Die Sprache kann mehr als ich, zweifellos. Predigt über 2.Mose 32,7-14 für den Sonntag Rogate, 25. Mai 2014

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1 Die Sprache kann mehr als ich, zweifellos. Predigt über 2.Mose 32,7-14 für den Sonntag Rogate, 25. Mai 2014 Das Predigtwort Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen. Mose aber flehte vor dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Ach HERR, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst. Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig. Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte. Die Predigt Trinity so heißt unser neuer Hund. Wer einen Hund besitzt, der weiß, dass er mit Zeitungspapier trainiert werden kann für das Leben. So auch Trinity, sie hat (wieder einmal) mein Leseverhalten beeinflusst. Wunderbar kann ich jetzt eine Zeitung nach der anderen aufschlagen, sie auf den Boden legen und erst einmal lesen, bevor sie Trinity gehört. 1

2 Die Sprache kann mehr als ich, zweifellos, lese ich einen Satz von Teréza Mora, der ungarischen Schriftstellerin. Die Sprache kann mehr als ich, zweifellos. Obwohl sie aus mir kommt, scheint es, als hätte sie ihre eigene Genialität, die weit über das hinausgeht, was ich mir je hätte vorstellen können. Ständig passiert es mir, dass ich einen Satz zu schreiben beginne und dieser Satz dann plötzlich etwas macht, wovon ich überhaupt nicht wusste, dass ich es kann. So, Du liebe Gemeinde, ist es auch mit dem Wort Gottes, das sich sagt und für uns Menschen zur Sprache wurde und das da ist die Sprache Gottes für Dich und mich für diese Erde für mein Gebet. So wie die Sprache mehr kann als ich, ist es auch mit der Sprache des Gebets. Das Gebet kann mehr als ich, zweifellos, sage ich mit der Dichterin zum Sonntag Rogate und nicht nur heute. Ich sage und singe es an allen Tagen, ach, zu jeder Tages- und Nachtzeit und sogar, wenn die Sprache verstummt. Denn das Gebet ist nicht von mir, es kommt von Gott aus seinem Wort Und dieses Wort macht dann plötzlich etwas, wovon ich überhaupt nicht wusste, dass ich es kann. Kinder tragen dieses so möchte ich es nennen Rogate-Wissen in sich. 2

3 Seht Ihr das kleine Bildchen mit den Kindern, das Mädchen mit geschlossenen Augen so fromm, so beseelt und ganz bei Gott und ganz bei sich, während die anderen Köpfchen um sich blicken, abgelenkt von irgendwas und irgendeinem, auf ein Anderes konzentriert als auf das Gebet. In der Sekunde aber könnten die Rollen sich tauschen Und ein anderes Kind geht auf im Gebet, das es hier mitbetet. Kinder tragen ein Rogate- Wissen mit sich Und Menschen, die werden wie die Kinder, dem Ursprung nah, von Gott ergriffen erfüllt von etwas, das größer ist als ich So einer war Mose, der inständig bittet für sein halsstarriges Volk, das tanzt ums goldene Kalb und sie tanzen durch die Jahrhunderte und Jahrtausende und sie tanzen immer und ewig und wir ziehen die Kreise ihnen nach und brauchen einen, der nicht mittanzt, sondern der das Lied Gottes in sich trägt sein Wort singt und versteht, was wir an uns selbst nicht verstehen. So einen wie Mose brauchen wir wieder und je Heinz Zahrnt wir haben ihn gelesen und diskutiert im Glaubensgespräch, schreibt in den 70ger Jahren: War der Tanz ums goldene Kalb am Fuß des Berges Sinai nicht nur ein Tänzchen, verglichen mit dem heutigen Reigen um die Ökonomie, in dem Kapitalisten, Sozialisten und Kommunisten, (alle) wenn auch nicht im gleichen Takt, so doch mit gleicher Hingabe tanzen? Wirkt der Zauber des heidnischen Medizinmannes nicht harmlos im Vergleich zu unserer universalen Anbetung der Gesundheit Von seinem Ursprung und Wesen her ist der Götzendienst von Kopf bis Fuß auf Nutzen eingestellt. Der Mensch wählt sich einen Götzen, damit dieser ihm nütze; 3

4 er erhofft sich von ihm, Lebenssteigerung jedweder Art Götzendienst ist eine harte Leistungsreligion; sie geht immer auf Kosten des Menschen Aber dann der tröstliche Gedankensprung von Zahrnt: Götzendienst ist negativer Theozentrismus (negative Gotteszentriertheit) und als solcher Spiegelbild des wahren Gottesglaubens Der Mensch mag sich drehen und kehren, winden und wenden, wie er will Gott wird er nicht los! Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Es ist aber der Gott, der in Gefangenschaft führt In eine Sehnsucht, die nur stört und zerstört Dunkelstes Spiegelbild! Auf der Straße treffe ich mit Trinity eine Frau sie spricht mich unvermittelt an und sie sagt: Nichts zählt mehr auf der Welt nur das Geld keine Achtung ist für niemand und nichts Aber eine Sehnsucht ist doch darunter unter all den Gebärden der Kälte hinter all den verhärteten Krusten von Dasein die tiefe Sehnsucht nach Sinn und Bedeutung und Lebendig sein, Hingegeben sein an etwas, das größer ist als ich. Wir alle beten für diesen Planeten um jedem neuen Tag in Hoffnung zu begegnen und unser Licht durchbricht die Nacht höre ich in einem Rap Und heute ist Jubelkonfimation Und wie wir einmal Ja gesagt haben zu dem Liebesprinzip Gottes zum Ja der Gottestiefe, werden es die Konfirmandinnen und Konfirmanden dieses Jahres auch am kommenden Donnerstag tun, am schönen Tag zu Christi Himmelfahrt. 4

5 Wir alle beten für diesen Planeten um jedem neuen Tag in Hoffnung zu begegnen und unser Licht durchbricht die Nacht So ist das. Und die jungen Menschen wollen verankert sein, Halt haben, wir wollen ja gar nicht tanzen ums goldene Kalb wie gerne wären und sind wir doch frei! Ja, verankert wollen wir sein alle Und das soll Religion uns sein: Halt, Verankerung tief in all den Stürmen, Fluten, Verheerungen. Julian Le Play - Mein Anker eine Lied über die Liebe und Metapher für die Sehnsucht nach Gott: Steck' meine Füße in den Sand und land' im Asphalt. Leg deine Hand mal auf mein Herz, weil mein Herz ist kalt. Über den Wolken schwebt ein Traum, schiebst du sie für mich weg Wir spielen Räuber und Gendarm, denn du kennst mein Versteck. Weil du schiebst mich an, wenn ich nicht mehr kann. Du bist mein Anker, wenn Wellen und Sturm sich in mir verfangen. Du stillst meine Neugier, du stillst meine Lust. Auf all meinen Wegen, hauchst du mir dein Leben in meine Brust. Du bist in meiner Luft. In meiner Seele, wenn alles verpufft wenn ich von ihr erzähle über das letzte Mal über den ersten Drink Sieben ist unsre Zahl und eins ist unser Willen. Weil du schiebst mich an, wenn ich nicht mehr kann. Du bist mein Anker, 5

6 wenn Wellen und Sturm sich in mir verfangen. Du stillst meine Neugier, du stillst meine Lust. Auf all meinen Wegen, hauchst du mir dein Leben in meine Brust. Du bist in meiner Luft wer haucht dir das Leben in deine Brust? Wer ist in deiner Luft? Wer ist in deiner Luft? Das können wir schon Pfingsten entgegen so fragen Wer ist in meiner Luft, im Kreisen meiner Gedanken, wer hat mich, wer hält mich? Lied einspielen Der Mensch mag sich drehen und kehren, winden und wenden, wie er will Gott wird er nicht los! Und nun, Du liebe Gemeinde, schulde ich noch die Antwort auf die Frage, die wohl noch im Raum hier ist: Warum ist Gott so wütend? Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; Warum ist Gott so wütend? Weil er so sehr liebt, darum der Schmerz, der sich durch alles Erfahrbare hindurch tobt und allein darum ist ja das Wort zur Welt geworden, damit es sich niederlassen kann auf dem einen oder anderen Menschen. Wie sage ich immer: Gottes Allmacht ist die Liebe Die ist jetzt hier bei Mose, seinem Treuen und den lässt Gott sein eigenes Herz wenden. So sehr ist Gott Gott dass er menschlich sein kann über die Maßen und so selbstvergessen sein kann, dass wir ihn kaum, nicht verstehen können, aber Mose oder ein Kind oder Du wenn Du wirst wie ein Kind, 6

7 dem Ursprung nah, von Gott ergriffen erfüllt von etwas, das größer ist als Du Und das ist Gott! Und nun noch das Gedicht zu meiner Antwort (von Hildegard Nies) Ein Schwert durch die Seele Scheide das Nein nicht vom Ja (Paul Celan) das Weinen nicht vom Lachen die Nacht nicht vom Tag die Erde nicht vom Himmel den Tod nicht vom Leben das Nein nicht vom Ja. Das Nein ist das Schwert zwischen Lüge und Wahrheit Das Nein ist der Schmerz auf dem Weg zu dem Ja, das göttlich dich auffängt und nie dich verneint. So bete Du, und vor allen Dingen LASS DICH BETEN vom großen Ja der Gottesliebe und dem Glück, das Dir ist und bleibt! + Amen. 7