Projekt: Erhaltungs- und Koordinationsmaßnahmen Streuobst
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- Simon Schenck
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1 Projekt: Erhaltungs- und Koordinationsmaßnahmen Streuobst Standards bei der Kronenpflege von Obsthochstämmen Gefördert von: PLENUM Allgäu-Oberschwaben Bearbeitet von: Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) (Gekürzte Fassung von vormals 190 MB auf 4,05 MB für Veröffentlichung auf im Mai 2010)
2 Themen 1. Methode: Baumansprache 2. Definition: Schnittmaßnahmen/Intensität 3. Beurteilung: Pflegeziel und Eingriff 4. Praxis: Modellbäume 5. Standards: Schaden/Nutzen 6. [Kronenform: Oeschberg - Württemberg]
3 Ziel: Traditionelle Obstbaumpflege und moderne Baumpflege verbinden Standards zur Ausführung von Schnittmaßnahmen am alten Obsthochstamm erarbeiten orientiert am Vorgehen der modernen Baumpflege
4 Ausgangslage: Die allgemeine Baumpflege regelt Eingriffe an Baum und Baumumfeld in der ZTV- Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege) sie definiert sie dient als Grundlage der Leistungsbeschreibung sie grenzt baumschonende von baumschädigenden Eingriffen ab
5 Kronenschnittmaßnahmen nach ZTV 2006 (Auszüge): Einkürzung von Kronenteilen Kronenauslichtung Kroneneinkürzung Kronenpflege Kronenregenerationsschnitt Kronensicherungsschnitt
6 Ausgangslage: Für die Pflege von Obsthochstämmen fehlt ein solches Regelwerk bisher (bzw. die ZTV oder Teile davon werden nicht angewendet) Abgleich von Pflegeziel und Maßnahme?
7 Ziele im Einzelnen: Obsthochstämme methodisch erfassen und beurteilen Pflegemaßnahmen definieren Schnittmaßnahmen in Abhängigkeit vom Pflegeziel anwenden und beurteilen
8 Folgerung: Die ZTV-Baumpflege gelten für ( ) Maßnahmen an Bäumen, die nicht der wirtschaftlichen Nutzung dienen, ( ). (ZTV-Baumpflege 2006) somit per Definition auch auf Obsthochstämme anwendbar, sofern vorrangiges Pflegeziel der Baumerhalt ist und nicht ein wirtschaftlicher Nutzen
9 Ausgangslage: Die ZTV-Baumpflege ist ein anerkanntes Regelwerg der Baumpflege, an dem sich auch der fachgerechte Schnitt von alten Obsthochstämmen beurteilen lassen kann, wenn es vorrangig um deren Erhalt geht.
10 Arbeitsfelder des Projektes: 1. Beschreibung und Bewertung des Baumzustandes (Baumansprache/Baumkontrolle)
11 Arbeitsfelder des Projektes: 2. Definition von Schnittmaßnahmen - Begriffsabgleich traditionelle Obstbaumpflege und moderne Baumpflege
12 Arbeitsfelder des Projektes: 3. Beurteilung von Schnittmaßnahmen Abgrenzung baumerhaltender von baumschädigenden Eingriffen Beurteilung in Abhängigkeit vom Pflegeziel
13 Arbeitsfelder des Projektes: 4. Vorgehensweise auf Praxistauglichkeit prüfen (Anwendung auf einer Modellfläche)
14 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Bedeutung der Baumbeurteilung hervorheben (Baumansprache)
15 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Bedeutung des Pflegeziels hervorheben
16 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Pflegemaßnahmen definieren
17 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Eingriffsstärken definieren
18 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Biologische Grundlagen des Obstgehölzschnittes Kronenarchitektur Wundabschottung Physiologie
19 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Erziehung von Jungbäumen ausführen Welcher Kronenaufbau wird angestrebt? Welche Funktionen soll die Krone erfüllen? Welche Formierung ist die dafür geeignetste? (Stellung/Anzahl/Anordnung der Leitäste; Astrangordnung?)
20 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Bilddokumentation von Maßnahmen, Eingriffsstärken und der Baumentwicklung
21 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Bedeutung des Baumzustandes hervorheben (Baumansprache) Baumbeurteilung: Wie stabil ist der Baum? Wie vital ist der Baum? Wie gut ist der Baum zu nutzen?
22 Kriterien zur Baumbeurteilung [Baumschäden (Schadensmerkmale)*] Stabilität* Vitalität* Nutzbarkeit * angelehnt an allgemeine Baumkataster
23 Methode Baumerfassung: Baumschäden (Schadensmerkmale): Astbrüche oder -abrisse Risse an Stamm oder Ast Parasitäre Schädigungen Pilzfruchtkörper, Fäulnis, Bakterielle Erkrankungen (z.b. Feuerbrand)
24 Methode Baumerfassung: Stabilitätskriterien: Aststatik (ausladende, drehende, gekrümmte Äste) Astansatz (Zwieselbildung, Fäulnis) Stammstatik (Drehwuchs, Schiefstand)
25 Methode Baumerfassung: Vitalitätskriterien: Physiologischer Zustand (Verhältnis von Lang- zu Kurztrieben) Regenerationsvermögen/Wundheilung Totholzanteil (Blattfarbe)
26 Methode Baumerfassung: Nutzbarkeitskriterien Astrangordnung Astdichte Lage der Ertragszone Kronenvolumen
27 Methode Baumbeurteilung: Bewertung auf einer Boniturskala von 1 9 Boniturskala Vitalität Stabilität Nutzbarkeit nicht beeinträchtigt leicht beeinträchtigt deutlich beeinträchtigt erheblich beeinträchtigt vollständig beeinträchtigt
28 Erfassungsformular Standort: Datum: Obstart Beurteil ung 1-9 Alter (J, E, A) Schädigungs-grad (SG) Vitalität (V) Stabilität Nutzbarkeit (N) Fremdbewuchs Details Beurteilung: Schädigungsgrad: Auswirkung von Schäden auf Vitalität und Stabilität (Astungswunden, Abrisse, Fäulnis, Risse, Zwiesel, Pilzbefall, Stammschäden, Wurzelschäden, Spitzendürre, Totholzanteil) Vitalität (physiologischer Zustand, Blattzustand, Regenerationsvermögen, Fremdbewuchs) Stabilität (Äste, Astansätze, Stamm) Nutzbarkeit (Astrangordnung, Astdichte, Lage der Ertragszone) a e SG.: ZSP an LA V.: Totholz peripher S.: N.: Sonstige s:
29 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Bedeutung des Pflegeziels hervorheben Spannungsfelder zwischen: Erhaltung + Nutzung Baumgesundheit + Baumschädigung (Eingriffsstärke)
30 Vorrangiges Interesse Erhaltung des Baumes Ziel ist die möglichst lange Lebensdauer des Baumes Wirtschaftliche Nutzung des Obstertrages Ziel ist die größtmögliche Wirtschaftlichkeit Baumerhaltung und wirtschaftliche Nutzung Ziel ist die möglichst lange Lebensdauer bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Nutzung Pflegeziel Erneuerung von Stabilität und Vitalität Erneuerung der Nutzbarkeit (Zugänglichkeit der Krone für Pflegemaßnahmen; Steigerung der Fruchtmenge/-qualität) Erneuerung von Stabilität, Vitalität und Nutzbarkeit
31 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Pflegemaßnahmen definieren Pflegemaßnahmen: Kroneneinkürzung Regenerationsschnitt (Verjüngungsschnitt) Kronenauslichtung Kronenpflege (Fruchtholzschnitt)
32 Kronenschnittmaßnahmen nach ZTV 2006 (Auszüge): Kronenpflege Kronenauslichtung Standardmaßnahmen Sondermaßnahmen Assimilatverlust Fäulnisgefahr Kronenregenerationsschnitt Kroneneinkürzung Einkürzung von Kronenteilen Kronensicherungsschnitt
33 Anwendung auf Hochstammpflege: Anpassungsbedarf : a. Fruchtlasten (Nutzpflanze) b. Fruchtbarkeit ( der vergreiste Baum )
34 Anwendung auf alte Obsthochstämme: Kronenpflege Kronenauslichtung Standardmaßnahmen Sondermaßnahmen Assimilatverlust Fäulnisgefahr Kronenregenerationsschnitt Kroneneinkürzung Einkürzung von Kronenteilen Kronensicherungsschnitt
35 Erneuerungsschnitt (Vitalität) Standardmaßnahmen Kroneneinkürzung (Stabilität) Kronenauslichtung (Stabilität, Vitalität)
36 Anwendung auf Hochstammpflege Erneuerungsschnitt (Regenerationsschnitt) und Kroneneinkürzung als Standardmaßnahme Vitalität und Stabilität erneuern bzw. wiederherstellen ist vorrangig für den Baumerhalt ZTV 2006: Kronenpflege + Kroneneinkürzung Metzner 1991: Verjüngungsschnitt = Kronenverjüngung + Fruchtholzverjüngung immer in Verbindung mit Kronenauslichtung
37 Erhaltung von Maßnahmen 1. Vitalität Kronenauslichtung Kroneneinkürzung Kronenpflege (Fruchtholzschnitt) 2. Stabilität Kronenauslichtung 3. Nutzbarkeit (Astrangordnung, Zugänglichkeit, Fruchtbarkeit) Kroneneinkürzung Kronenpflege (Fruchtholzschnitt) Kronenauslichtung Kroneneinkürzung
38 Erneuerung von Maßnahmen 1. Vitalität Kronenauslichtung Kroneneinkürzung Kronenpflege (Fruchtholzschnitt) 2. Stabilität Kronenauslichtung 3. Nutzbarkeit (Astrangordnung, Zugänglichkeit, Fruchtbarkeit) Kroneneinkürzung Einkürzen von Kronenteilen Kronenpflege (Fruchtholzschnitt) Kronenauslichtung Kroneneinkürzung Einkürzen von Kronenteilen Entnahme von Kronenteilen
39 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Eingriffsstärken definieren und zielbezogen anwenden Intensität: Wieviel ist die Krone einzukürzen? Wieviel Holz muss entnommen werden? Wie stark ist das Holz, das geschnitten werden muss?
40 Definition Eingriffsstärke allgemeine Baumpflege: Äste Feinstast Feinast Schwachast Grobast Starkast Durchmesser Durchmesser bis 1 cm über 1 bis 3 cm über 3 bis 5 cm über 5 bis 10 cm über 10 cm
41 Definition Eingriffsstärke allgemeine Baumpflege: Maßnahme Verlust an Blattmasse Kronenauslichtung (ZTV 2006) max. ca. 15 % WESSOLY (1998) 30% der Feinastmenge Maßnahme Verlust an Kronenausdehnung Kroneneinkürzung (ZTV 2006) max. ca. 20 %
42 Definition Eingriffsstärke Obstbaumpflege: Intensität Erneuerungsschnitt gering ca. 20% - 30 % mittel über ca. 30% - 40% hoch über 40%
43 Definition Eingriffsstärke Obstbaumpflege: Intensität Kroneneinkürzung gering bis ca. 10 % mittel ca % hoch bis ca. 20% (wie ZTV 2006)
44 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Bilddokumentation von Maßnahmen, Eingriffsstärken und der Baumentwicklung Vorher Nachher- Bilder Mehrjährige Bildfolgen zur Baumentwicklung
45 PERSPEKTIVE: LEITFADEN PFLEGE ALTER OBSTHOCHSTÄMME Biologische Grundlagen des Obstgehölzschnittes Kronenarchitektur Wundabschottung Physiologie
46 THEMA: Kronenaufbau Grundlagen zum Kronenaufbau von Obstbaumkronen Oeschbergschnitt (nach Spreng) Jungbaumerziehung (Dokumentation Spreng) Jungbaumerziehung (Dokumentation KOB) Kronenumstellung am Jungbaum
47 Obstbaumpflege: Kronenaufbau Astrangordnung Kronenhierarchie PFISTER, J.A. : Gehölzschnitt nach den Gesetzen der Natur. Stuttgart 1999
48 Idealer Aufbau einer Obstbaumkrone Pyramidenkrone Achsen 1. Ordnung Astrangordnung: 1. Achsen 2. Ordnung 2. Achsen 3. Ordnung 3. nach H.Riess, Obstbaumschnitt in Bildern; bearbeitet von Stefan Kilian, LfL 2009.
49 1. = Achse erster Ordnung oder Haupt- und Leitast 2. = Achse zweiter Ordnung oder Fruchtast SCHMID, H.: Obstbaumschnitt. Stuttgart = Achse dritter Ordnung oder Fruchtholz
50 3. Naturgemäßer Kronenaufbau: Das Wachstum wird zunehmend beeinflusst. Die durch den Erziehungsschnitt zugrunde gelegte Astrangordnung wird durchgehend aufrecht erhalten. Neben der Formierung von Gerüstästen werden Äste zweiter Ordnung zu Fruchtästen aufgebaut und laufend instand gehalten, das Fruchtholz, Äste dritter Ordnung, mäßig bearbeitet.
51 Oeschbergschnitt Um 1920 in der Schweiz in Oeschberg (Schweizerische Zentrale für Obstbau; Kanton Bern) von Hans Spreng entwickelt Ziel: Tafelobsterzeugung auf Hochstamm Hintergrund: Rationalisierung des Obstbaus Abkehr vom aufwendigen Formobstbau der Stuttgarter Schule (Nicolas Gaucher)
52 KOBEL, F. und H. SPRENG: Neuzeitliche Obstbautechnik und Tafelobstverwertung. Bern 1949 Die Oeschbergkrone wird als Rundkrone nach folgenden Regeln formiert: eine Stammverlängerung; diese ist den Gerüstästen gleichrangig vier Gerüstäste die Gerüstäste werden in einem Winkel von 45 bis 60 Grad erzogen
53 die Fruchtäste werden nach vorne erzogen; sie bleiben den Gerüstästen untergeordnet; an den Fruchtästen wird nur Fruchtholz erzogen an der Stammitte werden nur flache Fruchtäste erzogen; es gibt nur eine Gerüstastetage die Gerüstäste werden zur Kronenperipherie zunehmend lichter, zur Kronenbasis zunehmend dichter verzweigt
54 Obstbaumpflege: Kronenaufbau aus Ed. Lucas, Die Lehre vom Baumschnitt, Stuttgart 1891: Dieses richtige Verhältnis zu erhalten, und, wo es zum Vorteil oder zum Nachteil entweder der Holzbildung oder der Fruchtbildung gestört sein sollte, wieder herzustellen, ist die Hauptaufgabe der Behandlung und Pflege unserer Obstbäume, insbesondere auch Aufgabe des Obstbaumschnitts. und das mit möglichst geringem Aufwand
55 Obstbaumpflege: Kronenaufbau Und weiter: Eine weitere Obliegenheit desjenigen, der einen künstlich geformten Obstbaum schneidet, ist, daß er die Gesetze der Schönheit beobachtet und eine angemessene, jedoch nicht gezwungene Regelmäßigkeit der Gestalt, die einem Baume gegeben werden soll, herzustellen und zu erhalten bemüht ist. Ein schönes Ebenmaß zwischen allen Teilen des Baumes zu erzielen, kann mit als wesentliche Aufgabe des Baumschnitts gelten.
56 Verwendete Literatur: FLL (Hrsg.): ZTV-Baumpflege. Bonn Metzner, R.: Das Schneiden der Obstbäume. Stuttgart Schmid, H.: Obstbaumschnitt. Stuttgart Klug, P.: Praxis Baumpflege. Steinen Roloff, A. (Hrsg.): Baumpflege. Stuttgart Pfisterer, J. A.: Gehölzschnitt nach den Gesetzen der Natur. Stuttgart Wessolly, L., M. Erb: Handbuch der Baumstatik und Baumkontrolle. Berlin Kobel, F. und H. Spreng: Neuzeitliche Obstbautechnik und Tafelobstverwertung. Bern 1949.
57 Hüfingen 2010? Danke für Ihr Interesse am theoretischen Teil.
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