Aaron Lanz, Südafrika (Queensburgh Highschool, Durban)
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- Gerd Sternberg
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1 Aaron Lanz, Südafrika (Queensburgh Highschool, Durban) (Oktober 2006 Juli 2007) Wie kam es zu deiner Entscheidung ins Ausland zu gehen? Ich kannte eine Menge Leute, die das vor mir gemacht haben und einfache gute Erfahrungen gemacht haben. Ich wollte erfahren, wie es ist mich in einem fremden Land mit komplett anderer Kultur in einer Familie klar zu kommen. Warum hast du dich gerade für dieses Land entschieden und bist du überhaupt in deinem Wunschland gelandet? Ich bin nicht in meinem Wunschland geendet. Ursprünglich wollte ich in die USA gehen. Irgendwie hat meine Organisation nicht geschafft mich zu platzieren. Deshalb haben sie mir das Südafrika-Programm angeboten und ich hab zugesagt. Am Ende bin ich froh nach Südafrika gegangen zu sein. Eastern Cape War es schwer, einen Platz zu bekommen und mit wie viel Aufwand war die Organisation verbunden? Es ist nicht schwer einen Platz zu bekommen, wenn man sich frühzeitig bewirbt. Aufwand ist natürlich mit Papierkram, Behörden- und Arztbesuchen verbunden. Extrakosten für Visa etc. übrigens auch. Der Papierkram hat mich am meisten genervt. Aber das muss sein. Hast du vor deinem Abflug manchmal gezweifelt, ob die Entscheidung zu gehen richtig war und wie bist du damit umgegangen? Vor meinem Abflug und während des Aufenthaltes hab ich nie an meiner Entscheidung gezweifelt. Ich musste hier mal raus und was Neues sehen. Wie war die erste Zeit? War es schwer, sich an die neue Familie zu gewöhnen? Meine Gastfamilie
2 Mir ist das nicht so schwer gefallen. Am Anfang ist eh alles neu und spannend. Ich würde sagen, dass die ersten Zweifel bei Austauschschülern kommen, wenn der Alltag Einzug hält. Wie war es, plötzlich in eine neue Schule mit lauter fremden Schülern zu gehen, hattest du Angst vorm ersten Schultag? Angst hatte ich nicht. Aber nervös war ich schon. Natürlich hab ich mir Gedanken gemacht. Was halten die von Deutschen? Wie werde ich mit dem Englisch klar kommen? Am Ende waren dann doch alle sehr nett und verständnisvoll wenn s mal mit meinem Englisch nicht so geklappt hat wie ich mir das vorgestellt hab. Wie klappte es, plötzlich den ganzen Tag in einer fremden Sprache kommunizieren zu müssen? Ausflug mit meiner Gastfamilie Am Anfang hab ich noch viel übersetzt. Am Ende hatte ich gar keine Probleme mehr. Dann sprudelt es einfach aus einem raus. Kam es deshalb in der Schule oder Familie anfangs mal zu Missverständnissen oder bist du mal in ein Fettnäpfchen getreten? Ja klar. Als ich am Abendbrottisch meinen Gastvater fragte, ob er mir mal den Toast reichen würde, wusste er nicht, was ich meinte. Für ihn war nur Brot auf dem Tisch. Toast ist in Südafrika nämlich nur Toast, wenn s getoastet wurde. Sonst ist es normales Brot. Das sollte ich dann auch merken, denn ich hab erst nach neun Monaten in Deutschland wieder für meine Begriffe vernünftiges Brot gegessen.
3 Warst du in das Familienleben und das Schulleben richtig integriert und hast aktiv mitgemacht? Ja, nur deshalb fährt man da hin. Man muss sich einfach ein neues soziales Netz aufbauen. In der Schule und in der Familie. Schulnoten sind da eher zweitrangig. Hafen in Capetown Hattest du während der Zeit Heimweh oder sogar überlegt, dein Austauschjahr vorzeitig abzubrechen? Abbrechen kam für mich nie in Frage. Heimweh? Nee eher nicht, dafür war ich nicht lang genug weg. Aber Sehnsucht hatte ich. Nach meiner Familie, Freunden und der Berliner Luft. Aber ich hab mich nicht in den Schlaf heulen müssen ;) Über Weihnachten war s glaub ich am schwersten. Kein Schnee. Unglaubliche Hitze und einen kniehohen, blinkenden, singenden, nervenden Plastikweihnachtsbaum aufm Wohnzimmertisch. Was war anders an dem Schulsystem in deinem Land? Wir hatten nur sechs Schulfächer, die wir wählen konnten. Die hatten wir dafür jeden Tag. Eine Schulstunde dauert in SA 55 Minuten. Außerdem hat man nur zwölf Schuljahre. Ich habe die Abschlussklasse besucht. Mit Freunden auf dem Abschlussball Musstest du auch die Prüfungen mitschreiben und waren sie schwer? Ich musste auch Prüfungen schreiben. Gleich am Anfang. Das ist mir vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern sehr schwer gefallen. Aber mit der Sprache kamen auch die guten Zensuren. Was sollte aus dem dortigen Schulsystem auch an deutschen Schulen übernommen werden und was hat dir nicht so gut gefallen? Gut hat mir die Sportauswahl gefallen. Im Vergleich ist unser Schulsystem aber auf jeden Fall besser.
4 In welcher Art unterscheiden sich die Schüler deines Gastlandes von den deutschen Schülern? Ganz interessant war, was eine Schuluniform aus einer Person macht. Wenn wir Tage hatten, an denen wir in normalen Klamotten kommen konnten, hab ich die Leute teilweise nicht erkannt und ich war regelrecht überrascht und hätte vielen nicht zugetraut sich so gut zu kleiden. So wie die mit ihrer Uniform umgehen. Die nervt aber auch wirklich nur. Sie ist unbequem, passt nie richtig und ist aus Polyester. Grauenhaft bei Hitze und Luftfeuchte wie in Durban. Du hast ein ganzes Schuljahr in Deutschland übersprungen. Warst du in der Zeit im Kontakt mit Schule, Lehrern und Mitschülern. Hast du Stoff bearbeitet, der in deiner Klasse gelernt werden musste? Ja, das hab ich gemacht. Ich wollte auf jeden Fall in die zwölfte Klasse gehen. Deshalb hab ich mir Mathematerial schicken lassen und habe deutschen Stoff mit Lehrern bearbeitet. In den Sommerferien habe ich auch noch Nachhilfe genommen, um gut vorbereitet zu sein. Gibt es auch Unterschiede bei der Freizeitgestaltung? Auf jeden Fall. Das Leben der jungen Leute in Südafrika unterscheidet sich zu dem der deutschen vor allem in der Selbstständigkeit. Durch die hohe Kriminalitätsrate ist man vom Auto abhängig und damit von den Eltern. Als Mädchen in Südafrika ist das auch noch mal ne andere Geschichte. Jungen können auch mal die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Die Einheimischen ja eh. Aber als Austauschschüler geben die besonders am Anfang wirklich Acht auf dich. Das ist ne Sache, mit der man klar kommen muss. Ist nicht immer einfach. Quad fahren War es einfach, Freundschaften mit einheimischen Schülern aufzubauen? Und was sollte man dabei beachten? Ein Rezept zum Freunde machen gibt es ja leider nicht. Aber man kann sagen, dass die Menschen in Südafrika sehr freundlich und gastfreundlich sind. Wenn man aufgeschlossen, höflich und interessiert ist, sollte es eigentlich keine Probleme geben. Arroganz und Schüchternheit hilft auf jeden Fall nicht. Das hängt natürlich auch vom Einzelnen ab. Was hat dir an den Menschen in deinem Gastland besonders gut gefallen und was eher nicht so gut? Die Gastfreundlichkeit hat mich beeindruckt. Rassismus nicht.
5 Im Hintergrund der Tafelberg Waren die Lehrer und Gasteltern strenger als in Deutschland inwiefern? Eltern in Südafrika wollen mit einem Gastschüler natürlich kein Risiko eingehen und passen ganz besonders auf. Außerdem sind die Menschen in Südafrika oft sehr konservativ. Was das im Zusammenhang mit Beziehungen heißt, kann man sich denken. Das hängt natürlich auch wieder von der einzelnen Familie ab. Ich will nicht verallgemeinern. Wie war der Abschied von der Gastfamilie und den neuen Freunden? Vor allem der Abschied von der Familie war nicht leicht. Ich hoffe, dass ich den Kontakt halten kann. Mit meinen Freunden war es ähnlich. Ich mit Johannesburg-Skyline Welchen Vorteil hat aus deiner Sicht dein Auslandsjahr für dich? Man wächst an den Aufgaben die einem das Leben im Ausland stellt. Ich hab viel dazu gelernt. Wer ins Ausland geht wird wissen, was ich meine. In zwei Jahren machst du Abitur. Hat dich das Jahr auch in Bezug auf deine Planungen nach der Schule weitergebracht? Ja, schon. Genau weiß ich noch nicht was ich studieren will. Dass ich studieren will steht fest. Was würdest du anders machen, wenn du morgen noch mal starten würdest (z.b. bei den Schulaktivitäten oder im Zusammenleben mit der Familie)? Nichts. Ich hatte ein geiles Jahr. Genau so wie es war. Mit allem was ich richtig und falsch gemacht hab. Du warst fast ein ganzes Jahr weg, reicht nicht auch ein halbes? Bei mir hat nach nem halben Jahr der Spaß angefangen. Mir wär s nicht genug. Ständest du heute erneut vor der Entscheidung, würdest du wieder gehen? Ja.
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