Die andere Seite der Palliation: Der Prozess des Abschiednehmens von Beginn weg
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- Lena Berger
- vor 6 Jahren
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1 Die andere Seite der Palliation: Der Prozess des Abschiednehmens von Beginn weg Dr. I. Bopp-Kistler, Dr med. FMH Innere Medizin, spez. Geriatrie Leitende Ärztin ambulante Dienste/ Memory-Klinik Universitäre Klinik für Akutgeriatrie Stadtspital Waid, Zürich
2 Sie haben Alzheimerdemenz Pause???
3 Das Diagnosegespräch: am Anfang jeder Palliativmedizin steht die Kommunikation Das Diagnoseeröffnungsgespräch ist immer mit Emotionen verbunden und bleibt deswegen im Gedächtnis der Betroffenen stark gespeichert. Denken Sie daran und wählen Sie Ihre Worte behutsam und nehmen Sie sich genügend Zeit. Weniger Information ist mehr, aber Klarheit ist gefragt.
4 Es gibt keine Behandlung, deswegen keine Abklärung? Palliation beginnt mit der Diagnosestellung.
5 Abschied, Trauer ohne Ende..., Unausgesprochenes Da und doch so fern Und es hat keinen Namen
6 Palliative Care = ich sorge für dich. Nicht nur für die Betroffen, auch für die Angehörigen von Beginn der Diagnose an
7 Das MCI (Mild cognitive Impairment) oder der mögliche Beginn der Demenz- Fragen über Fragen Wieso versage ich im Beruf? Wie sieht meine/unsere Zukunft aus? Wieso habe ich mehr Konflikte? Mobbing? Depression? Pat und Angehörige fühlen sich alleine gelassen, nicht ernst genommen Verunsicherung Krisensituation Bereits hier beginnt die Palliation
8 Gründe für eine rechtzeitige Diagnoseeröffnung: Palliation: Verminderung des seelischen Schmerzes Konfliktvermeidung in der Paarbeziehung, Familie und im Beziehungsnetz Rechtzeitige Regelung von beruflichen, finanziellen und versicherungstechnischen Fragen Möglichkeit der rechtzeitigen Verarbeitung für die Angehörigen, Abschied nehmen, Zulassen von Trauer Rechtzeitige Entlastung der Angehörigen Bestätigung der Vermutung und Beendigung der Unsicherheit Besseres Verständnis der Probleme Rechtzeitige Entscheidungsfindung bezüglich Zukunft (Wünsche bezüglich Pflege, End of Life-Wünsche, Patientenverfügung u.a.)
9 Das Diagnosegespräch ist der erste und Wichtigste Schritt zur Therapie, Es ist wegweisend für alle Beteiligten
10 Was ist belastend für die Angehörigen? Angst vor der Zukunft? Rückzug von Freunden Alleinsein, Nichtverstandensein Mangelnde Empathie (Einfühlungsvermögen) Antriebslosigkeit Anosognosie (keine Krankheitseinsicht) Konflikte Abschied von der Beziehung
11 Was ist belastend für die Betroffenen? Unsicherheit Kampf um das Verstecken der Symptome Erklärungsnotstand Rückzug von Freunden Alleinsein, Nichtverstandensein Angst, abgestempelt zu werden Nicht mehr sich selbst sein Angst vor dem Eintauchen ins Vergessen
12 Was ist anders als in der Onkologie? Die Angehörigen sind alleine mit dem Bewusstsein des bevorstehenden Sterbens Kommunikation anders Die Demenzkranken nehmen das bevorstehende Sterben weniger bewusst wahr, äussern oft aber diffuse Ängste
13 Was belastet? Beziehung? Partnerschaft? Finanzen? Zukunft? Keine Freundschaften Keine Freizeit Seelischer Schmerz
14 Jeder Mensch mit Demenz erlebt den Schmerz des Loslassens anders: Für die einen ist es die Tatsache, dass sie am Vereinsleben nicht mehr teilnehmen können oder dass sie nicht mehr Karten spielen können. Für andere ist es der Sport, das Fahrradfahren, das Skifahren, Tennis oder Golf. Stets gehen wertvolle soziale Kontakte verloren oder die Möglichkeit, die Natur und den eigenen Körper Wahrzunehmen.
15 Vom Loslassen Demenz bedeutet ohne Unterbruch loszulassen, das gilt für die Betroffenen, aber auch für die Angehörigen: Wenn bei einem Professor das Lesen nicht mehr geht, sich bei einem Lehrer die Sprache verabschiedet, sich bei einem Paar die Beziehung ändert oder sich ein Mensch zunehmend zurückziehen muss, der immer in der Öffentlichkeit stand. Loslassen bedeutet, mehr auf sich selber zurückgeworfen zu werden, doch auch dieses Selbst verändert sich: Loslassen von der Erinnerung, Loslassen vom Denken an die Zukunft
16 Es sind nicht Ratschläge, die ich bekomme, sondern Schläge ins Gesicht...
17 Er ist wie ein siamesischer Zwilling, der ganz in meiner Nähe ist und mich nicht mehr los lässt...
18 Sie ist nicht mehr die Partnerin, die ich geheiratet habe. Es ist ein Abschied in Raten. Es gibt keinen Moment, in welchem ich nicht an sie denke..
19 Er ist wie eine leere Hülle, ausgepumpt und leer...
20 Er ist wie ein Ölmantel, der abperlt...
21 Es ist viel mehr zu lernen als in der Schule
22 Es ist ein langer Abschied, das gibt mir Trost, und das ist auch eine Chance für mich... Er ist oft nicht mehr da, doch es macht mich nicht mehr so wütend wie früher... Es geht dem Abschied entgegen.
23 Formulierungen von Patientinnen und Patienten Können Sie mir helfen, ich bin so stumm
24 Formulierungen von Patientinnen und Patienten Muss ich jetzt mein Leben lang mit Alzheimer leben?
25 Formulierungen von Patientinnen und Patienten Ich weiss, was ich sagen möchte, doch ich kann es nicht sagen
26 Erkrankte und ihre Angehörigen: Der Weg ist verschieden lang, die Zukunft sieht anders aus Möchten sie den Weg gemeinsam gehen?
27 Liebe, Trauer Wechselbad der Gefühle Uneindeutigkeit Wunsch nach dem Tod?
28 Dauernde Beerdigungen Loslassen permanent
29 Demenz ist ein Krankheit, welche zur einer Beziehungsveränderung führt. Das wird zur Last Vielleicht mehr als die Defizite Scham, Sexualität, Empathie, Schuld
30 Die Medizin ist angetreten, um das Schicksal zu bekämpfen Aber gerade dieser erreichte Erfolg droht heute der Medizin zum Verhängnis zu werden, weil die moderne Medizin in ihrer auf Machbarkeit orientierten Grundhaltung dem Irrglauben verfallen ist, dass sie überhaupt kein Schicksal mehr zu akzeptieren brauche (G. Maio) Der Weg der Demenz: Schicksal des Loslassen Müssens?
31 Der Sinn des Lebens wird meist damit verknüpft, ob das Leben dem entspricht, was wir von ihm erwarten.. Gibt es überhaupt eine Sinnhaftigkeit in der Demenz?
32 »Ja, da sehnt man sich manchmal nach dieser Zeit, und wenn sie da ist, ist es auch wieder zu früh. Doch im Moment haben wir einfach ZEIT zum Dasein!«
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