ihome Das intelligente Zuhause
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- Ingelore Böhmer
- vor 8 Jahren
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1 Smart Buildings (1) ihome Das intelligente Zuhause Wie verändert sich das Wohnen in Zukunft und welche Technologien werden den Alltag zu Hause prägen? In unserer Serie Smart Buildings stellen wir visionäre Architekturkonzepte und Technologietrends vor, die uns einen Blick in die Wohnwelt von morgen erlauben. Energieeffizienz, Ambient Assisted Living und Internet of Things lauten die Zauberworte für die Zukunft. Doch auf welcher Evolutionsstufe stehen wir gerade? Schon seit Jahren geistern Visionen vom Wohnraum der Zukunft herum. Darin erkennt der Kühlschrank selbst, wenn etwas nachgekauft werden muss und bestellt es gleich über das Internet nach, so dass einem nie mehr die frische Milch ausgeht. Die Fenster schließen sich von selbst, wenn es draußen zu kühl wird oder anfängt zu regnen, damit die vorgegebene Raumtemperatur zu Hause konstant bleibt und man sich nie wieder Gedanken darum machen muss. Sonnenenergie wird tagsüber gespeichert, damit wir sie in Form von Elektrizität auch nachts nutzen können. Und
2 natürlich kommunizieren elektronische Gegenstände untereinander. Sie prüfen ob das Licht noch irgendwo brennt, der Fernseher läuft oder das Baby ruhig schläft. Was vor einigen Jahren utopisch klang ist zum Großteil schon heute möglich und zeigt uns, welch großes Potenzial die so genannten Smart Buildings haben. Bei den Smart Buildings handelt es sich um moderne, intelligente Gebäude, die viel mehr bieten, als nur einen Raum zum Wohnen und Arbeiten. Energieeffizienz, Ambient Assisted Living und Internet of Things sind die entscheidenden Zukunftsthemen, sowohl im privaten Wohnraum als auch in öffentlichen Gebäuden. Es wird noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte dauern bis die Smart Buildings keine Ausnahmen mehr sind, sondern zur Normalität gehören. Denn besonders schwierig ist es ältere Bausubstanz nach neusten Erkenntnissen zu modernisieren und intelligent zu vernetzen. Da scheint es einfacher, von Grund auf neu zu bauen und gleich die modernsten Technologien in die Planung mit einzubeziehen. Falscher Ansatz: Die Planstadt Unter ökologischem Druck und aus politischem Geltungsbedürfnis heraus entstanden kurz vor der Wirtschaftskrise 2008 im nahen und fernen Osten ein paar äußerst ambitionierte Projekte, die man unter dem Begriff Zero Emission Cities
3 zusammenfassen kann. Dabei handelt es sich um aus dem Boden heraus gestampfte Städte, die nach den neuesten ökologischen und technischen Gesichtspunkten entwickelt wurden, um vorbildlich CO2-neutral zu funktionieren. Ironischerweise entsteht eine dieser Ökostädte in dem erdölreichen Abu Dhabi. Masdar ist quasi ein Forschungslabor für das Post-Erdöl-Zeitalter. Doch dann kam die Finanzkrise und damit auch der Bauboom selbst in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Erliegen. Private Investoren zogen sich zurück und aus der autofreien, visionären Ökostadt wurde wieder ein Traum, der jetzt erst im Jahr 2025 Realität werden soll nicht wie geplant Ein ähnliches Schicksal ereilte die Planstadt Dongtan in China. Nur 15 Kilometer von Shanghai entfernt, sollte hier das ökologische Know-how des mächtigen Staates demonstriert werden und das bereits zur Expo CO2-neutral, autofrei, energieeffizient mit durchdachter Abfallentsorgung und guter Luftqualität. Ein kleines chinesisches Idyll, das bis zum Jahr 2050 eine halbe Million Menschen bevölkern sollten. Das Projekt wurde 2009 ohne eine genauere Begründung eingestellt.
4 Masdar und Dongtan demonstrieren eindrucksvoll, dass sich perfekt durchdachte und durchgeplante Städte mit intelligenten Gebäuden und Verkehrssystemen kaum realisieren lassen. Schon gar nicht, wenn sie von oben herab entstehen und die Menschen, die dort leben sollen, nicht involviert werden. Städte sind organische Gebilde, abhängig von vielen Außenfaktoren, die sich dynamisch mit ihrer Bevölkerung und den Bedürfnissen der Menschen entwickeln. Dass sich eine Stadt nicht idealtypisch planen lässt, beweist schon seit über 50 Jahren Brasiliens Hauptstadt Brasilia. Im Landesinneren, hunderte Kilometer fernab der Zivilisation, wurde die Planstadt völlig neu aus dem Nichts heraus erbaut. Vermutlich wäre sie schon längst zu einer Geisterstadt verkommen, wenn nicht die darin ansässige Regierung sie am Leben halten würde. Bis heute vermisst man zwischen Oscar Niemeyers futuristischen Bauten und den riesigen Freiluftflächen eine lebhafte kulturelle Szene in der Stadt. Neuer Ansatz: Die Bewohner miteinbeziehen Die Stadt der Zukunft mit ihren Smart Buildings muss von unten heraus entstehen. Sie braucht bereits vorhandene Strukturen und Menschen, die darin leben. Nur die Stadtbevölkerung versteht ihre Probleme am besten und sollte deshalb bei der Stadtentwicklung mitwirken. Das propagiert Joi Ito, Leiter des MIT Media Lab in
5 Cambridge. Die betroffenen Menschen müssen bei der Lösung von städtebaulichen Problemen miteinbezogen werden, damit sie die späteren Ergebnisse annehmen. Man muss die Menschen ihre eigenen Sachen entwerfen lassen. Man kann nicht von Cambridge aus eine Lösung für Detroit entwickeln. Ebenso wenig funktionieren geplante Innovationszentren, die Kosten dafür sind zu hoch. meint Ito. Stattdessen solle man die Kreativität der Bewohner fördern und zu Innovationen ermutigen. Dabei entstünden laut Ito die besten Lösungen. Das klingt idyllisch, ist aber gar nicht verkehrt. Um die Wohnraumbedürfnisse und anforderungen der Menschen zu erfüllen müssen diese erst einmal definiert werden. Die Menschen müssen befragt werden, was sie stört, was sie sich wünschen. Immer frische Milch zuhause, eine konstante Raumtemperatur, eine individuelle und autonome Raumbeleuchtung oder einen Notrufdienst falls etwas passiert. Ist es das, was wir brauchen? Ein Smart Building kann es jedenfalls alles. Das Beispiel dafür ist das ihomelab, ein Forschungslabor der Hochschule Luzern. Dort beschäftigt man sich mit den Bedürfnissen der Menschen und entwickelt passende Lösungen, die das Wohnen komfortabler, sicherer und energieeffizienter gestalten. Ein Smart Building ist viel mehr als nur ein Wohnraum, es wird in Zukunft eine Art persönlicher Assistent sein, der uns das Leben erleichtert. Intelligente Gebäude sind einerseits schlicht Häuser und Wohnungen. In näherer Zukunft werden es aber eher intelligente Zweckbauten, wie Bürogebäude, Flughäfen, Bahnhöfe, Krankenhäuser und Hotels, die heute schon mit viel Technik ausgerüstet sind. Da ist der Schritt etwas kleiner, die Intelligenz reinzubringen erläutert Alexander Klapproth, der Leiter des ihomelab in einem Interview mit swissinfo.ch. So könnte beispielsweise ein elektronischer Besucherausweis den Weg durch ein Krankenhaus oder ein Bürogebäude weisen. Für den Haushalt hat das ihomelab ein Gerät entwickelt, das erkennt, wenn eine ältere Person im Haushalt stürzt und schickt daraufhin selbständig einen Notruf ab. Zunächst an einen Verwandten. Wenn diese Person nicht erreichbar ist, wird die Notrufzentrale angewählt. Dann besteht die Möglichkeit, dass die gestürzte Person direkt mit dem Notrufdienst kommunizieren kann und so eine erste Diagnose erstellt wird. Eines von vielen Szenarien, die durch
6 das so genannte Internet of Things beziehungsweise Internet der Dinge möglich sind. Dabei kommunizieren Geräte selbständig miteinander und können komplexe Handlungen ausführen wie das Nachbestellen von Nahrungsmitteln, wenn der Kühlschrank sich leert oder die Organisation unseres Terminkalenders übernehmen und Termine vereinbaren oder absagen. Doch wenn Gebäude intelligent sind, dabei die Menschen permanent überwachen und auch noch selbstständig Entscheidungen treffen, entsteht für uns ein Sicherheitsrisiko. Wir müssen uns überlegen, wie machen wir die Systeme zuverlässig? Wie sorgen wir dafür, dass wenn das System ein Problem hat, was immer mal sein kann, das Gebäude immer noch sicher ist? Und wie greift man wieder von Hand ein? konstatiert Alexander Klapproth gegenüber swissinfo.ch. In unserer Reihe Smart Buildings begeben wir uns auf die Suche nach intelligenten Gebäuden und urbanen Konzepten. Dabei schauen wir uns nicht nur die visionären Möglichkeiten an, sondern auch die Risiken und Probleme, die sie mit sich bringen. Denn es ist zwar praktisch, wenn im Kühlschrank immer frische Milch und Obst sind, aber viele Menschen gehen in den Supermarkt, weil sie gerne einkaufen. Zudem ist Shopping ein soziales Ereignis, bei dem Menschen miteinander interagieren. Was wäre es doch für ein Leben, wenn wir alles von Zuhause aus erledigen könnten? Es gäbe keinen Grund mehr, die eigenen vier Wände zu verlassen und andere Menschen in natura zu treffen. Kein schönes Szenario.
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