Chancen und Grenzen des Contracting ein wachsender Markt einer sich differenzierenden Energiedienstleistung

Transkript

1 Chancen und Grenzen des Contracting ein wachsender Markt einer sich differenzierenden Energiedienstleistung 11. Contracting-Kongresse Stuttgart 17. Mai 2017 Eberhard Jochem, Prof. Dr.-Ing. Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES)

2 Inhalt Überblick über aktuelle Contracting-Märkte Grenzen des konventionellen Contracting Neue Formen des Contracting und der Finanzierung, neue Akteure Grenzen der neuen Formen des Contracting

3 Situation und Geschäftspotential des Kunden - im Durchschnitt Erfahrungen aus 365 mittleren und großen Unternehmen Maßnahmen pro Betrieb 19 Maßnahmen (Potenzialebene) beschrieben, davon 10 wirtschaftliche Maßnahmen (i 12%) mit MWh/a Energieeinsparung pro Betrieb 940 t/a CO 2-Reduktion pro Betrieb Gesamtinvestition pro Betrieb jährliche Energiekosteneinsparung pro Betrieb Interne Verzinsung aller wirtschaftlicher Maßnahmen : 31% CO 2 -Reduktion mit Gewinn mit ca. 1,5 bis 2,0 Mio. pro Betrieb und nicht mit Verlust! und ohne Mehrfach-Nutzen zu betrachten!

4 Überblick über aktuelle Contracting-Märkte in D Anzahl der Contracting-Anbieter: ca. 550, davon - gut 60 % Energieversorgungsunternehmen, aber meist kleiner Anteil am Gesamtumsatz der EVU - etwa ein Viertel reine Contractoren - ca. 10 % Handwerker und Architektur- und Beratungsbüros Energieliefer-Contracting dominiert gegenüber Energiespar-Contracting mit etwa 9 : 1 ca laufende Verträge; jährlicher Umsatz: ca. 5 Mrd. durchschnittlicher Umsatz bei 12 Mio. pro Jahr, aber Medianwerte bei pro Jahr bei reinen Contractoren - 2,8 Mio. pro Jahr bei EVU Quelle: HrW, IFEU, Prognos 2013

5 Die Argumente des Contractors für seine Kunden (Auswahl) Zeitersparnis bei der Suche nach Energieeffizienz-Lösungen und vermiedenes Lehrgeld durch Lösungen des Profis: Verminderung der Energiekosten, ohne eigenes Kapital einzusetzen; eigenes Kapital kann ganz auf die Kernkompetenz und für Wachstum eingesetzt werden Planung, Wartung und Betriebsführung sind optimal (kostenminimiert) und professionell (viel Erfahrungswissen) bei Einspar-Contracting - gibt es positive Mehrfachnutzen (Produktqualität, weniger Ausschuss, etc.) - Monitoringergebnisse unterstützen die Argumentation für weitere Effizienzmaßnahmen und Investitionen bei der Geschäftsleitung positives Image bei Kunden und Mitarbeitern durch Berichte des Monitoring

6 Grenzen des konventionellen Contracting (Auswahl) unterschiedlich hohe Akquisitionsaufwendungen bei EVUs, sonstigen und reinen Contractoren (Nutzung von einem eigenen Vertrieb der EVU), relativ hohe Transaktionskosten - vom Kunden häufig nicht berücksichtigt, da es sich um Eh -da -Personalkosten handelt -. Kunde erkennt nach Kenntnisnahme der Detailplanung die hohe Rentabilität und entschließt sich, selbst zu finanzieren und zu betreiben. Kunde kennt das Contracting als komplexe Dienstleistung zu wenig. Kunde wünscht sich einen unabhängigen energietechnischen Berater, misstraut dem Contractor (insbesondere bei Energieliefer-Contracting)

7 Grenzen des konventionellen Contracting Beratung durch wen? Beratung durch Contractor als kompetente, Ergebnis-offene Dienstleistung? oder als geschickter Akquisitionsvorlauf für das Contracting-Portfolio? Wer gibt die Zweitmeinung?

8 Neue Formen des Contracting und der Finanzierung, neue Akteure und ihre Vorteile Hersteller von z.b. Druckluft-Kompressoren, Wärmetauschern, etc. (zum Teil mit Angeboten des split savings mit Betriebsaufnahme); viel technische Kompetenz, Erweiterung durch produktbegleitende DL Investoren (Bonds), die GmbHs betreiben für Sammel-Contracting (z.b. Beleuchtung + Ventilation für Parkgaragen-Betreiber; BHKW-Programm bei Großliegenschaftsbetreibern; Cowi/ adelphi/ eunomia/ EnergyPro 2016 ); mehr Kapitalverfügbarkeit, Sammelprojekte mit Skaleneffekten regionale Bürger-Genossenschaften, die ihr Umsetzungspotential an Erneuerbaren Energien ausgeschöpft haben und neue Geschäftsfelder suchen (IFEU, 2015); regionale kleinere Energieeffizienz-Investitionen crowd-finanzierte Energieeffizienz-Investitionen mehr Kapital für kleinere Energieeffizienz-Projekte

9 Grenzen der neuen Formen des Contracting verstärkter Wettbewerb (insbesondere bei Energieliefer-C.) und neue Marktsegmente, insbesondere beim Einspar-Contracting Contracting-anbietende Hersteller: - hoher zusätzlicher Kapitalbedarf, - Aufbau von regionalen Betriebsführungs-Strukturen neue Investoren-Unternehmen: - Mangel an erfahrenem Personal, - Suche nach verlässlichen Partnern für Sammelprojekte regionale Bürgergenossenschaften: - Energieeffizienz technisch viel komplexer und kleinteiliger als Wind/ PV - Kapitalbeschaffung schwieriger, da Effizienz weniger klar und transparent Crowd-financing Anbieter: - kleinteilige Projektsuche, hohe Transaktionskosten, Bewertung via Internet

10 Zusammenfassung und Ausblick Marktvolumen wird weiter zügig wachsen (5 bis 7 % pro Jahr) - geringer beim Energieliefer-Contracting - überproportional beim Energieeinspar-Contracting neue Akteure wirbeln den Wettbewerb auf - neue Investoren-Unternehmen verursachen Überraschungen bei regionalen Anbietern durch ihre (bundesweiten) Sammelprojekte mit ihren Partnern - Hersteller-Unternehmen als neue Wettbewerber bei ihren speziellen Anlagen und Maschinen gegenüber den traditionellen Anbietern - regionale Bürgergenossenschaften und crowd-financing-anbieter als Wettbewerber gegenüber kleinen Stadtwerken und Handwerksbetrieben günstige Rahmenbedingungen für die verschiedenen Contracting-Märkte - Pflicht-Energieaudit für Nicht-KMU, verbesserte Energieeffizienz-Beratung, - Erfahrungsaustausch über Energieeffizienz-Netzwerke bei den Kunden, - mehr finanzielle Anreiz-Programme für Nicht-KMU

11 Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue. Konfuzius, v. Chr., Contracting für Energieeffizienz Weitere Informationen: - ein Instrument der Wirtschaft für die Wirtschaft im Aufwind Prof. Dr.-Ing Eberhard Jochem Mail: ejochem@iirees.de Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien sowie Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung