) DWAZ = durchschnittliche Wochenarbeitszeit Individuelle DWAZ: Viele ÄrzteInnen überschreiten weiterhin die DWAZ Analyse ÄrzteInnen > 2 Jahre tätig ohne Teilzeit-ÄrzteInnen; Robotrec Daten: Erhart R, Luger TJ, Mai 2016
26 Gesamtarbeitsstunden Nicht operative Fächer Operative Fächer Netto Sollarbeitszeit ,3 1447, ,0 1521, * 56,3 98, * 101,4 182, * 519,3 461, * 617,3 533,0 DF ,5 54, ,1 46,6 Mehrleistungsstunden Journaldienststunden Gesamtarbeitsstunden ,4 2061, ,8 2283,6 Abwesenheiten * 394* 218,4 223, * 431* 229,9 225,1 DWAZ (Kollektiv) ,4 51, ,6 56,3 Basis: Arbeitstage abzgl. Feiertage : 2010= 238d, 2011=239d, 2012=235d; 2013=232d; 2014=230d; 2015=231d; DWAZ, durchschnittliche Wochenarbeitszeit; Angaben in Stunden/VZÄ/Jahr (Mittelwert); *geschätzt (Mittelwert der Vorjahre); ½ Stunde, Arbeitstage abzgl. Journaldienste. DWAZ im Kollektiv: 1. Reduktion von Abwesenheiten (U, SU) senkender Effekt (bei 40h) ca. 1,0 h/dwaz 2. ZA Zuteilung senkender Effekt (bei 80h) ca. 2,0 h/dwaz 3. Feiertage (17 [10-15] Feiertage) wie ZA gerechnet senkender Effekt ca. 1-2h /DWAZ 4. Ergänzungszulage (5h von NAZ): -2 h nach Dienst senkender Effekt ca. 2-3h/DWAZ Abnahme hauptsächlich mathematischer Natur Gesamteinsparung = 5-8h DWAZ
27 Synopsis der österreichische Weg: erst aussitzen, dann schönrechnen Der Länderweg: Landeshauptleute eröffnen Spitäler in strukturschwachen Regionen Türschildkliniken: liberale Arbeitszeiten, Unterbindung von Aufzeichnung, Streichung von Überstunden, Zwangszeitausgleich, Ewiges Opt Out Der Uniweg: Wir stehen über dem Gesetz! Grenzenlose (Selbst-) Ausbeutung. Lex specialis, Arbeitsverhältnisse sui generis Die Ärzte: Weg!
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