Großer Auftritt für Federica Bellini
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- Falko Knopp
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1 Großer Auftritt für Federica Bellini
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3 1. KAPITEL Ein merkwürdiges Fahrzeug Ein dicker Clown mit verstrubbelten roten Haaren und einer ebenso roten Nase grinste vom Plakat herunter. Jemand hatte einen seiner Zähne blau angemalt. Diese Plakate hingen seit ein paar Tagen in der ganzen Stadt. Die Kinder drängten sich um das Plakat und nahmen es ganz genau unter die Lupe. Da Nick etwas kleiner war als die anderen, musste er sich auf die Zehen stellen.»zirkus Bellini«, las Meike den anderen vor. Darunter stand in großen schwarzen Buchstaben:»Der Zirkus mit den großen Sensationen«. Ein Zirkus in ihrer Stadt!»Der bleibt zwei Wochen hier«, wusste Thomas,»meine Mama hat versprochen, mit mir eine Vorstellung zu besuchen. Und die Tierschau sehen wir uns auch an.«er war gestern schon auf dem Festgelände gewesen und er beschrieb den anderen, was er gesehen hatte:»es stehen sicher zwanzig Wohnwagen dort. Gestern haben sie das Zelt aufgebaut. Und sie haben ganz viele Tiere!«Die anderen lauschten gebannt. Auch Meike. Es nervte sie, dass sich Thomas so in den Mittelpunkt stellen musste, aber sie war selbst total neugierig, jedes Detail über den Zirkus zu erfahren. Sie hatte ihre 7
4 Mutter noch gar nicht gefragt, ob sie in eine Vorstellung gingen. Aber sie hatte ja auch erst heute erfahren, dass ein Zirkus in der Stadt war. Das kam nicht sehr häufig vor, da durfte man sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Während Thomas vom Zirkus erzählte, blieb ein merkwürdiger Wagen mit laut knatterndem Motor neben den Kindern auf dem Bürgersteig stehen. So etwas hatten sie noch nie gesehen! Sofort verloren sie das Interesse an dem Plakat und nahmen den Wagen genauer unter die Lupe. Meike kam es fast vor, als ob sie das Ganze nur träumte. Sie hatte nicht gewusst, dass auf der Straße auch solch komische Fahrzeuge unterwegs waren. Der Wagen sah alt aus und hatte zahlreiche Beulen. Er war aber von unten bis oben mit bunten Farben angemalt. Jede Tür hatte eine andere Farbe, vorne auf der Motorhaube war ein großer Tiger zu sehen, der die Zähne fletschte. Hinter dem Lenkrad saß ein dicker Mann mit blonden Haaren, die ihm kreuz und quer in alle Himmelsrichtungen abstanden. Er streckte den Kopf zum Fenster heraus:»geht ihr auch zum Erstkommunionkurs?«Die Kinder nickten.»findet der hier statt?«die Kinder nickten noch einmal. Warum wollte der Mann das wissen? Beim Erstkommunionkurs machten doch nur Kinder mit. Der Kopf des Mannes verschwand wieder im Innern des Wagens. Er schien mit jemandem auf dem Rücksitz zu sprechen. Meike kniff die Augen zusammen. Auf dem Rücksitz saß ein Mäd- 8
5 chen. Es musste etwa so alt sein wie sie. Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf. Doch der Fahrer des Wagens ließ nicht locker. Nach einer Weile öffnete das Mädchen die Tür und stieg aus. Es sah nicht gerade begeistert aus.»benimm dich gut«, rief ihr der Mann hinterher und startete wieder den Motor,»ich hole dich nachher wieder ab!«zum Abschied betätigte er die Hupe. Dann bog er in die Straße ein und düste davon. Das Mädchen hatte lange schwarze Locken und trug ein blaues Kleid.»Hallo!«, sagte Thomas zu ihr.»wer bist du denn?«das Mädchen sah die anderen nacheinander an.»war das dein Vater?«, ließ Thomas nicht locker.»ihr habt aber ein lustiges Auto.«Meike seufzte genervt. Merkte Thomas nicht, dass sich das Mädchen nicht wohl fühlte?»ich bin Meike«, sagte sie,»lass dich nur nicht von Thomas einschüchtern. Der hat manchmal keine guten Manieren.«Thomas sah sie empört an.»ich heiße Federica«, sagte das fremde Mädchen. Thomas legte schon wieder los:»und du bist neu in der Stadt?«Federica bejahte.»mein Papa ist der Direktor vom Zirkus Bellini.«Sie deutete auf das Plakat mit dem Clown. Jetzt sagte Thomas nichts mehr. Er war so erstaunt, dass er sogar vergaß, den Mund zu schließen.»du lebst im Zirkus? Wahnsinn!«9
6 Die anderen Kinder spitzten die Ohren. Das war wirklich etwas Besonderes! Sie hatten noch nie ein Zirkuskind gesehen.»und du willst mit uns den Erstkommunionkurs besuchen?«, fragte Thomas.»Komm, ich zeige dir alles«, bot Meike an, damit Federica vor Thomas Ruhe hatte. Bevor dieser sie mit weiteren Fragen löchern konnte, marschierten sie in Richtung Pfarrheim los.»du hast bestimmt ein ziemlich aufregendes Leben«, meinte Meike. Federica zuckte mit den Achseln.»Ich bin im Zirkus aufgewachsen. Das ist für mich ganz normal.«meike überlegte, wie das wohl wäre, an Federicas Stelle zu sein: Das ganze Jahr unterwegs, immer wieder in einer anderen Stadt. Und wenn sie sich vorstellte, mit ihrem Bruder und ihren Eltern in einem Wohnwagen auf so engem Raum zu wohnen das würde ihr sicher schnell auf die Nerven gehen.»musst du denn gar nicht in die Schule?«, fragte sie. Federica lächelte.»doch, meine Mama unterrichtet uns. Bevor sie meinen Papa kennengelernt hat, war sie nämlich Lehrerin.«Meike war sehr froh, dass sie nicht von ihrer Mutter unterrichtet wurde. Das wäre eine Katastrophe! Wenn ihre Mama bei den Hausaufgaben half, war sie nämlich immer ganz pingelig.»warum wolltest du nicht aussteigen?«, fragte Meike, als sie die Tür zum Pfarrsaal öffnete,»du brauchst keine Angst vor uns zu haben.«10
7 »Ich kenne gar niemanden von euch«, sagte Federica,»und heute Nachmittag wäre ich so gerne im Zirkus geblieben. Ein Pony kriegt gerade ein Junges. Ich hätte unheimlich gerne die Geburt miterlebt.«meike konnte das verstehen. Beim Zirkus erlebte man sicher immer wieder spannende und außergewöhnliche Dinge.»Die Erstkommunionstunden werden dir sicher auch gefallen«, versuchte Meike Federica aufzuheitern,»frau Scheuer ist wirklich nett. Sie hat mit uns schon viele spannende Sachen gemacht.du musst Federica sein«, sagte Frau Scheuer. Sie hatte schon auf die Kinder gewartet.»dein Vater hat gestern mit mir telefoniert. Schön, dass du bei uns im Kurs mitmachst.sie ist ein Zirkuskind«, rief Nick dazwischen. Frau Scheuer lächelte.»ja, das hat mir ihr Vater am Telefon erklärt. In dem Fall hat der Clown den Weg gefunden?«federica nickte. Nicks Neugierde war geweckt.»der Mann im Auto ist ein Clown?«So hatte er gar nicht ausgesehen. Federica erklärte:»das war Clown René. Er ist ziemlich bekannt.wenn Federica mag, kann sie nach unserer Stunde ein bisschen erzählen, wie das Leben im Zirkus so ist«, schlug Frau Scheuer vor. Sie verteilte ein grünes Blatt. Darauf war ein Lied abgedruckt.»jetzt wollen wir aber zuerst ein weiteres Lied für den Gottesdienst am Weißen Sonntag üben.«11
8 Andrea zeigte auf. Sie war die kleinste der Erstkommunionkinder und trug eine Brille.»Tritt Federica denn auch in der Manege auf?«alle Köpfe drehten sich zu Federica um. Die nickte und wollte gerade antworten, aber da sorgte Frau Scheuer für Ruhe:»Das kann sie uns später noch erzählen. Jetzt wollen wir beginnen. Die Erstkommunion ist ja schon bald.«aber Meike gelang es heute Nachmittag kaum, sich zu konzentrieren. Sie ließ Federica nicht aus den Augen. Wenn Federica in der Zirkusvorstellung mitmachte, dann war sie ja eine richtige Artistin. Was sie wohl vorführte? Eine Nummer mit Tieren? Oder gar etwas Schwierigeres? Tanzte sie vielleicht sogar über das Seil? 12
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