Dieser Text enthält so viele wichtige Gedanken, dass ich ihn Vers für Vers auslegen möchte:

Transkript

1 Denn Gottes Mitarbeiter sind wir; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. (10) Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. (11) Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (12) Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, (13) so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen. (14) Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; (15) wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer. Dieser Text enthält so viele wichtige Gedanken, dass ich ihn Vers für Vers auslegen möchte: Denn Gottes Mitarbeiter sind wir; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. Mitarbeiter Gottes. Hier kommen wir uns vor, als seien wir alle Angestellte einer großen Firma. So wie die Deutsche Bank von ihren Mitarbeitern spricht, so spricht Gott von uns. Mitarbeiter haben Rechte und Aufgaben. Sie sind zur Loyalität gegenüber ihrer Firma verpflichtet, und man erwartet von ihnen, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten in den Betrieb einbringen und dass sie ihre Arbeit ordentlich machen. Mitarbeiter haben aber auch Rechte gegenüber ihrer Firma. Sie dürfen sich im Betriebsrat und in der Gewerkschaft organisieren und können Forderungen an ihren Arbeitgeber stellen. Im Nächsten Vers erfahren wir Näheres über die wechselseitigen Pflichten und Rechte der Mitarbeiter und über die Rolle Gottes, in der Firma: (10) Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Gott hat den Grund gelegt, Karl Marx würde sagen er hat die Produktionsmittel zur Verfügung gestellt und die Mitarbeiter Gottes haben nun die Aufgabe mit diesen Produktionsmitteln tatsächlich etwas zu produzieren.

2 Der Landwirt bewirtschaftet das Land, damit es Frucht bringt, Den Weizen, die Äpfel, die Kartoffeln oder was auch immer. Die Arbeiter in der Automobilindustrie produzieren Fahrzeuge, mit denen wir uns fortbewegen können. Nun erfahren wir mehr über diesen Grund, den Gott gelegt hat, den wir nur noch bebauen sollen: (11) Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Das ist einer der schönsten Verse der Bibel überhaupt. Für uns Christen ist Christus der Grund, wie der Name schon sagt. In Christus hat Gott sich offenbart, in ihm können wir Gott erkennen, er ist der sichere Grund, auf dem wir aufbauen können. Was heißt das?: Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, (13) so wird das Werk eines jeden offenbar werden... Was auch immer unsere Aufgabe sein mag, ob wir Kinder groß ziehen, eine Familie versorgen, für das Leben lernen in der Schule, ob wir in der Landwirtschaft arbeiten oder in einer Bank oder einem Industriebetrieb, das Werk eines jeden wird offenbar werden. Was heißt das? Jesus hat einmal gesagt: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Vielleicht habe Sie schon einmal von Montagsautos gehört. Montagsautos, so sagt man weisen häufiger Mängel auf, als andere Fahrzeuge. Die Arbeiter am Fließband haben am Wochenende vielleicht zu viel gefeiert und sind noch nicht so richtig ausgeschlafen. Die Autos, die an diesem Tag produziert werden, haben eher mal einen Fehler. Wie gut ihr gelernt habt und wie intensiv ihr euch auf eine Klassenarbeit vorbereitet habt, erkennt ihr an dem Ergebnis, an der Frucht, die dabei herauskommt. Dann seht ihr es schwarz auf weiß, wie viele Punkte ihr gemacht habt und wie viele Punkte euch noch fehlen.

3 Deshalb sagt man auch, wir haben einen Test geschrieben. Auch der Landwirt macht ständig solche Tests. Er prüft den Zuckergehalt einer Pflanze oder deren Schädlingsbefall. Je nachdem, wie der Test ausfällt ergreift er unterschiedliche Maßnahmen. Auch in unserem Text lesen wir von einem solchen Test: denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen. Hier wird von einem Feuertest gesprochen. Am vergangenen Dienstag hatte uns Dekan Volkhardt Gut uns Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Dekanat zu einer Pilgerwanderung auf dem Lutherweg eingeladen. Unser Weg führte uns von Niedermörlen über Ostheim nach Rockenberg und auf die Münzenburg. In Ostheim besuchten wir die alte Komturkirche des Johanniterordens aus dem 12. Jahrhundert. Diese Kirche hat eine Besonderheit. Sie ist zweigeschossig. Unten ist Kirche und über der Kirche befindet sich in einem zweiten Stockwerk ein großer Saal. Die Johanniter gehörten wie die Malteser zu den Ritterorden, die als erste sich um das Wohl kranker und im Krieg verletzter Menschen gekümmert haben. Deshalb bauten sie über ihre Kirche ein Krankenhaus, einen großen Krankensaal. Dieser Saal wird heute noch für Treffen des Ordens benutzt. Vor Kurzem wurde er jedoch einer Prüfung unterzogen einer Feuerprüfung. Da es zu diesem Saal nur einen Aufgang gibt und die Kirche selbst nicht durch eine Feuerleiter verunstaltet werden sollte, mussten besonders harte feuerpolizeiliche Auflagen erfüllt werden, damit dieser Saal überhaupt weiter benutzt werden durfte. Der Orden musste allein über Euro aufwenden, um diese Auflagen zu erfüllen. Es gibt kaum eine härtere Prüfung für ein Gebäude, als die Prüfung durch die Feuerpolizeibehörde.

4 Nur wer diese Prüfung besteht, erhält eine Betriebsgenehmigung. Das Feuer zeigt, wie sicher ein Gebäude konstruiert ist und welche schwächen es hat. so heißt es denn auch im Text: (14) Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; Nur wer diese Prüfung besteht, der erhält eine Genehmigung. Ist das nicht ein finsteres Gottesbild? hat nicht Luther immer von der Gnade Gottes gesprochen. Das, was wir da lesen und hören, das hört sich ja an, wie das Fegefeuer. Ist das nicht eine Vorstellung, die wir längst hinter uns gelassen haben, eine Lehre aus dem Mittelalter, mit der man den Menschen Angst machen wollte? Auch zu dieser Frage sagt unser Text etwas aus: wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer. Möglicher Weise bezieht sich die Katholische Kirche in ihrer Lehre vom Fegefeuer genau auf diese Stelle. Betrachten wir die Sache von Hinten her, wie das auch in der Bibel oft geschieht. er selbst aber wird gerettet werden, Das Feuer verzehrt den Menschen nicht, sondern er wird durch das Feuer hindurch gerettet werden. Vergleichen sie das mal mit ihren Lebenserfahrungen und sie werden feststellen, dass es stimmt. Denken sie an die gemeinsame Zeit mit ihrem Ehepartner, mit der Familie, den Kindern. Dann heißt es im Rückblick, wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen wir haben gemeinsam so manche Feuerprobe bestanden, und wir sind dankbar dafür, dass wir diese Erfahrungen machen durften. Auch in der Bibel ist immer wieder davon die Rede, dass Gott gerade die Menschen, die ihm besonders am Herzen lagen auch einer besonders harten Prüfung unterzogen hat.

5 Oft sind es die Lebenskrisen, die eine alles entscheide Wende in unserem Leben angestoßen haben. Und dann heißt es im Rückblick: In dieser harten Zeit ist mir auf einmal klar geworden, das ich gehalten bin, dass ich nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hand und genau das hat mir neue Kraft gegeben. Ich konnte mein Leben wieder in die Hand nehmen und wurde wieder zum Herrn im eigenen Haus. Ohne diese Krise hätte ich niemals erfahren, wie wichtig Gott für mich ist und ich hätte den Halt nicht, der mir täglich neuen Mut und neue Kraft gibt. Wir sind Mitarbeiter Gottes. Im Vertrauen auf ihn können wir unsere Arbeit tun und wir dürfen gewiss sein: Auch wenn uns manches misslingt und wir Gott und anderen Menschen immer wieder etwas schuldig bleiben, Seine Zusage bleibt: Trotz unserer Unzulänglichkeiten dürfen wir sicher sein: Wir werden errettet werden. Amen