Maturaarbeiten und andere selbständige Arbeiten an der Neuen Kantonsschule Aarau
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- Karoline Voss
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1 Maturaarbeiten und andere selbständige Arbeiten an der Neuen Kantonsschule Aarau Wie werden Maturaarbeiten und andere selbständige Arbeiten betreut und bewertet? Welche Instrumente und Massnahmen unterstützen die Betreuung und Bewertung? Der Beitrag geht vom Konzept der Neuen Kantonsschule Aarau aus, welches mit dem wbz- Preis 2009 ausgezeichnet wurde. 1. Um was geht es? Selbstständigkeit, Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, kritisch zu denken, werden sowohl in der Volksschule wie auf der Sekundarstufe II immer wichtiger. Selbständige Arbeiten bilden zentrale Lerngelegenheiten zur Förderung dieser und weiterer Schlüsselqualifikationen. Sie sind eine Art Gesellenstück, an dem die erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten zusammengeführt, vertieft und erweitert werden. Die Schweizerische Zentralstelle für die Weiterbildung von Mittelschullehrpersonen (wbz) hat den Wettbewerb 2009 zum Thema Selbständige Arbeiten ausgeschrieben. Neben der Kantonsschule Romanshorn wurden mit der Kantonsschule Baden und der Neuen Kantonsschule Aarau zwei aargauische Mittelschulen ausgezeichnet (vgl. dazu Die folgenden Ausführungen basieren auf Erfahrungen an der Neuen Kantonsschule Aarau (NKSA) ( Es können nur einzelne Aspekte des Themas beleuchtet werden. Für eine vertiefte Auseinandersetzung wird Eine Institution des Departements Bildung, Kultur und Sport KANTON AARGAU
2 auf die Publikation Matura- und andere selbständige Arbeiten betreuen von P. Bonati und R. Hadorn verwiesen, die auch wichtige Impulse für den vorliegenden Artikel lieferte. 2. Die Betreuung von Selbständigen Arbeiten Welche Kriterien zeichnen gute Selbständige Arbeiten aus? Am wichtigsten sind eine präzise Fragestellung, eine dem Thema angemessene Untersuchungs- oder Gestaltungsmethode und die klare Definition der Ressourcen. Viele Arbeiten scheitern, weil der Eingrenzung des Themas oder der Formulierung von klaren Leit- und Teilfragen zu wenig Beachtung geschenkt wird. Ein Thema sollte eine eigenständige Leistung ermöglichen, es sollte relevant und realisierbar sein. Die sorgfältige Themenwahl stellt zudem die wichtigste Massnahme zur Prävention von Plagiaten dar. An sich sind der Methodenwahl keine Grenzen gesetzt. Nicht immer sind jedoch Interviews das beste Mittel für die Datenerhebung! Entscheidend ist, dass die gestellten Fragen möglichst zweckmässig und überzeugend beantwortet werden können. Die Lehrpersonen sollte bei der Wahl und, wo nötig, beim Einsatz der Methoden unterstützen. Benötigtes Material, Zeitplan und Bewertungskriterien werden mit den oben genannten Elementen in einer Projektvereinbarung (PV) festgehalten, die von den Lernenden und der Lehrperson unterschrieben werden. Die PV ist nicht in Stein gemeisselt; im Sinne einer rollenden Planung kann sie im Einverständnis der Beteiligten angepasst werden. Wo liegen die Grenzen der Betreuung? Eine gute Betreuung sollte die erwähnten Qualitätsmerkmale sichern. Der Aufwand für die Lehrperson ist deshalb in der Anfangsphase am grössten. In Zahlen: Die Entschädigung für eine Einzelarbeit entspricht etwa 18 Stunden. Die Bewertung von Arbeit und Prozess dauert etwa sechs Stunden, die Bewertung der Präsentation etwa zwei
3 Stunden. Für die Betreuung bleiben somit zehn Stunden. Oft sind es dann doch mehr 3. Die Bewertung von Selbständigen Arbeiten Was macht eine gute Bewertung aus? Die Bewertung sollte nach transparenten und relevanten Kriterien erfolgen. An der NKSA steht eine Liste von allgemeinen Bewertungskriterien zur Verfügung, die projektspezifisch ergänzt wird. Ab 2011 werden einige Kriterien obligatorisch sein. Die Gewichtung der einzelnen Bereiche ist vorgegeben: Schriftliche Arbeit beziehungsweise Produkt 65 %, Arbeitsprozess 10 % und Präsentation 25 %. Bei Selbständigen Arbeiten stellt die Doppelaufgabe von Betreuung (Nähe) und Bewerten (Distanz) eine besondere Herausforderung dar. Eine grössere Untersuchung von R. Hadorn ergab, dass im Durchschnitt die Bewertung der zweitbeurteilenden Lehrperson eine Note unter derjenigen der betreuenden Lehrperson liegt. Dies zeigt: Die unabhängige Aussensicht auf Produkt und Präsentation ist notwendig. Die meistens lösungsorientierten Diskussionen um die Note tragen wesentlich zu einer gemeinsamen Bewertungskultur bei. 4. Vorbereitung im Projektunterricht Der Projektunterricht (PU) bereitet sowohl am Gymnasium wie an der Fachmittelschule (FMS) auf die Selbständigen Arbeiten vor. Innerhalb eines Rahmenthemas erarbeiten die Lernenden in Gruppen Kleinprojekte. Die Lehrpersonen vermitteln Inputs zu den wichtigen Projektmethoden. An der NKSA legen wir grossen Wert auf eine enge Verbindung von Projektunterricht und Selbständigen Arbeiten, was sich unter anderem daran zeigt, dass das Lehrmittel für den Projektunterricht sinngemäss auch für die Selbständigen Arbeiten gilt und die gleichen Bewertungskriterien eingesetzt werden.
4 Lernende der 3. Klasse Gymnasium beziehungsweise der 2. Klasse FMS nehmen an den Präsentationen der Abschlussklassen teil. Über den Projektunterricht der FMS werden neue Lehrpersonen in die Betreuung und Bewertung eingeführt, indem sie mit einer erfahrenen Lehrperson ein Team bilden. 5. Selbständige Arbeiten als Teil der Unterrichts- und Schulentwicklung Wesentlich für die Qualität von Betreuung und Bewertung sind die reflektierten Erfahrungen. Auf Schulebene werden jedes Jahr die Lernenden und Lehrpersonen zu den Selbständigen Arbeiten befragt und die Noten der Selbständigen Arbeiten ausgewertet. An regelmässigen Weiterbildungen des Kollegiums werden die Erfahrungen ausgetauscht und die Prozesse und Instrumente weiter entwickelt. Ein wichtiges Instrument sind die Richtlinien für Selbständige Arbeiten, in denen die organisatorischen Rahmenbedingungen festgelegt sind. Seit 2004 werden schulintern je drei Maturaarbeiten sowie Selbständige Arbeiten ausgezeichnet. Die von einer Jury aus Lehrpersonen vorgeschlagenen Arbeiten werden an der Matur- und Abschlussfeier FMS mit einem Preis des Ehemaligenvereins VENEKA gewürdigt. Ebenfalls seit 2004 ist ein Lehrer als Ambassador Schweizer Jugend forscht (Sjf) tätig. Die Ergebnisse sind beeindruckend und 2009 war die NKSA mit je acht Arbeiten am Wettbewerb Sjf vertreten. Besonders erfreulich: Es waren sowohl Arbeiten aus dem Gymnasium wie aus der FMS vertreten, und es wurden Arbeiten aus den verschiedensten fachlichen Bereichen ausgezeichnet. 6. Fazit Selbständige Arbeiten stellen sowohl einen Höhepunkt als auch eine Herausforderung für Lernende und Lehrpersonen. Es lohnt sich, in diesem Bereich Ideen und Kraft einzusetzen und die Erfahrungen regelmässig zu reflektieren. Entscheidend sind motivierte und ambitionierte Lernende, die von den Lehrpersonen optimal unterstützt und begleitet werden.
5 Daniel Siegenthaler Rektor Neue Kantonsschule Aarau
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