Hintergründe und Stand der Inklusionsdebatte in Deutschland
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- Bertold Adler
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1 Hintergründe und Stand der Inklusionsdebatte in Deutschland Prof. Dr. Jutta Schöler (i.r. ehemals TU-Berlin-Erziehungswissenschaft) Köln März 2011 Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
2 Historie 1976 zwei Schulversuche: Je eine Klasse Grundschule Berlin und München 80er Jahre mehrere Schulversuche, wiss. begleitet Integrationstourismus nach Italien und in die skandinavischen Länder. Vorbild oder Abwehr? Ab Ende der 80er Jahre: Änderung der Schulgesetze in mehreren Bundesländern vorrangig gemeinsamer Unterricht Haushaltsvorbehalt Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
3 Artikel 24 der UN-Konvention: erarbeitet von Menschen mit Behinderung für Deutschland u.a. Theresia Degener 2006 in New York verabschiedet 2008 durch Gesetz ratifiziert (CDU/SPD) Seit 26. März 2009 in Deutschland als Gesetz in Kraft Unmittelbar einklagbares Recht des einzelnen Kindes Verpflichtung der Bundesländer zu Schulgesetzänderungen Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
4 Artikel 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Absatz 1: Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht behinderter Menschen auf Bildung. Um die Verwirklichung dieses Rechtes ohne Diskriminierung auf der Grundlage der Chancengleichheit zu erreichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives/inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslange Fortbildung. Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
5 Artikel 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Absatz 2: Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass Menschen mit Behinderung nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und, dass Kinder mit Behinderung nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden. Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
6 Integration oder Inklusion? Falsche deutschsprachige Übersetzung rechtsgültig ist die Textfassung der Verhandlungssprachen Integration: Integrationsfähigkeit des einzelnen Menschen? Inklusion: Integrationsfähigkeit des Systems Gemeinsamer Unterricht von Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf als Aufgabe für alle Schulen. Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
7 Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
8 Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
9 Sonderschulbesuchsquoten in den Bundesländern ,9% 4,6% Hamburg Bremen 3,1% Mecklenburg- Vorpommern Schleswig- Holstein 9,2% Niedersachsen 4,4% 4,4% Berlin 5,2% Hessen 4,3% Nordrhein- Westfalen Sachsen- Anhalt Thüringen 7,5% 8,7% Brandenburg Sachsen 6,9% 5,4% Saarland Baden- Württemberg Rheinland- Pfalz 3,8% 4,2% Kategorien der Sonderschulbesuchsquoten: 3,0-4,7% Bayern 4,6% 3,9% 4,0-4,9% 5,0-5,9% 6,0-6,9% 7,0-7,9% Dr. Carmen Dorrance 9
10 Prozentuale Verteilung der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nach Förderschwerpunkten in Deutschland 2008 in Förderschulen in allgemeinen Schulen 19,0 6,3 2,8 1,3 2,5 6,0 2,9 7,0 4,4 2,1 0,20,7 22,4 9,0 9,5 43,5 15,6 44,8 Lernen Sprache Emotionale und soziale Entwicklung Geistige Entwicklung Körperliche und motorische Entwicklung Hören Sehen Kranke Förderschwerpunkt übergreifend ohne Zuordnung Dr. Carmen Dorrance Köln
11 Ressourcenfrage Die Umsteuerung vom deutschen Doppelsystem: Förderschulen + Integration zur einer Schule für alle wird von zwei Seiten in Frage gestellt: Verdacht 1: Inklusion wird eine Sparmaßnahme (und die spezifische Förderung verschlechtert sich). Verdacht 2: Inklusion ist so teuer, dass sie nur schrittweise und langfristig (wenn überhaupt) realisierbar wird. Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
12 Antwort Preuss-Lausitz: Bei Beachtung aller Kostenträger und Kostenarten ist nach einer kurzen Übergangszeit Inklusion ohne Mehrkosten umfassend zu realisieren. Das verlangt jedoch Mut zu Entscheidungen (bei öffentlichen wie bei privaten Trägern). Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
13 Was kosten Sonderschulen? Klemm: Sonderweg Förderschulen Hoher Einsatz wenig Perspektiven. 2007/08 wurden in Deutschland 2,6 Milliarden zusätzlich für Unterricht in Sonderschulen ausgegeben. (nur die Ausgaben für das lehrende Personal) Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
14 Was leisten Sonderschulen? Ca. 80% der Sonderschüler erreichen keinen Hauptschulabschluss. Sonderschulen waren bisher nicht in nationale oder internationale Leistungsvergleichsstudien einbezogen. Es liegen keine Vergleichsstudien vor, welche belegen, dass Sonderschulen besser fördern als Integrationsmaßnahmen. Zuweisung zu Sonderschulen gegen den Willen der Eltern wäre nicht notwendig, wenn Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
15 Gesetz zur Übernahme der UN-Konvention: Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf: Absatz II/1 darauf hinzuwirken, dass in nationalen Erhebungen, Studien und sonstigen Foren zum Thema Bildung, Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf einbezogen werden. Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
16 Barrieren in den Köpfen überwinden Durch positive Beispiele: Jakob Muth Schulpreis (Bundesbehindertenbeauftragter/Bertelsmann-Stiftung/Deutsche UNESCO) Deutscher Schulpreis Umgang mit Heterogenität (Robert Bosch-Stiftung) Deutscher Präventionspreis (Bundesministerium für Gesundheit) Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
17 Schulen der Zukunft Keine Schule ohne Kinder mit besonderem Förderbedarf. Keine Schule, in die nur Kinder mit ähnlichem besonderen Förderbedarf gehen. Bestehende Sonderschulen wandeln sich um in attraktive Schulen für alle Kinder. Sonderpädagogische Ressourcen werden in die Regelschulen verlagert. Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
18 Wie ist es möglich, dass im Gegensatz zu allen Erwartungen nicht die Schule sich verändert hat, um die Behinderten aufzunehmen, sondern die Aufnahme der Behinderten allmählich die Schule verändert? (Ludwig-Otto Roser 1998) Wo die Integration nicht Widerstand, sondern berufliches Interesse auslöst, wird die Schule kindgerechter und da haben endlich die Behinderten etwas für die sogenannten Normalen getan (Ludwig-Otto Roser 1998) Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
19 Aufgaben für Schulentwicklung Kooperationsfähigkeit im Kollegium stärken Zieldifferente Planung von Unterricht Bewusstsein: Kein Kind beschämen, kein Kind ausgrenzen Verschiedenheit = Bereicherung Bereicherung jedes Kollegiums durch Sonderpädagog/innen Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
20 Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
21 Prof. Dr. Jutta Schöler Köln
Exklusion. Theorie der. Regelschule. Bildungsunfähige 4/25. Dr. Carmen Dorrance
Quelle: Carmen Dorrance nach Hans Wocken (2009) Workshop: Inklusion als Herausforderung für die frühkindliche Bildung 4/25 Exklusion Theorie der Bildungsunfähigkeit Regelschule Bildungsunfähige 5/25 Separation
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