Thaler Predigt. Frieden auf Erden Lukas 2,14. von Pfr. Christian Münch gehalten in der Christnachtfeier 2012 in der paritätischen Kirche Thal

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Thaler Predigt. Frieden auf Erden Lukas 2,14. von Pfr. Christian Münch gehalten in der Christnachtfeier 2012 in der paritätischen Kirche Thal"

Steffen Fischer
vor 6 Jahren
Abrufe

1 Thaler Predigt Frieden auf Erden Lukas 2,14 von Pfr. Christian Münch gehalten in der Christnachtfeier 2012 in der paritätischen Kirche Thal

2 2

3 Lesung aus dem Lukasevangelium 2, 8-20: 8 Es waren Hirten in der Gegend von Bethlehem und hielten in der Nacht Wache bei ihrer Herde. 9 Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und der Glanz des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich sehr. 10 Da sagte der Engel zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird: 11 Euch wurde heute der Retter geboren, der Gesalbte, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Futterkrippe liegt. 13 Und auf einmal war bei dem Engel die ganze himmlische Heerschar, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden unter den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen weggegangen waren, in den Himmel zurück, dass die Hirten zueinander sagten: Lasst uns nach Betlehem gehen und die Geschichte sehen, die der Herr uns kundgetan hat! 16 Und sie gingen eilends und fanden Maria und Josef und das neugeborene Kind, das in der Futterkrippe lag. 17 Und als sie es sahen, taten sie das Wort kund, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten zurück und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. 3

4 Predigt über Lukas 2,14 Ich sass am Schreibtisch und dachte über die Predigt für heute Nacht nach. Frieden auf Erden ist das Thema. Zufrieden sein, Frieden im Herzen haben, das ist ein gutes Gefühl, ein Glücksgefühl. Doch was soll ich dazu sagen. Zum Frieden aufrufen? An das Gewissen appellieren, wir sollen uns etwas mehr anstrengen, damit im neuen Jahr Frieden ausbricht? Kann man Frieden machen? Auf jeden Fall merke ich in meinem Innern, dass ich keine Moralpredigt halten und keine Appelle ausrichten möchte - sicher nicht in der Christnacht. Gibt es vielleicht einen Weg über Frieden zu reden in der Form einer Wellness-Predigt? So in meine Gedanken versunken schaute ich meinen Engel an, den ich einst während einem Reha-Aufenthalt modellierte und der seither auf meinem Schreibtisch steht. Der segnende Engel. Figur aus Ton von Christian Münch,

5 Plötzlich schien mir, als hörte ich ihn leise reden: Frieden auf Erden! Predige doch darüber. Sprich vom Frieden, der gekommen ist! Na klar! Das hat der Engel damals in der Heiligen Nacht den Hirten verkündet. Doch was soll ich denn dazu sagen? Dass Frieden schön wäre, aber leider in unserer Welt nicht möglich? Das müssten doch die Terroristen, die fanatischen religiösen Kämpfern und vielleicht auch Baschar al-assad in Syrien einmal verstehen. Oder soll ich den Appell des Apostels Paulus in unsere Ohren zurückrufen: 'Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!' Ich möchte schon vom Frieden reden, aber wie geschieht denn Frieden? Erneut erklang die Stimme des Engels in meinem Ohr. Und die fragte etwas beherzt: Und? Was ist jetzt mit 'Frieden auf Erden?' Und etwas stärker fordernd fragte die Stimme weiter: Wirst du darüber predigen? Ich seufzte: Schau, über Frieden zu reden ist zwar vielleicht schön und gut aber doch eigentlich nutzlos, entgegnete ich innerlich. Wir haben es doch nicht im Griff. Wir wünschen uns Frieden und was machen wir? Nichts! Nichts unternehmen wir oder wir stiften mit unserm Handeln nur noch mehr Unfrieden. Nicht einmal immer in der eigenen Familie schaffen wir es und für den Weltfrieden haben wir doch schlicht zu wenig Einfluss. Zudem wüssten wir auch kaum, was dazu zu tun wäre. Was war denn das für ein Jahr. Der Konflikt in Syrien zeigt doch und Unvernunft der Menschen, wenn es um Macht geht. Gesät wird doch Hass und nicht Frieden! Nicht einmal Moscheen und Kirchen werden verschont. Auch die Umweltkatastrophen, nicht nur Überschwemmungen sondern auch die schleichenden Verseuchungen von Luft und Boden, brachten und bringen auch viel Leid und Not und kaum Frieden im Herzen. Was können wir denn schon tun? Ich fühle mich so hilflos. 5

6 Wem sagst du das? Ich kenne doch die Not. meinte der Engel weiter. Unendlich viele unschuldige Opfer, Männer, Frauen und Kinder, und immer wieder Entsetzen und Verzweiflung. Ich weiss wie viel Angst und wie viele gebrochene Herzen das sind. Ich weiss, wie viele Tränen geweint wurden oder nicht mehr geweint werden konnten. Gerade darum musst du über Frieden predigen. Ich schluckte, wusste aber nichts zu antworten. Glaubst du nicht, fuhr der Engel weiter, Glaubst du nicht, dass Gott in Jesus gerade deshalb zu euch auf die Welt gekommen ist, damit ihr wieder Frieden findet? Damit ihr mutig werdet, über die Mauern zu springen, die euch trennen und aufeinander zuzugehen? Damit ihr stark werdet, einander zu verzeihen, was ihr euch angetan habt? Damit ihr lernt, euch selbst zu lieben und darum auch den anderen als wertvoll zu achten? Was soll ich denn sagen? fragte ich aufgewühlt. Wie kommt denn Frieden, wo doch die ganze Welt in Krieg und Streit verwickelt zu sein scheint?! Du bist ein Engel, du hast gut reden von Frieden. Aber bitte erklär mir mal: Wie wird Frieden? Vorsicht, mahnte der Engel und seine beiden geöffneten Hände schienen mich aufhalten zu wollen. Wer so fragt, der schaut meistens nur auf andere. Die sollen dann den Frieden machen, die sollen die Verantwortung für Frieden tragen. Sie sollen den ersten Schritt tun. So geht das nicht! Suche den Frieden nicht bei den anderen, warte nicht, dass sie Frieden schaffen. 'Wie wird Frieden', fragst du? Nun - wenn du selber damit anfängst, wird Frieden. Darüber lass deine Gemeinde mal nachdenken: Sag ihnen: Frieden beginnt bei dir! Ich hatte mir während unseres Gesprächs immer wieder Notizen gemacht, hielt jetzt aber inne, schaute den Engel an und fragte: Woher sollen wir denn die Kraft finden, über trennenden Mauern zu springen, den ersten Schritt zu tun und vielleicht auch einmal Unrecht auszuhalten. Und das Kind welche Bedeutung hat das Kind in der Krippe für den Frieden? Das Kind antwortete 6

7 der Engel langsam, das Kind und der Friede gehören untrennbar zusammen! Na Klasse!, entgegnete ich und machte aus meiner Enttäuschung keinen Hehl. Das mag ja richtig sein, aber wenn ich das so sage: 'Das Kind und der Friede gehören untrennbar zusammen!' - meinst du, das versteht jemand? Das sind doch fromme Floskeln! Da muss ich schon etwas konkreter werden. Der Engel schmunzelte: Das Kind ist der Friede! Daran kommst du nicht vorbei. Und sein Friede ist eben höher als alle Vernunft. Das sagst du doch auch oft am Schluss eines Gottesdiensts. Oder? Gerade wollte ich mich aufregen über diese Spitzfindigkeit meines himmlischen Gesprächspartners, als mir dieser eine Satz noch einmal durch den Kopf ging: 'Der Friede Gottes ist höher als alle Vernunft', höher als das, was ich mir vorstellen kann, höher als alles, was ich verteidigen oder besitzen will, größer als jeder Streit 'Wie wird Frieden?', hatte ich den Engel gefragt. Und habe begriffen: Frieden wird nicht, wenn ich den unangenehmen Menschen vor dir als meinen Feind ansehe. Frieden wird nicht, wenn ich nur auf den Krieg blicke und mich vom Entsetzen lähmen lasse. Frieden wird nicht, wenn ich nur auf den Streit sehe, der uns auseinander reissen will und darauf, wer Recht hat und wer nicht. Frieden finden wir allein dann, wenn wir auf das Kind in der Krippe blicken, auf den Mann aus Nazareth, auf Jesus Christus, den Gottessohn, der die Menschen mehr geliebt hat als sein Leben und darum diese irrsinnige, kaputte Welt nicht verloren geben wollte. Wer auf ihn blickt und ihn in seinem Herzen trägt, der wird Frieden im Herzen finden, sich selber lieben können. Nur so verlieren Streit und Hass und Gewalt immer mehr an Macht. Frieden kann und wird neu aufblühen und zwar der Friede, der von diesem Kind in der Krippe ausging. 7

8 Wie logisch, dachte ich mir. Das wusste ich doch eigentlich. Doch warum getraue ich mich nicht darüber zu predigen? Am Ende war mir, als hörte ich den Engel leise singen: Friede sei mit dir. Amen. 8

Ähnliche Dokumente

Um die tiefere Weihnachtsbotschaft neu zu entdecken, machen wir uns doch einmal auf den Weg mit den Hirten.

Um die tiefere Weihnachtsbotschaft neu zu entdecken, machen wir uns doch einmal auf den Weg mit den Hirten. ADLISWILER PREDIGT Weihnachtsgottesdienst mit Abendmahl Reformierte Kirche Adliswil 25. Dezember 2014, 10.00 Uhr Predigt: Pfrn. Marion Moser Titel: «Unterwegs Unterwegs mit den Hirten» Hirten Predigttext: