Vielleicht darf ich an dieser Stelle kurz aus der Begründung der Jury für ihre diesjährige Entscheidung zitieren. Dort heißt es u.a.

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1 Rede von Rektor Prof. Dr. Ing. Gerhard Sagerer bei der Verleihung des Bielefelder Wissenschaftspreises 2012 an Josef Perner, , Uhr, Kunsthalle Bielefeld Sehr geehrter Herr Dr. Brandt, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Clausen, sehr geehrter Herr Prof. Perner, sehr geehrte Frau Professorin Frith, (falls vor Ort) liebe Frau Luhmann-Schröder, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen auch von meiner Seite zu dieser Preisverleihung, die nach den guten Erfahrungen vom letzten Mal erneut in der Kunsthalle Bielefeld stattfindet. Heute haben wir die Freude, den Bielefelder Wissenschaft zum fünften Mal zu verleihen. Das ist schon so etwas wie ein kleines Jubiläum und lädt damit auch zu einer Zwischenbilanz ein: Die Resonanz der letzten Jahre zeigt uns deutlich, dass der Preis auf dem Weg ist, sich im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren. Ich glaube, wir dürfen daher beim Rückblick sehr zufrieden mit unserer Bilanz sein: Immer wieder ist es gelungen, außerordentlich renommierte Preisträger aus einem breiten sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächerspektrum zu küren. Das steigert zugleich die Bekanntheit Bielefelds als Wissenschaftsstadt und ist damit natürlich wichtig für ihr generelles Renommee. Und als Rektor kann ich hinzufügen: Zugleich stärkt das unser Image als junge forschungsstarke Universität. Ich bin sicher, dass durch die heutige Verleihung diese Tendenz nachdrücklich unterstrichen wird. Erneut dürfen wir für 2012 einen international renommierten Wissenschaftler von herausragendem Rang ehren. Sehr geehrter Herr Prof. Perner - herzlich willkommen und haben Sie großen Dank dafür, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind und den

2 Bielefelder Wissenschaftspreis annehmen! Für die Universität ist es besonders schön, dass Sie zugleich bereit waren, an einem Kolloquium über Ihr Werk teilzunehmen, das heute im Vorfeld dieser Preisverleihung stattgefunden hat dankenswerterweise organisiert von Prof. Hannes Rakoczy aus Göttingen. Auch diese sehr interessanten Kolloquien gehören mittlerweile zur Tradition der Preisverleihung. Natürlich möchte ich als Juryvorsitzender hier keine Interna offen legen, aber ich sage sicher nicht zu viel, wenn ich verrate, dass sich die Jury innerhalb ganz kurzer Zeit auf den Preisträger geeinigt hat. Das ist natürlich ein wichtiges Indiz dafür, dass alle Mitglieder die Entscheidung ohne Wenn und Aber mittragen. An dieser Stelle ein ganz besonders herzlicher Dank an die Jury-Mitglieder Herrn Assheuer, Prof. Grimm, Prof. Kaufmann und Prof. Prinz und natürlich auch an die Teilnehmer in beratender Funktion Herrn Dr. Brandt, Herrn Oberbürgermeister Clausen und die Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für interdisziplinäre Forschung Frau Prof.in Davy. Für Herrn Prinz ist dies die letzte Preisverleihung als Jury-Mitglied. Ihnen ganz besonderen Dank für die außerordentlich kompetente und kooperative Mitarbeit von Beginn an! Vielleicht darf ich an dieser Stelle kurz aus der Begründung der Jury für ihre diesjährige Entscheidung zitieren. Dort heißt es u.a.: Josef Perner hat mit Untersuchungen in den 1980er Jahren ein neues Forschungsfeld begründet: die Erforschung der Theorie des Geistes. In experimentellen Studien ist es ihm gemeinsam mit seinem Salzburger Kollegen Heinz Wimmer gelungen, mit objektiven Methoden nachzuzeichnen, wie Kinder bereits in frühen Lebensjahren eine

3 Theorie des Geistes entwickeln. Diese Studien haben gezeigt, wie sich schon in früher Kindheit die Vorstellung herausbildet, dass menschliche Individuen geistige Wesen sind, deren Handeln von Gedanken, Gefühlen und Absichten bestimmt wird. Mit seinen Forschungen hat Perner das Fundament für eine lebhafte und produktive Theoriedebatte gelegt. Diese Debatte greift klassische philosophische Fragen auf und diskutiert sie im Licht der neuen empirischen Erkenntnisse: Was können wir über die Gedanken, Gefühle und Absichten anderer Menschen wissen? Wie entsteht dieses Wissen? Und was bedeutet es, wenn es nicht zustande kommt? Mit diesem Ausschnitt aus der Jury-Begründung haben Sie schon einen kleinen Eindruck davon, womit sich Herr Perner beschäftigt. Tradition ist auch, bei dieser Gelegenheit zu unterstreichen, dass der im Gedenken an Niklas Luhmann vergebene Preis sich nicht zwingend auf Persönlichkeiten bezieht, die Luhmanns Werk besonders nahe stehen oder sogar versuchen, es fortführen. Luhmann selbst wollte keine enge Luhmann-Schule Epigonalität, gerade auf die eigenen Arbeiten bezogen, langweilte ihn. Der Preis ist also weniger für Luhmann- Dogmatiker gedacht, als für solche Denker, die sich durch ihre eigenen Arbeiten der Theorieleistung des großen Bielefelder Soziologen als würdig erwiesen haben. Und das ist so die Überzeugung der Jury heute einmal mehr in herausragender Weise der Fall! Wenn man möchte, könnte man sicher auch Bezüge zwischen Herrn Perners Forschungen und Luhmanns Theorie herstellen, die ja im Wesentlichen eine Kommunikationstheorie mit interdisziplinärem Anspruch ist aber da möchte ich als Laie nicht weiter spekulieren. Gestatten Sie mir stattdessen, einen Augenblick aus meiner formalen Rolle als Jury- Vorsitzender und Rektor herauszuspringen und etwas als Informatiker zu

4 sagen mancher hier erwartet das wahrscheinlich sogar: Ich bin über die heutige Verleihung auch deshalb besonders erfreut, weil in meiner eigenen Arbeitsgruppe ebenfalls über Kinder und deren sprachliche Entwicklung geforscht wird. Das geschieht natürlich auch mit Blick auf die sprachliche Interaktion mit humanoiden Robotern. Und ich habe den Eindruck, dass die dabei gewonnenen Erkenntnisse durchaus komplementär zu den Forschungen von Herrn Perner sind, auch wenn er sehr viel weitreichendere Erkenntnisziele verfolgt. Ungeheuer spannend und nicht zuletzt auch interdisziplinär aufschlussreich ist die Arbeit mit kleinen Kindern jedenfalls allemal. Nun aber schnell zurück zu meiner eigentlichen Aufgabe! Es dürfte sonst kaum jemanden geben, der uns die wissenschaftlichen Leistungen des Preisträgers so kompetent nahebringen kann, wie gerade Sie, Frau Professorin Frith. Sie haben als international hochrenommierte Expertin für die kognitiven Neurowissenschaften grundlegende Erkenntnisse zur Hirnforschung erarbeitet, insbesondere zum Autismus und zur kognitiven Entwicklung von Individuen etwa beim Erwerb der Lese- und Schreibkompetenz. Natürlich sind Sie Mitglied in diversen bedeutenden wissenschaftlichen Vereinigungen wie der Royal Society, aber nicht nur das. Ich weiß nicht, ob es je einer anderen aus Deutschland gebürtigen Wissenschaftlerin gelungen ist, Honorary Dame Commander of the British Empire zu werden. Sie sind das jedenfalls! Ganz herzlichen Dank für Ihre Laudatio, auf die wir uns alle jetzt besonders sein dürfen. Last not least danke ich natürlich einmal mehr der Stiftung der Sparkasse Bielefeld dafür, mit diesem Preis nachdrücklich auf die Bedeutung des Wissenschaftsstandortes Bielefeld hinzuweisen, und da

5 muss man im Zusammenhang mit der Neuropsychologie neben der Universität auch unbedingt auf die Arbeit eines unser strategischen Partner hinweisen, die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel! Ich möchte Ihnen, sehr verehrter Herr Prof. Perner, nun ganz herzlich im Namen der Universität Bielefeld und der Jury zum Bielefelder Wissenschaftspreis 2012 gratulieren. Mit dieser Gratulation verbinde ich alle guten Wünsche für die Zukunft. Ihrer weiteren wissenschaftlichen Arbeit sehen sicherlich viele hier im Saal mit großer Spannung entgegen!