Sterben zu Hause. Die Rolle(n) der Spitex Spitex Verband Aargau

Transkript

1 Sterben zu Hause Die Rolle(n) der Spitex

2 Sterben zu Hause Was erwarten Sie?

3 Sterben zu Hause Ablauf Vorstellen Spitex Verband Aargau Vorstellen PalliativeSpitex Ablauf Betreuung zu Hause Wunsch zu Hause zu sterben Fallbeispiel

4 Spitex Verband Aargau EinwohnerInnen im Kanton Aargau sollen so lange wie möglich und in guter Lebensqualität in der gewohnten Umgebung verbleiben können. Die Spitex erbringt ihre Leistungen in enger Zusammenarbeit mit allen, an der Gesundheitsversorgung beteiligten Leistungserbringer. Ambulant vor stationär ist ein wichtiges Prinzip in der Gesundheitsversorgung im Kanton Aargau. Der richtige «Patient» am richtigen Ort ist ebenfalls ein wichtiges Prinzip, das heisst Betroffene mit einer tiefen Pflegestufe sollen zu Hause versorgt werden können.

5 Spitex Verband Aargau 212 Gemeinden, EinwohnerInnen 50 Leistungserbringer (8 weitere NPO Org. wie PS, Kinderspitex, Lungenliga, zudem 19 Private Org., 55 Freischaffende Pflegefachpersonen) Mitarbeitende, 750 Vollzeitstellen LeistungsbezügerInnen ( Pflege, Hauswirtschaft, inkl. DoppelbezügerInnen) Std. Pflege (KLV) Std. Hauswirtschaft Mahlzeiten 84 Mio. CHF Umsatz Kanton Aargau (davon 30 Mio. Beiträge der öffentlichen Hand) 1,75 Mia. CHF ganze Schweiz (NPO) 2,5% der Gesundheitskosten der Schweiz (NPO) (Kennzahlen 2015)

6 Spitex Verband Aargau

7 Spitex Verband Aargau Die Tarife für kassenpflichtige Leistungen sind vom Bundesrat für die ganze Schweiz festgelegt (seit 2011) Abklärung und Beratung CHF Untersuchung und Behandlung CHF Grundpflege CHF Die Tarife sind politisch gewollt nicht kostendeckend Gemäss Pflegegesetz ist die öffentliche Hand (im Kanton Aargau die Gemeinden) bei der Finanzierung massgebend beteiligt

8 Spitex Verband Aargau Spitex kostet wenig und bewirkt viel! Anteil Spitex an den versicherten Kosten in Franken, 2013, Kanton Aargau [PROZENTS ATZ] [PROZENTS ATZ] verrechnete KLV-Leistungen Spitex übrige Leistungen der Krankenversicherer Statistik Aargau

9 Spitex Verband Aargau Die Betreuung zu Hause wird komplexer, es braucht fachliches Know-how und entsprechende Kompetenzen Menschen werden immer rascher aus dem Spital entlassen Menschen gehen immer später wenn überhaupt in ein Alters- und Pflegeheim

10 Spitex Verband Aargau 7.0 Spital - Aufenthaltsdauer in Tagen Kanton Aargau Dauer in Tagen / Q: Obsan 2017

11 Verrechnete Stunden Pflege / Hauswirtschaft Klienten Spitex Verband Aargau Verrechnete Std. Klienten 0 Q: BFS 2016

12 Stunden Spitex Verband Aargau Anzahl geleistete Pflegestunden der Spitex pro Einwohner nach Kantonen im Jahr 2014 Mit 1.1 Pflegestunden pro Einw. liegt der Kanton AG deutlich unter dem Schweizerischen Mittel von 1.5 Pflegestunden pro Einw SZ ZG UR VS GL NW OW AR SG AG LU AI ZH TG FR SH GR BL CH SO NE GE BE VD TI BS JU

13 Spitex Verband Aargau Pflegegesetz (Stand 1. Januar 2013) Kanton Aargau 11 Grundsatz 1 Die Gemeinden sind zuständig für die Planung und Sicherstellung eines bedarfsgerechten und qualitativ guten Angebots der ambulanten und stationären Langzeitpflege. Gemeinden als politisch Verantwortliche für die ambulante Pflegeversorgung und Auftraggeber sind politisch und finanziell verantwortlich für eine zeitgemässe und leistungsfähige Spitex

14 Spitex Verband Aargau Spezialdienstleistungen Psychiatrie- und psychogeriatrische Spitex; für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen Wundbehandlung; Versorgung von akuten und chronischen Wunden Palliative Care; Betreuung und Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronisch fortschreitenden Krankheiten PalliativeSpitex; spezialisierte Palliative Pflege von Menschen in komplexen, instabilen Situationen Pflege und Betreuung bei Demenzerkrankungen; für Menschen mit kognitiven Einschränkungen Ernährungs-,Diabetes-, Inkontinenz-, Stomaberatung Akut- und Übergangspflege (AÜP)

15 Spitex Verband Aargau

16 PalliativeSpitex Von der Onko-Spitex zur PalliativeSpitex

17 PalliativeSpitex Seit 1. Mai 2017 wird die spezialisierte Palliative Care Pflege durch 7 Spitex Zentren für den ganzen Kanton Aargau angeboten: Spitex Fricktal AG Spitex Region Brugg AG Spitex Wettingen-Neuenhof Spitex Suhrental Plus Spitex Aare Nord Spitex Region Lenzburg Spitex Muri

18 PalliativeSpitex

19 PalliativeSpitex Mitarbeitende der PalliativeSpitex haben eine Zusatzweiterbildung Stufe B2 in Palliative Care

20 PalliativeSpitex Anmelden eines neuen Patienten: Telefon: oder

21 PalliativeSpitex telefonische Notfallberatung 24h / 365Tage Hintergrund-Pikettdienst der PalliativeSpitex (ab ) Swiss Medical Information Service (SMIS) Betreuungsplan nach Dr. med. Christoph Cina, Solothurn Pikettdienst durch Vertrags-Spitex Organisationen bei bestehendem Betreuungsverhältnis Hintergrunddienst durch Hausärzte und Spitäler

22 PalliativeSpitex telefonische Notfallberatung 24h / 365Tage

23 PalliativeSpitex

24 PalliativeSpitex Kommt in instabilen und komplexen Situationen zum Einsatz Beratung von Betroffenen und deren Angehörigen Symptome erkennen, Lösungen suchen, vorausschauend planen und organisieren Was ist nötig, um Betreuung zu Hause zu ermöglichen Instruktion von Laien und Profis Hintergrund bei Fragen / Unklarheiten Koordinieren von verschiedenen Netzwerkpartnern

25 PalliativeSpitex Baut auf dem SENS Modell (S. Eychmüller) auf SENS S ymptombehandlung E ntscheidungsfindung N etzwerk-organisation S upport der Angehörigen 4 S S elbsthilfe S elbstbestimmung S icherheit S upport

26 PalliativeSpitex Symptombehandlung Was bereitet den Betroffenen die grössten Sorgen? Dies können zum Beispiel Krankheitssymptome, Ängste oder Probleme zum Zeitpunkt der Erfassung, oder auch in Zukunft sein. Wo sehen die Betroffenen ihre Stärken, auf welche sie zurückgreifen können, ihnen Sicherheit und Kraft geben? Durch das Aufnehmen der individuellen Symptome und deren Einfluss können den Betroffenen sowie deren Anund Zugehörigen Möglichkeiten aufgezeigt werden, sich selber helfen zu können.

27 PalliativeSpitex Ziel: Selbsthilfe

28 PalliativeSpitex Entscheidungsfindung Was sind die persönlichen Prioritäten und Wünsche der Betroffenen, wie sieht die vorsorgliche Planung für das eigene Lebensende aus? Klarheit zu erhalten, was einem wichtig ist und dies klar festzuhalten, führt dazu, selbstbestimmt entscheiden zu können und diese Entscheidungen auch im Falle einer Urteilsunfähigkeit der Betroffenen den Betreuenden gegenüber klar formuliert zu haben.

29 PalliativeSpitex Ziel: Selbstbestimmung

30 PalliativeSpitex Netzwerk-Organisation Das vorausschauende Planen und Organisieren hilft, Notfallsituationen zu vermeiden und zeigt auf, welche Möglichkeiten für die Betroffenen infrage kommen. Das Diskutieren, Festhalten und Aussprechen gibt Betroffenen und An- und Zugehörigen Sicherheit.

31 PalliativeSpitex Ziel: Sicherheit

32 PalliativeSpitex Support Das individuell zur Verfügung stehende Betreuungs- und Unterstützungsnetz (Familie, Freunde, Nachbarn, etc.) ist bekannt, ist informiert und kann während aber auch nach dem Tod wichtige Stütze sein. (Eychmüller, 2014)

33 PalliativeSpitex Ziel: Support

34 PalliativeSpitex Netzwerk Therapeuten Freiwillige Angehörige Freunde Nachbarn Spiritual Care Betroffene Person Hausärztin Spitalarzt PalliativeSpitex Haushalthilfe Fahrdienst NPO Spitex

35 PalliativeSpitex Jede und Jeder im Netzwerk ist wichtig Das Netzwerk wird den Bedürfnissen entsprechend aufgebaut PalliativeSpitex kann mithelfen aufzubauen, Partner zu organisieren, informieren

36 PalliativeSpitex Gemeinsam unterwegs für andere

37 PalliativeSpitex

38 Netzwerk Freiwillige Karin Tschanz

39 Ablauf Betreuung zu Hause Anmeldung durch Spital, Hausarzt, Angehörige, Betroffene Ersttermin zu Hause, abklären, was es braucht Erstellen Bedarfsmeldung an Arzt, welcher diese Leistungen verordnen muss, damit sie von der Krankenkasse übernommen werden Abmachen wann, wie lange und wie oft PalliativeSpitex vor Ort kommt Individuelle Betreuung gemäss Anforderungen des Betroffenen

40 Wunsch «zu Hause sterben» Wo möchten Sie sterben?

41 Wunsch «zu Hause sterben» Ausser Manpower müssen weitere Dinge beachtet werden, um ein Sterben zu Hause zu ermöglichen: Wohnsituation Zugang zum Betroffenen unterstützenden Massnahmen / Interventionen Apparative Geräte Pflegebett Weitere Materialien zur Pflege und Betreuung (Gehilfe, Nachtstuhl, etc.)

42 Wunsch «zu Hause sterben» Bei noch so guter Organisation von Material, Unterstützung muss daran gedacht werden, dass das Umfeld der Betroffenen überfordert sein könnte. Dies muss ernst genommen werden und u.u. ein anderer Ort gesucht werden (Spital, Heim, Hospiz). Dies bedingt, dass man Vertrauen schafft, sich Zeit für ein Gespräch nimmt - man zuhören kann.

43 Wunsch «zu Hause sterben» Das A und O der Betreuung zu Hause ist die vorausschauende Planung gemeinsam mit den Betroffenen und deren Umfeld. Wenn man weiss, was kommen könnte kann man entsprechende Massnahmen planen. Diese Massnahmen müssen im Voraus besprochen sein, damit es in der 1 zu 1 Situation klappt.

44 PalliativeSpitex

45 Beispiel Herr Muster leidet an einer schweren Lungenkrankheit Die Möglichkeit des Erstickens ist real, er musste deswegen schon zig mal notfallmässig ins Spital Herr Muster äussert den klaren Wunsch, beim nächsten Erstickungsanfall nicht mehr ins Spital gebracht zu werden Herr Muster möchte, dass man ihm das Erstickungsgefühl nimmt und er sterben kann

46 Beispiel Herr Muster wohnt mit seiner Frau in einem Einfamilienhaus Das Schlafzimmer ist im zweiten Stock, dort hat es kein WC, dafür muss er in den ersten Stock Im ersten Stock ist auch das Wohnzimmer

47 Beispiel Herr Muster möchte in seinem Bett und in seinem Schlafzimmer sterben Herr Muster kann die Treppe zum unteren Stock kaum mehr alleine gehen, ist bereits mehrfach gestürzt, bisher ohne Verletzung Zudem ist es eine grosse Anstrengung, hat er trotz Sauerstoff starke Atemnot

48 Beispiel Im Voraus wurde mit ihm und seiner Familie die Wohnsituation und das Vorgehen im Erstickungsanfall besprochen

49 Beispiel beim Hausarzt wurden die notwendigen Medikamente verordnet und organisiert sowie das Vorgehen im Erstickungsfall ein Pflegebett wurde organisiert

50 Beispiel Herr Muster war einverstanden, dass ein Pflegebett organisiert werden konnte, welches im Wohnzimmer aufgestellt wurde Er musste keine Treppen mehr steigen und konnte mit wenigen Schritten zur Toilette

51 Beispiel Um sicher zu gehen, dass keine lebenserhaltenden Massnahmen ergriffen werden hat Herr Muster eine Patientenverfügung (PV) erstellt und eine Vertrauensperson (seine Frau) benannt. Die PV ist dem Hausarzt bekannt, liegt zu Hause auf und auch die Spitex hat ein Exemplar In die Betreuung involvierte Personen werden ebenfalls informiert

52 Beispiel in der Nacht vom hat Herr Muster zunehmende starke Atemnot seine Tochter, die in dieser Nacht bei ihm wacht, verabreicht ihm die vorbesprochenen Medikamente die Atemnot verbessert sich nach der ersten Gabe nur wenig, weshalb die Tochter die Medikation wiederholt die Ehefrau wird geweckt, ein weiteres Medikament zur Beruhigung wird verbreicht, die Atemnot verbessert sich und Herr Muster kann einschlafen er verstirbt in derselben Nacht

53 PalliativeSpitex

54 Sterben zu Hause Sterben zu Hause möchten viele ist in den meisten Situationen machbar hat Grenzen, diese sind nicht immer für alle gleich Unterstützen ja aber nicht um jeden Preis unsere Aufgabe ist begleiten, da sein, zuhören, austauschen, beraten, abwarten, empfehlen, etc.

55 Last but not least Begleiten heisst auch: die eigenen Grenzen respektieren eingestehen, dass etwas nicht geht sich selber Sorge tragen

56 Danke Dass Sie sich für andere einsetzen und uns in unserer Arbeit unterstützen