AVWL II (Makro) 8-2 Prof. Dr. K. Schmidt Eigenschaften: 1) Homogenitat 2) Haltbarkeit 3) Teilbarkeit 4) Seltenheit 5) Niedrige Transaktionskosten 6) G
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- Stanislaus Busch
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1 AVWL II (Makro) 8-1 Prof. Dr. K. Schmidt 8 Geldtheorie und -politik haben wir uns nur mit der Geldnachfrage beschaftigt, Bisher Geldangebot aber nur sehr rudimentar behandelt. das diesem Kapitel werden wir zunachst fragen, was Geld In ist und wie es geschaen wird. Dann werden wir uberhaupt inwieweit das Geldangebot von der Zentralbank kontrolliert fragen, werden kann. Schlielich werden wir uns mit der in- Ausgestaltung der Geldpolitik in Deutschland stitutionellen naher beschaftigen. etwas Denition, Funktionen, Eigenschaften 8.1 Geldes des Als Geld wird alles verstanden, was generell Def.: Bezahlung von Gutern und Dienstleistungen oder zur Abdeckung anderer wirtschaftlicher Transaktionen zur akzeptiert wird. Funktionen des Geldes: 1) Tausch- und Zahlungsmittel 2) Recheneinheit 3) Wertaufbewahrungsmittel
2 AVWL II (Makro) 8-2 Prof. Dr. K. Schmidt Eigenschaften: 1) Homogenitat 2) Haltbarkeit 3) Teilbarkeit 4) Seltenheit 5) Niedrige Transaktionskosten 6) Generelle Akzeptanz 7) Wertbestandigkeit Geldarten: 1) Warengeld (Metall, Vieh, Zigaretten) Kreditgeld (Kreditgeld zeichnet sich dadurch aus, da 2) Nennwert des Geldes groer ist als der Eigenwert) der a) Munzen (Bund) b) Noten (Bundesbank) und Noten sind in der Bundesrepublik gesetzliche Munzen Zahlungsmittel, d.h., sie mussen zur Ab- wirtschaftlicher Transaktionen akzeptiert werdendeckung c) Buch- oder Giralgeld (Geschaftsbanken).
3 AVWL II (Makro) 8-3 Prof. Dr. K. Schmidt 3) Geldnahe Forderungen, z.b. Termineinlagen Spareinlagen \geldnah" ein Aktivum ist, hangt von seinem Liquiditatsgrad Wie ab. Je einfacher, schneller, risikoloser und billiger ein Aktivum in Geld verwandeln lat, um so \geldnaher" sich es. ist 8.2 Geldmengenbegrie Unterscheidung nach der Quelle der Geldschopfung Zentralbankgeld ist das von der Zentralbank (Zeba) 1) Geld, also Forderungen an die Zentral- geschaene in den Handen der Nicht-Banken (Niba) und der bank (Geba). Solche Forderungen existieren Geschaftsbanken in der Form von Bargeld Sichteinlagen der Geba bei der Zeba, die als Mindestreserven oder Uberschureserven gehalten werden. Sichteinlagen der (oentlichen) Niba bei der Zentralbank
4 AVWL II (Makro) 8-4 Prof. Dr. K. Schmidt Summe dieser Forderungen ist die Zentralbankgeldmenge. Die eng verwandtes Konzept ist die Geldbasis oder Ein Basis, die gleich der Zentralbankgeldmenge monetare minus der Sichteinlagen der Niba bei der Zeba ist. Geschaftsbankengeld ist das von den Geba in Form 2) Sichtguthaben der Niba geschaene Geld. (Ach- von Sichtguthaben der Geba bei der Zeba sind Zentralbankgeldtung: Unterscheidung nach dem Liquiditatsgrad 1) Geldmenge M1: = Bargeld der Niba M1 Sichteinlagen der Niba bei den Geba + nach der Zahlungsmittelfunktion. Bargeld Abgrenzung Sichteinlagen dienen unmittelbar dem Kauf von Gu- und und werden allgemein als Zahlungsmittel akzeptierttern 2) Geldmenge M2: = M1 + kurzfristige Termineinlagen M2 4 Jahren) (unter
5 AVWL II (Makro) 8-5 Prof. Dr. K. Schmidt werden meist zur zinsgunstigen Aufbewahrung Termineinlagen von Transaktionskasse benutzt. Geldnahe For- die sich relativ schnell und preisgunstig in derungen, umwandeln lassen. Geld 3) Geldmenge M3: = M2 + Sparguthaben M3 ges. Kundigungsfrist) (mit M3 ruckt die Wertaufbewahrungsfunktion Geldmenge Geldes mit in den Fordergrund. Abgrenzung nicht des Auch Sparbriefe oder Bundesschatzbriefe unumstritten. als enge Substitute zu Spareinlagen miteinbe- konnten zogen werden. Gewichtete Geldmengen lassen unterschiedliche Geldarten 4) und geldnahe Forderungen mit unterschiedlichen (etwa gewichtet nach dem Liquiditatsgrad) Gewichten Vergl. auch Kapitel \Indikatoren und Zwi- eingehen. schenziele der Geldpolitik". Neben den \klassischen" Geldmengenbegrien werden 5) wieder neue Abgrenzungen in der Literatur vor- immer geschlagen. die zeitliche Entwicklung der Menge der geldna- Ziel: Zahlungsmittel so gut wie moglich zu beschreiben. hen durch standige Finanzinnovationen erschwert. Wird
6 AVWL II (Makro) 8-6 Prof. Dr. K. Schmidt Termingelder auf dem Euromarkt, Bankschuldverschreibungen, Beispiele: Commercial Paper, Geldmarktfonds, etc. relativ liquide, geldnahe Forderungen, die in den sind Jahren zunehmende Bedeutung erlangten. letzten 8.3 Geldschopfung Zentralbankgeld entsteht, wenn die Zentralbank Aktiva kauft Zentralbankgeld mit Forderungen gegen sich selbst bezahlt. und Geldschopfung und -vernichtung von Zebageld spiegelt sich in der Zentralbankbilanz: Aktiva Passiva Kredite an Geba (5) Banknotenumlauf (1) + Lombardkredite) (Diskont- Wertpapiere (6) Sichteinlagen der Geba (2) Nettoforderungen an den (Mindest- und Uberschu- (3) Sektor reserven) oentl. Gold- und Devisenreserven (4) Es mu immer gelten: (1) + (2) + (3) + (4) = (5) + (6) Aktivseite der Bilanz reektiert die Entstehung des Die Zentralbankgeldes:
7 AVWL II (Makro) 8-7 Prof. Dr. K. Schmidt entsteht durch den Ankauf von Gold, Devisen Zebageld Sonderziehungsrechten durch die Zeba oder durch Kre- oder an die Geba oder die oentlichen Haushalte. ditgewahrung von Aktiva durch die Zeba). Zentralbank- (Monetisierung geld wird vernichtet, wenn die Zeba Aktiva verkauft. Passivseite reektiert die Verwendung des Zentralbankgeldes Die als Bargeld oder als Sichteinlage der Geba. fur Zentralbankgeldschopfung und Beispiele -vernichtung: Zeba gewahrt Diskontkredit an Geba in Hohe von 1000, 1) als Mindestreserve bei der Zeba gehalten werden: die Aktiva Zeba Passiva an Geba Sichteinlagen der Kredite Geba Aktiva Geba Passiva bei Sichtverbindlichkeit Sichteinlagen gegen Zeba Zeba Diese Transaktion fuhrt zu einer Bilanzverlangerung bei der
8 AVWL II (Makro) 8-8 Prof. Dr. K. Schmidt Zeba Zentralbankgeld ist geschaen worden. ) Geba zieht Sichteinlagen bei der Zeba in Hohe von ) Bargeld ab: als Aktiva Zeba Passiva Banknotenumlauf der Sichteinlagen Geba Aktiva Geba Passiva bei Sichteinlagen Zeba Bargeld Transaktion fuhrt zu einem Passivtausch bei der Zeba Diese die Zebageldmenge bleibt unverandert ) Geba kauft US-Dollar im Wert von 1000 von Zeba, bezahlt 3) mit Sichteinlagen bei Zeba:
9 AVWL II (Makro) 8-9 Prof. Dr. K. Schmidt Aktiva Zeba Passiva Sichteinlagen der Devisenreserven Geba Aktiva Geba Passiva bei Sichteinlagen Zeba Devisen Transaktion fuhrt zu einer Bilanzverkurzung bei der Diese Zeba ) Zentralbankgeld ist vernichtet worden Geschaftsbankengeld konnen (ganz analog zur Zeba) aktiv Geld Geschaftsbanken indem sie Aktiva erwerben und mit Forderungen schaen, gegen sich selbst bezahlen. Beispiel: Geba A gewahrt Unternehmen Y einen Kredit in Hohe 1) Y halt das Geld als Sichtguthaben bei A. von
10 AVWL II (Makro) 8-10 Prof. Dr. K. Schmidt Aktiva Geba A Passiva Forderungen Sichtverbindlichkeiten Aktiva Unt. Y Passiva Sichteinlagen Verbindlichkeiten Transaktion fuhrt zu einer Bilanzverlangerung bei Geba Diese A ) Geschaftsbankengeld ist geschaen worden. Unternehmen Y verkauft Wertpapiere im Wert von ) Geba A, halt das Geld als Sichteinlage bei A: an Aktiva Geba A Passiva Wertpapiere Sichtverbindlichkeiten Aktiva Unt. Y Passiva Wertpapiere Sichteinlagen
11 AVWL II (Makro) 8-11 Prof. Dr. K. Schmidt passiver Geldschopfung der Geschaftsbanken spricht Von wenn durch eine Transaktion Geld bei einer Geba ge- man, wird, bei einer anderen Geba oder bei der Zeba schaen gleichzeitig vernichtet wird. aber Beispiel: Uberweisung innerhalb des Bankensystems. Multiple Geldschopfung durch das Bankensystem 8.4 Geba mussen jederzeit in der Lage sein, die Sichteinlagen Die ihrer Kunden in Bargeld, d.h. Zentralbankgeld, umzu- Da die Geba Zentralbankgeld nicht selbst schaen wandeln. mussen sie dafur Reserven halten. konnen, wollen aber nicht alle Kunden gleichzeitig ihre Normalerweise gesamten Sichteinlagen \sehen". Darum mussen die Ban- deutlich weniger als 100% ihrer Sichtverbindlichkeiten ken Reserven halten. als Zentralbank schreibt eine Mindestreservepicht vor Die 25%). D.h., jede Bank mu (z.b.) 25% der Sichtein- (z.b. ihrer Kunden als Mindestreserve zinslos bei der Zeblagen halten. Daruberhinaus konnen die Geba freiwillig Uber- halten, was aber wegen des Zinsverlusts schureserven sehr attraktiv ist. nicht Beispiel fur multiple Geldschopfung durch das
12 Geba mussen r = 1 4 Niba heben c = 1 3 AVWL II (Makro) 8-12 Prof. Dr. K. Schmidt Bankensystem Annahmen: ihrer Sichteinlagen als Mindestre- halten. Daruberhinausgehende Uberschureserven serve als Kredite an Niba vergeben werden. konnen aufgenommenen Kredite als Bargeld der ab und uberweisen den Rest auf Konten anderer Banken. A rediskontiert einen Wechsel in Hohe von 1500 bei Geba Zeba. Geba A hat zusatzliche Uberschureserve von 1500, ) sie als Kredit an Niba W gewahrt. die Niba W hebt 500 in bar ab und uberweist 1000 auf ) Konto von Niba X bei Geba B. das Geba B mu 250 als Mindestreserve bei der Zeba ) Es bleiben 750 Uberschureserve, die sie hinterlegen. als Kredit an Niba Y vergibt. Niba Y hebt 250 in bar ab und uberweist 500 auf das ) von Niba Z bei Geba C. Konto Geba C mu 125 als Mindestreserve bei Zeba hinterlegen. ) Es bleiben 375 Uberschureserve, etc.
13 AVWL II (Makro) 8-13 Prof. Dr. K. Schmidt Geld ist durch die einmalige Erhohung der Zentralbankgeldmenge Wieviel um 1500 (durch Rediskontierung des Wechsels) insgesamt geschaen worden? : = 2000 Giralgeld : = 1000 Bargeld Geldmenge M Geldschopfungsmultiplikator: m = 2. Analytische Bestimmung des Geldschopfungsmultiplikators Es gilt: Geldmenge (M) = Bargeld (B) + Sichteinlagen (S) Zebageld (Z) = Bargeld (B) + Mindestreserven (R) Mindestreserven (R) = Mindestreservesatz (r) * Sichteinlagen (S) Bargeld (B) = Bargeldquote (c) * Geldmenge (M) Daraus folgt: B = cm = c(b + S) ) B = M = B + S = c, c S 1 c, c S + S = c + 1, c 1 1, c S
14 AVWL II (Makro) 8-14 Prof. Dr. K. Schmidt Z = B + R = M = Fur c = 1 3 und r = 1 4 Bemerkungen: S = c 1, c c + r(1, c) S + rs = c, 1, c 1 + r(1, c) Z c S 1, c 1, c c + r(1, c) Z = 1 c + r(1, c) Z 1 folgt m = 2. Wenn die Mindestreservepicht 100% betragt, ist der 1) = 1. m Wenn die Niba nur Bargeld halten (c=1) gilt ebenfalls 2) m=1. Wenn die Niba kein Bargeld halten (c=0) und die Geba 3) Mindestreserven halten mussen, gilt m = 1. keine Die Zentralbankgeldmenge ist gleich der Geldbasis (wenn 4) Sichteinlagen der oentlichen Haushalte bei der Ze- wir ba ignorieren). Geldschopfungsmultiplikator gibt also die Der zwischen Geldbasis und Geldmenge Beziehung
15 AVWL II (Makro) 8-15 Prof. Dr. K. Schmidt (Bargeld + Sichteinlagen der Niba bei den M1 an. Geba) Wenn die Zentralbank die Geldbasis perfekt steuern kann, 5) wenn der Geldschopfungsmultiplikator die Bezie- und zwischen Geldbasis und M1 korrekt widerspiegelt, hung die Zeba auch die Geldmenge M1 perfekt steuern. kann Ahnliche Multiplikatoren konnen analog fur die Beziehung 6) zwischen Geldbasis und M2 bzw. M3 abgeleitet werden Kritik des Multiplikatorkonzepts der alteren Geldangebotstheorie erklart das Multiplikatorkonzept In allein das Geldangebot. Danach kann die Zen- durch Steuerung der Geldbasis bzw. durch Veranderuntralbank der Mindestreserveverpichtung das Geldangebot perfekt steuern. Multiplikatorkonzept geht jedoch von einer Reihe von Das Annahmen aus: wichtigen Die Bargeldquote ist exogen gegeben und konstant. Ebenso 1) wird angenommen, da der Anteil der Termingel- und Spareinlagen an der Kassenhaltung im Zeitablauder konstant ist. Die Kassenhaltungsgewohnheiten der Haushalte hangen aber von den Zinsen und damit indi-
16 AVWL II (Makro) 8-16 Prof. Dr. K. Schmidt rekt von der Geldpolitik der Zentralbank ab. Die Kreditinstitute halten keine Uberschureserven und 2) Bargeldbestande. In bestimmten Situationen kann keine jedoch sinnvoll sein, Uberschureserven uber die Mindestreserven es hinaus zu halten. Es besteht eine Kreditnachfrage in der Hohe, in der die 3) zusatzliche Kredite vergeben wollen. Banken 8.5 Die neuere Geldangebotstheorie neuere Geldangebotstheorie geht uber den mechanischen Die Ansatz des Multiplikatorkonzeptes hinaus, indem sie das Verhalten aller beteiligten Akteure zu erklaren versucht, daraus das Geldangebot endogen abzuleiten. und Die Zentralbank Notenbank hat nur eine eingeschrankte Kontrolle uber Die Geldbasis. die In einem System fester Wechselkurse mu die Zeba kaufen bzw. verkaufen, um den Wechselkurs zu Devisen stutzen Geldbasis ist auenwirtschaftlich bestimmt. ) Auch bei exiblen Wechselkursen kann die Zeba die nur bedingt kontrollieren: Geldbasis
17 AVWL II (Makro) 8-17 Prof. Dr. K. Schmidt Sie kann den Geba keine Liquiditat verweigern, sie sie nur teurer machen. kann Sie kann die Geba nicht zwingen, zusatzliches Zentralbankgeld aufzunehmen. Wenn die Regierung die Zeba zwingen kann, dem Staat zu gewahren (staatliche Wertpapiere zu kau- Kredite hat die Zeba keine Kontrolle mehr uber die Geldbasisfen), Die Nichtbanken Entscheidungen der Nichtbanken, in welcher Form sie Die Geld halten wollen, hangt von den Zinssatzen und den ihr der verschiedenen Anlageformen ab. Veranderungen Konditionen der Zinssatze bewirkungen Umschichtungen zwischen Sicht-, Termin- und Spareinlagen, die wiederum die Bargeld, der Geldmengen M1, M2 und M3 beeinussen. Hohe Die Geschaftsbanken Verhalten der Geschaftsbanken wird durch Rentabilititats- Das und Liquiditatsuberlegungen bestimmt. Aus sollten die Banken keine Uberschureserven Rentabilitatsgrunden halten. Aus Liquiditatsgrunden konnen Uberschure- aber notwendig werden, um jederzeit in ausreichendeserven Mae uber Zentralbankgeld verfugen zu konnen:
18 AVWL II (Makro) 8-18 Prof. Dr. K. Schmidt Primare Liquiditatsreserven sind direkte Uberschureserven bei der Zeba. Spielen in der Bundesrepublik keine groe Rolle. Aber: Sekundare Liquiditatsreserven sind Wertpapiere, die und ohne Kursrisiko an die Zeba gegen Zeba- jederzeit verkauft werden konnen. Beispiele: unausgenutzte geld oder Lombardkontingente, Geldmarktpapie- Rediskont- re. Sind \so gut wie" Zebageld. Spielen wichtige Rolle. Existenz solcher freier Liquiditatsreserven lockert den Die zwischen Geldbasis und Geldmenge. Zusammenhang Die Notenbank kann die Geldbasis nur kontrollieren, Fazit: wenn sie weder zu Devisenmarktinterventionen (feste noch zu Krediten an den Staat gezwungen Wechselkurse) Aber selbst dann ist der Zusammenhang zwischen Geld- ist. und Geldmenge locker, so da eine perfekte Kontrolle basis Geldmenge kurzfristig nicht moglich ist. der Der geldpolitische Transmissionsmechanismus 8.6 welchem Weg wirken geldpolitische Manahmen auf Auf realen Teil der Volkswirtschaft? den Modell (Tobin, Brunner, Meltzer, Portfoliotheoretisches Friedman):
19 AVWL II (Makro) 8-19 Prof. Dr. K. Schmidt halten ihr Vermogen in verschiedenen Wirtschaftssubjekte z.b. Anlageformen, Sichteinlagen, Termineinlagen Spareinlagen, Schatzbriefe Aktien, Realkapital langlebige Konsumguter sich die Ertragsraten der einzelnen Anlageformen andern, Wenn die Wirtschaftssubjekte ihr Portfolio um: schichten weg von den Anlagen mit gefallener Ertragsrate hin zu den Anlagen mit gestiegener Ertragsrate des Transmissionsmechanismus am Beispiel: Erlauterung Zentralbank: Zeba erhoht die Geldbasis (z.b. durch 1) der Rediskontkontingente oder Wertpa- Vergroerung pierpensionsgeschafte) Geldmarkt: Auf dem Geldmarkt handeln die Geba untereinander 2) und mit der Zeba Zentralbankgeld. Das An- an Zebageld ist gestiegen gebot Geldmarktzins fallt )
20 AVWL II (Makro) 8-20 Prof. Dr. K. Schmidt Kredit- und Kapitalmarkte: Geba wollen ihr Portfolio 3) umschichten: weniger Geldmarktpapiere, dafur mehr halten und Kredite gewahren Wertpapiere Wertpapierkurse steigen, Renditen fallen ) ) Kreditzinsen fallen Investitions- und Konsumgutermarkte: Niba nehmen 4) verstarkt Kredite auf und schichten ihr Portfolio weg von Wertpapieren, hin zu Realkapital und langlebigen um, Konsumgutern Nachfrage nach Investitionsgutern steigt ) Nachfrage ) nach langl. Konsumgutern steigt Arbeitsmarkt, Gutermarkte: Produktion und Beschaftigung 5) und/oder Preise steigen. Veranderung der Geldbasis wirkt also uber einen langen Die auf die Guter- und Arbeitsmark- Transmissionsmechanismus Zentralbank kann die Entwicklung auf dem Geldmarkt te. recht gut kontrollieren. Je weiter entfernt die Wirkung noch der Transmissionskette, um so loser und unbestimmter ist in Einu der Geldpolitik. der 8.7 Geldpolitik und Zinsen Kann die Zentralbank die Zinsen steuern? Unmittelbar kann die Zeba nur die Zinsen auf dem Geld-
21 AVWL II (Makro) 8-21 Prof. Dr. K. Schmidt bestimmen. Dadurch hat sie einen wichtigen Einu markt die kurzfristigen Zinsen. auf mittel- und langfristigen Zinssatze kann sie jedoch Die steuern. Diese hangen ab von kaum dem internationalen Zinsniveau (falls freier Kapitalverkehr) den Wechselkurserwartung den Inationserwartungen expansive Geldpolitik kann die langfristigen Zinsen sogar Eine erhohen: Expansive Geldpolitik Inationserwartungen steigen ) die langfristigen Zinsen steigen ) 8.8 Geldpolitik in der Bundesrepublik Aufgaben der Deutschen Bundesbank Technische Aufgabe: Aufrechterhaltung der bankmaigen a) Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland. b) Wirtschaftspolitische Aufgabe
22 AVWL II (Makro) 8-22 Prof. Dr. K. Schmidt Sicherung der Wahrung nach innen (Preisniveaustabilitat) nach auen (Stabilisierung des realen Auen- und werts der DM) Unterstutzung der allgemeinen Wirtschaftspolitik der solange die Wahrungssicherung nicht Bundesregierung, gefahrdet wird Organisation der Bundesbank Organ ist der Zentralbankrat (Direktorium plus Hochstes Vorsitzenden der Landeszentralbanken) die werden fur 8 Jahre vom Bundesprasidenten auf Direktoren der Bundesregierung bestellt. Vorschlag werden von den Landesregierungen Landeszentralbankchefs bestellt. Verhaltnis zur Bundesregierung: handelt autonom und ist nicht Bundesbank Weisungen der Bundesregierung gebun- an den. Aber: Kooperation, d.h., Buba soll Regierung beraten und auf Verlangen Auskunft geben.
23 AVWL II (Makro) 8-23 Prof. Dr. K. Schmidt Prasident der Buba soll von der Regierung in die Beratung uber Angelegenheiten von wahrungspolitischer Bedeutung einbezogen werden. Mitglieder der Regierung durfen an den Sitzungen des teilnehmen. Kein Stimmrecht, aber Antrags- Zeba-Rates Sie konnen mit ihrem Veto Entscheidungen bis zu recht. Wochen aufschieben Aktivitaten der Bundesbank Die Bundesbank ist die Bank des Staates (Bund, a) Bahn, Post, etc.) fur den sie Girokonten fuhrt. Lander, Juli 1995 ist der Staat jedoch nicht mehr verpichtet, Seit seine Konten bei der Buba zu unterhalten. b) Devisenmarktinterventionen bei festen Wechselkursen (bis 1972) Verpichtung Intervention, wenn der Kurs der DM um mehr zur als ein Prozent von der Paritat abweicht. Im Europaischen Wahrungssystem (EWS) Interventionspicht, wenn Abweichung um mehr als 2,25% 1993 auf 15% erhoht und damit faktisch suspendiert). (seit bei exiblen Wechselkursen: Freiwillige Interventionen zur Kursglattung, aber auch Verteidigung eines
24 AVWL II (Makro) 8-24 Prof. Dr. K. Schmidt Kursniveaus aus wirtschaftspolitischen bestimmten (z.b. gegenuber dem Dollar). Grunden c) Geldmengensteuerung Grobsteuerung regelt den Zebageldbedarf der Geba auf langere Sicht; gibt Orientierungsdaten fur die Zinsbildung. Feinsteuerung gleicht temporare Schwankungen des aus und gibt Signale fur die Rich- Zebageldbedarfs tung der Zinsentwicklung Instrumente der Geldmengensteuerung Mindestreservepolitik. Die Mindestreservesatze sind a) dem Liquiditatsgrad der Einlagen gestaelt. Fur nach maximal 30%, fur Termineinlagen maximal Sichteinlagen 20%, fur Spareinlagen maximal 10%. Senkung der Mindestreservesatze hat zwei Eekte: bei gleicher Geldbasis konnen die Geba mehr Geld (Geldschopfungsmultiplikator steigt) schaen da die Mindestreserveeinlagen der Geba von der Zeba nicht verzinst werden, sinken mit fallenden Reser- auch die Kosten der Banken, was sie an die vesatzen weitergeben konnen. Sollzinsen b) Renanzierungspolitik
25 AVWL II (Makro) 8-25 Prof. Dr. K. Schmidt Rediskontgeschafte: Bundesbank kauft bundesbankfahige Wechsel mit einem Abschlag (Diskont) von Geba und verkauft sie bei Falligkeit (spatestens den 3 Monaten) zuruck. nach Lombardgeschafte: Dasselbe mit bundesbankfahigen Wertpapieren. Veranderungen der Rediskont- und Lombardkontingente verandern direkt die Liquiditatsreserven des Bankensystems. Veranderungen der Diskont- und Lombardsatze die Kosten der Liquiditatsbeschaung beeinussen damit die Soll- und Habenzinsen. Beinussen und auch, wie hoch die freien Liquiditatsreserven im aber Bankensektor sind und damit die Geldmenge. Auf dem Geldmarkt ist der Diskontsatz in der Regel Untergrenze und der Lombardsatz die Obergrenze die fur den Geldmarktzins. Oenmarktpolitik c) kauft und verkauft eine Vielzahl von Wert- Bundesbank auf dem Kapitalmarkt und vor allem auf dem papieren Besonders wichtig sind Oenmarktgeschafte Geldmarkt. Ruckkaufsvereinbarung, z.b. Wertpapierpensionsgeschafte: mit Bundesbank kauft Wertpapiere von den Geba und verkauft sie gleichzeitig auf Termin zuruck.
26 AVWL II (Makro) 8-26 Prof. Dr. K. Schmidt Kurzfristige Steuerung des Liquiditatsbedarfs der ) Banken. Zinstender: Buba gibt Menge vor, Zins pat sich an. Mengentender: Buba gibt den Zins vor, Menge sich an. pat sind das wichtigste Instrument der Oenmarktgeschafte Feinsteuerung. Einlagenpolitik: Bundesbank kann die Kasseneinlagen d) Bundes in das Bankensystem verlagern ( ) Geld- des oder dem Bund Kassenkredite (bis max. 6 schopfung) DM) gewahren. Mrd. Devisenmarktpolitik: Interventionen auf den Devisenmarkten e) verandern unmittelbar den Bestand an Ze- Auch hier sind Geschafte mit Ruckkaufsvereinbarunbageld. moglich (Devisenswap- und Devisenpensionsgeschafte)
27 AVWL II (Makro) 8-27 Prof. Dr. K. Schmidt 8.1: Steuerungsgroen am Geldmarkt Figur Monatsber. der Deutschen Bundesbank, 12/1995) (aus:
28 AVWL II (Makro) 8-28 Prof. Dr. K. Schmidt Monetare Indikatoren und Zwischenziele der 8.9 Geldpolitik soll die Bundesbank erkennen, ob ihre Politik expansiv Wie restriktiv wirkt (Indikatoren)? oder Woran soll sich die Geldpolitik orientieren (Zwischenziele). Anspruch: Indikatoren und Zwischenziele sollen a) von der Bundesbank moglichst gut steuerbar sein in einem moglichst direkten und stabilen Zusammenhang b) zu den wirtschaftspolitischen Endzielen stehen. Daraus folgt: Zinssatze oder Kreditvolumen scheiden aus, weil sie der Bundesbank nur sehr indirekt beeinut werden von konnen. M1 oder M2 sind steuerbar, scheiden aber ebenfalls weil sie keine stabile Umlaufgeschwindigkeit haben. aus, Geeignet erscheinen M3 oder die Geldbasis. Sie konnen der Bundesbank relativ gut gesteuert werden und von besteht ein enger und stabiler Zusammenhang zwischen es diesen Geldaggregaten und dem nominalen So- (stabile Umlaufgeschwindigkeit, Geldmengzialprodukt hat einen Vorlauf von etwa 2 bis 3 Quartalen).
29 AVWL II (Makro) 8-29 Prof. Dr. K. Schmidt 8.2: Entwicklung von M1, M2, M3 und Figur in Deutschland (aus Patzold, 1993) Zentralbankgeldmenge
30 AVWL II (Makro) 8-30 Prof. Dr. K. Schmidt 1987 hat die Bundesbank die Zentralbankgeldmenge Bis Indikator und Zwischenziel verwendet. als Bundesbank interpretiert die Zentralbankgeldmenge Vorsicht: nicht als Geldbasis (d.h. als Passivseite ihrer Bilanz), als \gewichtetes Geldmengenaggregat": Bargeld sondern plus Mindestreserven auf Inlandsverbindlichkeiten (be- zu konstanten Mindestreservesatzen). In dieses Aggregarechnet gehen die verschiedenen Geldformen ungefahr mit ihrem Liquiditatsgrad ein. Seit Januar 1988 verwendet die Bundesbank M3. um optimale Indikatoren und Zwischenziele ist Diskussion nicht abgeschlossen. noch Vorteile der Zentralbankgeldmenge: Da die Zentralbankgeldmenge ungefahr der Geldbasis unterstreicht sie die Verantwortung der entspricht, Bundesbank. Daten konnen direkt aus der Bilanz abgelesen werden stehen jederzeit unmittelbar zur Verfugung. und Vorteile von M3: In M3 gehen alle Geldarten mit gleichem Gewicht ein Umschichtungen zwischen Sichteinlagen, Ter- ) mineinlagen und Spareinlagen lassen die Geldmenge
31 ^M = ^Q AVWL II (Makro) 8-31 Prof. Dr. K. Schmidt unverandert. Stabilerer Zusammenhang zum nominalen Sozialprodukt. Alternativen: \M3 erweitert", umfat zusatzliche geldnahe Forderungen, z.b. Geldmarktfonds, Bankschuldverschrei- Bankeinlagen inlandischer Niba bei Auslandstochterbungen, deutscher Geba. Es ist moglich, da die Bundesbank in der Zukunft Orientierungsgroen erneut wechselt. ihre 8.10 Potential-orientierte Geldpolitik 1974 bemuht sich die Bundesbank die Geldpolitik zu Seit indem sie ein Geldmengenziel vorankundigt, verstetigen, sich am Wachstum des Produktionspotentials das orientiert. soll gelten, da Geldmenge (M) und Produktionspotential Grundsatzlich (Q) mit derselben Rate wachsen sollen. wachst relativ gleichmaig und unterliegt Produktionspotential nicht den konjunkturellen Schwankungen des Sozialprodukts (Y) )
32 ^M = ^Y + ^P, ^V AVWL II (Makro) 8-32 Prof. Dr. K. Schmidt im Boom gilt: ^Y > ^Q = ^M ) Geldpolitik wirkt restriktiv. in der Rezession gilt: ^Y < ^Q = ^M ) Geldpolitik wirkt expansiv. mittelfristig gilt: ^Y = ^Q = ^M ) keine Alimentierung von Ination. Ziel der Potential-orientierten Geldpolitik ist die Zuruckdrangung der Ination und die Verstetigung der Erwartungen. die Tarifparteien wissen, da die Bundesbank ihr Geldmengenziel Wenn einhalt und eine Verteilungskampnation nicht alimentiert, werden sie auf Verteilungskampfe verzichten. monetar der Praxis ist die Festlegung des Geldmengenziels etwas In komplizierter. Wir wissen aus der Quantitatsgleichung, da gelten mu: Die Bundesbank deniert \Preisniveaustabilitat" bei einer Inationsrate von etwa 2%.
33 ^M AVWL II (Makro) 8-33 Prof. Dr. K. Schmidt Die Bundesbank schatzt die erwartete Veranderung der ab: in den letzten Jahren -1%. Umlaufgeschwindigkeit Die Bundesbank schatzt das erwartete Wachstum des ab, z.b. 2,5%, und korrigiert ge- Produktionspotentials um \einen erwunschten Anstieg des Auslastungsgrades"legentlich ergibt sich fur das angestrebte Wachstum der Geldmenge Daraus (Zahlen fur 1996) = 2% + 2; 5% + 1% = 5; 5% Bundesbank gibt aber kein Punktziel vor, sondern Die Zielkorridor mit einer Bandbreite von 2-3%, fur 1996 einen 4-7%. auch dieser Korridor ist in der Vergangenheit oft deutlich Aber uber- oder unterschritten worden deutliche Uberschreitung 1995 deutliche Unterschreitung
34 AVWL II (Makro) 8-34 Prof. Dr. K. Schmidt 8.3: Geldmengenziele 1994 und 1995 Figur Monatsber. der Deutschen Bundesbank, 12/1995) (aus: Literatur: Issing, Kapitel I - IV, Mankiw, Kapitel 6 und 18.
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