Schule als Lebens- und Lernraum gemeinsam gestalten:
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- Sigrid Grosser
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1 Dr. Birgit Holler-Nowitzki Schule als Lebens- und Lernraum gemeinsam gestalten: Die Bedeutung des Schulklimas für Bildungsprozesse und kooperative Konfliktlösungen Projekttag Soziales Lernen 25. März 2016 Kreishaus Gütersloh
2 Schule als Lebens- und Lernraum gemeinsam gestalten 1. Warum eigentlich Lebens- und Lernraum? Exkurs: Wie lernen Kinder / Menschen? 2. Bedeutung des Schulklimas für Bildungsprozesse und kooperative Konfliktlösungen 3. Schule gemeinsam gestalten: Eltern Lehrerinnen und Lehrer Mitschülerinnen und Mitschüler
3 1. Warum eigentlich Lebens- und Lernraum? Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in der Schule Schule ist nicht nur Lern- sondern immer auch Lebensraum: Schule (ursprünglich Innehalten (griech.), Muße, Ruhe (lateinische Bedeutung) ist heute weniger ein Ort der ruhigen Konzentration als vielmehr ein Ort der offen gestalteten Konzentrationsprozessen zwischen allen Akteuren: Lehrern, Schülern sowie Eltern Schule als wichtiger Erfahrungsraum im Leben bestimmt entscheidend die Kindheit und weitere Entwicklung im Jugendalter mit Elternhaus und Schule: getrennte Lebenswelten?
4 1. Schule als Erfahrungsraum Begegnungsstätte Soziale Auseinandersetzung Konflikte Intergenerationelle Begegnung Lernen der Kinder in der Schule ist nicht zu trennen vom Lernen und Erfahrungen außerhalb der Schule: die Kinder bringen ihre Erfahrungen mit in die Schule Schulisches Lernen ist in ein interaktives Beziehungsgeschehen eingebettet: Voraussetzung für die Entwicklung von Interesse und Motivation
5 Was sich im Kopf abspielt: Exkurs: Wie lernen Kinder? Erkenntnisse aus der Hirnforschung und ihre Bedeutung für das Lernen Dr. Birgit Holler-Nowitzki
6 Wie lernen Kinder? Kinder lernen von Anfang ihres Lebens an: Sie sind neugierig und slebstätig. Jeder Sinneseindruck verändert das neuronale Netzwerk: Es wird gelernt! Das eigene Tun verankert das Wissen durch Vernetzung unterschiedlicher Hirnareale Lernen baut auf Vorerfahrung auf, Neues wird mit Bekanntem verknüpft (Positive) Emotionen sorgen für nachhaltiges Lernen
7 Neurophysiologische Grundlagen Lernfähigkeit (Plastizität) des Gehirns zu Beginn des Lebens besonders groß Sinnesreize / ungerichtete elektrische Impulse werden durch sich wiederholende und bedeutsame / emotional verankerte Verbindungen sortiert und strukturiert, Erfahrungen werden in neuronalen Verknüpfungen dauerhaft abgespeichert. Lernen findet in Bedeutungszusammenhängen statt. Wichtiges muss von Unwichtigem unterschieden (gefiltert) werden (Bedeutung der Emotionen)
8 Bildung als (Ko-)Konstruktionsprozess: das sich selbstbildende Kind Selbstbildung: Man kann nicht gebildet werden, sondern man bildet sich selbst Lernwege sind individuell, Vorerfahrung und Vernetzung sind individuell. Kinder haben verschiedene Arten, zu lernen: sie suchen sich ihren Weg. Wirksames Lernen muss vernetzt werden: mit allen Sinnen! Nachhaltiges Lernen ist emotional verankert! Lernen findet immer in sozialen Zusammenhängen statt (Lernen als Prozess der Ko-Konstruktion, Lernen durch Kommunikation) Dr. Birgit Holler-Nowitzki
9 Lebens- und Lernraum Schule Kinder lernen immer - nicht nur das, was sie sollen! Schule als Ort des Lernens: von Erwachsenen gestaltete Lernprozesse o durch den gestalteten Raum, o die angebotenen Lerngelegenheiten (Unterricht) o die ermöglichte Kommunikation (wer spricht / hört wann mit wem) Schule als Lebens- und Erfahrungsraum: o Lernen findet auch ungeplant und nebenbei statt! o Außerhalb des Unterrichts: in den Pausen, in der OGS, auf dem Schulweg o In privaten Gespräche, beim Spiel, in Gruppen, mit Mitschülern und Freunden Je mehr die Kinder Zeit in der Schule verbringen desto mehr prägt diese Umgebung
10 2. Bedeutung des Schulklimas für Bildungsprozesse und kooperative Konfliktlösungen Lernen in der Schule basiert auf Vorerfahrungen (jede/r SchülerIn ist anders) findet nicht isoliert statt ist eingebunden in Bedeutungszusammenhänge und damit soziale Beziehungen Das soziale Beziehungsgefüge in der Schule nennt man Schulklima, auch Schulkultur, bezogen auf die Schulklasse auch Klassenklima. Für die Lernprozesse von Kindern macht es einen großen Unterschied aus, ob sie die Schule für einen guten, für ihr Leben wichtigen Ort betrachten oder einen, den sie lieber meiden würden, ob sie entspannt im Unterricht sitzen oder ständig auf der Hut sind, weil sie Attacken und Demütigungen erwarten, ob sie dort mit der Sicherung ihrer Existenz beschäftigt sind oder Aufmerksamkeit für andere Themen frei haben. Folglich beeinflusst die Qualität des Miteinanders in der Schulklasse ihre Beziehungswelt und die Stellung eines Kindes in ihr sämtliche Aktivitäten und auch das Lernen der Kinder. (Krappmann 2006, S. 219)
11 2. Schulklima und soziales Lernen Auch soziale Umgangsformen werden erlernt: im Elternhaus im Kindergarten in der Schule mit und durch Eltern, Geschwistern, Lehrkräfte und Mitschüler/innen
12 2. Bedeutung des Schulklimas für Bildungsprozesse und kooperative Konfliktlösungen Studien haben gezeigt, dass sich Schulen als Einzelschulen, unabhängig davon, ob sie in einem sozialen Brennpunkt angesiedelt sind oder nicht, signifikant in Hinblick auf ihr Schulklima/Schulkultur auch Schulethos genannt unterscheiden können. Schulen können eine schützende Wirkungen gegenüber Schulversagen und gewaltförmigen Auseinandersetzungen entfalten durch Erlebbare Möglichkeit der Zugehörigkeit und Partizipation am Schulleben Individuelle soziale Unterstützung Transparente Leistungserwartung, schulische Leistungserfolge können erreicht werden, aktuell spricht man von der Möglichkeit seine Selbstwirksamkeit erfahren zu können
13 Motivation und Lerndispositionen Auf der Grundlage von Motivationstheorien kann gezeigt werden, dass folgende Lerndispositionen und Strategien besondere Unterstützung erfahren sollten (Carr 2001): 1. Die Erfahrung von Zugehörigkeit gilt als Grundlage dafür, dass Kinder an etwas Interesse entwickeln können. 2. Wohlbefinden ist eine Voraussetzung dafür, dass Kinder sich engagiert mit einer Sache auseinander setzen können.
14 Motivation und Lerndispositionen 3. Kinder entwickeln Strategien und die Motivation bei Schwierigkeiten standzuhalten, wenn ihnen Zeit und die Möglichkeiten dazugegeben werden, etwas auf verschiedene Art und Weise auszuprobieren (explorieren). 4. Damit Kinder sich mitteilen und ausdrücken können, brauchen sie eine Umgebung, in der sie in ihren 100 Sprachen gehört werden. Dazu brauchen sie Mittel und Möglichkeiten sich auf verschiedene Arten mitteilen zu können. 5. Sie entfalten die Disposition, an Lerngemeinschaften mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen, wenn sie bei Aktivitäten und Diskussionen oder Plänen partizipieren dürfen
15 3. Schule gemeinsam gestalten Hierzu bedarf es einer auf gegenseitigen Respekt fußenden Gemeinschaft Bei allen hier versammelten ist der Anfang gemacht! Unterschiedliche Akteursgruppen aus Kita, Schule und der Elternschaft sind hier versammelt: Ihre dialogische Verständigung, Ihr respektvoller Umgang miteinander, auch gegenüber dritten ist der Anfang eines auf gemeinsame Werte fußenden Umgangs in der Schulgemeinde und auch er Kita: Dies strahlt auch auf die Schülerinnen und Schüler aus! Sollten Sie sich an ihrer Schule / in Ihrer Kita wohlfühlen, ist das ein Kennzeichen eines guten Schulklimas bzw. Klimas in der Kita!
16 3. Schule gemeinsam gestalten Wodurch zeichnet sich die Qualität der Einzelschule aus/ die Qualität des Projektes Soziales Lernen? Autonomieerleben, Zugehörigkeitsgefühl, Kompetenzerlebens Bildung und Erziehung ist immer eingebunden in Gemeinschaft und Gemeinschaftserfahrungen (Opp 2008, S. 232) Schüler-Lehrer-Beziehung Schüler-Schüler-Beziehung Lehrer-Lehrer-Beziehung Kooperation mit Eltern
17 3. Schule gemeinsam gestalten Im Kern geht es um die Entwicklung einer Schulkultur, in der sich Routinen und Konventionen des akzeptablen, respektvollen und fürsorglichen Umgangs der unterschiedlichen Akteure (Lehrer, Schüler und Eltern) miteinander entwickeln können Es steigert das allgemeine Wohlbefinden aller zur Schulgemeinde dazugehörenden Akteure Es gibt einen Mehrwert durch Kooperation gegenüber einem Nebeneinanderher oder gar Gegeneinander
18 3. Schule gemeinsam gestalten Schule: ein Ort der Begegnung Sich kennen lernen, von einander wissen Werte teile, Ziele klären Sich Respektvoll begegnen Getragen von Bemühen, Probleme gemeinsam lösen zu wollen Gemeinsame und gemeinsam getragene Projekte Sehen und anerkennen, was der andere leistet!
19 Literatur Krappmann, L. (2006): Kindheit ohne Freundschaft? - Neue Aufgaben für die Schule. In: Opp, G. u.a. (Hrsg.): Kindern gerecht werden. Klinkhardt, Bad Heilbrunn, Opp, G. (2008): Schule Chance oder Risiko? In: Opp, G.; Fingerle, M. (Hrsg.): Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München, Basel: Reinhardt, 3. Auflage, Singer, W. (2003): Was kann ein Mensch wann Lernen? Ein Beitrag aus Sicht der Hirnforschung. In: Fthenakis, W.E. (Hrsg.): Elementarpädagogik nach PISA, Freiburg, Basel, Wien: Herder, Deci, E., Ryan,R.M. (1993): Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik,39/2, Leu, H.R. et al. (2010): Bildungs- und Lerngeschichten. Weimar: Verlag das netz, 3. Aufl.
20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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