Qualitätskriterien für gelungene Schulentwicklungsplanung
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- Leopold Hofmann
- vor 8 Jahren
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1 Qualitätskriterien für gelungene Schulentwicklungsplanung Vortrag am 10. Dezember 2010 auf einer Tagung des Bildungsbüros im Kreis Paderborn Dr. Ernst Rösner Technische Universität Dortmund Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS)
2 Schulentwicklungsplanung - eine einfache Aufgabenstellung: Bereitstellung der richtigen Schule in der richtigen Größe zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.
3 Die klassische Abfolge: 1. Analyse 2. Prognose 3. Maßnahmeplanung Was bedeutet das im Einzelnen?
4 Analyse Schulrelevante Eckdaten der Bevölkerungsentwicklung (Einwohner, Geburtenentwicklung, Wanderungssaldo) Darstellung der zurückliegenden Schülerzahlentwicklung (10 Schuljahre) für jede einzelne Schule und in stadtweiter Zusammenfassung (bei Grundschulen ggf. für Stadtbezirke). Ausweisung der Durchgangsquoten für jede Schule und summarisch. Fakultativ: Übergangsquoten der einzelnen Grundschulen und summarisch.
5 Beispiel: Durchgangsquotenberechnung in einer Grundschule Tab. 3-17: Schülerzahlentwicklung der Grundschule Paul-Gerhardt-Schule Schuljahr 01/E1 02/E2 03/E3 04 Summe 2000/ / / / / / / / / / / Wechsel Mittel 1-2 1,07 0,92 0,93 0, ,12 1,25 0,83 1, ,97 0,82 1,05 0,94
6 Prognose (I) Prognose Grundschülerzahlen (Einzelstandorte) nach Maßgabe der gemittelten Eingangsquoten aus den letzten drei Schuljahren. Eingangsquote = Relation schulpflichtige Kinder im Einzugsbereich der Grundschule zur Zahl der Neuaufnahmen im 1. Schuljahr. Einzugsbereich kann auch die gesamte Stadt / Gemeinde sein (z. B. bei nur einer Schule anderer Schulart). Die Prognosen für die Einzelschulen werden summiert und dienen damit auch für die Prognose der weiterführenden Schulen. Datenbasis: Bereits geborene Kinder im Vorschulalter.
7 Prognose (II) Prognose weiterführende Schulen: Bildungsgänge summarisch. Vorausberechnung nach den Eingangsquoten (= Relation Grundschulabgänger zur Zahl der Neuaufnahmen im 5. Jg. des Folgeschuljahres). Mittelwert aus drei zurückliegenden Jahren. Nicht mit Übergangsquoten rechnen! Schülerzahlen in den aufsteigenden Klassen nach Maßgabe der bisherigen Durchgangsquoten (= Relation Schülerzahlen im x.ten Schuljahr zur Schülerzahl im Folgejahr). In HS überlicherweise größer als 1.00, in GY meistens unter 1.00.
8 Prognose (III) Weit verbreitet, aber problematisch: Status-quo- Prognosen: Fortschreibung der Schülerzahlen nach Maßgabe konstanter Eingangs- und Durchgangsquoten. Einzige Variable: Schülerzahlentwicklung insgesamt. Dabei werden erkennbare Schulwahltrends ignoriert. Besser: Status-quo-Prognose durch dynamische Prognosen ergänzen. Dabei können - Eingangsquoten nach Maßgabe der zurückliegenden Entwicklung modellhaft erhöht (z. B. GY) oder reduziert (z. B. HS) werden; - Durchgangsquoten modellhaft verändert werden, wenn sie stark vom Landesdurchschnitt abweichen.
9 Maßnahmeplanung (I) Keine Standardlösungen anbieten. Besser: Handlungsoptionen in Varianten. Bei Grundschulen: Keine vorauseilenden Maßnahmen, sondern Wenn dann - Entscheidungen anstreben. Bei weiterführenden Schulen: Rückgriff auf die als wahrscheinlich erachtete Prognosevariante. Prüfung von Handlungsmöglichkeiten zur Aufrechterhaltung vorhandener Angebote ( Prinzip der Eingriffsminimierung ).
10 Maßnahmeplanung (II) Veränderung eines kommunalen Bildungsangebotes nach Problemlagen: 1. Ein bestehendes unvollständiges Angebot ohne Gymnasialstandards soll erweitert werden (z. B. Fall Ascheberg). 2. Ein bestehendes Schulangebot (HS, RS oder beide) ist existenzgefährdet (z. B. Fall Neuenrade). 3. Hauptschulen sind marginalisiert, Alternativen werden gefordert (Großstädte Ruhrgebiet) 4. Hohen Auspendlerzahlen in auswärtige Gesamtschulen soll durch eine Ergänzung des vorhandenen Schulangebotes begegnet werden (Diskussion z. B. in Emsdetten oder Wetter/Ruhr).
11 Empfehlungen (I) 1. Schulentwicklungsplanung als Prozess: Keine langfristigen Festlegungen, sondern kontinuierliche Anpassung an neue Entwicklungen. 2. Schulentwicklungsplanung als vergleichende Aufgabe: Wie stehen wir im Vergleich zum Land oder zu ähnlichen Kommunen? 3. Schulentwicklungsplanung als bildungssoziologische Herausforderung: Warum und in welche Richtung verändert sich die Bildungsnachfrage? Ist der Wandel (kommunal-) politisch zu beeinflussen?
12 Beispiel Heinsberg: Handlungsanreiz durch Datenvergleich
13 Schülerzahlveränderung: Übergänge ins 5. Schuljahr (Nordrhein-Westfalen 2001/ /10) HS RS GY IGS ,3% ,6% ,3% ,8% Zum Vergleich: 2001/02: Übergänge 2009/10: Übergänge = minus Übergänge (-14,7%)
14 Schülerzahlveränderung: Übergänge ins 5. Schuljahr (Heinsberg 2001/ /10) 0 HS RS GY IGS ,7% ,5% ,2% Zum Vergleich: -36,2% 2001/02: 511 Übergänge 2009/10: 395 Übergänge = minus 116 Übergänge (-22,7%)
15 Übergang nach der Grundschule 2009 Nordrhein-Westfalen und Heinsberg (in %) 100% 75% 50% 7,6 26,3 38,0 33,9% in Schulen mit Abitur- Option 18,3 38,5 56,8% in Schulen mit Abitur- Option 25% 0% 28,7 25,8 13, Heinsberg 2009 NRW HS RS GY IGS
16 Empfehlungen (II) 1. Bedarfsgerecht planen: - Was wollen die Eltern? - Was erwartet die örtliche Wirtschaft? - Was wünschen zuzugswillige junge Familien? - Was stärkt den Standort? Elternbefragungen als Teil des Planungsprozesses unbedingt prüfen! 2. Interkommunal denken und planen: - Wie können Angebote gemeindeübergreifend gestaltet werden? - Wie können Angebote durch gemeinsame Planung erhalten oder verbessert werden? - Wie ist eine maximale Bindung der Grundschulabgänger am Wohnsitz möglich?
17 Vielen Dank
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