16 HINTERGRUND Natur und Umwelt

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2 16 HINTERGRUND Natur und Umwelt oben. Letzte Zweifel über den vulkanischen Ursprung der Kanaren beseitigte 1999 eine Expedition mit dem Forschungsschiff»Meteor«. Die Wissenschaftler bargen während mehrerer Wochen unzählige Gesteinsproben aus bis zu 2500 m Wassertiefe. Das Ergebnis: Alle Gesteine waren vulkanischen Ursprungs. Die Kanarischen Inseln haben sich also tatsächlich in zahlreichen Eruptionen und in mehreren Entstehungsphasen vom Meeresboden her aufgebaut. Die Landmasse oberhalb der Wasserfläche ist nur das»i-tüpfelchen«dieser Eruptionen. Fuerteventura tauchte vor ca Mio. Jahren aus dem Meeresspiegel auf, Teneriffa und La Gomera vermutlich vor 8 12 Mio. Jahren, La Palma und El Hierro erst vor 2 3 Mio. Jahren. Vulkanismus Bis in jüngste Zeit kam es auf den Kanaren zu Vulkan ausbrüchen. Die letzten waren 1949 und 1971 auf La Palma und 2011 vor der Küste von El Hierro und 1824 wurden große Teile Lanzarotes bei Vulkanausbrüchen verwüstet. Gran Canaria und Fuerteventura blieben in historischer Zeit von Eruptionen verschont; auf Gran Canaria soll der letzte Vulkanausbruch vor ca Jahren erfolgt sein, auf Fuerteventura wohl vor Jahren. Dennoch ist auch diese Insel vom Vulkanismus geprägt. Mäßig hohe Vulkankegel bestimmen das Landschaftsbild, manche Gebiete bedecken dunkle Lavaströme. Die Spanier bezeichnen sie als»mal país«(schlechtes Land), weil eine landwirtschaftliche Nutzung hier nicht möglich ist.

3 Natur und Umwelt HINTERGRUND 17 Fuerteventura bildet gemeinsam mit der nördlich anschließenden Nachbarinsel Lanzarote eine geografische Einheit. Im Altertum erhielten beide den Namen»Purpurarien«(hier wuchs die Orchillaflechte, die man in der Antike zur Herstellung von Purpurfarben verwendete). In der nur ca. 30 m tiefen Meerenge zwischen Fuerteventura und Lanzarote liegt das 6 km² große Eiland Lobos. Die geringste Entfernung zwischen Fuerteventura und Lobos beträgt 2000 m. Fuerteventura erstreckt sich von Südwesten nach Nordosten über ca. 110 km, die größte Breite beträgt etwa 30 km. Das Zentrum der lang gestreckten Insel bildet ein durchschnittlich 300 m hohes Plateau, es wird zur Ost- und Westküste hin von kleineren Gebirgszügen begrenzt. Nach Westen hin erreicht das Bergland um Betancuria eine Höhe von 724 m ü. d. M., während es im Osten im Rosa del Taro bis 593 m ü. d. M. ansteigt. Dieser als Maxorata (oder Majorata) bezeichnete Hauptteil von Fuerteventura ist im Süden durch eine 5 km breite Landenge, den Istmo de la Pared, mit der etwa 30 km langen Halbinsel Jandía verbunden. Auf ihr liegt die höchste Erhebung der Insel, der Pico de la Zarza oder Jandía (807 m ü. d. M.). Die Halbinsel Jandía soll möglicherweise Teil eines riesigen Kraters sein, dessen nördlicher Kraterrand im Meer versunken ist. Der erste Eindruck, den man von Fuerteventura bekommt, bestätigt sich bei Fahrten durch das Landesinnere. Die hügelige Landschaft macht einen kahlen, geradezu wüstenhaften Eindruck, wirkt durch die diversen Rotund Brauntöne von Erde und Gestein dennnoch auf viele Besucher anziehend. Die meisten Feriengäste kommen jedoch wegen der weitläufigen Sandstrände nach Fuerteventura. Es sind die schönsten des gesamten Archipels, wenn nicht ganz Europas. Von der insgesamt 325 km langen Küstenlinie entfallen 55 km auf feine Sandstrände (20 km sind Kiesstrände, der Rest wenig attraktive Felsstrände). Kilometerlange, weiße Sandstrände erstrecken sich im Norden und Süden der Insel, während der Mittelteil hauptsächlich kleinere, schwarze Sandstrände aufweist. Für die Strände und Dünen von Fuerteventura werden vielfach Staubstürme aus der Sahara verantwortlich gemacht. Da die Sande jedoch fast ausschließlich aus Karbonaten (und nicht aus Quarzen) bestehen, müssen sie im Flachwasserbereich der Insel selbst entstanden sein. Landesnatur Pflanzen und Tiere Fuerteventura ist eine karge Insel. Kaum ein Baum, kaum ein Strauch bieten dem Auge Abwechslung. Die spärlichen Niederschläge ermöglichen nur extrem trockenheitsliebenden bzw. gut an die Trockenheit angepassten Pflanzen das Überleben. Lediglich in Jahren Eine karge Insel

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6 20 HINTERGRUND Natur und Umwelt WISSEN Seltene Pflanzen mit ergiebigeren Winterregenfällen verwandelt sich das Land im Februar/März für kurze Zeit in einen Blü- Viele der endemisch auf den Kanaren vorkommenden Pflanzen tenteppich. sind heute selten geworden bzw. Das war nicht immer so. Besucher vom Aussterben bedroht. Man vergangener Jahrhunderte berichteten von Wäldern, auf alten Gemäl- sollte dies auch bei Jeepfahrten quer über die Insel bedenken. Auf den sieht man grüne Täler und die dem ausgedörrten, dann verdichteten Boden dauert es Jahrzehn- mussten sich durch einen grünen Eroberer Béthencourt und de la Salle te, bis sich wieder eine Pflanzenwelt ansiedeln kann. fen. Noch vor 400 oder 500 Jahren Dschungel ins Inselinnere vorkämp- ähnelte die Vegetation der auf den westlichen Kanaren. Erst rücksichtsloser Raubbau und intensive Ziegenhaltung machten Fuerteventura zu einer Wüsteninsel. Hoher Anteil endemischer Pflanzen Kanarische Dattelpalme Insgesamt umfasst die kanarische Flora ca Arten. Ein Großteil davon wurde als Nutz- oder Zierpflanzen eingeführt. Es wird geschätzt, dass ca Arten bereits in prähistorischer Zeit auf den Inseln wuchsen. Auffallend ist der mit ca. 30 Prozent hohe Anteil endemischer, also nur hier vorkommender Pflanzenarten. Man fand im Mittelmeerraum, im Alpengebiet und in Südrussland zahlreiche Fossilien (Früchte und Blätter), die beweisen, dass Pflanzen, die heute nur auf den Kanaren wachsen, einst auch in diesen Gegenden verbreitet waren. Die Klimakatastrophen des ausgehenden Tertiärs (Beginn der Eiszeit, Austrocknung der Sahara) verdrängten die subtropische Flora aus ihrem Lebensraum. Die isolierte Lage der Kanarischen Inseln und das milde Klima ließen sie hier jedoch überleben. Von den 670 auf Fuerteventura vorkommenden Pflanzenarten sind 15 nur auf dieser Insel beheimatet (Lokalendemiten), 32 weitere Arten sind nur auf Fuerteventura und Lanzarote anzutreffen. Ca. 40 Arten gelten als sogenannte Kanarenendemiten. Die weitere Vegetation zeigt vorwiegend nordafrikanische Elemente. Die dem Wind besonders ausgesetzten Flächen und Berghänge sind nahezu vegetationslos. Bewachsen sind vor allem die Hügel östlich von La Oliva, die Gegend um Betancuria und Vega de Río de las Palmas, Tiscamanita und Gran Tarajal. Das reichste Pflanzenleben findet man in den höchsten Bergregionen der Jandía-Halbinsel. In Felsspalten wachsen Farne und viele Blütenpflanzen. Sie können hier überleben, da in diesen Höhen keine Ziegen weiden. Zu den wenigen einheimischen Baumarten gehört die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis), die sich von den Kanarischen Inseln über den gesamten Mittelmeerraum verbreitet hat. Eng verwandt ist sie mit der nordafrikanisch-arabischen Dattelpalme