Arbeits(platz)bezogene Diagnostik in der medizinischen Rehabilitation - Entwicklung, Überblick und Anwendung anerkannter Assessmentverfahren
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- Lisa Michel
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1 Arbeits(platz)bezogene Diagnostik in der medizinischen Rehabilitation - Entwicklung, Überblick und Anwendung anerkannter Assessmentverfahren Kerstin Glomb & David Bühne Ein Handout befindet sich auf
2 Geschichte der Rehabilitation Erste Quelle des Begriffs Rehabilitation lat.: rehabilitatio mit der Bedeutung Wiedereinsetzung in die volle Rechtsstellung in der Gemeinschaft 19. Jahrhundert: Anfänge der Rehabilitation in Deutschland Meist mit der Krüppelfürsorge in Verbindung gebracht
3 Geschichte der Rehabilitation Reichsgesetz über Invaliditäts- und Altersversicherung (Bismarckschen Sozialreform) Invalidenrente verhindern (Landesversicherungsanstalt) 1899 Heilverfahren nur mit Zustimmung des Betroffenen einleitbar ab 1911 Rentenversicherungsordnung : drohende Invalidität abwenden
4 Geschichte der Rehabilitation 1957 Rentenversicherungs-Neuregelungsgesetz: Rehabilitation als vorrangige Aufgabe und fester Bestandteil Rehabilitation zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit 1960er Einführung der AHB (Anschlussheilbehandlung) durch Rehabilitationsträger Bis 1980er 2 Traditionslinien in Rehabilitation (a) Kur, b) Tbc Behandlung
5 Geschichte der Rehabilitation Reha-Kommission der Rentenversicherung (RV) für konzeptionelle Weiterentwicklung der medizinischen (später auch beruflichen) Rehabilitation heute sichtbar z.b. Reha-Qualitätssicherung, Rahmenkonzepte, indikationsspezifische Reha-Konzepte
6 Geschichte der Rehabilitation 2001 Meilenstein mit der Entwicklung des Sozialgesetzbuchs IX (SGB IX) Beeinflusst durch ICIDH, die Vorläuferfassung der ICF ICIDH: International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps ICF: International Classification of Functioning, Disability and Health damit/ dadurch Recht der Rehabilitation behinderter Menschen zusammengefasst und weiterentwickelt Werte wie Selbstbestimmung, gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft in Vordergrund gerückt
7 Geschichte der Rehabilitation 2,3,4 Rehabilitation heute: Med./ berufl./ soz. Rehabilitation neben Prävention/ Kuration/ Pflege wesentlicher Bestandteil des Sozialversicherungssystems Aufgabe: Rehabilitanden befähigen mit Krankheit und den resultierenden Beeinträchtigungen adäquat und selbstbestimmt umzugehen Moderne Rehabilitation Biopsychosoziales Modell von Krankheit und Gesundheit neben somatischen auch psychische und soziale Dimension einer Krankheit und ihren Folgen berücksichtigt berücksichtigt ebenfalls Kontextfaktoren und persönliche Ressourcen interdisziplinär
8 Rehabilitation Gemeinsames Ziel Schnelle Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit auf allen Ebenen Reintegration des Menschen in seinen Alltag und sein Arbeitsleben Reha vor Rente Reha vor Pflege Ambulant vor stationär
9 medizinische/ berufliche Rehabilitation Medizinische Rehabilitation Ziel: Abwendung einer Erwerbsminderungsrente 3 Berufliche Rehabilitation Ziel: Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
10 Entwicklung in der medizinischen Rehabilitation 1,5 demografischer Wandel Chronifizierung der Beschwerden (20% der Vers. sind chronisch krank und produzieren 80% der Ausgaben der GKV) Erhalt der Arbeitsfähigkeit bei steigendem Durchschnittsalter der erwerbstätigen Bevölkerung knappe Geldmittel im Gesundheitssystem blob=poster&v=3
11 Auswirkungen des demografischen Wandels sich ändernde Versorgungsbedürfnisse unstete Erwerbsverläufe derzeit sind 8% eines Altersjahrgangs ohne Schulabschluss, das bedeutet einen weiteren bzw. nicht abnehmenden Mangel an Fachkräften bzw. Hochqualifizierten Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften übersteigt 2025 deutlich das Angebot Anteil der über 55-jährigen in 2025 auf 23,1% (2025) gestiegen 2005: 14,7%
12 Zahlen 8,9 849,2 Mrd. (+3,8%) für alle erbrachten Sozialleistungen in ,8 Krankentage im Durchschnitt in 2013 (+1,2 Tage bzw. +7,3%) Bereits Auszubildende klagen über körperliche Beschwerden (>50%) und 46,1% über psychische Beschwerden Anstieg um 9,7% bei psychisch erkrankten Menschen Stationäre med. Reha bei körperlichen Erkrankungen: 2727 Med. Reha bei psychischen/ Abhängigkeitserkrankungen: Mrd. an Sozialhilfeleistungen Versicherte haben in 2014 eine stufenweise Wiedereingliederung in Anspruch genommen (+49% im Verlauf der letzten 4 Jahre)
13 Zahlen 85% der Rehabilitanden im Verlauf von 2 Jahren nach Abschluss der Reha wieder erwerbsfähig 187,45 Mio. Euro an Arbeitgeber zur Schaffung und Sicherung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung Zahl der Pflegebedürftigen in 2060 auf 4,7 Mio. ansteigend 6% der Gesamtbevölkerung = doppelt so viel wie heute
14 Entwicklung/ Kosten der Rehabilitation Rentenversicherung Anstieg Anträge 1,282 Mio. 1,724 Mio. 34,5% Bewilligungen ,135 Mio. 14% Durchgeführt %
15 Entwicklung/ Kosten der Rehabilitation RV 10 Seit 1997 ambulante Reha für ausgewählte Indikationen Voraussetzung waren Behandlungserfolge Anstieg auf 14% von 2000 zu 2014 In absoluten Zahlen: zu Stationäre Reha Anteil sinkt von 93% (2000) auf 83% (2014) AHBs Anteil beträgt 35% (2014) Entspricht einem Anstieg um 50% zu 2000
16 Kosten der Rehabilitation BAR-Statistik Vergleich alle 3 Jahre (zuletzt aus 2014) Trägerübergreifende Ausgabensteigerung zu 2013: 4,3% zu 2004: 27,3% Ein Plus von 6,9 Mrd. Euro zu 2004 Insgesamt Kosten von 32,6 Mrd. Euro für Reha-Leistungen
17 Kosten der Rehabilitation BAR-Statistik Anstieg 2014 zu 2013 GKV RV GUV BA Integrationsämter 4,2% 3,2 % 3,9% 1,4% 13,5% 5% Sozialhilfe Volumen +3 Mrd. +6 Mrd. +55 Mrd Mio. +16,4 Mrd. 1,7 Mrd. AHB/ AR 3,9 Mrd. Leistungen zur Med. Reha - Arbeitsmarktprogramme +71% Pers. Budget +29,3 % 5,8 % - 9,9% % für Reha/ Teilhabe 10 Mrd. Teilhabe 4,2 Mrd. Werkstätten Verzehnfacht zu Verdoppelt zu
18 Persönliches Budget 14 - Leistungsform, bei der behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen von den Leistungsträgern in der Regel eine Geldleistung anstelle von Dienst- oder Sachleistungen erhalten - Aufwendungen, die zur Deckung des persönlichen Hilfebedarfs erforderlich sind, werden bezahlt - behinderte Menschen entscheiden selbst, welche Hilfen für sie am besten sind und welcher Dienst und welche Person zu dem von ihnen gewünschten Zeitpunkt eine Leistung erbringen soll (Wahlfreiheit, Selbstbestimmung)
19 Entwicklung der Rehabilitation 10 Zunahme der in Anspruch genommenen med. Leistungen (2014, durchschnittliches Alter) nach Diagnosegruppen Orthopädie: Frauen: 41 J./ Männer: 42 J. Neubildungen: Frauen: 55 J./ Männer 57 J. Psyche/ Abhängigkeit: Frauen: stetiger Anstieg bis 57 J./ bei Männern Altersdynamik deutlich schwächer Herz/ Kreislauf: Frauen: später und weniger stark ausgeprägt/ Männer: 33 J. Durchschnittsalter aller med. Leistungen: Männer 52 J.; Frauen 52,4 J.
20 Entwicklung der Rehabilitation Nachsorgeleistungen 2012: : (+12%) Stufenweise Wiedereingliederung 2010: : (+49%) Reha-Ziele oft nicht erreicht, deswegen Nachsorgeleistungen notwendig für weitern Muskelaufbau, Lebensstiländerung etc.
21 International Classification of Functioning, Disability an Health (ICF) 17ff ICF Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
22 Entwicklung ICF auf der Basis von ICIDH ICIDH 1980 ICF Konzept Kein übergreifendes Konzept der funktionalen Gesundheit Grundmodell Orientierung Behinderung grundlegende Aspekte Beeinträchtigung der Teilhabe Umweltfaktoren Personenbez. Faktoren Anwendungsbereich Krankheitsfolgenmodell Defizitorientiert: es werden Behinderungen klassifiziert Formaler Oberbegriff zu Schädigungen/ Störungen ohne Bezug zu Kontextfaktoren Schädigung/ Fähigkeitsstörung/ Soz. Beeinträchtigung Soz. Beeinträchtigung als Attribut einer Person Bleiben unberücksichtigt Höchstens implizit berücksichtigt Nur im gesundheitlichen Kontext Bio-psychosoziales Modell der Komponenten von Gesundheit Ressourcen-/ defizitorientiert: Bereiche klassifiziert, pos./ neg. Bilder d. Funktionsf. Formaler Oberbegriff zu Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit unter expliziter Bezugnahme auf Kontextfaktoren Körperfunktion/-struktur; Aktivität, Teilhabe Beeinträchtigung als negatives Ergebnis der negativen Wechselwirkung zwischen Person und Kontextfaktoren Integraler Bestandteil des Konzepts, werden klassifiziert Explizit erwähnt, aber nicht klassifiziert
23 ICD (International Classification of Diseases) - ICF ICD = bio-medizinisches Modell beschreibt spezifische (eingegrenzte und abgrenzbare) Störung Wechselwirkungen auf Personen und Umwelt sind kaum erkennbar eindimensionale eher symptomlindernde/ defizitorientierte Intervention Auswirkungen auf die funktionale Gesundheit können nicht beschrieben werden ICF = bio-psychosoziales Modell beschreibt die Folgen einer Krankheit/ Störung in ihrem Kontext berücksichtigt die im ICD nicht berücksichtigten Faktoren und ergänzt es damit Fokus auf Aktivität und Partizipation
24 biopsychosoziales Modell somatischer Aspekt psychischer Aspekt sozialer Aspekt
25 Bio-psychosoziales Modell der ICF
26 Ziele der Rehabilitation der ICF Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit minimieren Aufbau der individuellen Ressourcen unter Einbeziehung der körperlichen der psychischen und sozialen Folgen einer Erkrankung Nach SGB IX Teilnahme behinderter oder von Behinderung bedrohter Personen v.a. am Erwerbsleben
27 Therapieplanung ICF das Leistungsvermögen des Einzelnen unter Berücksichtigung der Krankheitsdiagnose, deren Folgen und der Kontextfaktoren erfassen und entsprechende Interventionsansätze planen Ziel: funktionale Gesundheit
28 ICF funktionale Gesundheit Eine Person gilt als funktional gesund vor ihrem gesamten Lebenshintergrund (Konzept der Kontextfaktoren), wenn ihre körperlichen Funktionen (geistig/seelisch) und ihre Körperstrukturen allgemein anerkannten Normen entsprechen (Konzept der Körperfunktionen/ -strukturen) sie all das tut oder tun kann, was von einem Menschen ohne Gesundheitsprobleme erwartet wird (Konzept der Aktivitäten) sie in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, Zugang hat und sich diesen Lebensbereichen in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Beeinträchtigung der Körperfunktion oder strukturen oder der Aktivitäten erwartet wird (Konzept der Teilhabe)
29 ICF - Kontextfaktoren Gegebenheiten des gesamten Lebenshintergrundes einer Person werden Kontextfaktoren genannt Umweltfaktoren: - bilden materielle, soziale und einstellungsbezogene Umwelt ab, in der Menschen leben und ihr Dasein entfalten - Ebene des Individuums - Ebene der Gesellschaft Personenbezogene Faktoren: - sind der besondere Hintergrund des Lebens und der Lebensführung einer Person (Eigenschaften/ Attribute) und umfassen Gegebenheiten des Individuums, die nicht Teil ihres Gesundheitsproblems oder zustands sind - diese Faktoren sind in der ICF derzeit nicht klassifiziert
30 Struktur der ICF ICF Teil 1 Funktionsfähigkeit/Behinderung Teil 2 Kontextfaktoren Körperfunktionen/ -strukturen Aktivität und Teilhabe (Partiz.) Umweltfaktoren Personenbezogene Faktoren Änderung der Funktionen Änderung der Strukturen Leistungsfähigkeit Leistung Förderfaktoren/ Barrieren
31 ICF-Kodierung - Körperfunktion AZB-Schema = Ast-Zweig-Blatt -Schema Domäne Kapitel 2 b210 Bezeichnung Gliederungsstufe AZB-Schema Körperfunktionen (Klassifikationskennung b) Sinnesfunktion und Schmerz Funktion des Sehens (Sehsinn) ohne Wald 1 Baum 2 Ast b2102 Qualität des Sehvermögens 3 Zweig b21022 Kontrastempfindung 4 Blatt
32 Komponente: Körperfunktionen und -strukturen Klassifikationen der Körperfunktionen (Kapitel der ICF, gekennzeichnet mit b für body) 1) Mentale Funktionen 2) Sinnesfunktionen und Schmerz 3) Stimm- und Sprechfunktionen 4) Funktionen des kardiovaskulären, hämatologischen, Immun- und Atmungssystems 5) Funktionen des Verdauungs-, des Stoffwechsel- und des endokrinen Systems 6) Funktionen des Urogenital- und reproduktiven Systems 7) Neuromuskuloskeletale und bewegungsbezogene Funktionen 8) Funktionen der Haut und der Hautanhangsgebilde Klassifikationen der Körperstrukturen (Kapitel der ICF, gekennzeichnet mit s für structure) 1) Strukturen des Nervensystems 2) Das Auge, das Ohr und mit diesen in Zusammenhang stehende Strukturen 3) Strukturen, die an der Stimme und dem Sprechen beteiligt sind 4) Strukturen des kardiovaskulären, des Immun- und Atmungssystems 5) Mit der Verdauungs-, Stoffwechsel und endokrinem Systems in Zusammenhang stehende Strukturen 6) Mit dem Urogenital- und dem Reproduktionssystem in Zusammenhang stehende Strukturen 7) Mit der Bewegung in Zusammenhang stehende Strukturen 8) Strukturen der Haut und Hautanhangsgebilde
33 Kapitel Komponente: Aktivitäten und Teilhabe Aktivitäten und Partizipation (Kapitel der ICF, gekennzeichnet mit d für daily activities) 1 Lernen und Wissensanwendung z.b. bewusste sinnliche Wahrnehmung, elementares Lernen 2 Allgemeine Aufgaben und Anforderungen z.b. Aufgaben übernehmen, die tägl. Routine durchführen, mit Stress umgehen 3 Kommunikation z.b. Kommunizieren als Sender/ Empfänger, Konversation 4 Mobilität z.b. die Körperposition ändern und aufrecht halten, Gegenstände bewegen/ handhaben 5 Selbstversorgung z.b. sich waschen, pflegen, an- und auskleiden 6 Häusliches Leben z.b. Beschaffung von Lebensnotwendigkeiten, Haushaltsaufgaben 7 Interpersonelle Interaktion und Beziehungen z.b. allgemeine interpersonelle Interaktionen 8 Bedeutende Lebensbereiche z.b. Erziehung/ Bildung, Arbeit, Beschäftigung 9 Gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben z.b. Gemeinschaftsleben, Erholung und Freizeit
34 ICF - Kontextfaktoren Kapitel der Klassifikationen der Umweltfaktoren 1) Produkte und Technologien 2) Natürliche und vom Menschen veränderte Umwelt 3) Unterstützung und Beziehungen 4) Einstellungen, Werte und Überzeugungen anderer Personen und der Gesellschaft 5) Dienste, Systeme und Handlungsgrundsätze Personenbezogene Faktoren (nicht klassifiziert), Beispiele: 1) Alter 2) Geschlecht 3) Charakter, Lebensstil 4) Sozialer Hintergrund 5) Bildung/ Ausbildung 6) Beruf 7) Erfahrung 8) Motivation 9) Handlungswille 10) Mut 11) Genetische Disposition
35 Kapitel Klassifikation der Umweltfaktoren Umweltfaktoren (Kapitel der ICF, gekennzeichnet mit e für enviromental ) 1 Produkte und Technologien z.b. Lebensmittel, Medikamente, Hilfsmittel 2 Natürliche und vom Menschen veränderte Umwelt z.b. demografischer Wandel, Infrastruktur, Klima, Laute 3 Unterstützung und Beziehung z.b. Familie, Freund, Vorgesetzte 4 Einstellungen z.b. individuelle Einstellungen der Familie, von Freunden, gesellschaftlich 5 Dienste, Systeme, Handlungsansätze z.b. Wohnungs-/ Versorgungs- Gesundheitswesens, Politik 6 Häusliches Leben z.b. Beschaffung von Lebensnotwendigkeiten, Haushaltsaufgaben
36 ICF-Kodierung - Körperfunktion AZB-Schema = Ast-Zweig-Blatt -Schema Domäne Kapitel 7 b710 b7100 Bezeichnung Gliederungsstufe AZB-Schema Körperfunktionen (Klassifikationskennung b) Neuromuskuloskeletale und bewegungsbezogene Funktionen Funktion der Gelenkbeweglichkeit Funktion eines einzelnen Gelenks ohne Wald 1 Baum 2 Ast 3 Zweig
37 Inhalte ICF-Kurzversion - Teilhabe Item Inhalt Bemerkung d510 Sich waschen Name des Items Den ganzen Körper oder Körperteile mit Wasser und geeigneten Reinigung- und Abtrocknungsmaterialien oder -methoden zu waschen und abzutrocknen, wie baden, duschen, Hände, Füße, Gesicht, Haare waschen und mit einem Handtuch abtrocknen Körperteile und den ganzen Körper waschen; sich abtrocknen Seine Körperteile pflegen (d520); die Toilette benutzen (d530) Erläuterung des Items Inklusionen (in der Langfassung als Items angegeben) Exklusionen
38 Inhalte ICF-Langversion - Teilhabe Item Inhalt Bemerkung d5100 Körperteile waschen Name des Items Zur Reinigung seiner Körperteile, wie Hände, Gesicht, Füße, Haare oder Nägel, Wasser, Seife und andere Substanzen zu verwenden Erläuterung des Items d5101 Den ganzen Körper waschen Name des Items Zur Reinigung seines ganzen Körpers Wasser, Seife und andere Substanzen zu verwenden, wie baden oder duschen Erläuterung des Items d5102 Sich abtrocknen Name des Items Zum Abtrocknen eines Körperteils, von Körperteilen oder des ganzen Körpers ein Handtuch oder entsprechendes zu verwenden, wie nach dem Waschen Erläuterung des Items
39 Erstes/ Allgemeines Beurteilungsmerkmal Score Schweregrad eines Problems Prozessintervall (Assessment) xxx.0 Problem nicht vorhanden 0-4% xxx.1 Problem leicht ausgeprägt 5-24% xxx.2 Problem mäßig ausgeprägt 25-49% xxx.3 Problem erheblich ausgeprägt 50-95% xxx.4 Problem voll ausgeprägt % xxx.8 Problem nicht spezifiziert - xxx.9 Beurteilungsmerkmal nicht anwendbar - 3 ERHEBLICHES PROBLEM heißt, dass eine Schwierigkeit mehr als 50% der Zeit mit einer Intensität vorliegt, die die tägliche Lebensführung der Person teilweise unterbricht, und das in den letzten 30 Tagen häufig auftrat
40 Zweites/ Drittes Beurteilungsmerkmal für Items der Klassifikation der Körperstruktur Zweites Beurteilungsmerkmal Art der Schädigung 0 = keine Veränderung der Struktur 1 = nicht vorhanden 2 = teilweise nicht vorhanden 3 = zusätzlicher Teil 4 = von der üblichen Form abweichend 5 = Diskontinuität 6 = abweichende Lage 7 = qualitative Strukturveränderung, einschließlich Ansammlung von Flüssigkeiten 8 = nicht spezifiziert 9 = nicht anwendbar Drittes Beurteilungsmerkmal Lokalisation der Schädigung 0 = mehr als eine Region 1 = rechts 2 = links 3 = beidseitig 4 = frontal 5 = dorsal 6 = proximal 7 = distal 8 = nicht spezifiziert 9 = nicht anwendbar
41 Beurteilungsmerkmale Grundsatz Jedes Item der ICF, das bei einer Person betrachtet wird, wird durch Beurteilungsmerkmale näher spezifiziert ohne diese Spezifizierung macht die Dokumentation keinen Sinn das erste Beurteilungsmerkmal ist allgemein und für alle Items aus allen Teilklassifikationen formal gleich keine 0 als Platzhalter einfügen, da sie auch eine Aussage trifft
42 Beurteilungsmerkmale der Umwelt Barrieren 0 Keine Barriere 1 Leichte Barriere 2 Mäßige Barriere 3 Erhebliche Barriere 4 Vollständige Barriere Förderfaktoren 0 Kein Förderfaktor +1 Leichter Förderfaktor +2 Mäßiger Förderfaktor +3 Erheblicher Förderfaktor +4 Vollständiger Förderfaktor
43 Zusammenfassung Beurteilungsmerkmale
44 Beispiel 34 Finanzbeamtin, 70 Jahre, Oberschenkelhalsfraktur, KHK, Diabetes Anamnese: Verwitwet, alleinlebend im 1. OG (Mietshaus) Zunehmende Gangunsicherheit mit Sturzneigung Zunehmende Sarkopenie (mit dem Alter fortschreitender Muskelabbau) diagnostiziert Z.n. Herzinfarkt bei KHK Insulinpflichtiger Diabetes mit Polyneuropathie Hüft-TEP bei vorbestehender Arthrose re Hüftgelenk Mobilisierung wegen Sturzangst erschwert (Gehwagen statt UAGS) Leichte Schwierigkeiten beim Waschen, An-/ Ausziehen aber selbständig
45 Beispiel Anamnese: Regelmäßiger Kontakt zu früheren Arbeitskolleginnen trotz Schmerzen Möchte Wohnung behalten Möchte weiter ohne fremde Hilfe auskommen Antrag auf AHB, da Indikation zu einer Leistung der med. Reha gegeben ist
46 Beispiel Fallstrukturierung gemäß ICF Gesundheitsprobleme nach ICD-10: Schenkelhalsfraktur rechts (S72.04) bei Coxarthrose (M16.1) Z.n. Herzinfarkt (I25.22) bei KHK (I25.1) Insulinpflichtiger Diabetes mellitus mit Polyneuropathie (E11.40ł) Funktionsschädigungen: Einschränkung Muskelkraft und muskuläre Ausdauer Belastungsabhängige Schmerzen im Hüftgelenk Herzfunktion: Ventrikelfunktion eingeschränkt, EF < 40, NYHA II-III Muskuläre Kraft und Ausdauer gemindert
47 Beispiel Fallstrukturierung gemäß ICF Strukturschädigungen: Sarkopenie Ventrikeldilatation Beeinträchtigungen von Aktivitäten nach ICF: Gehen und sich in verschiedenen Umgebungen fortbewegen Selbstversorgung, z.b. sich waschen, die Toilette benutzen, sich kleiden Beeinträchtigungen der Teilhabe nach ICF: Häusliches Leben, z.b. Einkaufen, Mahlzeiten vorbereiten, Hausarbeit erledigen Interpersonelle Beziehungen zu den Arbeitskolleginnen
48 Beispiel Fallstrukturierung gemäß ICF Umweltbezogener Kontext: Barrieren: allein lebend, Wohnung im 1. Stock Förderfaktoren: AHB möglich, gutes Gesundheitssystem Personenbezogener Kontext: Förderfaktoren: Motivation zur Rehabilitation mit dem Ziel der Wiedererlangung einer größtmöglichen Selbständigkeit, Lebenszufriedenheit, wirtschaftlich abgesichert (Pension)
49 Beispiel Fallstrukturierung gemäß ICF Gesundheitsproblem - Schenkelhalsfraktur re (S72.04) - TEP-OP re bei Coxarthrose (M16.1) - alter Herzinfarkt (I25.22) bei KHK (I25.1) - Insulinpflichtiger Diab.mell. Mit Polyneuropathie (E11.40) Körperfunktionen (b)/ strukturen (s) Aktivitäten (d) Teilhabe (d) Schädigungen Beeinträchtigungen beim Beeinträchtigungen bei - Struktur/ Funktion Hüftgelenk re (s75001) - Ventrikeldilatation (s41001) - Herzkraft (b4102) - Muskelschwund (s7702) - Einschränkung muskulärer Kraft (b730) und Ausdauer (b740) - Insulinmangel (b555) - Diabetogene Nervenschädigung (s198) - Gehen (d450, d4502) - Waschen (d510) - Toilette benutzen (d530) - An-/Ausziehen (d5400, d5401) - Einkaufen (d620) - Kontakten zu früheren Arbeitskollegen (d750) - Der selbständigen Haushaltsführung (d640) Umweltfaktoren (e) - Allein leben (-) - Wohnung im 1. Stock (-) - AHB möglich (+) - Gutes Gesundheitssystem (+) - Alter (-) Personenbezogene Faktoren - Allgemeines Lebenszufriedenheit (+) - Einstellung zur Rehabilitation (AHB) (+) - Willen zur Erhaltung der Selbständigkeit (+) - Eigene Beamtenversorgung (+)
50 Ziel: Leistungsfähigkeit wiederherstellen Körperliche L. (stehen, gehen) Geistige L. (lesen, schreiben) Seelische L. (Stresssituationen) Soziale L. (Teamarbeit)
51 Zusammenfassung ICF gegenwärtiger Zustand der funktionalen Gesundheit einer Person kann beschrieben werden (positiv/ negatives Bild) Hinsichtlich Funktion und Struktur Tätigkeit Teilhabe an Lebensbereichen Förderfaktoren und Barrieren können dokumentiert werden Gemeinsame Sprache für die Beschreibung der funktionalen Gesundheit Kommunikation im Gesundheits-/ Sozialsystem verbessern keine Klassifikation funktionaler Diagnosen, sondern von Befunden/ Symptomen Kein Assessmentinstrument
52 ICF in der Praxis Möglichkeiten der Umsetzung der ICF in die Praxis
53 Fragen, die man den Patienten stellen könnte ICF-Komponente Körperfunktionen Körperstrukturen Aktivitäten und Partizipation Umweltfaktoren und Hilfsmittel Umweltfaktoren Barriere Personenbezogene Faktoren mögliche Fragen Wenn Sie an Ihren Körper und Ihre Seele denken, was funktioniert nicht mehr so, wie es sein sollte? Wenn Sie an Ihren Körper denken, mit welchen Körperteilen haben Sie Schwierigkeiten/ Probleme? Wenn Sie an Ihren Alltag denken, welche Probleme haben Sie? Wenn Sie an Ihre Umwelt und Ihre Lebensumstände denken, was finden Sie da hilfreich oder unterstützend? Wenn Sie an Ihre Umwelt und Ihre Lebensumstände denken, welche Barrieren erleben Sie da? Was stellt ein Problem dar? Wenn Sie an sich selbst denken, was ist an Ihnen selbst und der Art, wie Sie mit Ihrer Situation umgehen, wichtig?
54 Patienten-/ Expertenperspektive Therapiedokumentation Patientenperspektive (Frau Mustermann, 52 Jahre) Expertenperspekttive Probleme: - Schmerzen in beiden Beinen - müde Beine Med. Diagnose: Spinalkanalstenose Symptome: - längeres sitzen/ stehen/ gehen nicht möglich - Dinge über Kopf heben nicht möglich - auf dem Bauch liegen und schlafen nicht möglich Reha-Ziele: - Mobiler werden - Selbständigkeit verbessern - Arbeitsfähigkeit Körperstruktur/ -funktion Aktivität Partizipation - Erhöhter Tonus der parav. Muskulatur - Muskelschwäche in den Extremitäten - Schwäche der Rumpfmuskulatur - Gleichgewichts-/ Koordinationsprobleme - Degen. Veränderung der WS - Länger als 1h sitzen nicht möglich - Mehr als 15 min stehen nicht möglich - Länger als 30 min gehen nicht möglich Wieder ermöglichen: - Arbeit als Sekretärin - Konzertbesuche - Mit dem Hund ausgehen - Bergwandern - Verbesserung der Selbständigkeit für häuslichen Bereich - Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit
55 Mögliche Therapiedokumentation 25 Dr. Norbert Hatebur, Am Fräuleinsgarten 3, Weilersbach
56 Fazit ICF in Deutschland gibt es nur Ansatzweise praktische Erfahrung mit ICF hohe Akzeptanz da Kodierung derzeit als schwierig/ problematisch betrachtet (wann ist es wo sinnvoll?!) Erarbeitung von sogenannten CoreSets (= wissenschaftlich begründete Liste von ICF-Kategorien)
57 15 Jahre ICF ein Rückblick Stärken Zeit- und Geldersparnis bei einheitlicher Regelung gemeinsame Sprache führt zu mehr Klarheit Ermittlung von geeigneten Angeboten besser möglich Teilhabeaspekt der Betroffenen wird verstärkt Hilfebedarf des Einzelnen sichtbarer
58 15 Jahre ICF ein Rückblick Schwächen Einführung des Instruments kostet viel Zeit und benötigt qualifiziertes Personal (-> kann sich das eine kleine Einrichtung leisten?!) ICF alleine zu wenig aussagekräftig -> muss mit anderen Messsysteme gemeinsam angewandt werden Benachteiligung chronisch Kranker mit sehr vielen Items durch die Kostenträger es kann keine Prognose abgeben sondern nur das gegenwärtige Bild Privatsphäre der Betroffenen wird zu intensiv hinterfragt Gefahr der Datenschutzverletzung
59 Ausblick ICF im Sinne eines Assessments nutzen darauf aufbauend eine Therapiezielvereinbarung treffen Rehabilitative Leistungen planen Outcomes evaluieren hilfreich zur Beurteilung der Funktions- und Leistungsfähigkeit eines Patienten sind hier FCE-Verfahren (z.b. ELA) und Dokumentationsverfahren (z.b. IMBA) diese lassen sich teilweise auch den ICF-Items zuordnen
60 IMBA IMBA (Integration von Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt) Dokumentationsverfahren Profilvergleichsverfahren (
61 IMBA Ziele/ Inhalte: Objektivierbare Fähigkeiten eines Menschen in Bezug auf künftigen Arbeitsplatz stellen Dokumentation von Informationen über Anforderungen eines Arbeitsplatzes/ Fähigkeiten eines Menschen Gegenüberstellung von Arbeitsplatzanforderungen und funktioneller Leistungsfähigkeit Grundlage für Platzierungsentscheidungen (z.b. ältere/ leistungsgewandelte Menschen) dient Status und Verlauf von Interventionen (Qualitätssicherung) Instrument zur Erstellung individueller Förderpläne
62 ICF und IMBA Beispiel Körperfortbewegung = Gehen/ Steigen auf der Ebene Steigen auf schiefer Ebene auf losem Untergrund
63 ICF und IMBA Item Beschreibung IMBA d450 d455 d4500 d460 d4502 Gehen: sich zu Fuß auf einer Oberfläche Schritt für Schritt so fortzubewegen, dass wenigstens ein Fuß den Boden berührt [ ] (Exkl.: d420, d450) Sich auf andere Weise fortbewegen: auf eine andere Weise als gehend [ ] klettern, rennen, springen [ ] (Exkl.: d420, d450) Kurze Entfernungen gehen: < 1 km [ ], z.b. Korridore, Räume, innerhalb eines Gebäudes Sich in verschiedenen Umgebungen fortbewegen: in verschiedenen Orten/ Situationen [ ] Inkl.: Treppe steigen Auf unterschiedlichen Oberflächen gehen: auf ansteigenden oder abfallenden, unebenen [ ] Gras, Kies, Eis [ ] Gehen/ Steigen - Auf der Ebene Klettern Gehen/ Steigen - Auf der Ebene Gehen/ Steigen - steigen Gehen/ Steigen - Auf schiefer Ebene - Auf losem Untergrund
64 Ausblick Feststellung der Alltagsbewältigung Arbeitsvermittlung Arbeitsfindungsprozess Therapieplanung Feststellung von Therapiebedürftigkeit Einsatzbereiche Sozialmedizinische Beurteilung zur Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben Gutachterliche Stellungnahme Evaluation v. Therapieerfolg & Rehabilitationsprozess Feststellung d. Ausprägungsgrades v. Krankheitsfolgen/ Behinderung
65 Ausblick Arbeitsanforderung Leistungsfähigkeit Fähigkeitsprofil Ressourcen aufbauen Defizite abbauen
66 Danke Danke für eure Aufmerksamkeit
67 Quellenangabe 1: Veränderungstrends in der medizinischen Rehabilitation der gesetzlichen Rentenversicherung, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, April 2011, Volume 54, Issue 4, pp und ( ) 2: Medizinische Rehabilitation, ( ) 3: ( ) 4: Gesetze im Internet, 26.html, ( ) 5: Innovationen in der medizinischen Rehabilitation, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, April 2011, 54:401 ( ) 6: ( ) 7: ( ) 8: ( ) 9: ( ) 10: cht_2015.pdf? blob=publicationfile&v=4 ( ) 11: ( ) 12: ( ) 13: ( ) 14: ( ) 15: ( )
68 Quellenangabe 16: jahresberichte/reha_bericht_update_2016.pdf? blob=publicationfile&v=3 ( ) 17: "Einführung in die ICF" - Grundkurs, Übungen, offene Fragen. Schuntermann, M.F., 4. überarb. Auflage 2013 ( ) 18: ( ) 19: ( ) 20: ( ) 21: IMBA, ( ) 22: ( ) 23: Das biopsychosoziale Modell und die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, September 2016, Volume 59, Issue 9, pp ( ) 34: ( ) 25: ( ) 26: ( ) 27: ( ) 28: ( ) 29: ( ) 30: nhilfe.pdf ( ) 31: ( )
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