ebm info.at ärzteinformationszentrum Organisches Psychosyndrom im Rahmen des postkontusionellen Syndroms
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- Klara Acker
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1 ebm info.at ärzteinformationszentrum EbM Ärzteinformationszentrum info.at Department für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie Donau-Universität Krems Antwortdokument zur Anfrage Organisches Psychosyndrom im Rahmen des postkontusionellen Syndroms erstellt 3 / info.at/organisches -ps yc hos yndrom
2 QUICK INFO Anfrage Gibt es Evidenz über die Spätfolgen des organischen Psychosyndroms bei PatientInnen mit Schädel-Hirn Trauma? Ergebnisse Die Aussagekraft bezüglich eventueller kausaler Zusammenhänge von psychiatrischen Erkrankungen und dem postkontusionellen Syndrom ist auf Basis der vorliegenden Studien aufgrund von Querschnittsstudiendesign und Selektionsbias (in Hinblick auf Population und Kontrollgruppe) limitiert. 1 Methoden Um relevante Studien zu finden, wurde in folgenden Datenbanken recherchiert: Cochrane Library, PubMed, UpToDate. Wir verwendeten Suchbegriffe, die sich vom MeSH (Medical Subject Headings) System der National Library of Congress ableiteten. Dies ist kein systematischer Review, sondern eine Zusammenfassung der besten Evidenz, die in den obengenannten Datenbanken zu diesem Thema durch Literatursuche gewonnen werden konnte. Resultate Die Aussagekraft bezüglich kausaler Zusammenhänge von psychiatrischen Erkrankungen und dem postkontusionellen Syndrom ist auf Basis der vorliegenden Studien aufgrund von Querschnittsstudiendesign, und Selektionsbias (in Hinblick auf Population und Kontrollgruppe) limitiert. 1 Die Anwendbarkeit der Studien zu diesem Thema auf die Normalbevölkerung ist sehr beschränkt, da es sich zum Teil um sehr ausgesuchte Bevölkerungsgruppen handelt (z.b Militärisches Personal, PatientInnen mit vorbekannter Depressio, Personen, die in Gerichtsverhandlungen nach Verkehrsunfällen involviert waren etc.). In einer Querschnittsstudie mit 2525 US-Soldaten, die im Irak eingesetzt waren, berichteten 124 Patienten (4.9%) über ein mildes Schädelhirntrauma mit Bewusstseinsverlust. 43,9% dieser Patienten O R G A N I S C H E S P S Y C H O S Y N D R O M B E I P O S T K O N T U S I O N E L L E M S Y N D R O M 1 6
3 erfüllten die Kriterien einer posttraumatischen Belastungsstörung. In dieser Studie wurde eine posttraumatische Belastungsstörung als Risikofaktor für die Entwicklung eines postkontusionellen Syndroms erfasst. 2 Eine weitere Querschnittsstudie mit militärischem Personal ergab ebenfalls, dass die posttraumatische Belastungsstörung den stärksten Einfluss auf die Entwicklung von postkontusionellen Symptomen hatte. 3 Über 50% der PatientInnen nach mildem Schädelhirntrauma berichten über Persönlichkeitsveränderungen, Reizbarkeit, Angst und Depressionen. Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sind in typischen Fällen unmittelbar nach dem Trauma am auffälligsten und lösen sich dann innerhalb der darauffolgenden Wochen bis Monate. 1 Eine signifikante Anzahl an PatientInnen (15-20%) entwickelt nach einem mildem Schädelhirntrauma Symptome, die die Kriterien einer psychiatrischen Erkrankung erfüllen. Diese Erkrankungen schließen akuten Stress und posttraumatische Belastungsstörungen, Angst- und Panikstörungen sowie Depressionen mit ein. 4-8 Prognose Symptome im Rahmen des postkontusionellen Syndroms sind in den ersten 7-10 Tagen am stärksten ausgeprägt. Die Symptome bessern sich innerhalb eines Monats und sind danach in vielen Fällen subklinisch. Der überwiegende Anteil der PatientInnen mit postkontusionellem Syndrom erholt sich nach 3 Monaten weitgehend. 9 Eine Minderheit (10-15%) hat Symptome, die ein Jahr oder länger persistieren. Diese Zahl ist jedoch möglicherweise aufgrund einer verzerrenden Berichterstattung überhöht, die allgemeine Prävalenz wird niedriger angenommen. 10 Eine Übersicht von Studien 11, die die Prognose nach mildem Schädelhirntrauma untersuchten, fasste folgende Punkte zusammen: 1. Gerichtsprozesse oder Schadensersatzzahlungen sind konsistente Risikofaktoren für persistierende Symptome oder Beeinträchtigungen nach mildem Schädelhirntrauma 2. Wiederholte Kontusionen führen möglicherweise zu schwereren und protrahierten kognitiven Defiziten, ein kausaler Rückschluss ist auf Basis der vorliegenden Querschnittsstudien aufgrund des Studiendesigns nicht möglich 3. PatientInnen mit einer Glasgow Coma Scale (GCS) von 13 haben eine höhere Rate an postkontusionellen Beeinträchtigungen als jene mit einer Glasgow Coma Scale von 15. Zusätzliche Verletzungen könnten dabei eine Rolle spielen. 4. PatientInnen mit kompliziertem Schädelhirntrauma (intrakranielles Hämatom, Schädelimpressionsfraktur) sind möglicherweise gefährdet, persistierende Symptome zu O R G A N I S C H E S P S Y C H O S Y N D R O M B E I P O S T K O N T U S I O N E L L E M S Y N D R O M 2 6
4 entwickeln. Aufgrund einer begrenzten Anzahl an Untersuchungen ist anzunehmen, dass prämorbide körperliche Einschränkungen, vorhergehende Schädelverletzungen oder neurologische, bzw. psychiatrische Erkrankungen, Stressfaktoren, Studentenstatus, Schädelhirntrauma nach Kraftfahrzeugunfällen und höheres Alter Risikofaktoren für persistierende Symptome darstellen. Stärke der Evidenz Stärke der Evidenz für Spätfolgen des hirnorganischen Psychosyndroms nach mildem Schädelhirntrauma: Hoch Moderat Niedrig Insuffizient Die Stärke der Evidenz ist hoch. Es ist unwahrscheinlich, dass neue Studien die Einschätzung des Behandlungseffektes/der Intervention verändern werden. Die Stärke der Evidenz ist moderat. Neue Studien werden möglicherweise aber einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Behandlungseffektes/der Intervention haben. Die Stärke der Evidenz ist niedrig. Neue Studien werden mit Sicherheit einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Behandlungseffektes / der Intervention haben. Die Evidenz ist unzureichend oder fehlend, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung/der Intervention einschätzen zu können. Suchstrategien PubMed #1 Search "postconcussion syndrome" (158) #2 Search "post-concussion syndrome" (369) #3 Search postconcussion AND syndrome (187) #4 Search #1 OR #2 OR #3 (501) O R G A N I S C H E S P S Y C H O S Y N D R O M B E I P O S T K O N T U S I O N E L L E M S Y N D R O M 3 6
5 #5 Search #1 OR #2 OR #3 Limits: Meta-Analysis, Randomized Controlled Trial, Controlled Clinical Trial (11) #6 Search #1 OR #2 OR #3 Limits: Systematic Reviews (12) #7 Search #5 OR #6 Sort by: Author (21) The Cochrane Library #1 "postconcussion syndrome" (9) #2 "post-concussion syndrome" (8) #3 postconcussion (21) #4 post-concussion (23) #5 syndrome (30265) #6 (( #3 OR #4 ) AND #5) (14) #7 (#1 OR #2 OR #6) (14) Referenzen 1. Randolph W Evans M. Postconcussion syndrome. UpToDate. 2012: Hoge CW, McGurk D, Thomas JL, Cox AL, Engel CC, Castro CA. Mild traumatic brain injury in U.S. Soldiers returning from Iraq. N Engl J Med. Jan ;358(5): Schneiderman AI, Braver ER, Kang HK. Understanding sequelae of injury mechanisms and mild traumatic brain injury incurred during the conflicts in Iraq and Afghanistan: persistent postconcussive symptoms and posttraumatic stress disorder. Am J Epidemiol. Jun ;167(12): McCauley SR, Boake C, Pedroza C, et al. Postconcussional disorder: Are the DSM-IV criteria an improvement over the ICD-10? J Nerv Ment Dis. Aug 2005;193(8): Chen JK, Johnston KM, Petrides M, Ptito A. Neural substrates of symptoms of depression following concussion in male athletes with persisting postconcussion symptoms. Arch Gen Psychiatry. Jan 2008;65(1): Deb S, Lyons I, Koutzoukis C, Ali I, McCarthy G. Rate of psychiatric illness 1 year after traumatic brain injury. Am J Psychiatry. Mar 1999;156(3): Harvey AG, Bryant RA. Predictors of acute stress following mild traumatic brain injury. Brain Inj. Feb 1998;12(2): Borgaro SR, Prigatano GP, Kwasnica C, Rexer JL. Cognitive and affective sequelae in complicated and uncomplicated mild traumatic brain injury. Brain Inj. Mar 2003;17(3): Kashluba S, Paniak C, Blake T, Reynolds S, Toller-Lobe G, Nagy J. A longitudinal, controlled study of patient complaints following treated mild traumatic brain injury. Arch Clin Neuropsychol. Sep 2004;19(6): O R G A N I S C H E S P S Y C H O S Y N D R O M B E I P O S T K O N T U S I O N E L L E M S Y N D R O M 4 6
6 10. Iverson GL, McCracken LM. 'Postconcussive' symptoms in persons with chronic pain. Brain Inj. Nov 1997;11(11): Carroll LJ, Cassidy JD, Peloso PM, et al. Prognosis for mild traumatic brain injury: results of the WHO Collaborating Centre Task Force on Mild Traumatic Brain Injury. J Rehabil Med. Feb 2004(43 Suppl): O R G A N I S C H E S P S Y C H O S Y N D R O M B E I P O S T K O N T U S I O N E L L E M S Y N D R O M 5 6
7 Partner Das EbM Ärzteinformationszentrum wird durch eine Kooperation des niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds und der Donau-Universität Krems ermöglicht. Disclaimer Dieses Dokument wurde vom EbM Ärzteinformationszentrum des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie der Donau-Universität Krems - basierend auf der Anfrage eines praktizierenden Arztes / einer praktizierenden Ärztin - verfasst. Das Dokument spiegelt die Evidenzlage zu einem medizinischen Thema zum Zeitpunkt der Literatursuche wider. Das EbM Ärzteinformationszentrum übernimmt keine Verantwortung für individuelle PatientInnentherapien. PARTNER O R G A N I S C H E S P S Y C H O S Y N D R O M B E I P O S T K O N T U S I O N E L L E M S Y N D R O M 6 6
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