Kommission für den Alten Orient. Bericht Wi l hel m. Kommissionstätigkeit
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- Gisela Lichtenberg
- vor 8 Jahren
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1 Kommission für den Alten Orient Bericht Wi l hel m Kommissionstätigkeit Die Kommission trat am in einer Sitzung zusammen, in der der Vorsitzende über das Ergebnis der Durchführungsprüfung 2009 und den aktuellen Stand der Arbeiten berichtete. Die Kommission wählte einstimmig zwei Sachverständige, die früher Mitarbeiter des Projekts waren und inzwischen Professuren für Hethitologie innehaben: Herrn Prof. Dr. Jörg K l i nger, Institut für Altorientalistik, Freie Universität Berlin, Hüttenweg 7, Berlin, und Herrn Prof. Dr. Jared L. M i l ler, Institut für Assyriologie und Hethitologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Geschwister-Scholl-Platz, München. Publikationen In der Editionsreihe Keilschrifttexte aus Boghazköi sind 2010 zwei Bände erschienen: KBo 56 (G. Torri, Texte aus Stadtplanquadrat L/18, V. Teil) und KBo 59 (Th. van den Hout, Texte aus dem Bezirk des Großen Tempels, X). Der Band KBo 55 (H. Otten / Ch. Rüster / G. Wilhelm, Texte aus dem Bezirk des Großen Tempels, VII), der wegen des Ausscheidens von Frau Ch. Rüster aus dem Dienst der Akademie nicht, wie ursprünglich vorgesehen, 2009 fertiggestellt werden konnte, hat sich weiter verzögert, da neue Textanschlüsse an den Originalen in Ankara überprüft und gezeichnet werden mussten und sich dadurch auch die Reihenfolge der Texte in der Edition veränderte. Auch der für 2010 vorgesehene Band KBo 61 (D. Schwemer, Texte aus dem Bezirk des Großen Tempels, XII) wird erst 2011 erscheinen können. In der Reihe Studien zu den Boğ azköy-texten erschienen 2010 die Bände StBoT 51 (Pax Hethitica. Studies on the Hittites and their Neighbours in Honour of Itamar Singer. Herausgegeben von Cohen, Yoram / Gilan, Amir / Miller, Jared L. XIV, 439 Seiten) und StBoT 52 (Investigationes Anatolicae. Gedenkschrift für Erich Neu, Herausgegeben von Klinger, Jörg / Rieken, Elisabeth / Rüster, Christel, XIII, 357 Seiten). Projektarbeit Dr. F. Fuscag n i arbeitete weiter an der digitalen Edition der Staatsverträge der Hethiter. Dr. G. St iva la übernahm die Edition der historischen Texte, und zwar zunächst das umfangreiche Corpus der Texte H attušilis III.
2 Dr. S. Košak ergänzte weiterhin die Konkordanz und die lexikalischen Sammlungen und erstellte weitere Joinskizzen, die unter dem Hethitologie Portal Mainz ( publiziert wurden. PD Dr. G.G.W. Mü l ler betreute weiterhin das Portal und koordinierte die Arbeiten der Kooperationspartner. Zu letzteren gehört Frau Prof. Dr. E. R ieken, Marburg, gleichzeitig Sachverständige der Kommission, die mit DFG-Mitteln seit 2006 die mythologischen Texte der Hethiter nach den Editionsprinzipien des Portals neu ediert und 2010 im Portal veröffentlicht hat. Ein weiteres Kooperationsprojekt betrifft die Bibliographie; zusammen mit Dr. J. Součková, Prag, konnte Dr. Mü l ler Mittel (auf deutscher Seite von der DFG) einwerben, mit denen die Systematik zu Hethitischen Bibliographie stark ausgebaut werden konnte. Vom hielt Dr. Mü l ler sich zu einem Arbeitstreffen in Prag auf, ein Gegenbesuch von Dr. Součková fand vom statt. Dr. Mü l ler leitete eine Kooperation mit dem Exzellenzcluster Topoi in Berlin ein, das unter Leitung von Prof. Dr. J. K l i nger an einem Georeferenzsystem zur hethitischen Geographie arbeitet. Ziel war die Aktualisierung und Digitalisierung der Mainzer Belegsammlung zu den hethitischen Toponymen sowie die Schaffung einer Referenz für den Hethitischen Thesaurus. Aus Mitteln des Berliner Kooperationspartners konnte seit April 2010 ein fachkundiger studentischer Mitarbeiter (A. K r yczeń) beschäftigt werden, der zunächst unter Anleitung mit Hilfe einer im Rahmen des Projekts dafür erstellten Software zur Steigerung der Effizienz und Kontrolle die einschlägigen handschriftlichen Karteikarten der Akademie-Arbeitsstelle digitalisierte und mit einschlägigen Veröffentlichungen zu den hethitischen Ortsnamen abglich. Auf eigenen Wunsch hielt sich Herr K r yczeń auch nach Auslaufen seines Vertrags in der Arbeitsstelle auf, um die Einträge an den Textpublikationen abzugleichen und dabei auch Daten für seine Dissertation zu sammeln; das Projekt trug demnach auch in diesem Falle wieder zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei. Die Daten werden nun für die Datenbank aufbereitet und im Frühjahr 2011 online gestellt werden können. Nachdem 2009 auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Akademie die Sammlung von Photos hethitischer Texte im Vorderasiatischen Museum, Berlin, eingescannt worden war, wurde 2010 unter Aufsicht von Dr. Mü l ler die Bildbearbeitung fortgesetzt und weitestgehend zum Abschluss gebracht. Dr. Mü l ler stellte ferner einen Kontakt mit dem Durham University Museum her, das eine Anzahl von hethitischen Texten beherbergt, von denen bisher keine Photos existierten. Der Kurator des Museums, Mr. Craig Ba rclay, zeigt sich für eine Kooperation sehr aufgeschlossen und stellte dem Projekt unentgeltlich Aufnahmen der Tafeln zur Verfügung; sie werden in Kürze auf einer eigenen Internetseite im Rahmen des Portals vorgestellt und in das Photoarchiv des Portals integriert. Bei der Bearbeitung und Auswertung von 3D-Scans hat Dr. Mü l ler schon vor einigen Jahren eine Kooperation mit der TU Dortmund, Lehrstuhl für Informatik VII, begründet. Hieraus sind Themen für Diplom- und nunmehr auch BA-Arbeiten sowie studentische Arbeitsgruppen generiert worden. Bisher ging es dabei um Stu- 2
3 dien zur Rekonstruktion ( Registrierung ) von 3D-Modellen, Möglichkeiten der Distribution über das WWW sowie die automatische Erkennung von Elementen auf den Tontafeln, namentlich Kanten (der Schreibeindrücke) und Eindrücken. Diplomarbeiten ließen bisher wegen des höheren inhaltlichen Anspruchs oft die geeignete Schnittstelle für den Benutzer vermissen, im Rahmen von BA-Arbeiten kann nunmehr auf diesen Aspekt besser eingegangen werden. Neben einer Arbeit zur Erkennung von Keilen wurden zwei Arbeiten zur Einbindung bisher entwickelter Algorithmen in eine graphische Umgebung aufgenommen. Am fand in Dortmund ein Arbeitstreffen statt. Der Berichterstatter hielt sich vom in der Türkei auf, wo er im Anadolu Medeniyetleri Müzesi (Museum der Anatolischen Kulturen), Ankara, die Erfassung unnummerierter Fragmente aus den Grabungen der 60er Jahre vor den Ostmagazinen des Großen Tempels fortsetzte und zum Abschluss brachte. Insgesamt sind damit 1891 Fragmente erfasst. Da dieses Material ca. 6 KBo-Bände des üblichen Umfangs ergibt, wofür jedoch im Rahmen der Projektlaufzeit keine Kapazitäten zur Verfügung stehen, wurden wieder überwiegend externe Mitarbeiter gewonnen, die zum Teil bereits ihre Arbeit aufgenommen haben. In Boğ azköy autographierte der Berichterstatter am 03. und drei während der laufenden Grabungskampagne entdeckte Tafelfragmente. Projektbezogene Vorträge und Tagungen Am hielt der Berichterstatter im Rahmen eines von dem Spezialforschungsbereich SCIEM 2000 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veranstalteten Workshop Mesopotamian Chronology einen Vortrag zum Thema The Reign of Haremhab and Hittite Chronology. Am hielt er auf Einladung der British Academy in London die Gurney Memorial Lecture über das Thema Suppiluliuma in Syria. Am 14. und nahm er in Turin an einem Symposion zum Thema Near Eastern Capital Cities in the II and I Millennia B.C. Archaeological and textual evidence teil und hielt einen Vortrag mit dem Titel Combining Textual and Archaeological Evidence of Urban Structures. The Case Hattuša. Am hielt er auf Einladung der Casino-Gesellschaft in Leverkusen einen Vortrag mit dem Titel Nach Boghazköi! Die Erforschung der Hethiter und die moderne Türkei. Vom nahm er zusammen mit Dr. Mü l ler an dem von der Akademienunion veranstalteten Workshop Elektronisches Publizieren in der AWK NRW in Düsseldorf teil und sprach über Das Akademievorhaben Hethitische Forschungen: Das Hethitologie Portal. Am hielt er auf Einladung des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Istanbul, die Winckelmann-Vorlesung mit dem Thema Seit wann schrieben die Hethiter hethitisch? Zur aktuellen Diskussion um die Anfänge der hethitischen Schriftkultur. 3
4 Dr. Mü l ler nahm am in Bonn an einem Round-Table-Gespräch zum Thema Historische Textkorpora des Deutschen: Digitalisierung und Annotierung teil, zu dem die DFG eingeladen hatte. Die Teilnahme eines Vertreters des Projekt Hethitische Forschungen war auf Grund der in der Projektarbeit gewonnenen Erfahrung bei der Auszeichnung antiker indogermanischer Sprachen (Hethitisch, Luwisch) und besonders wegen der Forschungsplattform Hethitologie Portal gewünscht worden. Neben der Erkenntnis der Veranstalter, dass eine vergleichbare Plattform für die Germanistik dringend erforderlich sei, wurden Art und Tiefe der Auszeichnung von Texten intensiv und z.t. kontrovers diskutiert. Am nahm Dr. Mü l ler in Berlin an einem gleichfalls von der DFG organisierten Expertengespräch zum Thema Infrastruktur-Textzeugnisse als Teil der strategischen DFG-Initiative zu Infrastrukturen in den Altertumswissenschaften teil. Hierbei geht es um die Erarbeitung von fachlichen Empfehlungen zu Datenstandards und Datenmanagementkonzepten in der altertumswissenschaftlichen Forschung. Es wurde ein Konsens erzielt, dass man sich wegen der sehr unterschiedlichen Anforderungen an Daten bei der Auszeichnung auf einige minimale Standards zur Beschreibung des Dokuments und darüber hinaus die jeweils projektspezifischen Auszeichnungen und Annotationen beschränken sollte, da bei weitergehender Auszeichnung erfahrungsgemäß der Aufwand unverhältnismäßig zum Ertrag ist. Die Diskussion war insbesondere wegen der großen Diversität der Fragestellungen in den Altertumswissenschaften und des Sachverstands des Organisators anregend und ergiebig. Am nahm Dr. Mü l ler auf Vorschlag der DFG zusammen mit Hrn. Gärtner in der Universität Hamburg als Gutachter an einer Begehung des Projekts TEU- CHOS teil, das eine Forschungsplattform für die Erschließung und Bearbeitung von Handschriften antiker griechischer Texte erarbeitet und Faksimiles der Texte bietet sowie Textvarianten darstellen möchte, wie dies bereits im Projekt Hethitische Forschungen geschieht. Auf einem vom Senckenberg-Museum in Frankfurt und der Firma Breuckmann, Meersburg, veranstalteten Anwendertreffen in Frankfurt am 28./29. November 2010 stellte Dr. Mü l ler seine bisher mit der 3D-Scantechnologie gewonnenen Erfahrungen vor. Es ergab sich ein interessanter Erfahrungsaustausch, insbesondere hinsichtlich der Auswertung von Mustererkennung und der automatischen Rekonstruktion; hier könnten sich bei einigen Aufgaben für das Projekt interessante Kooperationen ergeben. Am 02. und fand in der Akademie ein Workshop zum Thema Liturgie oder Literatur? Die hethitischen Festrituale statt, welches Dr. Mü l ler vorbereitet hatte und an dem einschlägig qualifizierte Wissenschaftler aus Deutschland, England, Frankreich und Italien teilnahmen. 4
5 Wissenschaftliche Dienstleistungen Bei einer Vortragsreise nach Istanbul im Frühjahr 2008 hatte der Berichterstatter eine neue Initiative zur Edition der Boğ azköy-texte aus den Grabungen angeregt, welche bis 1987 im Vorderasiatischen Museum Berlin lagen, dann an die Türkei zurückgegeben wurden, dort aber unpubliziert blieben. Nachdem die Generaldirektion der Antikenverwaltung der Türkischen Republik den organisatorischen Rahmen dieses Editionsvorhabens abgesteckt hatte, schlug der Berichterstatter vor, die im Akademieprojekt Hethitische Forschungen entwickelte digitale Autographiermethode den mit der Editionsaufgabe betrauten türkischen Hethitolog(inn)en vorzustellen. Zu diesem Zweck hielt sich Dr. Fuscag n i vom auf Einladung des Direktors des Museums der Anatolischen Kulturen, Herrn Melih A r slan, zu einer entsprechenden Präsentation in Ankara auf, die auf großes Interesse stieß. Im Berichtszeitraum wurde die Arbeitsstelle wieder von mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Konsultation der Zettel- und Photosammlungen besucht: M. Cajn ko, Ljubljana ( ), Dr. G. Frantz- Szabó, München, Reallexikon der Assyriologie ( ), Dr. Meltem A lpa r slan, Dr. Metin A lpa r slan, Istanbul ( ), Dr. G. Tor r i, Florenz ( ), Prof. Dr. E. R ieken, Marburg ( und ), Prof. Dr. J.L. M i l ler, München ( ), S. Lamante, Berlin ( ), Dr. F. Giusf red i, München, Reallexikon der Assyriologie ( ). 5
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