Verhandlungskriterien des VfP
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- Stefan Peters
- vor 6 Jahren
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1 Delegation VfP für Verhandlungsgespräche mit SBK Verhandlungskriterien des VfP Einleitung Die nachfolgenden Kriterien zeigen die Charakteristik des VfP s (Schweizerischer Verein für Pflegewissenschaft) und dienen als Ausgangslage für die Verhandlungen zu einem möglichen Beitritt dieses Vereins in den SBK. Sie zeigen unsere zentralen Anliegen und Grundsätze auf, helfen die Bedingungen für deren Umsetzung zu klären und unsere Anforderungen zu stellen. Verknüpfung von Pflegepraxis mit Pflegeforschung Seit der Gründung des VfP ist es dessen zentrales Anliegen, Pflegeforschung zu fördern. Dabei stehen die praxisbezogene Forschung und das Integrieren von Forschung in die Praxis im Zentrum. Beides ist für den VfP unabdingbar, um die professionelle Pflege zu positionieren, zu aktualisieren und Neuerungen einzubringen. Mit praxisbezogener Forschung sowie der Anwendung von Forschungsergebnissen in der Praxis kann die Pflegequalität hoch gehalten und gestärkt werden (Saca-Hazboun, 2009, Given et al., 2008, Cheung et al., 2008, Winters et al., 2007). Dank Forschung wird die Pflegepraxis und -wissenschaft weiter entwickelt, zentrale Fragestellungen werden identifiziert und können systematisch bearbeitet werden. Um die Pflegeforschung zu fördern und für die Praxis nutzbar zu machen, hat der VfP vor rund zehn Jahren die Gründung von akademischen Fachgesellschaften (AFG) zu pflegerischen Bereichen ermöglicht. Aus dieser Initiative sind bis heute acht entsprechende Fachgesellschaften entstanden. Sie sind stark engagiert in praxisrelevanten Forschungsprojekten, sowie in der Innovation des jeweiligen Pflegesettings. Um die Pflegewissenschaft, die Umsetzung der Forschung in die Praxis zu fördern und die Theorie der Praxis anzunähern, hat der VfP die Erarbeitung der SRAN Klinisch ausgerichtete Agenda für die Pflegeforschung in der Schweiz (Swiss Research Agenda for Nursing) in Auftrag gegeben. Mit der SRAN gibt es nun eine evidenz-basierte, fundierte Forschungsagenda für die Pflegewissenschaft und Pflege in der Schweiz (Imhof et al., 2008). Die SRAN ist eine Möglichkeit, klinische und translationale Forschung in der Pflegewissenschaft zu fördern (Rubio et al., 2010). Momentan ist der VfP darauf konzentriert, die SRAN in der Pflege und Pflegewissenschaft der Schweiz zu verbreiten, sowie sie Vertretern anderer Disziplinen und Stakeholdern im Gesundheitswesen vorzustellen. Allein diese drei Bereiche, der VfP an sich, die AFGs und die SRAN, zeigen die Wichtigkeit der Pflegeforschung und Pflegewissenschaft für den VfP auf. Zudem weisen sie auf den engen Bezug zwischen Wissenschaft, Forschung und Praxis hin. Der VfP steht für die Verknüpfung von Verfasst durch die Delegation: Dr. Virpi Hantikainen, Dr. Lorenz Imhof, Susanne Knüppel, Ursa Neuhaus, Horst Rettke, Anna-Barbara Schlüer, Dr. Maya Shaha, Anja Ulrich / Ursula Wiesli (zusammengeführt und redigiert von Eliane Huwiler) 6. Mai 2011
2 Pflegepraxis mit Pflegeforschung und wissenschaft ein und will diese auch in Zukunft weiter ohne Vorbehalte und Einschränkungen fördern. Zukünftige Strukturen oder Zusammenschlüsse müssen die Praxis-Forschung weiterentwickeln. Insbesondere müsste darauf geachtet werden, dass in Vernehmlassungen zu pflegerischen, strategischen Entscheidungen, beispielsweise bei Qualitätssicherungsprojekten (Pflegefinanzierung, DRG, Pflege und E-Health, Palliativ care usw.) VfP- / AFG-Mitglieder einbezogen werden. Arbeitsbedingungen für eine wirksame Pflegepraxis Die Erarbeitung und die Integration von Forschungsergebnissen in der Praxis bedingen, dass Pflegende wissenszentrierte und nicht nur problemzentrierte Fragen stellen können. Wie die Philosophin Hannah Arendt schreibt, ist das Denken unabdingbar für das Lebendig sein:»wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste«(Arendt, 2007). Die Kernaufgabe der Pflege ist den Menschen in seinem Kranksein und Gesundsein zu unterstützen und seine Lebensqualität zu fördern. Damit die Person als Mensch nicht verschwindet, Therapien nicht nur auf Grund wissenschaftlicher Theorien der Krankheit erfolgen, bedarf es einer kritischen Rückbesinnung auf Bedingungen und Grenzen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse sowie einer praktischen Beurteilung möglicher pflegerischer Handlungen im Gesamtkontext der personalen menschlichen Existenzform (Rehbock, 2005). Um Wissenschaft, Forschung und Praxis miteinander zu verbinden, ist es notwendig, dass die Arbeitsbedingungen die Vernetzung dieser drei Bereiche zulässt oder sogar fördert. Verschiedene Faktoren könnten dazu beitragen (Given et al., 2008). Dazu gehört eine entsprechende Ausbildung und Positionierung der Pflegenden, sowie eine Karriereplanung für die Pflegenden mit Aufstiegsmöglichkeiten (Kramer und Schmalenberg, 2003). Weiter gehört dazu, dass alle Fachpersonen, inklusive der Pflegenden, in die Entscheidungsfindungsprozesse und die Betreuung der Patienten einbezogen sind. Im Detail ist es wichtig, dass die Pflegenden aller Stufen Zugang zu internationaler Fachliteratur haben (Schmalenberg und Kramer, 2008). Der VfP fördert die Akademisierung der Pflege. Es ist daher zentral, dass akademisch ausgebildete Pflegende auch entsprechende Strukturen in der Arbeitswelt vorfinden. Für den VfP ist es ein Kernanliegen, dass sich der SBK-ASI für diese Arbeitsbedingungen engagiert und diese Entwicklung mitträgt. Akademisierung International hat sich die Pflegeausbildung auf Hochschulebene etabliert. Der VfP ist überzeugt, dass dieser Weg auch in der Schweiz eingeschlagen werden soll. Er unterstützt deshalb ebenso wie der SBK die Forderung, dass der Bachelorstudiengang (BScN) als einzige Grundausbildung für diplomierte Pflegefachleute angeboten wird. Die zweite Stufe der akademischen Ausbildung der Master of Science (MScN) soll danach als Grundlage für eine erweiterte Praxis (z.b. ANP) als auch für Aus- und Weiterbildungen im Bereich des Managements und der Lehre dienen. Sichtbar würde die Unterstützung der Akademisierung durch den SBK auch dadurch, dass akademisch ausgebildete Pflegefachleute (BScN, MScN) innerhalb von AFG-Strukturen und öffentlich ohne Einschränkung unterschiedliche Positionen zu Pflegethemen diskutieren könnten. Vertreterinnen der AFGs wären prominent in Verhandlungen zu Akkreditierung und Ausbildung vertreten. Der SBK-Kongress würde zumindest teilweise als wissenschaftlicher Kongress neu gestaltet und die Zeitschrift Krankenpflege mit einem wissenschaftlichen Teil (peer-reviewed) ergänzt. Ein Teil des SBK Budgets müsste für ein Unterstützungsprogramm der Pflegewissenschaft vorgesehen sein. 2
3 Autonomie des VfP / der AFG s Wissenschaftliches Arbeiten beruht auf Transparenz von Forschungsdesigns und -methoden, Klarheit, korrekter Wiedergabe von Fakten und Qualität der Argumentation. Die Interpretation der empirischen Daten bzw. der verwendeten Quellen und die Verbindung von Theorie und Empirie geprägt durch die Haltung der ständigen Reflektion, Nachprüfung und der Unabhängigkeit definieren die Qualität der wissenschaftlichen Ergebnisse und dessen Prozesses (Behrens & Langer, 2006; Burns N. & Grove K.S., 2009). Dies sind für den VfP identitätsstiftende Grundsätze, die unser Dasein als wissenschaftlicher Verein prägen. Um diesen Vorsatz umsetzen zu können, müssen Bedingungen und Strukturen sowie die Aufgaben offen dargestellt sein. Der VfP und seine AFG s sollten deshalb als gleichberechtigtes und eigenständiges Gremium (Struktur) zum SBK bestehen. Die Aufgabe des VfP s und seiner AFG s ist es, Ansprechpartner für die wissenschaftlichen Anliegen der Pflege innerhalb und ausserhalb des Verbandes zu sein und durch forschungsgestütztes Wissen Lösungsansätze für pflegerelevante Probleme vorzuschlagen. Ebenso ist es zentrale Aufgabe der AFG s, innerhalb des eigenen Fachbereichs die akademische Entwicklung und Etablierung der Pflege massgebend zu gestalten. Damit diese Aufgaben wahrgenommen werden können, sind die unabhängige wissenschaftliche Auseinandersetzung, das uneingeschränkte Publikationsrecht, und die eigenständige Umsetzung und Mitarbeit von Forschungsprojekten/-programmen unabdingbare Bedingungen. Die Komplexität der heutigen und den zukünftigen Herausforderungen der Pflege kann nur durch einen multi-fokussierten Ansatz, der die wissenschaftliche Perspektive der Pflege als eigenständiger Teil mit anderen wie der philosophischen, politischen, ökonomischen Gesichtspunkten integriert, bewältigt werden. Benötigte Mittel und Know-How Im VfP und den AFG s vereinigen sich akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen der Schweiz, die in verschiedenen Fachgebieten evidenzbasiertes Wissen und Können für eine bestmögliche Pflegepraxis erforschen, entwickeln, implementieren und evaluieren. Gesundheitspolitische, demografische und fachspezifische Entwicklungen der Schweiz werden mittels Vernetzung und Nutzung von Synergien intensiv bearbeitet, mitentwickelt und national wie auch international an Konferenzen und Meetings bekannt gemacht. Insgesamt trägt der Verein mit den Fachgesellschaften einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Pflege bei. Das erklärte Ziel des VfP ist es, die professionelle Pflege weiter zu stärken und sie für die zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen der Schweiz best möglichst zu unterstützen. Ein Zusammenschluss mit dem SBK könnte diesem Ziel weiter Vorschub leisten. Der VfP ist bereit, das akademische Pflegefachwissen, die Forschungsfähigkeiten, die Praxisentwicklungsfertigkeiten und die internationalen Vernetzungen für eine hervorragende Pflegeentwicklung in den SBK einfliessen zu lassen. Dies würde vom SBK die grösstmöglichen Mittel, Ressourcen und ein Commitment zur gemeinsamen Strategie erfordern, was auch heisst, vermehrt Personen mit akademischen Abschlüssen in die strategischen Geschäfte bzw. in die Entscheidungsgremien einzubinden. Der VfP erwartet ebenso die uneingeschränkte Bereitschaft des SBK für die Bereitstellung von Plattformen, Konferenzen, Publikationsmöglichkeiten zur Realisierung der genannten Zielsetzung. 3
4 Namensänderung Die Bezeichnung SBK wird der heutigen Realität nicht mehr gerecht. Sowohl die Berufsbezeichnungen als auch das Handlungsfeld Krankenpflege haben sich wesentlich gewandelt und sind auch weiterhin im Wandel begriffen. Mit einer Integration des VfP und der damit einhergehenden akademischen Präsenz unter den Mitgliedern bietet sich die Gelegenheit, eine dem aktuellen und dynamischen Sachverhalt repräsentierende Verbandsbezeichnung zu wählen. Die Suche nach einer geeigneten Verbandsbezeichnung muss Bestandteil der Integration des VfP sein. Mitgliedschaft Häufig bestehen Doppelmitgliedschaften im VfP und im SBK, in vielen Fällen gibt es auch Einzelmitgliedschaften im VfP. Mit einer Integration muss die Einzelmitgliedschaft im VfP in eine gleichwertige, d. h. ordentliche Mitgliedschaft überführt werden. Diese Regelung muss Bestandteil der Integration sein. Auftritt SBK Der Auftritt des SBK legt in den inhaltlichen und berufspolitischen Aspekten der Pflege seinen Fokus auf die diplomierten Pflegefachpersonen HF bzw. FH. Der SBK muss bei einer Integration des VfP in seinem Auftritt die akademische Pflege als Bestandteil der Disziplin berücksichtigen. In die Gestaltung des Auftritts müssen mit der Integration des VfP pflegewissenschaftlich qualifizierte Mitglieder involviert werden. Nur so kann das Ziel erreicht werden, dass die Wissenschaft klar vertreten ist. Literatur ARENDT, H. (2007) Denken ohne Geländer. Texte und Briefe, München, Piper. BEHRENS, J. & LANGER, G. (2006). Evidence-based Nursing and Caring. Bern, Hans Huber Verlag. BURNS N., & GROVE K.S. (2009). The Practice of Nursing Research: apraisal, synthesis, and generation of evidence (6 th ed.). St. Louis: Saunders Elsevier. CHEUNG, R. B., AIKEN, L. H., CLARKE, S. P. & SLOANE, D. M. (2008) Nursing care and patient outcomes: international evidence. Enferm Clin, 18, GIVEN, B., SHERWOOD, P. R. & GIVEN, C. W. (2008) What knowledge and skills do caregivers need? Am J Nurs, 108, 28-34; quiz 34. IMHOF, L., ABDERHALDEN, C., CIGNACCO, E., EICHER, M., MAHRER-IMHOF, R., SCHUBERT, M. & SHAHA, M. (2008) [Swiss Research Agenda for Nursing (SRAN): The development of an agenda for clinical nursing research in Switzerland.]. Pflege, 21, KRAMER, M. & SCHMALENBERG, C. E. (2003) Magnet hospital nurses describe control over nursing practice. West J Nurs Res, 25, REHBOCK, T. (2005) Personsein in Grenzsituationen. Zur Kritik der Ethik medizinischen Handelns, Paderborn, mentis. RUBIO, D. M., SCHOENBAUM, E. E., LEE, L. S., SCHTEINGART, D. E., MARANTZ, P. R., ANDERSON, K. E., PLATT, L. D., BAEZ, A. & ESPOSITO, K. (2010) Defining translational research: implications for training. Acad Med, 85, SACA-HAZBOUN, H. (2009) Putting evidence into practice. Outcomes of using the ONS PEP resources. ONS Connect, 24,
5 SCHMALENBERG, C. & KRAMER, M. (2008) Essentials of a productive nurse work environment. Nurs Res, 57, WINTERS, C. A., LEE, H. J., BESEL, J., STRAND, A., ECHEVERRI, R., JORGENSEN, K. P. & DEA, J. E. (2007) Access to and use of research by rural nurses. Rural Remote Health, 7,
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