Inverkehrbringen und Einsatz von Aufzügen und deren Baugruppen in explosionsgefährdeten

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1 Deutscher Ausschuss für Aufzüge (DAfA) Dok. Nr Inverkehrbringen und Einsatz von Aufzügen und deren Baugruppen in explosionsgefährdeten Bereichen Seite 1

2 Inverkehrbringen und Einsatz von Aufzügen und deren Baugruppen in explosionsgefährdeten Bereichen Stand: Allgemeines Nach der Richtlinie 94/9/EG (auch als ATEX 100a oder ATEX 95 bezeichnet), die in Deutschland in der 11. GPSGV (Explosionsschutzverordnung) umgesetzt ist, müssen alle Aufzüge sowie bestimmte Aufzugsbaugruppen, die ab 1. Juli 2003 in Verkehr gebracht werden, den Anforderungen der Richtlinie entsprechen. Im Gegensatz zu früheren Regelungen müssen nun auch nicht-elektrische Betriebsmittel einer Konformitätsbewertung unterzogen werden und dabei alle potentiellen Zündquellen untersucht werden. Für den Betrieb bestehender Aufzugsanlagen gilt die Richtlinie 1999/92/EG (auch ATEX 118a oder ATEX 137 genannt), die in der Betriebssicherheitsverordnung umgesetzt ist. Aufzüge werden in der Regel nur in den Zonen 1 und 2 (explosionsfähige Gasatmosphäre) oder in den Zonen 21 und 22 (explosionsfähige Staubatmosphäre) eingesetzt, in denen gelegentlich (1, 21) oder normalerweise nicht oder aber nur kurzzeitig (2, 22) mit dem Auftreten einer explosionsfähigen Atmosphäre gerechnet werden muss. Die Einteilung der explosionsgefährderten Bereiche in Zonen muss vom Betreiber der überwachungsbedürftigen Anlage erfolgen. Der Triebwerksraum wird in den meisten Fällen durch eine Wand vom Rollenraum getrennt und die Treibscheibenwelle durch diese Wand mit einem engen Spalt hindurchgeführt. Diese Ausführung wird in der Aufzugsindustrie auch als Teil-Ex- Ausführung bezeichnet, da sich nur ein Teil des Triebwerks in einem explosionsgefährdeten Bereich befindet. Der auptteil des Triebwerks und die Steuerung befinden sich in einem Triebwerksraum, in dem im Normalbetrieb keine explosionsfähige Atmosphäre auftreten kann. In diesen Fällen muss der Betreiber die geeigneten Maßnahmen ergreifen, um den Triebwerksraum zu belüften und/oder mit Überdruck zu versehen, so dass die Bildung einer gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre im Triebwerksraum wirksam verhindert wird. In seltenen Fällen muss der Triebwerksraum zum Einsatz in den Zonen 1 oder 2 geeignet explosionsgeschützt ausgeführt sein. Diese Ausführung wird auch Voll-Ex-Ausführung genannt. 2 beim Inverkehrbringen von Aufzügen Gemäß den Ausführungen der ATEX-Leitlinien (Ausgabe 2000) sowie aktuellen Diskussionen im Ständigen Ausschuss zur Richtlinie 94/9/EG kann eine Aufzugsanlage entweder als Baugruppe (Assembly) oder als Installation betrachtet werden. 2.1 Aufzug als Gerätekombination (engl. assembley) Wird der Aufzug als Gerätekombination betrachtet, ist der Montagebetrieb dafür verantwortlich, dass eine Risikobewertung für die gesamte Aufzugsanlage durchgeführt und eine Betriebsanleitung erstellt wird. Sofern Geräte und Komponenten mit eigener Konformitätsbewertung verwendet werden, kann der Montagebetrieb die Konformität dieser Geräte und Komponenten unterstellen und die Risikobewertung auf die zusätzlichen Zündgefahren beschränken, die von Bauteilen ohne eigene Konformitätsbewertung ausgehen und/oder durch die Kombination der einzelnen Bauteile entstehen (siehe Ablaufplan in Anhang 1). Seite 2

3 Für einen Aufzug, dessen Bereiche sich teilweise oder vollständig in den Zonen 1, 2, 21 oder 22 befinden, kommen für das Inverkehrbringen als Gerätekombination nach Richtlinie 94/9/EG die folgenden Verfahren in Frage: a) das Verfahren der Baumusterprüfung nach Anhang III in Verbindung mit dem Verfahren der Konformität mit der Bauart gemäß Anhang VI oder dem Verfahren der Qualitätssicherung der Produkte gemäß Anhang VIII oder b) die EG-Einzelprüfung nach Anhang IX. Da es sich bei Aufzügen in explosionsgefährdeten Bereichen meist um individuelle Ausführungen handelt, dürfte es kaum möglich sein, diese vollständig in eine EG- Baumusterprüfung zu fassen, so dass in der Regel die EG-Einzelprüfung zum Einsatz kommen wird. In diesem Fall könnte die Einzelprüfung nach Richtlinie 94/9/EG zeitgleich mit einer Einzelprüfung nach Richtlinie 95/16/EG erfolgen, so dass der Aufzug nach beiden Richtlinien zum gleichen Zeitpunkt in Verkehr gebracht wird. Es müssen allerdings 2 unterschiedliche benannte Stellen nach Richtlinie 94/9/EG und nach Richtlinie 95/16/EG eingeschaltet werden. In der EG-Konformitätserklärung des Aufzugs muss gleichzeitig die Konformität mit der Richtlinie 95/16/EG und mit der Richtlinie 94/9/EG sowie zusätzlicher relevanter EG-Richtlinien erklärt werden. Die Kennzeichnung des Aufzugs auf dem Typenschild im Fahrkorb muss neben dem -Kennzeichen und der Nummer der benannten Stelle nach Richtlinie 95/16/EG zusätzlich die Nummer der benannten Stelle nach Richtlinie 94/9/EG, die im Rahmen der Konformitätsbewertung eingeschaltet war, das -Zeichen, die Gerätegruppe, die Gerätekategorie (eventuell mehrere, wenn sich der Aufzug aus Geräten und Komponenten mit unterschiedlichen Kategorien zusammensetzt) und die Angabe G für Gas und/oder D für Staub enthalten. Beispiel für einen Aufzug der teilweise in den Zonen 1 und 2 betrieben werden soll und Geräte/Komponenten der Gerätekategorien 2 und 3 enthält: 1234/ 5678 II 2/3 G 1234: Nummer der benannten Stelle nach Aufzugsrichtlinie. 5678: Nummer der benannten Stelle nach Ex-Richtlinie Da diese Kennzeichnung in der Regel nicht alle detaillierten Eigenschaften des Explosionsschutzes der einzelnen Geräte/Komponenten des Aufzugs wiedergeben kann, müssen in der Dokumentation des Aufzugs die verwendeten Geräte/Komponenten mit ihren Kennzeichnungen aufgelistet und den gegebenenfalls unterschiedlichen Zonen des Aufzugs zugeordnet sein. In der Betriebsanleitung des Aufzugs sind ergänzend zu den Inhalten, die nach Aufzugsrichtlinie gefordert sind auch die geforderten Inhalte der Ex-Richtlinie zu berücksichtigen (Anhang II, Ziffer 1.0.6). Nach Abschluss des Inverkehrbringens muss der Aufzug hinsichtlich des Explosionsschutzes zusätzlich nach BetrSichV 14 (1) von einer zugelassenen Überwachungsstelle abgenommen werden, bevor er betrieben werden darf. Die weiteren Verpflichtungen aus der BetrSichV sind nicht Gegenstand dieser Betrachtung und bleiben somit hiervon unberührt. Seite 3

4 2.2 Aufzug als Anlage/Installation (engl. installation) Ein Aufzug kann gleichfalls als Anlage/Installation betrachtet werden, wenn die erstellung mit zündgefährlichen Teilen erfolgt, für die jeweils eine Konformität gemäß Richtlinie 94/9/EG unterstellt werden kann und somit keine umfassende aus den verwendten Teilen und deren Kombinationen resultierende Zündgefahrbewertung zur Beherrschung der potentiellen Zündquellen erforderlich ist. Das Inverkehrbringen findet statt, wenn die Geräte und Komponenten von einem oder mehreren erstellern an den Montagebetrieb geliefert werden (siehe Ablaufplan in Anhang 2). Der Montagebetrieb installiert diese Geräte und Komponenten nach den Betriebsanleitungen der Lieferanten unter Berücksichtigung der Umgebungsbedingungen und ergänzt zusätzliche Bauteile, die für die Funktion und Ausstattung des Aufzugs erforderlich sind. Diese zusätzlichen Bauteile dürfen allerdings keine eigenen relevanten Zündquellen haben. Der Montagebetrieb erstellt mit dem Betreiber eine Risikobewertung, in der die zusätzlichen Gefahren infolge der Kombination der Bauteile (Wechselwirkungen) untersucht werden, und ergänzt die Betriebsanleitung des Aufzugs mit allgemeinen und übergreifenden inweisen zum Explosionsschutz, die nicht in den Betriebsanleitungen der Geräte und Komponenten enthalten sind. Nach Fertigstellung der Montage bringt der Montagebetrieb den Aufzug nach Richtlinie 95/16/EG in Verkehr und bringt das CE-Kennzeichen nach dieser Richtlinie an. Auf dem Typenschild des Aufzugs ist keine Kennzeichnung nach Richtlinie 94/9/EG vorhanden. In der Konformitätserklärung bestätigt er die Konformität mit der Richtlinie 95/16/EG sowie weiterer relevanter Richtlinien, jedoch nicht mit der Richtlinie 94/9/EG. Nach Abschluss des Inverkehrbringens nach Richtlinie 95/16/EG wird der Aufzug hinsichtlich des Explosionsschutzes nach BetrSichV 14 (1) von einer zugelassenen Überwachungsstelle abgenommen, bevor er betrieben werden darf. Die weiteren Verpflichtungen aus der BetrSichV sind nicht Gegenstand dieser Betrachtung und bleiben somit hiervon unberührt. 3 Konformitätsbewertung beim Inverkehrbringen von Aufzugsbaugruppen Die Aufzugsbaugruppen werden als Geräte betrachtet, wenn sie nach Richtlinie 94/9/EG eine autonome Funktion erfüllen und eigene potentielle Zündquellen aufweisen. Als Geräte können beispielsweise Antriebsmaschinen (oder einzeln Motoren, Getriebe, Bremsen), Schachttüren, Fahrkorbtüren, Geschwindigkeitsbegrenzer, Beleuchtungen, Anzeigen, Schalter, usw. angesehen werden. Baugruppen oder Bauteile, die keine autonome Funktion erfüllen, aber für den sicheren Betrieb von Aufzugsanlagen in explosionsgefährdeten Bereichen erforderlich sind, können als Komponenten in Sinne der Richtlinie 94/9/EG betrachtet werden. Die von Geräten und Komponenten sind gleich, so dass diese Differenzierung außer der unterschiedlichen Kennzeichnung in der Praxis nicht von großer Bedeutung ist. Einen Sonderfall stellt die Fangvorrichtung dar. Bei einem Aufzug kann das Ansprechen der Fangvorrichtung als seltene Störung betrachtet werden, sofern durch konstruktive Maßnahmen sowie durch regelmäßige Wartung sichergestellt ist, dass ein ungewolltes Einrücken weitgehend verhindert ist. Unter dieser Voraussetzung kann diese Zündquelle als potenzielle Zündgefahr in den Zonen 1 und 2 als nicht relevant betrachtet werden. Die Fangvorrichtung müsste deshalb beim Inverkehrbringen nicht als Gerät oder Komponente betrachtet werden. Bei Prüfungen der Fangvorrichtung müssen allerdings Vorkehrungen getroffen werden, damit zu diesem Zeitpunkt keine Seite 4

5 explosionsfähige Atmosphäre vorhanden ist. Diese Betrachtung muss gegebenenfalls in der Risikobewertung des Aufzugs angestellt werden. Abhängig davon, ob ein Gerät oder eine Komponente elektrische Bauteile enthält, kommen unterschiedliche gemäß Tabelle 1 zum Einsatz. Enthält eine überwiegend mechanische Baugruppe (z.b. Schachttür) elektrische Bauteile wie etwa Schalter, besteht die Möglichkeit die Baugruppe als mechanisches Betriebsmittel zu betrachten, wenn die elektrischen Bauteile bei der Konformitätsbewertung des Betriebsmittels ausgenommen werden und keine sicherheitsrelevante Wechselwirkung zu berücksichtigen ist. Dies hat auch den Vorteil, dass als Ersatzteil für das elektrische Betriebsmittel ein anderes Fabrikat eingesetzt werden kann, ohne dass die ursprüngliche Konformitätsbewertung der Baugruppe ihre Gültigkeit verliert. Tabelle 1 - nach Richtlinie 94/9/EG bei Geräten und Komponenten Zone Geräte- Kategorie 0, 20 1 NB III/IX 1, 21 2 NB III/IX Baumusterprüfung Qualitätssicherung EG- Konformitätserklärung elektr. mech. elektr. mech. NB III/IX NB IV/V - NB VI/VII 2, VIII NB = Benannte Stelle nach 94/9/EG, = ersteller Anhang Modul NB IV/V VIII 1) VIII Anhang Modul III EG-Baumusterprüfung durch NB VII Qualitätssicherung Produkt IV Qualitätssicherung Produktion VIII Interne Fertigungskontrolle V Prüfung Produkte IX Einzelprüfung durch NB VI 1) Konformität mit der Bauart Dokumentation, inklusive Risikobewertung muss vom bei NB hinterlegt werden Ersatzteile Wenn Ersatzteile, die der o.g. Definition eines Gerätes oder einer Komponente entsprechen, in Verkehr gebracht werden, müssen sie den Anforderungen der Richtlinie 94/9/EG entsprechen. Falls jedoch ein defektes Gerät oder eine defekte Komponente beim ersteller instand gesetzt und wieder eingebaut wird, gilt die Richtlinie 94/9/EG nicht. Seite 5

6 Anhang 1: Ablaufplan für Aufzüge, die als Gerätekombination betrachtet werden Richtlinie 95/16/EG Richtlinie 94/9/EG für Sicherheitsbauteile für Geräte und Komponenten ersteller Sicherheitsbauteile Geräte und Komponenten mit eigener Konformitätsbewertung Montage des Aufzugs unter Verwendung der Bauteile mit Konformitätsbewertung und weiterer Bauteile, die für die Funktion und Ausstattung des Aufzugs erforderlich sind Montagebetrieb für den Aufzug für den Aufzug Inverkehrbringen des Aufzugs Inverkehrbringen des Aufzugs Betreiber Abnahme Ex-Schutz nach BetrSichV 14 (1) Betrieb Seite 6

7 Anhang 2: Ablaufplan für Aufzüge, die als Anlage/Installation betrachtet werden Richtlinie 95/16/EG Richtlinie 94/9/EG ersteller Sicherheitsbauteile für Sicherheitsbauteile für alle Geräte und Komponenten mit eigenen Zündgefahren Geräte und Komponenten mit eigener Konformitätsbewertung Montage des Aufzugs unter Verwendung der Bauteile mit Konformitätsbewertung und weiterer Bauteile, die für die Funktion und Ausstattung des Aufzugs erforderlich sind Montagebetrieb für den Aufzug Inverkehrbringen des Aufzugs Betreiber Betrieb Abnahme Ex-Schutz nach BetrSichV 14 (1) Seite 7