Wirtschaftsausblick Juni Saudi Arabien

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1 Wirtschaftsausblick Juni Saudi Arabien Inhalt Wirtschaftsentwicklung: Schwaches Wachstum Investitionen: PPP-Projekte im Fokus Konsum: Private Haushalte erwarten finanzielle Einbußen Außenhandel: Schwache Importnachfrage Kaum Wachstum / Schwierige Rahmenbedingungen / Katrin Pasvantis Dubai/Riad (GTAI) - Die anhaltend niedrigen Ölpreise könnten Saudi-Arabien im laufenden Jahr in eine Rezession führen. Die Regierung hat ihre Sparpolitik etwas gelockert, aber die Rahmenbedingungen bleiben schwierig. Die Umsetzung des Reformpakets "Vision 2030", das die Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend reformieren soll, hat begonnen. Wirtschaftsentwicklung: Schwaches Wachstum Die Wachstumsaussichten bleiben angesichts niedriger Ölpreise schwach. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für 2017 noch ein Plus von real 0,4%. Das Königreich hat mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Die niedrigen Ölpreise halten an. Saudi-Arabien hat sich gegenüber der OPEC zur Drosselung der Ölförderung verpflichtet, die Finanzmittel sind knapp und die Arbeitslosigkeit steigt. Im letzten Jahr sind viele Infrastrukturprojekte vertagt oder ganz gestrichen worden. Die Regierung hat ihren strengen Sparkurs etwas gelockert, aber die Finanzierung von laufenden Ausgaben und Projekten bleibt eine Herausforderung. 1

2 MKT Saudi Arabien fährt seit dem Einbruch der Energiepreise Mitte 2014 hohe Haushaltsdefizite ein, ist aber dabei diese deutlich zu reduzieren. Nachdem 2015 ein Rekorddefizit von 98 Mrd. $ erzielt wurde, waren es 2016 dank Sparmaßnahmen nur noch 79 Mrd. $, der Haushalt 2017 kalkuliert mit 53 Mrd. $. Die Defizite werden zunehmend über Verschuldung anstelle des Rückgriffs auf Reserven finanziert. Zahlungsverzögerungen bei Forderungen gegenüber staatlichen Kunden waren für viele Unternehmen 2016 ein großes Problem und sind auch heute die größte Sorge, auch wenn sich die Liquidität angesichts staatlicher Rückzahlungen verbessert zu haben scheint. Die Inlandsnachfrage ist wegen der schwachen Konjunktur deutlich zurückgegangen, in etlichen Betrieben sollen Produktionslinien still stehen und Personal entlassen worden sein. Wirtschaftliche Eckdaten Saudi-Arabiens Indikator ) ) Vergleichsdaten Deutschland 2016 BIP (nominal, Mrd. US$)1) ,6 BIP pro Kopf (US$) Bevölkerung (Mio.) 3) 31,0 31,7 82,7.Saudi-Araber 20,8 20,1 -.Ausländer 10,2 11,7 - Wechselkurs (1 US$ = S.Rl.) 4) 3,75 3,75-2

3 1) vorläufige, offizielle Angabe; 2) Schätzungen; 3) offizielle Schätzungen, jeweils zur Jahresmitte; 4) der Saudi- Riyal ist fix an den US-Dollar gekoppelt Quellen: General Authority for Statistics, Saudi Arabian Monetary Agency, Statistisches Bundesamt Saudi Arabien will mit der im letzten Jahr vorgestellten "Vision 2030" seine Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend transformieren. Ziele sind unter anderem ein stärkerer Privatsektor, eine diversifizierte Wirtschaft, der Ausbau der lokalen Produktion, eine höhere Beschäftigung Einheimischer im Privatsektor und höhere Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Die Strategie für die wirtschaftliche Entwicklung bis 2020 ist im Unterprogramm "National Transformation Programm (NTP) 2020" festgelegt. Die ersten Schritte wurden mit der Lancierung von Public-Private-Partnership (PPP) Projekten, dem Beginn der Einrichtung von Project Management Offices, strikteren Local-Content-Anforderungen und die Beschäftigung Einheimischer (Saudisierung) bereits gemacht. Anfang 2018 will Saudi-Arabien zudem die mit den anderen Ländern des Golfkooperationsrates (GCC) vereinbarte Mehrwertsteuer (VAT) einführen. Investitionen: PPP-Projekte im Fokus Der Wert der neu vergebenen privaten und öffentlichen Aufträge hat sich 2016 gegenüber dem Vorjahr auf 26 Mrd. $ halbiert, meldet Meed Projects. Bei anhaltend niedrigen Ölpreisen dürfte die Projekttätigkeit 2017 kaum steigen oder sogar weiter zurückgehen. Öffentliche Investitionen machen das Gros der Investitionstätigkeit aus. Die stark gesunkenen Staatseinnahmen wirken sich deshalb wesentlich auf das Investitionsklima aus. Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen blieb 2016 laut UNCTAD mit 7,5 Mrd. $ unter dem bereits niedrigen Niveau des Vorjahres (8,1 Mrd. $). Der Höchstwert wurde 2008 mit 39,5 Mrd. $ erreicht, seither ist ein stark rückläufiger Trend zu verzeichnen. Der Investitionsbestand erhöhte sich 2016 auf 231,5 Mrd. $ (2015: 224,1 Mrd. $). Da Saudi-Arabien bei öffentlichen Beschaffungen verstärkt auf Quoten für Local Content setzt, sind ausländische Unternehmen gezwungen, einzelne Fertigungsschritte ins Land zu verlagern. Der Staat zieht sich aus der Projektfinanzierung zurück und setzt stattdessen über PPP auf den Privatsektor. Zur Überwachung der Projektumsetzung werden Project Management Offices in den einzelnen Ministerien und Behörden geschaffen. Außerdem wird eine große Anzahl ausgewählter Behörden und staatlicher Unternehmen zumindest teilweise privatisiert. 3

4 Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte in der Planungsphase 1) Projektbezeichnung Investitions-Sum Projekt- Projektträger/Anmerkung me (Mrd. US$) stand 2) Jubail Oil-To-Chemical Complex Dahiyat al-fursan ( Wohneinheiten) Renewable Energy Program: Round 1 (3,5 GW, BOO) Nuclear Power Reactor: Reactor - Package 1 30,0 ST Saudi Aramco / Sabic JV 20,0 ST Ministry of Housing, Konsortium: Daewoo E&C, Hanwha E&C, Saudi Pan Kingdom Company 10,0 A 3) Renewable Energy Project Development Office (REPDO) 8,0 ST King Abdullah City for Atomic & Renewable Energy (KA-CARE), Studie: China Nuclear Energy Engineering Group Jubail 3 IWPP 5,4 ST Saline Water Conversion Cooperation Jubail Export Refinery Expansion Phase 2 5,0 FEED Saudi Aramco Total Refining & Petrochemical Company (Satorp) Entertainment City 4,0 DE General Entertainment Authority, Consultant: Booz Allen Hamilton Marjan Oil and Gas Field Development Jeddah Public Transportation Program: Obhur Suspension Bridge (PPP) 3,5 ST Saudi Aramco 1,0 AW Jeddah Metro Company 1) aufgrund der aktuell kritischen Haushaltssituation ist es vielfach schwierig, die Realisierungschancen zu beurteilen; 2) ST = Studie, DE = Design, FEED = Front End Engineering and Design, A = Ausschreibung Hauptauftrag, AW = Angebotsauswertung, 3) Parent Project, der Status der Unteraufträgen ist unterschiedlich Quellen: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest Konsum: Private Haushalte erwarten finanzielle Einbußen Die Kaufkraft der privaten Haushalte dürfte sich 2017 wie bereits im Vorjahr kaum noch erhöhen. Der Zuwachs des private Konsum verlangsamte sich 2016 vorläufigen offiziellen Angaben zufolge von real 6,8% auf 2,4%, für 2017 werden +1,9% erwartet. Die schwache Konjunktur und Unsicherheiten über die künftige Entwicklung dämpfen das Konsumklima. Die Sparpolitik und der im Januar 2016 begonnene Abbau von Subventionen bei Benzin, Strom und Wasser bedeutet für viele Haushalte zudem eine spürbare Verschlechterung ihrer Finanzsituation. Auch auf dem Arbeitsmarkt ist keine wesentliche Besserung zu erwarten. Der Privatsektor leidet unter der schlechten Auftragslage und baut meist eher Personal ab, als dass er neue Stellen schafft. Die Beschäftigung der einheimischen Bevölkerung im öffentlichen Sektor dürfte sich angesichts der anhaltenden Sparzwänge nicht erhöhen. Der Privatsektor dürfte sein Stellenangebot nicht ausweiten, außer er sieht sich durch die weitere Verschärfung der Saudisierung dazu gezwungen. Um entsprechende Auflagen zu erfüllen, stellen viele Firmen in letzter Zeit bevorzugt saudi-arabische Frauen ein. 4

5 Außenhandel: Schwache Importnachfrage Im laufenden Jahr ist nicht mit anziehenden Importen zu rechnen. Im letzten Jahr brachen die Einfuhren vorläufigen Angaben zufolge um 20% auf 140 Mrd. $ ein. Gleichzeitig gingen die Exporteinnahmen um 10% auf 184 Mrd. $ zurück. Der Wert der Ölexporte sank um knapp 11% auf 136 Mrd. $, trotz Ausweitung der Produktion. Saudi-Arabien hat sich gegenüber der OPEC verpflichtet, seine Ölförderung ab Januar 2017 zu drosseln, vorerst bis Anfang Außenhandel Saudi-Arabiens (in Mrd. US$; Veränderung in %) ) ) Veränderung 2016/15 Importe 174,7 140,2-19,8 Exporte 203,6 183,6-9,8.Öl (SITC 33) 152,9 136,2-10,9.Nicht-Öl 2) 50,6 47,4-6,4 Handelsbilanzsaldo 28,9 43,41 +50,2 1) Vorläufige Angaben; 2) einschließlich petrochemischer Erzeugnisse Quellen: General Authority for Statistics Die Warenimporte aus den sechs wichtigsten Lieferländern gingen stark zurück. Der saudi-arabischen Statistik zufolge waren die USA 2016 mit einem Einfuhrwert von 21 Mrd. $ (-13%) das wichtigste Lieferland, gefolgt von der VR China (-19% auf 20 Mrd. $), Deutschland (-26% auf 9 Mrd. $), den Vereinigten Arabischen Emiraten (-14% auf 8 Mrd. $), Japan (-25% auf 7 Mrd. $) und Korea (Rep.; -37% auf 6 Mrd. $). In den ersten beiden Monaten 2017 ging es für deutsche Lieferungen weiter abwärts. Die deutsche Außenhandelsstatistik meldet einen Rückgang der Exporte nach Saudi-Arabien um 8% gegenüber der Vorjahresperiode. Die größten Lieferpositionen im Gesamtjahr 2016 waren Spezialmaschinen (SITC 74; 2016/2015: -22% auf 841 Mio. Euro), Kfz (SITC 78; -53% auf 734 Mio. Euro) und Elektrische Maschinen (SITC 77; -14% auf 678 Mio. Euro). Zu den positiven Ausnahmen zählten Eisen und Stahl (SITC 67), mit +37% auf 134 Mio. Euro. Eine Analyse der Chancen und Risiken, die das Land aufweist, bieten wir Ihnen unter: Navigation/DE/Trade/Maerkte/Geschaeftspraxis/swot-analyse,t=swotanalyse-- saudiarabien,did= html Eine Prognose der Entwicklung interessanter Märkte finden Sie unter: Trade/Maerkte/Branchen/produktmaerkte,t=produktmaerkte-in-saudiarabien-juni-2017,did= html Peter Schmitz GTAI 5

6 KONTAKT Peter Schmitz +49 (0) Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch teilweise nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. 6