Qualitative Forschung: Wie zeichnet sich ihre Qualität aus?
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- Ferdinand Kruse
- vor 6 Jahren
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1 Qualitative Forschung: Wie zeichnet sich ihre Qualität aus? Workshop, Dr. rer. medic. Gertrud M. Ayerle Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
2 Bewertung der Relevanz der Gütekriterien qualitativer oder interpretativ-hermeneutischer Forschung Klassische Gütekriterien Validität Reliabilität Objektivität Fragestellung: Inwiefern besitzen diese Gütekriterien Gültigkeit für qualitative Forschungsmethoden, insbesondere interpretativ-hermeneutische Methoden bzw. rekonstruktive Verfahren, und können zur Beurteilung von Studien herangezogen werden?
3 Objektivität Intersubjektive Überprüfbarkeit Team Memos Protokolle etc. Standort der Forscherin Person, Vita eigene Erfahrungen eigener Blickwinkel Vorwissen etc.
4 Kriterien zur Begutachtung/Bewertung von qualitativer Forschung (Hannes, 2011) Grundlegendes Kriterium Begriffe der qualitativen Forschung Begriffe der quantitativen Forschung Wahr-Sein (in den Daten fundiert) Glaubwürdigkeit Interne Validität Konsistenz (vs. Beliebigkeit) Verlässlichkeit Reliabilität Neutralität (vs. Subjektivität) Nachvollziehbarkeit Objektivität Anwendbarkeit (d.h. Nützlichkeit, Generalisierbarkeit) Übertragbarkeit Externe Validität Guba and Lincoln (1981) Guba and Lincoln (1989)
5 Gültigkeit (Validität) Beispiel: Subjektiv erlebte Konfliktsituationen in der Hebammenbetreuung Primary and secondary validity criteria (Whittemore, Chase und Mandle, 2001) Primärkriterien Glaubwürdigkeit Authentizität eine kritische Einstellung Integrität - d.h. - d.h. - d.h. - d.h. Sekundärkriterien Eindeutigkeit Reichhaltigkeit Kreativität Gründlichkeit Kongruenz Sensibilität Wie wird dies erreicht???
6 Zuverlässigkeit (Reliabilität) Beispiel: Subjektiv erlebte Konfliktsituationen in der Hebammenbetreuung Vergleichbarkeit des Materials Logische Schlussfolgerungen Nachvollziehbarkeit Replizierbarkeit von Ergebnissen Wie wird dies erreicht???
7 Validität & Reliabilität "Repräsentativität" (quant. Daten) Generalisierbarkeit andere Konzeption: Repräsentanz (Loos & Schäffer 2001) Qualitative Repräsentation (Kruse 2010) Konzeptuelle Repräsentativität (Strübing 2004) enger methodischer Zusammenhang mit: - gewählte Methodologie - Fragestellung und Forschungsziel - Auswahl der Teilnehmer/ innen - Systematik der Datenerhebung - Datenanalyse
8 Validität & Reliabilität Generalisierbarkeit enger methodischer Zusammenhang mit: - gewählte Methodologie - Fragestellung und Forschungsziel - Auswahl der Teilnehmer/ innen - Systematik der Datenerhebung - Datenanalyse Grounded Theory Entwicklung einer Theorie Phänomenologie Beschreibung des Wesens eines Phänomens und seiner Variationen in unterschiedlichen Kontexten Ethnografie Kulturausprägungen, Werte, Normen, "habituelles Handeln"... Dokumentarische Methode der "latente Sinn", Strukturen, Typen implizites, handlungspraktisches Wissen (einerseits) und begrifflich explizites, kommunikatives Wissen (andererseits)
9 Qualitative Forschung: Wie zeichnet sich ihre Qualität aus? Welche Qualitätskriterien sind sinnvoll? Validität, Reliabilität und Objektivität? Wie erfassbar?
10 Qualitätskriterien
11 Thesen Ein vorab geplantes Vorgehen... Eine gute Kenntnis des Forschungsfeldes... Ein literaturgestützter Leitfaden... Eine fortwährende Dokumentation des Vorgehens und der getroffenen Entscheidungen... Das Abfassen von Memos... Eine Kombination von verschiedenen Erhebungsmethoden im Sinne einer Triangulation... Die Überprüfung der Daten durch Dritte oder die Teilnehmer/innen... Die Analyse der Daten im Team... Systematisches Vorgehen sind keine Garantie für eine qualitativ hochwertige Studie! Morse (1999)
12 Gruppenarbeit: Auf welche Weise sollten die Gütekriterien Berücksichtigung finden? Methodologie Rekonstruktive Verfahren: Grounded Theory, Phänomenologie, Ethnografie, Dokumentarische Methode... Verfahren Analyseverfahren Inhaltsanalytische Erkenntnisgegenstand Erhebungsverfahren Generalisierungsabsicht
13 Ziel von Überprüfungsstrategien zur Sicherstellung und zum Nachweis von Validität und Reliabilität (Morse et al. 2002) notwendige und angemessene Korrektur in der Datenerhebung im Analyseprozess und der Entwicklung der gesamten Studie der Forscherin klären zu helfen : an welchen Punkten der Forschungsprozess weitergeführt, beendet oder verändert werden soll um Reliabilität und Validität zu erreichen um wissenschaftlich konsequentes Vorgehen sicherzustellen ("rigor") die Validität und Reliabilität der inhaltlichen Ergebnisse und der gesamten Arbeit sicherzustellen
14 Ziel von Überprüfungsstrategien zur Sicherstellung und zum Nachweis von Validität und Reliabilität (verification strategies; Morse et al. 2002) systematisches und wiederkehrend zyklisches Überprüfen und Beleuchten des Fokus der Studie, der Passung der Daten und der konzeptuellen Analyse und Interpretation theoretische! Sättigung (saturation) 1. Aufgeschlossenheit, Offenheit, Anpassungsfähigkeit (investigator responsiveness) 2. innere methodologische Kohärenz (methodological coherence) 3. theoretisch geleitete Auswahl der Teilnehmer/innen und ausreichende Datenerhebung (theoretical sampling and sampling adequacy) 4. aktive analytische Haltung (active analytic stance)
15 1. Aufgeschlossenheit, Offenheit, Anpassungsfähigkeit der Forscherin (verification strategies; Morse et al. 2002) kontinuierliche/parallele Analyse führt zu einer dynamischen hypothetischen Lesart der Daten und zu neuen, weiterführende Fragen, die ein theoretisch geleitetes Sampling zur Folge haben ständiges Überprüfen der entwickelten vorläufigen Konzepte und vorläufigen Zusammenhänge mit dem Mut, Vermutungen, die nicht durch die Gesamtheit der Daten unterstützt werden, wieder fallen zu lassen... mit der Feinfühligkeit, Kreativität und dem Tiefblick, um Neues zu entdecken Mangel an "responsiveness": Festhalten an Regeln/Vorgaben, statt auf die Daten zu "hören" Mangel an Fähigkeit zu abstrahieren, Daten zusammenzuführen jenseits der Technik des Kodierens Festhalten an vorab formulierten Annahen oder dem theoretischen Rahmen
16 2. Innere methodologische Kohärenz (verification strategies; Morse et al. 2002) meint die Kongruenz zwischen dem Ziel der Forschung, der Forschungsfrage und der Methodologie (interpretative, rekonstruktive Paradigmen und Verfahren) die Kongruenz zwischen der Forschungsfrage und den Komponenten der Forschungsmethode die Passung von Forschungsmethode, Daten und der Analysestrategien (Morse et al. 2002)
17 3. "Angemessene" Datenerhebung (verification strategies; Morse et al. 2002) theoretisch geleitete Auswahl der Teilnehmer/innen: haben oder verkörpern auf die beste Weise das Wissen/Verhalten/"implizites Wissen"/Strukturen/Merkmale..., die von Interesse sind bestmöglicher Nutzen der Daten (wenig irrelevante Daten) theoretische Sättigung Konzepte, Theorie, Typen, Struktur... sind vollumfänglich verständlich, nachvollziehbar, erhellt ähnliche Teile der Konzepte, der Theorie... tauchen wiederholt auf (keine neuen Erkenntnisse) aber nur, wenn alle Aspekte des Beobachtungsgegenstandes/ Phänomens (Voraussetzungen, Einflüsse, Merkmale, Konsequenzen, Zusammenhänge, Bedingungen, Motive...) ergründet sind auch Auswahl von Fällen, die den (interessierenden) Beobachtungsgegenstand/ das Phänomen abgrenzen zu solchen, die nicht von Interesse sind Begrenzung des Studienumfangs: Untersuchung einer einzelnen Komponente eines Untersuchungsgegenstandes, um Zeit für die "Sättigung" zu haben
18 4. Aktive analytische Haltung (verification strategies; Morse et al. 2002) gegenseitige Interaktion zwischen den theoretischen Inhalten, die bekannt oder bereits analysiert sind und dem Beobachtungsgegenstand, der zu ergründen ist (Forschungsziel) ständiges Abgleichen zwischen Daten, Datenerhebung und Datenanalyse Wechsel zwischen der Makro- und Mikro-Perspektive Entwicklung von Vermutungen, Konzepten oder einer Theorie, die eine "Matrix" bilden, auf die hin weitere Erkenntnisse in der Analyse überprüft werden Gewonnene oder entwickelte Konzepte/Theorien müssen sein: umfassend und reichhaltig logisch und nachvollziehbar auf das Wesentliche reduziert stimmig, schlüssig, konsistent
19 Literatur Guba, E. G., & Lincoln, Y. S. (1981). Effective evaluation: Improving the usefulness of evaluation results through responsive and naturalistic approaches. San Francisco, CA: Jossey-Bass. Guba, E. G., & Lincoln, Y. S. (1989). Fourth generation evaluation. Newbury Park, CA: Sage. Kruse, J. (2010). Reader Einführung in die Qualitative Interviewforschung. Freiburg (Bezug über: Loos, P. & Schäffer, B. (2001). Das Gruppendiskussionsverfahren. Theoretische Grundlagen und empirische Anwendung. In Bohnsack, R., Lüders, C. & Reichertz, J., Qualitative Sozialforschung (Band 5) (S ). Opladen: Budrich. Morse, J. M. (1999). Myth #93: Reliability and validity are not relevant to qualitative inquiry. Qualitative Health Research, 9, 717. Morse, J.M., Barrett, M., Mayan, M., Olson, K. & Spiers, J. (2002). Verification Strategies for Establishing Reliability and Validity in Qualitative Research. International Journal of Qualitative Methods, 1(2), Strübing, J. (2004). Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung des Verfahrens der empirisch begründeten Theoriebildung. Wiesbaden: VS- Verlag. Whittemore, R., Chase, S. K., & Mandle, C. L. (2001). Validity in qualitative research. Qualitative Health Research, 11,
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