Essay: Der China-Taiwan-Konflikt

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1 Essay: Der China-Taiwan-Konflikt Taiwan - abtrünnige Provinz oder soveräner Staat? Oliver Feith Betreuer: Herr Termaat Abgabedatum: Schuljahr Liebfrauenschule Köln Brucknerstr. 15, Köln

2 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung Definition Geschichtlicher Hintergrund Vorgeschichte Taiwans Konflikte zwischen Taiwan und der Volksrepublik Annäherung und erneute Krise Die Rolle der USA Der Konflikt und seine Relevanz heute 3 4 Fazit 4 5 Anhang Eigenständigkeitserklärung Karte der Taiwanstraße

3 1 Einführung 1.1 Definition Der Begriff China-Taiwan-Konflikt (auch Taiwan-Konflikt) bezeichnet den Streit zwischen der Republik China (folgend auch Taiwan genannt) und der Volksrepublik China um den Status der Insel Taiwan sowie einiger weiterer kleinerer Inseln vor der Ostküste des chinesischen Festlandes. Die Republik China sieht sich hierbei als eigenen Staat, während die Volksrepublik Taiwan als Teil eines gemeinsamen Chinas betrachtet und die sog. Ein-China-Politik vertritt. 1 2 Geschichtlicher Hintergrund 2.1 Vorgeschichte Taiwans Die Wurzeln des China-Taiwan-Konfliktes gehen tief in die Geschichte zurück. Die Insel Taiwan blickt auf eine lange Geschichte mit vielen Wechseln der Herrschaft zurück: Bis 1894/95 stand die Insel unter chinesischer Herrschaft, nachdem sie vorher bereits von Portugal, den Niederlande und Spanien zumindest Teilweise erobert worden war, musste aber in der Folge des von China verlorenen ersten chinesischjapanischen Krieges an Japan abgetreten werden. Durch die Herrschaft Japans wurde auf Taiwan eine wirtschaftliche Erschließung begonnen, was dazu führte, dass Taiwan in der 50-jährigen Phase als Kolonie Japans zu einer starken Wirtschaftsmacht heranwuchs. Nach der bedingungslosen Kapitulation Japans zum Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Insel wieder China unterstellt. Jedoch hatte die importierte japanische Kultur und die entwickelte Wirtschaft nach japanischem Vorbild aus Taiwan ein anderes Land gemacht, sodass sich Taiwaner und (Festland-)Chinesen nicht wie ein gemeinsames Volk, sondern wie Fremde fühlten. Nach diversen Maßnahmen seitens der neuen chinesischen Verwaltung Taiwans gegenüber den Taiwanern und den japanischen Überbleibseln bildete sich eine Rebellion auf der gesamten Insel. 2 1 vgl. Domes, Jürgen und Näth, Marie-Luise [1972], S. 191f. 2 vgl. China Radio International 1

4 Des weiteren flohen Teile der im chinesischen Bürgerkrieg unterlegenen Kuomintang vor den Kommunisten zur Reform ihrer Partei nach Taiwan - mitsamt der alten nationalchinesischen Regierung, die weiterhin an dem Anspruch auf ihr Regierungsmandat festhielt und so die - allgemein anerkannte - Position vertrat, die alleinige internationale Vertretung Chinas zu sein. Neben der bereits bestehenden Republik China gründeten die Kommunisten auf dem Festland 1949 die Volksrepublik China um China ganzheitlich zu regieren. Aus dem Bürgerkrieg hervorgegangen suchte die neue Regierung der Volksrepublik unter der Führung von Mao Zedong nach Stabilität und Ordnung, was zu einem rauen Umgang gegenüber Andersdenkenden führte, so auch mit Taiwan, welches als abtrünnige Provinz wieder angeschlossen werden sollte Konflikte zwischen Taiwan und der Volksrepublik Nach ersten militärischen Vorstößen der Volksrepublik im Jahre 1954 auf die von der Republik China beanspruchten Küsteninseln brach eine Krise an. Nach monatelangen Kampfhandlungen und einer eroberten Insel endeten die Kämpfe vorerst. Nur drei Jahre später eröffnete die Volksrepublik erneut das Feuer auf die nahe dem chinesischen Festland gelegenen Quemoy-Inseln nach zuvor erfolgten Drohungen an die Republik China. Diese Maßnahme brachte nun die Vereinigten Staaten auf den Plan, welche durch umfassende Hilfsstellungen die Republik China unterstützten. So war es jener möglich, den Konflikt ohne Gebietsverluste zu überstehen. 4 Nicht nur militärisch, sondern auch politisch übte die Volksrepublik Druck aus. So kam es zwischen ihr und den USA in den 1970er Jahren zu einer Entspannung der Verhältnisse sowie zum Ausschluss der Republik China aus den Vereinten Nationen und der Aufnahme der Volksrepublik, was eine weltpolitische Isolation Taiwans zur Folge hatte. Diese trieb die Volksrepublik kontinuierlich voran, sodass heutzutage Taiwan nur noch wenige offizielle Beziehungen führt. 5 3 vgl. Bardenhagen, Klaus 4 vgl. The Cold War Museum, Karte zur Lage der Inseln siehe vgl. Bardenhagen, Klaus 2

5 2.3 Annäherung und erneute Krise Nach dem weitgehend ruhigen Verlauf der 1980er Jahre folgte eine erste Öffnung: Taiwan hob das Reiseverbot in die Volksrepublik auf, auch wenn keine Direktreisen gestattet waren. Zudem entwickelten sich starke wirtschaftliche Bindungen zwischen Taiwan und der Volksrepublik. Trotz dieser ersten Schritte auf dem Weg zu einem zielführenden Dialog gipfelte die Verletzung taiwanischer Hoheitsgebiete seitens der Volksrepublik im Jahre 1996, was die USA mit der Entsendung von 2 Flugzeugträgerkampfgruppen beantworteten und die Volksrepublik zum Rückzug zwang. Diese aggressiven Schritte der Volksrepublik sorgten in Washington auch für eine neue Einstufung Chinas seitens der USA Die Rolle der USA Betrachtet man die Verhältnisse an der Taiwanstraße, so kann man die Rolle der Vereinigten Staaten nicht auslassen. Obwohl die USA offizielle diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China unterhalten, haben die Vereinigten Staaten ein Interesse an der Stellung Taiwans. So dient Taiwan als wichtiger Stützpunkt für das US-Militär im Asien-Pazifik-Raum und vorgelagerte Stellung gegen die internationale Ausdehnung der Volksrepublik, die die USA kritisch sehen. Zudem ist Taiwan eine Demokratie, was die USA vor dem kommunistischen Hintergrund der Volksrepublik in ein Bedrängnis treibt: Die Volksrepublik ist eine starke Wirtschaftsmacht, aber die US-amerikanischen Prinzipien sprechen für eine Unterstützung des taiwanischen Prinzips, was zur Haltung der strategic ambiguity führte, d.h. die Vereinigten Staaten sichern weder Taiwan noch der Volksrepublik Beistand zu, sodass beide Seiten an einer friedlichen Lösung arbeiten, ohne sich durch die Unterstützung der USA in ihrer Position bestärkt zu fühlen. 7 3 Der Konflikt und seine Relevanz heute Der China-Taiwan-Konflikt ist bis heute ungelöst. Die Volksrepublik verhindert eine formale Unabhängigkeit Taiwans mit der Drohung einer militärischen Intervention, 6 vgl. Fuchs, Matthias [2003], Kapitel vgl. Fuchs, Matthias [2003], Kapitel 6 und Shaocheng, Tang [2003] 3

6 während Taiwan eine Wiedervereinigung zu den Bedingungen der Volksrepublik ausschließt. Trotz der massiven wirtschaftlichen Verflechtung der Staaten ist eine diplomatische Lösung nicht in Sicht und beide Staaten unterhalten an der Taiwanstraße eine hohe Militärpräsenz. 8 Inzwischen jedoch hat Taiwan den Prozess der Demokratisierung abgeschlossen und staatliche Apparate wie z.b. ein Gesundheitswesen oder ein Bildungssystem eingeführt. 9 4 Fazit Obwohl eine Lösung natürlich wünschenswert ist, ist realistisch gesehen unter derzeitigen Verhältnissen keine Einigung wahrscheinlich. Die Entwicklung Taiwans ist zweifelsohne bemerkenswert und als Zeichen von Souveränität zu deuten. Taiwan hat es nicht nur geschafft, einen funktionierenden Staatsapparat aufzubauen, sondern hat auch in vielen Kategorien trotz der Hindernisse und der Bedrohung durch die Volksrepublik eine Vorreiterposition in Südostasien übernommen. Zudem hat die heutige Kultur und Identität nicht mehr viel mit der gemeinsamen Basis der Volksrepublik und Taiwan zu tun. Ähnlich wie junge Menschen im Osten Deutschlands sich voll und ganz als Bürger der vereinigten Bundesrepublik Deutschland verstehen, so haben die auf Taiwan geborenen jungen Menschen eine taiwanische Identität - und eben keine chinesische. Dieser Effekt weitet sich zeitlich bedingt aus, denn das Leben auf Taiwan ist durch den Konflikt eher wenig eingeschränkt. Somit komme ich zu dem Fazit, dass Taiwan de facto ein eigenständiger Staat ist, auch wenn man de iure nicht von einem Souveränstaat sprechen kann. 8 vgl. Seidler, Christoph [2013] 9 vgl. Dr. Damm, Jens [2009] 4

7 5 Anhang 5.1 Eigenständigkeitserklärung Ich versichere hiermit, dass ich die vorliegende Facharbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen wurden, habe ich in jedem einzelnen Fall durch die Angabe der Quelle, auch der benutzten Sekundärliteratur, als Entlehnung kenntlich gemacht. Ort/Datum Unterschrift 5.2 Karte der Taiwanstraße 5

8 Literatur Bardenhagen, Klaus. Die Republik China und Taiwan: Geschichte und Politik. China Radio International. Taiwans Geschichte. Domes, Jürgen und Näth, Marie-Luise. Die Aussenpolitik der Volksrepublik China: eine Einführung. Studienbücher zur auswärtigen und internationalen Politik. Bertelsmann, Dr. Damm, Jens. Taiwan: Auf dem Weg zur pluralistischen und multikulturellen Demokratie. September Fuchs, Matthias. Die amerikanische Chinapolitik von unter besonderer Berücksichtigung der Taiwan-Frage. March Seidler, Christoph. Militärbericht: Taiwan fürchtet chinesische Invasion ab September Shaocheng, Tang. Das Dreiecksverhältnis zwischen den USA, der VR China und Taiwan. September The Cold War Museum. Taiwan Crisis (Englisch). crisis.asp. Alle angegebenen Internetressourcen beziehen sich auf den Stand vom , 18:30 Uhr. 6