Stärker im Wettbewerb durch semantisches Publizieren. Entwicklungen und Trends für kleine und mittlere Fachverlage
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- Frauke Siegel
- vor 8 Jahren
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1 Stärker im Wettbewerb durch semantisches Publizieren. Entwicklungen und Trends für kleine und mittlere Fachverlage Dr. Arne Schäffler Prinz 5 GmbH Dienstleister für Fachverlage Augsburg 1
2 Das Geschäftsmodell für Fachverlage 300 Jahre lautete das Geschäftsmodell für Fachverlage: Fachinformationen exklusiv in einer Fachzeitschrift, einem Lehrbuch oder einer Monographie zu publizieren und dafür Geld zu verlangen. Der Preis hierfür repräsentierte weniger den Wert dieser Informationen als den Aufwand ihrer körperlichen Herstellung. Heute erwarten Ingenieure, Juristen und Mediziner ihre Fachinformationen in digitaler Form. Gleichzeitig geht deren Exklusivität oft verloren und die Zahlungsbereitschaft für Einzelmedien sinkt dramatisch. 2
3 Was tun? Fachverlage reagieren: Ist die Monetarisierung einzelner Medien nicht mehr ausreichend wird die Mehrfachverwertung zur Regel. Das funktioniert am besten, wenn die Medien modularisiert ( zerlegt ) und rekombiniert werden können. 3
4 Was tun? Fachverlage reagieren: Kann für das Einzelmedium kaum noch Exklusivität beansprucht werden, wird Einzigartigkeit durch umfassende, geordnete und geprüfte Informationssammlungen geschaffen. Das ist die Idee und die wirtschaftliche Basis der Fachportale. 4
5 Neues Problem Aber: In diesen Portalen begegnet unser Kunde täglich den Folgen von Mehrfachverwertung und Modularisierung: er verbringt immer mehr Zeit mit Suchen. und hat immer öfters das Gefühl: Ich finde nie, was ich wirklich brauche. 5
6 Wer als Fachverlag für Content Geld will, muss ihn perfekt erschließen Und an diesem Punkt hängt leider auch zunehmend die Zahlungsbereitschaft für die Nutzung eines Fachverlagsportals also an ihrer leistungsfähigen Erschließung. Insbesondere natürlich an einer guten Suche. Warum? Rasch verfügbare gute Suchergebnisse motivieren zum Lizenzerwerb Die gefühlte Zeitersparnis bei der Nutzung ist gut für die Zahlungsbereitschaft Das Gefühl ich finde nie, was ich wirklich brauche dagegen ist der erste Schritt zur Kündigung. 6
7 Aber wann ist eine Suche gut? Hier der Versuch einer Definition: Eine Suche ist dann gut, wenn ein durchschnittlich computeraffiner Nutzer unkompliziert genau das findet, was er braucht und das in möglichst kurzer Zeit. Das impliziert, dass er nur das zu sehen bekommt, was für ihn relevant ist. Idealerweise muss er dabei die genauen Suchbegriffe nicht im Kopf haben es sollte reichen, wenn er die Fragestellung in seinen Worten umreißt. 7
8 zu erfüllende Anforderungen Konkret bedeutet das, folgende Anforderungen zu erfüllen: 1. Vollständige Anzeige der für die Suchanfrage relevanten Treffer (= vollständiger Recall) in der Reihenfolge der für den Kunden gefühlten Relevanz (= Ranking) 3. Keine Anzeige, was für den Kunden nicht zur Suchanfrage passt (= Präzision) 4. rasche Anzeige der Treffer (= Performanz) 5. Auflösung von Mehrdeutigkeiten (Homonym-Auflösung) z.b. Jaguar = Tiger oder Automarke? 8
9 zu erfüllende Anforderungen 6. Fehlertoleranz gegenüber leicht falschen Eingaben: phonetische Fehler (Rhythmus / Rüttmus) Rechtschreibfehler (Standart / Standard) Toleranz gegenüber Vertippern (Buhcstabendreher, Eingabe der neben-liegenden Tastr, ausgelssene Buchstaben) Wortbeugungen (Sing./Plural, Fälle, Tempora bei Verben, Aktiv/Passiv, z.b. Traum, Träume, Geträumtes, träumen, geträumt) syntaktische Varianten (Diagnose des Kolonkarzinoms vs. Kolonkarzinomdiagnose, Polstergruppe vs. Sitzpolstergruppe) 9
10 Hilfen bei der Ergebnisausgabe Der Kunde erwartet ferner Hilfen bei der Ergebnispräsentation Die Trefferumfeldanzeige Das Highlighting, also die farbliche Markierung der Suchstichwörter im Text Systematische Eingrenzbarkeit der Ergebnisse = Facettierung Die Präsentation verknüpfter Begriffe, die dem noch nicht zufriedenen Nutzer weiter hilft. und die Auto-Completion (Autovervollständigung) bei der Eingabe des Suchbegriffs oder der Suchbegriffe. 10
11 Die Probleme in der Praxis In der Praxis funktionieren v.a. Recall, Ranking sowie die Fehlertoleranzen oft nicht zufriedenstellend und das sind auch die Punkte, wo Google oft fragwürdige Ergebnisse liefert. Warum ist das so? der Qualitätsmaßstab für jeden Kunden ist der subjektive Vergleich mit der Suchfunktion seines Gehirns. Und dieses Gehirn funktioniert ziemlich anders als die Art von Suche, die das Internet bisher bietet: 11
12 Die Probleme in der Praxis So funktioniert die Suche unseres Gehirns: Selbstverständliche Präsenz aller Synonyme und verwandten Begriffe (Kfz, Auto, Kraftfahrzeug, Kutsche, PKW, Vehikel) Das ist entscheidend: weil, was der Kunde in der Praxis tatsächlich sucht, ist nicht durch seine Suchterme, sondern oft nur über deren Synonyme und verwandte Begriffe zu erschließen! Fehlertoleranz Große Relevanz von Wertungen ( Metadaten wie Motivationslage, Emotionen, Begleitereignisse). Das Gehirn sucht semantisch! Und wie wird in Verlagsportalen gesucht? 12
13 Fachverlage sind unzufrieden mit der Volltextsuche Verlage verwenden als Such-Technologie derzeit vor allem die Volltextsuche**. Folgt man einer aktuellen Umfrage des Buchreports**, ist die Mehrzahl der deutschen Fachverlage aber nicht zufrieden damit. Warum? Die Volltextsuche produziert lange und schlecht sortiert Trefferlisten. Das führt dazu, dass der Kunde das wirklich Interessante übersieht. ** 014/07/25/die-schere-zwischen-suchen-und-finden- 1.htm?no_cache=1 13
14 Fachverlage sind unzufrieden mit der Volltextsuche Das Modell der Zukunft liegt in der Thesaurus-gestützten Suche. Das ist auch das Ergebnise der Umfrage. Ein Thesaurus ist ein strukturierter Fachwortschatz. Er enthält zu jedem Fachbegriff die zugehörigen Synonyme, seine Abkürzungen sowie Ober- und Unterbegriffe. So erkennt auch die Suche Synonyme und Abkürzungen. Das Textumfeld wird berücksichtigt. Das Ranking ist besser Der Kunde bekommt brauchbarere Ergebnisse. 14
15 Fachverlage sind unzufrieden mit der Volltextsuche Außerdem eröffnet der Thesaurus die Möglichkeit, eine zu große Trefferliste zu facettieren also nach bestimmten Kriterien zu filtern. Solche Kriterien können sein: Fachgebiet (Innere Medizin vs. Pädiatrie) Jahr der Publikation Zitierte Fachzeitschrift usw. 15
16 Fachverlage sind unzufrieden mit der Volltextsuche Ein weiterer Nachteil der Volltextsuche: Sie hilft den Verlagen nicht, ihre Kunden gezielt auf die hot spots ihrer Dokumente zu lenken. Stichwort Content-Marketing Stichwort Recommendations Die Lösung heißt Metadaten- und Schlagwort-Anreicherung der Dokumente und funktioniert am besten wieder mit Unterstützung eines Thesaurus. 16
17 Warum ist ein Thesaurus ein derart mächtiges Tool? Gute Frage! Ein Thesaurus enthält das strukturierte Fachvokabular einer Wissensdomäne. Strukturiert ist das entscheidende Wort und der große Unterschied zur reinen Fachvokabular-Liste. Und diese Struktur öffnet das Tor zum semantischen Publizieren! Was gehört konkret dazu? Bedeutungsgleiche Begriffe werden zu Konzepten gebündelt (Bevorzugter Begriff + Synonyme) Mit dazu gehören Abkürzungen und umgangssprachliche Begriffe 17
18 Warum ist ein Thesaurus ein derart mächtiges Tool? Konkret wird iedes Konzept mit seinen Oberbegriffen und Unterbegriffen verbunden. Der Plural ist wichtig: Der Schenkelhalsbruch hat als Oberbegriffe Knochenbrüche aber auch Oberschenkel-Verletzungen Der Oberschenkelhalsbruch hat als Unterbegriffe die mediale, transzervikale und laterale Schenkelhals-Fraktur aber auch Pauwels (I-III), entsprechend dem Abscherungsgrad des Bruchs. Viele Begriffe sind in mehreren Begriffshierarchien verankert ( polyhierarchisch ) 18
19 Warum ist ein Thesaurus ein derart mächtiges Tool? Weiter bietet der Thesaurus die Möglichkeit, dass Konzepten, also Sinneinheiten, ihre fremdsprachlichen Entsprechungen zugeordnet sind. In der Praxis ist v.a. das Englische wichtig so können bei jeder Suchanfrage auch die jeweils englischen Inhalte mit erreicht werden 19
20 Warum ist ein Thesaurus ein derart mächtiges Tool? Nicht nur Krankheiten, sondern vielen technischen, oder juristischen Begriffs-Hierarchien lassen sich Klassifikationen zuordnen. Oder Gesetzesparagrafen. Oder Warengruppen. Oder Verwendungsstellen im Verlags-Content. Ein Thesaurus verknüpft Konzepte mit beliebigen anderen Konzepten, Klassifikationen oder Attributen. Bsp. rechts: Die Schenkel(hals)fraktur und ihre Repräsentanz in der ICD der WHO. 20
21 Vom Thesaurus zum vernetzten Wissensraum Aus allen Verknüpfungen ( Relationen ) der Konzepte und ihrer Über- und Unterbegriffe entsteht ein vernetzter Wissensraum: 21
22 Thesaurus und vernetzter Wissensraum sind die Schlüssel zum semantischen Publizieren Vorteil 1: präzise begriffliche Repräsentanz einer Wissensdomäne inkl. aller Klassifizierungssysteme (Handel, Wissenschaft, Normen, verlagsinterne Fachbuchsystematik / Warengruppensystematik, Metadaten). Vorteil 2: mehr Erlöse durch kontext-abgestimmtes Content-Marketing. 100% Kohärenz zwischen Verlags-Content und Thesaurus ermöglicht, den Kunden dorthin zu führen, wo für den Verlag der Mehrwert liegt. Vorteil 3: mehr gefühlte Qualität für den Kunden. Je größer und unübersichtlicher Content-Plattformen werden, desto wichtiger ist eine perfekte Suche. Eine Thesaurus-basierte Suche braucht dazu keine mühsame Optimierungen. Seine Qualität liegt im Ansatz! 22
23 Thesaurus und vernetzter Wissensraum sind die Schlüssel zum semantischen Publizieren Vorteil 4: flexible und praxisgerechte Facettierung. Mit den systematischen Strukturen im Thesaurus ergibt sich auf natürliche Weise eine praxisgerechte Facettierung: die Relationen der Ergebnisse von Suchanfragen ermöglichen die schnelle Reduktion der Suchergebnisse. Vorteil 5: Zukunftsfähigkeit. Heute erwartet der zahlende Kunde nicht mehr als eine perfekte Suche inkl. flexibler Facettierung. Morgen wird er auch semantische Features einfordern: Semantische Navigation im Content durch Darstellung der Fundstellen verknüpfter Begriffe wie Ober- und Unter-Begriffe Konzept-Expansion, wodurch eine Suchanfrage Gehör Krankheiten alle Treffer, in denen eine Mittel- oder Innenohrerkrankung vorkommen 23
24 Zusammenfassung Die Zukunft der Fachinformation findet im Internet statt. Die Investition in Fachportale ist der richtige Weg, um Inhalte für professionelle Zielgruppen zu bündeln und die Zahlungsbereitschaft dieser anspruchsvollen Kunden aufrechtzuerhalten. Für den nachhaltigen Erfolg dieser Fachportale sind optimale Erschließung der Inhalte und ihre kontext-abhängige Vermarktung entscheidend. Optimale Erschließung bedeutet perfekte Suche, effektive Facettierung sowie den Einstieg in semantische Funktionen. So entsteht Exklusivität auf höherer Ebene. Der Weg dahin fordert Verlagen Anstrengungen ab in Investitionen in entsprechende Software, in die Aufbereitung der Inhalte und in die Strukturierung der Fachterminologie(n) ihrer Wissensgebiete. 24
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Arne Schäffler Prinz 5 GmbH Dienstleister für Fachverlage Augsburg 25
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