Novalis Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (1799/1800) Teil 1 - > - > - > - > -
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- Norbert Kohler
- vor 9 Jahren
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Transkript
1 Grundvoraussetzung Spezifizierungen Weitere Voraussetzung und zugleich erste Folge Ergebnis, Folge Novalis Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (1799/1800) Teil 1 > > > > Reimpaare: Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren Enjam 1 A > be Sind Schlüssel aller Kreaturen, ment (E) A Wenn die so singen oder küssen, B un rein Mehr als die Tiefgelehrten wissen, B Wenn sich die Welt ins freie Leben 5 C > > > > E Und in die Welt wird zurückgegeben, C Wenn dann sich wieder Licht und Schatten D E Zu echter Klarheit wieder gatten, D Und man in Märchen und Gedichten E E Erkennt die wahren Weltgeschichten, 10 E > > > > Dann fliegt vor einem geheimen Wort F > > > > E Das ganze verkehrte Wesen fort. F > : betont; : unbetont 4hebiger Jambus Vers 110: weibliche Kadenz! Anapäst und katalektischer jambischer Versfuß! Anapäst und 1 akatalektischer jambischer Versfuß! Anapäst und 2 akatalektische Versfüße Vers 11 und 12: männliche Kadenz
2 Novalis Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (1799/1800) Teil 2 Inhalt: V. 1,2: Wenn alle Lebewesen nicht mehr nach lediglich rationalen Gesichtspunkten beurteilt werden, V. 3,4: wenn sie in ihren natürlichen Lebensäußerungen das Wesentliche besser erfassen als jede theoretische Wissenschaft, V. 5,6: wenn sich alle Lebensbereiche nach außen geöffnet haben und erst auf diese Weise bereichert zu ihrem eigentlichen Wesen finden, V. 7,8: wenn sich dann alle Gegensätze zu einem harmonischen Ganzen vereint haben und dadurch erst das Erkennen des Wesentlichen möglich ist V. 9,10: und die Menschen in Volksdichtung und Lyrik die eigentlichen Wahrheiten erkennen, V. 11,12: dann bewirkt eine Art Zauberformel (progressive Universalpoesie/ Poetisierung des Lebens/ blaue Blume ) die Heilung der verkehrten Welt. Kern: Die Poetisierung des Lebens bewirkt die Wiederherstellung der UrHarmonie allen Seins! Programmatik der Romantik Gedanklicher Aufbau: gedankliche Kreisbewegung: V. 1,2! V. 11, 12 Spezifizierung und Steigerung: V. 3,4,5,6 " V. 7,8,9,10 Strophenbau: Dem geschlossenen Gedankengang entsprechend eine strophische Einheit, bestehend aus 12 Versen Metrum, Versgestaltung:
3 4hebiger Jambus, Durchbrechung an inhaltlich signifikanten Stellen durch anapästischen Versfuß, dem (V. 6) ein katalektischer jambischer Versfuß, dann (V. 11) ein akatalektischer und schließlich (V. 12) zwei akatalektische Versfüße folgen! Steigerung, Heilungsprozess, Harmonie Kadenzen: # V. 110: weiblich/ unbetont " schwebend, offen, Prozesshaftigkeit # V. 11, 12: männlich/betont " fest, bestimmt, Antwort, bzw. Ergebnis des Prozesses Enjambements: (V. 1/2, V. 5/6, V. 7/8, V. 9/10, V. 11/12) " fließender Sprechrhythmus, Nähe zur Prosa " vgl. Verschmelzung der Gattungen (progressive Universalpoesie) Reimform: sechs Reimpaare " gedankliche Einheiten zweites Reimpaar (V. 3/4): unreiner Reim " Durchbrechung an inhaltlich bedeutsamer Stelle ( küssen $ wissen ): Antithese zur Kennzeichnung des Gegensatzes zwischen Ursprünglichkeit und Ratio " leitmotivisch für den Gegensatz zwischender angestrebten AllHarmonie und der jetzigen verkehrten Welt Vokalqualität der Reime: # ü/i, e/e, i/i " helle Vokale # u/u, a/a, o/o " dunkle Vokale! Gegensätzlichkeit, Kontrast (vgl. Leitthema) $ Ausgewogenheit, Harmonie (vgl. Leitthema)
4 Sprachlichstilistische Gestaltung Gegensatzpaare: Ratio: Zahlen Figuren Tiefgelehrte Schatten Verkehrte Welt Ursprünglichkeit: alle Kreaturen singen, küssen freies Leben Licht Märchen, Gedichte # Grundlegende Antithetik: Gegenwart $ Vergangenheit, Zukunftsvision # Wird durch Enjambement (V.1/2), (V. 11/12) und wenndann Struktur der Gedankenführung zu einer Einheit zusammengeführt #! Programm der Romantik: Verschmelzung der Gegensätze, Streben nach Ganzheitlichkeit und umfassende Harmonie aller Seinsbereiche antithetische Begriffe: zugleich inhaltliche Schlüsselworte Syntax: " Parallelismen # 3x wenn " magische Zahl # 1x wenn dann [...] und " Schlüssel # geheimes Wort (Poesie, Natürlichkeit) # 1x dann " Erlösung Wortwahl: vordergründig unpoetische Alltagssprache " aber: Konnotationsfeld programmatisch für die Romantik # Singen: natürlicher, unverfälschter Laut; Naturpoesie # Küssen: auf das Du gerichtet, Neigung, Emotion # Frei[es] Leben: nicht gebunden an rationalpragmatische Normen, durchdrungen von Phantasie, Poesie
5 # Licht: traditionelle Metapher für Erkenntnis # Echte Klarheit: Erkennen dessen, was wesentlich ist # Märchen Gedichte: Hort unverfälschter Wahrheit # Geheimes Wort: Sehnsuchtsmetapher; Erkenntnis der Unerreichbarkeit In antithetischem Verhältnis dazu: # Zahlen, Figuren: Rationales, konkret fassliches # Tiefgelehrte: Vertreter der Bücherweisheit, ohne Zugang zu den Quellen der wirklichen Weisheit # Schatten: metaphorisch für fehlende Erkenntnis # Verkehrtes Wesen: umfassende Entfremdung ErLösung/ Schlüssel " geheimes Wort : positive Naivität, Phantasie, Poesie
6 Aspekte der Interpretation: Programmatik des 12Zeilers # Inhaltliche Aussage # Formale und sprachliche Gestaltung Korrespondenz von Gehalt und Gestalt Wortwahl, Stilebene: vordergründige Schlichtheit " MetaEbene: Schlüssel zur Harmonie; antinaiv: Bewusstsein der Unerreichbarkeit der Ganzheitsvision! vgl.: Friedrich Schlegel, 116. AthenäumsFragment (1798) Novalis, Heinrich von Ofterdingen (1802) E.T.A. Hoffmann, Der goldene Topf (1814) Joseph von Eichendorff, Wünschelrute (1838)
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