Gottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag I um Uhr in Bolheim Lukas 2,15-20 Thema: Weihnachten bringt in Bewegung Pfarrerin Hanna Nicolai 1

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1 Gottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag I um Uhr in Bolheim Lukas 2,15-20 Thema: Weihnachten bringt in Bewegung Pfarrerin Hanna Nicolai 1 Liebe Gemeinde, an Weihnachten kommt alles in Bewegung: Maria und Josef bewegen sich von Nazareth nach Bethlehem. In fernen Ländern brechen die Weisen auf. Maria bewegt die Hirtenworte in ihrem Herzen. Die Sterne bewegen sich ja: Der ganze Himmel kommt in Bewegung, ein großer Engelschor erfüllt die Luft. Die Hirten machen einen Dauerlauf mitten in der Nacht. An Weihnachten beginnt ein Aufbruch, der bis heute Menschen bewegt und einmal die ganze Welt bewegen wird. Weihnachten ist das Fest der Bewegung. Und weil Sie vermutlich gestern auch viel saßen und jetzt schon wieder sitzen, lade ich Sie ein, sich kurz zu bewegen, indem Sie aufstehen, vielleicht auch ein paar Schritte gehen und Ihren Banknachbarn vor und hinter und neben Ihnen ein guten Morgen wünschen. Wie werden wir bewegt? Wie werden wir Beweger? Wie werden wir beweglich? Ich lade Sie ein, heute morgen drei Schritte mit den Hirten zu gehen: 1 Lasst uns gehen 2 die Geschichte sehen 3 die Rettung verstehen Schritt 1: Lasst uns gehen Die Hirten hätten sagen können:»super Feuerwerk. Fast wie an Silvester. Das schauen wir uns an und dann gehen wir ins Bett.«Sie hätten sich freuen können:»wie gut, dass wir hier kostenlose Beleuchtung kriegen. Aber wenn das Licht aus ist, gehen wir schlafen.«doch das himmlische Flutlicht macht müde Hirten munter. Die himmlischen Scheinwerfer sind Wegweiser. Alle Weihnachts-Lichter sind Wegweiser zu dem, der gesagt hat: Ich bin 1 Die Predigt greift eine Predigt von Pfarrer Matthias Adt auf (Prädikantenpredigten zum ). 1

2 das Licht der Welt. Alle Geschenke sind Wegweiser zu dem, der sich uns selber zum Geschenk gibt. Alle Festmenüs sind Wegweiser zum Festbankett mit Jesus in seinem Reich. Bleiben wir bei den Wegweisern stehen oder folgen wir ihnen? Die Hirten gehen. Zum Jesuskind. Das scheint für sie gar keine Diskussion zu sein: Lasst uns gehen sagen sie. Weihnachten feiern heißt: Nicht stehen bleiben, sondern aufbrechen und zu Jesus gehen. Was bringt die Hirten in Bewegung, nachdem die Engel wieder verschwunden sind? Es ist nur das Wort: Euch ist heute der Heiland geboren. Allein das bringt sie in Bewegung. Ok, und der Beweis: In Bethlehem liegt ein Baby im Futtertrog. Die Hirten folgen diesem Wort. Und die Zeichen, sie dienen den Hirten dazu, gewiss zu werden, dass das Kind der vom Engel angekündigte Heiland ist. Liebe Gemeinde, sicher haben Sie schon öfter ein Wort von Gott bekommen. Auf einer Freizeit. Der Denkspruch an der Konfirmation. Ein Satz aus der Bibel, der Sie angesprochen hat. Folgten nun Schritte des Vertrauens oder sind Sie sitzen geblieben? Wir sind eingeladen zu gehen, wie die Hirten. In die Ungewissheit der Nacht um doch zu suchen ob was dran ist an diesen Worten von Gott. Zu Jesus gehen. Das ist Weihnachten. Sich einreihen: Deshalb: Kommet ihr Hirten, aber auch: ihr Männer und Fraun, kommet, das liebliche Kindlein zu schauen. Christus, der Herr, ist heute geboren, den Gott zum Heiland euch hat erkoren. Fürchtet euch nicht! Das war der erste Schritt. Wir sind eingeladen mit den Hirten zu Jesus zu gehen. Und der zweite Schritt: Wir sind eingeladen, die Geschichte zu sehen Viele Leute sagen: Wenn ich Gott sehen könnte, dann würde ich an ihn glauben. Aber ich sehe ihn ja nicht. Schauen Sie sich die Hirten an: Was bekamen sie denn zu sehen? Ein süßes, aber doch ganz normales Baby im Futtertrog. Schreiend, brüllend, zwischendurch selig schlafend. Sonst nichts. Aber halt, das stimmt ja nicht ganz. Sie sahen, dass die Engel auf dem Hirtenfeld die Wahrheit gesagt hatten: Denn sie fanden das Kind so, wie der Engel es beschrieben hatte: in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe liegend. Also bekommen wir doch etwas zu sehen im Glauben. Dass dieses Baby in der Futterkrippe der Sohn Gottes ist, das ist für 2

3 Menschenaugen nicht wahrnehmbar. Die große Bewegung der Liebe Gottes zu uns Menschen ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Deshalb braucht es zu den Worten die Zeichen. Und: Gott tut seine Taten in dem, was wir sehen können, ja, was wir mit allen Sinnen aufnehmen können. Gott tut seine Taten in dem, was wir sehen können. Er gibt sich uns zu erkennen. Die Hirten also sehen und sie erkennen und verstehen: dieses Kind in der Krippe ist der Heiland der Welt. Wir, die wir in den letzten Jahrzehnten geboren wurden, wir haben es da schwerer. Wir können nicht mehr in den Bretterverschlag gehen und das Kind in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe liegen sehen wie die Hirten. Die Augenzeugenschaft, die fehlt uns. Und doch haben wir die Berichte der ersten Christen, ihre Augenzeugenschaft, die sie festgehalten haben. Darauf sollen und können wir vertrauen. Und wir sind eingeladen, in unserem Leben, in unserer Wirklichkeit Gott zu entdecken. Seine Zeichen. Denn Gott tut seine Taten nach wie vor in dem, was wir sehen können. Die Hirten wollten die Geschichte Gottes sehen. Nicht ihre eigenen Alltagsgeschichten. Die kannten sie ja schon. Vielleicht ist das einer der entscheidenden Schritte. Die Geschichte Gottes sehen wollen. Sich auf den Weg machen wie die Hirten, sich darauf einlassen, dass sie entdeckbar ist. Lasset uns sehen in Bethlehems Stall, was uns verheißen der himmlische Schall; was wir dort finden, lasset uns künden, lasset uns preisen in frommen Weisen. Halleluja. EG 48, 2 Schritt 3 Die Rettung verstehen Die Hirten machen sich vom Stall aus wieder auf zurück in die Nacht. Sie kehren in ihren Alltag zurück so wie Sie spätestens nächsten Montag. Sie kehren zu ihren Herden zurück, aber nicht zur Tagesordnung. Ihnen gelingt etwas, mit dem ich mich manchmal schwer tue. Die Hirten nehmen die Weihnachtsfreude mit in ihren Alltag. Sie erzählen von dem, was sie gehört und gesehen haben. Die Hirten waren keine gebildeten Leute. Vorträge haben sie nicht gehalten. Vielleicht haben sie mehr gestammelt von dem, was sie gehört und gesehen haben: Freude der Heiland ist geboren für euch Friede auf Erden Gott hat Wohlgefallen an uns ein Kind! Sie wundern sich über das, was sie erleben. Und die Leute, die ihnen zuhören, die wundern sich auch. 3

4 Sich-Wundern ist gut. Platon, der berühmte griechische Philosoph, war der Meinung, dass mit dem Sich-wundern das Denken des Menschen beginnt. Nicht schlecht. Vielleicht beginnt mit dem Sich-Wundern an Weihnachten auch der Glaube? Wann haben Sie sich das letzte Mal über Weihnachten gewundert? Ist das denn nicht verwunderlich, dass Gott ein Mensch wird? Das ist doch unfassbar: Wir halten Gott doch eher für einen hohen Herren, der hoch oben im Himmel thront. Und wir hoffen darauf, dass er uns eines Tages nach allem Erdenleid im Himmel aufnimmt. Aber das ist Gott entschieden zu wenig. Er wird Mensch. Er kommt zu uns. Auf Augenhöhe sollen wir ihm begegnen. In Jesus schauen wir ihm ins Gesicht. Er will nicht oben bleiben, sondern kommt herunter zu uns, wo es manchmal so ungerecht, so unmenschlich zugeht. Das ist doch wirklich wunderlich. Euch ist heute der Heiland geboren - Für uns. Es geht um uns. Unser Leben wird er heil machen. Es geht um unsere Welt. Unsere Welt wird Jesus heil machen. Friede wird er bringen in diese heillos zerstrittene Welt, zu den Menschen, die sich immer wieder in brutale Kriegen zerfleischen. Warum? Weil er an uns Wohlgefallen hat. Wir sind ihm nicht egal. Gott mag uns. Deshalb kommt er zu uns, wird ein Mensch, läuft uns nach. Das ist doch zum Wundern? Oder nicht? Die Hirten kehrten zu ihren Herden zurück, erzählt Lukas ganz nüchtern und beiläufig. Aber sie haben die frohe Botschaft von Weihnachten im Gepäck und erzählen staunend weiter von dem, was sie in Bethlehem gesehen und gehört haben. Ist das auch für mich möglich, oder für Sie? Zurück an die Arbeit, ins Büro, in die Schule, in den Alltag der Familie, ganz selbstverständlich, aber mit der Frohen Botschaft im Kopf und im Herzen? Hin zu den zerstrittenen Kollegen und zusammen überlegen, ob nicht doch wieder Friede einkehren kann. Hin zum Freund, der Mist gebaut hat und jetzt vor dem Scherbenhaufen seines Lebens steht. Wir könnten uns doch die Worte des Engels borgen: Doch, Gott hat auch an dir sein Wohlgefallen. Du bist in seinen Augen etwas wert. Lass uns gemeinsam überlegen, wie du wieder Boden unter die Füße bekommst. Mit der Frohen Botschaft im Kopf und im Herzen zurück an die Arbeit - genau wie die Hirten. Sie kehrten in ihren Alltag zurück, mit einem Lob Gottes auf den Lippen und nicht 4

5 mit den Angstfalten auf der Stirn. Sie kehrten zurück in ihre Probleme, aber mit einem wichtigen Satz im Herzen.»Euch ist heute der Heiland geboren.«fröhlich und mit offenen Augen, wo die Weihnachtsbotschaft gebraucht wird, mit dem Fest im Rücken in den Alltag zurück - wie die Hirten. Vielleicht ist mehr möglich, als ich mir vorstelle. Vermutlich werde ich mich wundern. Aber wie gesagt, Wundern kann ein guter Anfang sein. Wahrlich, die Engel verkündigen heut Bethlehems Hirtenvolk gar große Freud: Nun soll es werden Friede auf Erden, den Menschen allein ein Wohlgefallen. Ehre sei Gott! Die Reihenfolge macht s: Gehen sehen verstehen. Das ist die typische Reihenfolge, wenn es um Jesus geht. Das Gehen kommt immer vor dem Sehen. Das Sehen kommt immer vor dem Verstehen. Die Hirten verstanden am Anfang überhaupt nichts. Sie hatten nur das Wort: Auf geht s nach Bethlehem. Alles Weitere wird sich dort finden. Sie machten schlicht und einfach das, was sie verstanden haben. Nicht mehr und nicht weniger. Hätten sie sich nicht in Bewegung gesetzt, dann hätten sie nie das Baby im Futtertrog gesehen. Sie hätten nicht erfahren, dass Gott Wort hält und sie hätten nie verstanden, dass der Retter der Welt wirklich als kleines Kind diese Welt betritt. Wenn Gott zu Ihnen gesprochen hat, gehen Sie los. Bewegen Sie sich und wenn der Schritt noch so klein ist. Egal was es ist ein Besuch oder ein Telefongespräch. Eine Entscheidung oder eine Mutprobe, eine Beichte oder eine Kündigung. Gehen Sie und dann werden Sie sehen, wie Gott wirkt. Zum Wundern wird es sein. Amen. 5