E-Learning Praxisberichte. Digitale Diathek Münster. Bilddatenbank am Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie der WWU
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- Lars Schuler
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1 Heinz Lothar Grob Jan vom Brocke Herausgeber Jörg Gebauer, Achim Lichtenberger Digitale Diathek Münster Bilddatenbank am Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie der WWU E-Learning Praxisberichte Praxisbericht Nr. 2
2 E-Learning Praxisberichte ERCIS European Research Center for Information Systems Hrsg.: Heinz Lothar Grob, Jan vom Brocke Praxisbericht 2 Digitale Diathek Münster Bilddatenbank am Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie der WWU Münster Jörg Gebauer, Achim Lichtenberger
3 1 Inhalt 1 Projektziele Theoretische Fundierung und praktische Umsetzung Die Digitale Diathek Giessen DILPS Verschlagwortung und Kategorisierung Erkenntnisse und Ergebnisse...14 Literaturverzeichnis...16
4 2 1 Projektziele Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie sind in Studium, Lehre und Forschung auf die intensive Verwendung von Bildmaterial angewiesen. Entsprechend wird in jeder Veranstaltung der beiden Fächer durchgehend mit Bildprojektion gearbeitet. Für den täglichen Einsatz in der Lehre muss daher ein großer Bestand an hochwertigen Bildern verfügbar sein. Bislang werden von Dozentinnen und Dozenten des Instituts für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie vor allem analoge Dias verwendet, wobei das Institut zu diesem Zweck eine umfangreiche Diathek mit mehr als Bildern unterhält. Studierende können die Diathek nur während eingeschränkter Öffnungszeiten nutzen, denn die zur Verfügung stehenden Dienststunden der sie betreuenden studentischen Hilfskräfte sind eingeschränkt. Gegenüber digitaler Bildpräsentation hat die analoge den großen Nachteil, dass jedes Dia in der Regel nur einfach vorhanden ist. Ist es verstellt, entliehen oder soll in einer Präsentation mehrfach gezeigt werden, ist es nicht ohne Zeitverlust und zusätzliche Kosten reproduzierbar. Zahlreiche Studierende nutzen bei Referaten inzwischen digitale Präsentationstechniken, doch läßt die Bildqualität meist zu wünschen übrig, da Bilder mit zu geringer Auflösung aus dem Internet oder Aufnahmen von Hobbydigitalkameras verwendet werden. Studierende waren bislang zu dieser Arbeitsweise gezwungen, da keine umfangreiche Bilddatenbank im Institut verfügbar ist und eine geregelte Bildbestellung im institutseigenen Digitalfotolabor wegen fehlender systematischer Archivierung ineffizient ist. Um im Lehrbetrieb langfristig auch neue und innovative Techniken der Bildpräsentation effektiv nutzen zu können, wird im Rahmen des Projekts eine Onlinebilddatenbank als Digitale Diathek eingerichtet, die Studierenden und Lehrenden rund um die Uhr zugänglich ist. Seit 2003 kooperiert das Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie mit dem Projekt Prometheus Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre ( das auf einem in Köln stationierten Zentralserver verschiedene kunstwissenschaftliche Bilddatenbanken vernetzt und einer öffentlichen Nutzung zugänglich macht [Si04a; Si04b; Pf04]. Seit Anfang 2006 ist das Prometheus-Bildarchiv mit einer Campus-Lizenz für alle Studierende und Angehörige der WWU Münster zugänglich. Zum Zeitpunkt dieses Berichtes gehören dem Projekt 25 Datenbanken mit insgesamt Bildern an. Allerdings sind bislang vorwiegend aber nicht ausschließlich kunstgeschichtliche Datenbanken beteiligt, so dass das angebotene Bildmaterial für den Bereich Klassische und Frühchristliche Archäologie noch immer sehr begrenzt ist.
5 3 Abbildung 1: Prometheus Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre Eine eigene Bilddatenbank aufzubauen, ist gerade für das Tagesgeschäft von besonderer Bedeutung, denn es besteht für jede Veranstaltung, in der aktuelle Funde und Forschungen diskutiert werden, Bedarf an neuem, noch nicht über Prometheus zugänglichem Material. Der Bestellvorgang für digitale Bilder entspricht dem für Dias, da es sich in der Regel um Reproduktionen aus der Fachliteratur handelt. Mit einem Vorlauf von 7 Tagen werden die Bücher mit den gekennzeichneten Abbildungen und einer Genehmigung der zuständigen Dozentinnen und Dozenten an den Fotografen Dipl.-Ing. J. Borgert weitergeleitet, der mittels Scanner oder bei Großformaten mittels Kamera ein Digitalbild erstellt. Das Fotolabor ist schon seit längerem für die digitale Bilderstellung eingerichtet und besitzt die dafür nötige Scanner- und Kameratechnik, doch wurde diese bislang in der Lehre nicht effizient genutzt. In Zukunft werden die neu erstellten Digitalbilder den Anforderungen entsprechend formatiert in der Datenbank systematisch ablegt. Geschulte studentische Hilfskräfte übernehmen die Eingabe der Metadaten dargestellter Objekte, ihrer Bildquellen und urheberrechtlicher Angaben. Durch das Projekt steigert sich die Effizienz der Lehre erheblich, denn es wird Studierenden und Lehrenden leichter Zugang zu großen Bildbeständen aller Themenbereiche der Archäologie ermöglicht. Durch die Nutzung der bewährten Strukturen des institutseigenen Fotolabors kann in den nächsten Jahren ein Bildbestand aufgebaut werden, der den Anforderungen des Faches auf lange Sicht genügen wird. Darüber hinaus bietet die Digitale Diathek Studierenden die Möglichkeit, den selbständigen Umgang mit Bildmaterial in einem zeitgemäßen Medium trainieren zu können. Das Prometheus-Bildarchiv verfügt über unterschiedliche E- Learninganwendungen, wie z.b. die Lernplattform ILIAS, die auf Inhalte des Bildarchives zurückgreifen. Diese sollen auch für Studierende der archäologischen Fächer nutzbar gemacht werden.
6 Neben Studierenden der archäologischen Fächer sind auch Studierende und Lehrende anderer kunst- und altertumswissenschaftlicher Fächer an der WWU Münster potentielle Nutzerinnen und Nutzer des Systems, denn der unterstützende Einsatz von Bildmaterial in der Lehre wird durch die verbesserte Zugänglichkeit des Materials deutlich erleichtert. 4
7 5 2 Theoretische Fundierung und praktische Umsetzung Grundüberlegung und theoretische Fundierung für die Einrichtung einer Bilddatenbank am Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie ist die zukünftige Nutzung im Sinne einer digitalen Diathek und nicht als einer fachwissenschaftlichen Datenbank, in die beispielsweise bibliografische Verweise und Forschungsdiskussionen aufgenommen werden, was mit einer erheblichen Pflegeintensität einhergeht. Als Beispiel für die letztgenannte Gruppe kann die Datenbank Arachne des Forschungsarchivs Antike Plastik am Archäologischen Institut der Universität zu Köln dienen ( Stattdessen stehen lehrorientiert Studierende und Lehrende als Nutzer und die zukünftige Systempflege durch studentische Hilfskräfte im Vordergrund der Planungen. Die Vorteile der Digitaltechnik sollen für alle Gruppen gewinnbringend eingesetzt werden, wobei als wesentlichste Verbesserung die permanente Zugänglichkeit und beliebige Reproduzierbarkeit des Bildbestandes des Instituts über das Internet zu sehen ist. Als weiterer Faktor ist die einfache Bedienbarkeit eine wichtige Forderung an das System, denn zum einen müssen lange Einarbeitungsphasen von Hilfskräften bei der Dateneingabe vermieden werden, zum anderen soll den Nutzerinnen und Nutzern ein leichter und schneller Zugang mit einem Webbrowser ermöglicht werden. Schlussendlich ist die Kompatibilität mit dem Prometheus-Bildarchiv zu gewährleisten, denn es ist sinnvoll, auch das in Münster gewonnene Bildmaterial für die Angehörigen anderer Universitäten nutzbar zu machen. Um keine Ressourcen in die Eigenentwicklung eines Datenbanksystems investieren zu müssen, ist auf Programme zurückgegriffen worden, die über die Prometheusplattform angeboten wurden. Diese wurden von uns konzeptionell für die Bedürfnisse der Digitalen Diathek Münster angepasst. Zunächst haben wir das Programm Digitale Diathek eingesetzt. 2.1 Die Digitale Diathek Giessen Das Programm ist für Prometheus an der Justus-Liebig-Universität Gießen von Dr. Stefan Brenne entwickelt worden. Es ist eine relationale Bilddatenbank, die die Funktionen einer analogen Diathek nachbildet und um die Möglichkeiten einer Datenbank erweitert. Neue Bilder können mit Metadaten zu bestimmten Objekten und einer Literaturdatenbank verknüpft werden, so dass es sich eigentlich um mehrere ineinander verschachtelte Datenbanken handelt. Obwohl für das Institut für Kunstgeschichte geschrieben, bietet die Digitale Diathek Giessen für die archäologischen Fächer Vorteile gegenüber anderen Bilddatenbanken, denn es wird z.b. zwischen Angaben von Standort und Herkunft differenziert. Auch besteht die Möglichkeit einer dichten Verschlagwortung, die der Nutzerin und dem Nutzer ein breites Spektrum an Suchmöglichkeiten bietet. Die Komplexität des Programms mit seiner Vielzahl von Eingabemöglichkeiten war von vornherein als möglicher Schwachpunkt des Programms bewertet worden. Denn es besteht die
8 6 Befürchtung, dass Hilfskräfte einer ausführlichen Schulung bedürfen. In Giessen haben sich allerdings noch keine Probleme in dieser Hinsicht ergeben. Abbildung 2: Screenshot der Suchmaske der Digitalen Diathek Giessen Geschrieben für FileMaker 5.5 bzw. 6.0 wurde das Programm auf die aktuellere Version 7.0 konvertiert und sollte über einen auf einem Server der IVV 1 eingerichteten speziellen FileMaker Server erreichbar sein. Doch dies erwies sich als problematisch, da der IVV-Server Zugriffe nur auf jeweils einer Ebene des Verzeichnisbaumes zulässt, die komplexe FileMakerdatenbank jedoch für den Betrieb gleichzeitig auf unterschiedliche Ebenen zugreifen muss. Aufgrund dieser technischen Probleme waren wir gezwungen, einen Systemwechsel vorzunehmen, was mit einem erheblichen Zeitverlust verbunden war.
9 7 2.2 DILPS Mit DILPS, dem Distributed Image Library Processing System, konnte auf ein anderes von Prometheus bereitgestelltes System zurückgegriffen werden, das an verschiedenen kunsthistorischen Instituten erfolgreich eingesetzt wird. Für die Entwicklung verantwortlich sind Prof. Dr. Jürgen Enge vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe und Dr. Thorsten Wübbena vom Kunstgeschichtlichen Institut der Johann Wolfgang Goethe- Universität Frankfurt/Main. Bei DILPS ( handelt es sich um ein Linux basiertes Bilddatenbanksystem, das gemäß der GNU General Public License auf den Einsatz kommerzieller Software verzichtet. Da die IVV 1 über keinen Linux-Server verfügt, wurde die Betreuung vom Rechenzentrum der WWU übernommen, wo gerade eine entsprechende Plattform neu eingerichtet wurde. Bis zur Fertigstellung des Servers ging dem Projekt leider wiederum Zeit verloren. Für die schnelle und unbürokratische Hilfe sei den Herren Dipl.-Phys. Stefan Ost und Dipl.-Phys. Rainer Perske herzlich gedankt. Abbildung 3: Screenshot der Login-Seite der Digitalen Diathek Münster Der Zugriff auf DILPS erfolgt ausschließlich über gängige Webbrowser wie den Internet Explorer, Netscape, Mozilla, etc., so dass die grundsätzliche Zugänglichkeit über das Internet gewährleistet ist. Durch die weniger komplexe Struktur des Systems ist seine Pflege durch studen-
10 8 tische Hilfskräfte einfacher als bei der Digitalen Diathek Gießen. Ein anderer Vorteil von DILPS liegt in der automatischen Bereitstellung von Bildern unterschiedlicher Formate derselben Vorlage, so dass man z.b. bei Vergleichen mehrerer Bilder auf einer Folie nicht gezwungen ist, immer mit dem größten Bildformat zu arbeiten oder selbst noch am Bild zu manipulieren, was in der Regel zu Qualitätsverlusten führt. Gleichzeitig ist der Gesamtspeicherbedarf des Systems verhältnismäßig gering. Die Frankfurter DILPS-Datenbank am Kunstgeschichtlichen Institut benötigt für Bilder etwa 15 GB. Das Rechenzentrum hat dem Projekt schon jetzt diesen Speicherplatz eingeräumt, so dass der Bedarf der kommenden Jahre in jedem Fall gedeckt ist. Auch bei der Installation von DILPS ergaben sich allerdings erhebliche Probleme, da sich die Sicherheitsprotokolle des neu eingerichteten Servers als zugangsbehindernd erwiesen. Herr Sebastian Döweling vom Zentrum für Kunst- und Mediengestaltung in Karlsruhe hat zusammen mit Herrn Dipl.-Phys. Rainer Perske von Rechenzentrum der WWU daran gearbeitet, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Dabei mußten zunächst bei DILPS PHPinterne Sicherheitseinstellungen verändert werden, um den Aufruf über das Internet zu ermöglichen, ohne einen ungeregelten Zugriff auf die PHP Seiten zuzulassen. Abbildung 4: Screenshot der Editionsmaske der Digitalen Diathek Münster Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Ende April 2006) ist die Datenbank im Testbetrieb online ( und es wurde bereits eine größere Anzahl von Bildern hochgeladen und ediert.
11 9 In der nächsten Projektphase soll nun folgendes Arbeitprogramm absolviert werden: 1. Optimierung der Suchfunktionen 2. Technisierung der Verschlagwortung 3. Optimierung der Userverwaltung 4. Etablierung der institutsinternen Betriebsabläufe 5. Schulung der Studierenden und Lehrenden
12 10 3 Verschlagwortung und Kategorisierung Da uns bislang keine funktionstüchtige und unseren Bedürfnissen entsprechende Verschlagwortung einer archäologischen digitalen Diathek bekannt geworden ist, war von Anfang an vorgesehen, dass eine solche grundlegend erarbeitet werden muß. Die längeren Verzögerungen durch technische Installationsprobleme der Digitalen Diathek und von DILPS konnten daher mit der Erarbeitung einer Verschlagwortung und Kategorisierung genutzt werden. Das Prinzip einer digitalen Diathek bietet gerade im Bezug auf die Auffindbarkeit eines Bildes deutliche Vorteile im Vergleich zu einer analogen Diathek. In einer thematisch gegliederten Diathek müssen die Bilder in eine bestimmte Rubrik eingeordnet werden und sind nur dort zu finden. Zum Beispiel wird das Dia eines Keramikgefäßes in unserer analogen Diathek in der Kategorie Vasenmalerei abgelegt, die in sich zunächst nach chronologischen Kriterien grob unterteilt ist. Innerhalb jeder Phase wird dann vor allem technisch differenziert, z.b. schwarzfigurig oder rotfigurig. Abbildung 5: Hydria (Wassergefäß) des Archäologischen Museums der WWU Unser Beispiel eines analogen Dias aus dem Archäologischen Museum der WWU ( findet man z.b. in der Kategorie Vasenmalerei/archaisch/ attisch/schwarzfigurig/hydria. Doch sind so nur ein Bruchteil der möglichen Angaben zum Objekt abgedeckt. Die Darstellungen auf Gefäßkörper und schulter, Frauen am Brunnenhaus und eine Kampfszene, sind nicht erwähnt und das Archäologische Museum des Instituts als Standort ist erst aus der Beschriftung auf dem Dia selbst zu entnehmen. Auch die Angaben zur Bildquelle müssen auf der begrenzten Fläche eines Diarahmens untergebracht werden. In einer Bilddatenbank wird dagegen ein Vielfaches an Metadaten zu jedem Bild erfasst.
13 11 In unserem Beispiel wäre das: Benennung: Gattung: Datierung: Material: schwarzfigurige Hydria Keramik, Vasenmalerei, attisch, schwarzfigurig, Hydria archaisch Ton, Keramik Ikonographie: Brunnenhaus, Hydria, Wasserspeier, Zweikampf; Privatleben Ort: Münster Institution: Archäologisches Museum der Universität, Inv.-Nr. 564 Fundort: unbekannt Quelle: Griechische Vasen aus Westfälischen Sammlungen. Katalog Münster (1984) 38 Nr. 1 Abb. 6. Noch klarer treten die Vorteile des Systems bei Aufnahmen zu Tage, die mehr als ein Objekt zeigen, denn es entfällt die Entscheidung, unter welchem der möglichen Stichworte es eingeordnet werden soll. Auch Karten, Pläne und alte Stiche können so verschlagwortet und in verschiedenen Kategorien aufgefunden werden. Die klare Kategorisierung der dargestellten Objekte ist mithin ein wesentlicher Bestandteil der Dateneingabe, denn nur eine eindeutige Benennung ermöglicht eine gezielte Bildsuche. Da diese Arbeit später durch verschiedene studentische Hilfskräfte geleistet wird, sind feste Vorgaben von Nöten, durch die eine Einheitlichkeit der Benennung gewährleistet ist. Entsprechend wurde ein festes Schema an Kategorisierungsbegriffen erarbeitet, das als Leitfaden für die Ansprache von Objekten genutzt werden soll. Bislang liegt diese Kategorisierung nur in Form einer 20seitigen Liste vor. Es wird angestrebt, die Eingabevorgänge zu einem späteren Zeitpunkt des Projektes stärker zu automatisieren, z.b. durch die Schaffung von Eingabefeldern mit Checkboxen. Auf diese Weise sollen die Eingabe selbst beschleunigt und die Fehlerquote durch händisches Ausfüllen reduziert werden. Wichtigste Eingabekategorie bleibt die grundlegende Benennung des dargestellten Objektes. Hier können z.b. auch in der Forschung eingebürgerte Rufnamen von antiken Kunstwerken eingetragen werden. Ansonsten handelt es sich in der Regel um eine allgemeine Überschrift, die das Abgebildete kurz benennt (z.b. attische Grabstele der Hegeso oder Athen, Parthenon, Ansicht). Natürlich ergeben sich dadurch Überschneidungen zu den folgenden Kategorien, doch wird so sichergestellt, dass das Stück bei einer allgemeinen Suche in jedem Fall gefunden werden kann, auch falls die anderen Verschlagwortungsebenen nicht sorgfältig genug ediert worden sind. Es folgt die Angabe der Kategorie des dargestellten Objektes oder der topographischen Situation. Als Grundkategorien werden Topographie, Architektur, Plastik, Portrait, Malerei, Mosaik, Keramik, Toreutik, Numismatik, Glyptik, Glas, Schmuck, Sachgruppen und Museum angeboten,
14 12 die jeweils noch weiter ausdifferenziert werden. Um die Einheitlichkeit dieser Eingaben zu gewährleisten, ist ein Begriffskatalog angelegt worden, der einerseits möglichst viele Bereiche des Faches abdecken soll, andererseits aber nicht zu spezifisch sein darf, um nicht zu viele, an dieser Stelle sinnlose Detailangaben zu enthalten. Die sinnvolle Staffelungstiefe dieser Unterkategorien wird sich z.t. erst in der Praxis bewähren müssen. Künstlerzuweisungen sind ein wichtiges Element archäologischer Klassifizierungen, doch sind sie im Verhältnis zur Kunstgeschichte nur bei wenigen Objektgruppen möglich. In der Vasenmalerei handelt es sich z.b. zum Großteil um moderne wissenschaftliche Namenskonventionen, die nur selten auf überlieferten Namen, sondern vor allem auf von Archäologinnen und Archäologen geschaffenen Bezeichnungen beruhen. Dennoch ist den Künstlernamen eine eigene Eingabezeile reserviert. Eine Datierung sollte zu jedem Einzelobjekt angegeben werden. Doch sollen im System lediglich grobe Orientierungen gegeben werden, so dass nur allgemeine Begriffe, wie archaisch, klassisch, hellenistisch, usw. eingetragen werden. Nummerische Datierungsangaben erscheinen nicht sinnvoll, denn konkrete Zahlen lassen sich zwar leicht eingeben und wiederauffinden, doch führen schon kleine Veränderungen der Schreibkonventionen zu Problemen. Ein von einem Autor um 520 v.chr. datiertes Objekt muss in vorgegebene Schemata (z.b , , ) eingeordnet oder als konkrete Zahl eingegeben werden. Dasselbe Objekt kann in der Literatur aber auch mit der Datierung v.chr. versehen worden sein und wäre über diese Kategorie nicht mehr auffindbar. Für die die Eingabe vornehmenden Hilfskräfte wäre es außerdem eine unnötige Mehrarbeit, in jedem Falle nach einer konkreten Datierungsangabe zu suchen und diese dann in ein spezielles Schema einzupassen, zumal die Datierung häufig Teil eines wissenschaftlichen Disputs und durch neue Forschungsergebnisse nicht statisch ist. Angaben zum Material eines Objektes können in vielen Fällen die Suche schnell eingrenzen. Eine wichtige Kategorie ist die der Ikonographie. Hier werden Angaben zu Inhalten bildlicher Darstellungen gesammelt. An dieser Stelle ist eine besonders sorgfältige Verschlagwortung durch die Hilfskräfte nötig, die wegen der Unterschiedlichkeit der möglichen Bilder nicht weiter vorgegeben werden kann. Die Suche über ikonographische Angaben ermöglicht es z.b. Darstellungen des griechischen Heros Herakles in unterschiedlichen Materialgruppen zu finden, was in einer analogen Diathek nur mit erheblichem Suchaufwand möglich ist. Bei Ortsangaben unterscheidet die Archäologie zwischen den Standortangaben zu einem Objekt, die sich in der Regel auf eine Stadt und ein dort befindliches Museum beziehen, und den Fundortangaben, die dokumentieren, woher ein Objekt stammt. Als letzte, rechtlich aber nicht unbedeutende Position sind bei Reproduktionen aus der Literatur natürlich in jedem Falle die Bildquellen zu nennen. Gerade in der Kombinierbarkeit der verschiedenen Bergriffskategorien erweist sich der Vorteil einer Bilddatenbank, denn auf diese Weise löst sich die Suche von den alten Kategorisierungen der analogen Diathek. Dort hatte man bislang nur die Möglichkeit an unterschiedlichen Stellen nach einem bestimmten Bild zu suchen. Inkonsequenzen bei der Einordnung und der Bildre-
15 cherche führten aber immer wieder zu Doppel- und Mehrfachanfertigungen von Dias, die in ihrer Herstellung unnötig Zeit und Geld kosteten. 13
16 14 4 Erkenntnisse und Ergebnisse Als bittere Lektion erwiesen sich die technischen Fehlschläge bei dem Installationsversuch der Giessener Diatheksdatenbank und die Installationsprobleme bei DILPS, die dazu führten, dass der anvisierte Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. Hierin spiegelt sich wohl auch die naive Haltung und Technikgläubigkeit von Geisteswissenschaftlern gegenüber der Informationstechnologie wider. Komplexe Datenbanksysteme, die auf Standardrechnern erfolgreich funktionieren, können große Probleme bei der Migration auf einen Internetserver bereiten, da die systeminternen Routinen den Sicherheitsanforderungen eines Servers zuwiderlaufen können. Es scheint deshalb sinnvoll, zusätzlich zu der fachwissenschaftlichen Kompetenz, die für die Konzeption einer solchen Datenbank unerlässlich ist, für den Support Kompetenz von außen zu holen, denn dann können die durch technische Probleme entstehenden Verzögerungen deutlich minimiert werden. Gerade die Servertechnologie ist wegen ihrer großen Komplexität nur durch erfahrene Programmiererinnen und Programmierer zu beherrschen. Die hervorragende, vom Rechenzentrum gestellte Betreuung kann sich allerdings nur auf die Pflege des Servers selbst beziehen. Wenn die vorhandene Software zunächst noch in größerem Umfang angepasst werden muss, lohnt es sich, Fachleute hinzuzuziehen. Der Zeitplan des Projekts im Rahmen der 1. Förderinitiative E-Learning erwies sich im Rückblick als zu ambitioniert. Aufgrund der aufgetretenen Schwierigkeiten, die zum Ende der Projektförderung immer noch nicht vollständig ausgeräumt sind, wird eine weitere Fortführung des Projekts mit einer Förderung angestrebt, bevor die Digitale Diathek Münster durch Hilfskräfte im laufenden Institutsbetrieb verstetigt werden kann. Die Bildung von möglichst klaren Kategorien für die Verschlagwortung brachte die erwarteten Probleme mit sich, die entstehen, wenn man versucht, das gesamte Feld einer Wissenschaft auf einzelne Begriffe zu reduzieren. Zumal vorgesehen ist, das Bildmaterial nicht nach einer zu kleinteiligen Gliederung zu sortieren. Gleichzeitig erfordert eine komfortable Suche eine möglichst tiefe Verschlagwortung, so dass die Schwierigkeit darin liegt, einen Kompromiss zwischen den Extremen zu finden. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und kann in einer lebendigen Wissenschaft wohl auch nie zu einem endgültigen und alle befriedigenden Ergebnis führen. Die erarbeiteten Begriffskategorien können auch über die Verwendung als Gliederungsebenen der digitalen Diathek hinaus noch für andere Zwecke verwendet werden. Im Blick auf die durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge in den Fächern Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie nötige Straffung und Konzentration der Studienabläufe kann ein entsprechender Thesaurus helfen, Studierenden die grundlegenden Begrifflichkeiten eines Faches zu vermitteln. Die Kombination von Fachbegriffen und erläuterndem Bildmaterial bietet sich für diesen Bereich geradezu an. Da es sich bei der Digitalen Diathek Münster um den Start eines Grundlagenprojektes handelt, können sich viele Ergebnisse erst im Laufe der Zeit offenbaren. Zunächst müssen größere Bildermengen die Datenbank füllen, um die verschiedenen Suchfunktionen sinnvoll ausnutzen zu können. In jedem Falle stellt das System einen deutlichen Fortschritt bei den Arbeitmöglichkeiten von Studierenden und Lehrenden am Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche
17 15 Archäologie dar. Die ständige Verfügbarkeit des Bildmaterials erweist sich dabei nur als ein Teilaspekt der neuen Vorteile. Eine völlig neue Möglichkeit stellt die Suche nach Darstellungen desselben Themas auf unterschiedlichen Bildträgern dar, was bislang in den Bildbeständen des Instituts nicht möglich ist. Die digitale Diathek löst damit das reine Diadepot ab und macht die Bilder auch für das Studium selbst zugänglich. Über die reine Verwendung von Bildern in Lehrveranstaltungen und für Referate hinaus können Studierende auf das Material zugreifen und in den Lernprozess einbeziehen. Dabei erweist es sich als hervorragende Grundlage für zukünftige E-Learningprojekte.
18 16 Literaturverzeichnis [Pf04] [Si04a] [Si04b] Pfleging, B.: E-Learning in den Kulturwissenschaften - Didaktik und Evaluation im Projekt prometheus. In: (Fröhlich, W.; Jütte, W. Hrsg.): Qualitätsentwicklung in der postgradualen Weiterbildung. Internationale Entwicklungen und Perspektiven (= Lifelong Learning 2) Münster 2004, S Simon, H; Verstegen, U.: prometheus - Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre. In: Kursbuch elearning Produkte aus dem Förderprogramm, Bonn 2004, S Simon, H; Verstegen, U.: prometheus. Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre. Neuartige Werkzeuge zur Bereitstellung von verteiltem Content für Wissenschaft und Forschung. In: Historische Sozialforschung, Sonderheft: Elektronisches Publizieren & Open Access, Bd. 29 (2004-1), S
19 17 E-Learning Praxisberichte Hrsg.: Heinz Lothar Grob, Jan vom Brocke Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Thomas, M., Eckenbach, T., Fey, P., Thiemann, G., Fortbildung zum Informatikunterricht durch Telelearning (FIT), Münster Gebauer, J., Lichtenberger, A., Digitale Diathek Münster Bilddatenbank am Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie der WWU Münster, Münster Scheerer, H., Marek, M., Tjettmers, S., EW-Learning Systematische Unterstützung von erziehungswissenschaftlichen Einführungsvorlesungen durch ein Learning-Management-System, Münster Nr. 4 Freitag, K., TAG Tutorium zur Alten Geschichte, Münster Nr. 5 Nr. 6 Nr. 7 Nr. 8 Nr. 9 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 12 Nr. 13 Blöbaum, B., Brückerhoff, B., Nölleke, D., Nuernbergk, C., O-Kurs interaktiv und Propädeutik Kommunikationswissenschaft Konzeption und Umsetzung eines E-Learning-Angebotes am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster, Münster Mäsch, G., Fallwerk Interaktive, multimediale und praxisnahe Lernsoftware für Juristen, Münster Zeisberg, I., Jander, P., Denz, C., Erstellung einer Videodatenbank und eines Webinterfaces E-Learning in experimenteller Physik, Münster Busse, B., Realisierung einer virtuellen Lernumgebung als Einführung in die Englische Sprachwissenschaft Introduction to English Linguistics Online (IELO), Münster Reinhard F., unter Mitarbeit von Auditor, O., Müller, E. und Springob, S., Koinonia Eine praktisch-theologische Wissensallmende, Münster Reepmeyer, J.-A., LPLUS-Integration Entwicklung eines Rahmens für den Einsatz eines computergestützten Prüfungssystems, Münster Hartz, T., Ückert, F., Vertretungslernen International substitute E-Learning, Münster Pohlmann, P., Lernsoftware zum Zivilprozessrecht Erkenntnisverfahren, Münster Schumacher, F., IntegraX Integration XML-basierter E-Learning-Materialien zur Linguistik in ein Learning Management System, Münster 2006.
20 18 Autoren Dr. Jörg Gebauer, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie, Archäologisches Museum. Dr. Achim Lichtenberger, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut für Klassische Archäologie und Frühchristliche Archäologie, Archäologisches Museum.
21 ERCIS E-Learning-Kompetenzzentrum ERCIS European Research Center for Information Systems Universität Münster Leonardo-Campus Münster Germany e-learning@ercis.de Gefördert durch: Projektträger:
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