Beantwortung der Anfrage
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1 Nr. 911 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (3. Session der 15. Gesetzgebungsperiode) Beantwortung der Anfrage der Abg. Fuchs und Mag. a Sieberth an Landesrat DI Dr. Schwaiger (Nr. 704 der Beilagen) betreffend die Lebensmittelproduktion und -versorgung in Salzburg Hohes Haus! Zur Beantwortung der Anfrage der Abg. Fuchs und Mag. a Sieberth betrffend die Lebensmittelproduktion und -versorgung in Salzburg vom 18. März 2015 erlaube ich mir, Folgendes zu berichten: Zu Frage 1: Wieviel landwirtschaftliche Grundfläche wird in Salzburg zur Erzeugung von Lebensmitteln bewirtschaftet? Im Bundesland Salzburg stehen gemäß Angaben des Statistischen Zentralamtes und laut Kataster ca ha. landwirtschaftliche Nutzflächen und Gärten für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung. Dazu kommen noch die extensiv als Weideflächen nutzbaren Almflächen hinzu, wobei diese Flächen laut Kataster rund ha. betragen, wovon wiederum ca ha. als Futterfläche genutzt werden. Auf Basis der Daten der Finanzbodenschätzung (vgl. dazu auch die Bodenfunktionsauswertung im SAGIS-online auf sind ca ha. als landwirtschaftlich nutzbare Flächen (ohne Almen) kartiert. 1
2 Darunter fallen rund ha. mit einer Bonität von >= 30 Grünlandpunkten (dabei handelt es sich um eine relative Maßzahl [1-100] der Wertigkeit der Böden im Hinblick auf ihre natürliche Bodenfruchtbarkeit), die als potentielle höherwertige landwirtschaftliche Nutzflächen einzustufen sind. Karte der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in Salzburg (Quelle: SAGIS-online) Zu Frage 2: Wäre diese Grundfläche theoretisch ausreichend, um den Eigenbedarf an Lebensmitteln zu decken? Auf Basis statistischer Daten benötigt eine Österreicherin bzw. ein Österreicher rund 3700 m² Boden (davon ca m² Acker und m² Grünland), um ausreichend mit Lebens- und Nahrungsmitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen (ohne Holz) versorgt zu werden. Bei einem Bevölkerungsstand von (zum 1. Jänner 2014) ergibt sich folgende Flächenversorgung pro Einwohner: 2
3 m²/einwohner Flächen mit hoher Bodenbonität Landwirtschaftliche Nutzfläche Landwirtschaftliche Nutzfläche inkl. Almfutterfläche Gesamtfläche Gesamtfläche Flächenversorgung Salzburg/Einwohner Landwirtschaftliche Nutzfläche inkl. Almfutterfläche Landwirtschaftliche Nutzfläche Flächen mit hoher Bodenbonität m²/einwohner Im Hinblick auf eine gesamtösterreichische Betrachtung liegt der Grad der Eigenversorgung in Österreich derzeit bei Getreide bei 94 %, bei Wein bei 84 %, bei Gemüse bei 60 % und bei Obst bei 49 %. Im tierischen Bereich liegt die heimische Versorgungsbilanz in den Hauptsektoren deutlich über 100 %. Der Selbstversorgungsgrad liegt für Rindfleisch bei 146 %, für Schweinefleisch bei 106 %, bei Konsummilch 155 %, bei Butter 80 % und bei Käse 112 %, bei Geflügelfleisch hingegen bei nur 75 %, bei Eiern bei knapp 90 %. Der hohe Versorgungsgrad im Bereich Rindfleisch und Milch ergibt sich aus folgendem Aspekt: Die Haltung von Wiederkäuern (Rind, Schaf, Ziege), die weitgehend in Berggebieten und benachteiligten Gebieten stattfindet, stellt die einzige Nutzungsmöglichkeit von Grünland dar. Erst durch diese Bewirtschaftung wird eine Grünlandregion zum Nahrungsmittel-produzenten. Auch wären Regionen mit überwiegender Grünlandwirtschaft ohne Wiederkäuer als Kulturlandschaft in der heutigen Form nicht aufrechtzuerhalten, was sowohl für die Artenvielfalt als auch für den Tourismus eine wichtige Rolle spielt. 3
4 Wenn es um den Versorgungsgrad an Lebensmitteln geht, sei an dieser Stelle auch auf einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln hingewiesen. Noch immer landen viel zu viele Lebensmittel im Müll, was oft vermeidbar wäre. Zu Frage 3: Wie wird sich der fortschreitende Flächenverlust Ihrer Einschätzung nach auf die Produktion von Milch und Fleischerzeugnissen in den nächsten Jahren auswirken? Salzburg hat nur einen sehr begrenzten Flächenanteil der sowohl für Landwirtschaft, Wohnen, Arbeit, Infrastruktur udgl. nutzbar ist. Auf diesen rund 20 % der Landesfläche stehen diese Bereiche in unmittelbarer Nutzungskonkurrenz zueinander. Umso wichtiger ist es, sorgsam mit der begrenzten Ressource Boden umzugehen, da ansonsten mittel- bis langfristig auch die Eigenversorgungsfähigkeit mit Lebensmitteln gefährdet ist. Klar ist, dass jeder Quadratmeter der verbaut wird, die landwirtschaftliche Produktion mindert und mitunter nur bedingt durch Produktionsfortschritte ausgeglichen werden kann. Zu Frage 4: Warum wird Ihrer Einschätzung nach die Produktion bei laufendem Flächenverlust gesteigert, anstatt auf mehr Qualität (beispielsweise Bio-Qualität) zu setzen? Grundsätzlich wird festgestellt, dass in Österreich auch in der konventionellen Landwirtschaft sehr hohe Produktions- und Qualitätsstandards gelten. Weiters weist Salzburg anteilig die meisten Biobäuerinnen und Bauern auf und ist somit in dieser Hinsicht Weltmeister. Keine andere Region hat einen höheren Anteil an ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Rund 50 % der landwirtschaftlichen Flächen werden biologisch bewirtschaftet. So wie in allen anderen Lebens- und Wirtschaftsbereichen gibt es auch in der Land- und Ernährungswirtschaft laufend Produktivitätsfortschritte und damit verbunden auch in der Biolandwirtschaft Produktionssteigerungen. Diese sind grundsätzlich positiv zu bewerten, solange diese Mehrerträge nachhaltig erwirtschaftet werden. Die Frage, ob ein Landwirt konventionell oder biologisch produziert, ist im Wesentlichen eine Frage der betriebswirtschaftlichen individuellen Beurteilung. Fakt ist, dass die biologische Erzeugung und Lebensweise höhere Kosten verursacht, die am Markt abgegolten werden müssen. Damit liegt es letztendlich auch bei den KonsumentInnen, ob sie bereit sind, höhere Produktionskosten über höhere Lebensmittelpreise abzugelten und damit zu einem weiteren Wachstum des Biobauernanteils in unserem Land beitragen. Zu Frage 5: Wie können Ihrer Einschätzung nach jene Betriebe, die an einer Überproduktion an Milch und Fleischerzeugnissen beteiligt sind, dazu motiviert werden, auf andere Lebensmittelgruppen umzustellen (beispielsweise Geflügel, Eier, Fisch, Gemüse)? 4
5 Die im Bundesland Salzburg vorherrschenden klimatischen und topografischen Produktionsbedingungen sind prädestiniert für Grünlandwirtschaft mit Rinderhaltung und Milchproduktion. Die Pflege der Kulturlandschaft kann nur mit einer entsprechenden Besatzdichte an raufutterverzehrenden Nutztieren sichergestellt werden. Dieser landschaftspflegerische Aspekt ist für das Tourismusland Salzburg von hoher Bedeutung. Es gibt für fast alle landwirtschaftlichen Produkte gewisse Gunstlagen, welche als Produktionsgebiete am besten geeignet sind. Regionale Überschüsse, die zweifelsfrei entstehen, werden am Markt ausgeglichen. So ist der grenznahe Bereich in Oberösterreich und Bayern etwa begünstigt, wenn es um die Produktion von Getreide geht, welches auch als Futtergrundlage für Geflügel und Schweine dient. Unabhängig davon wurden von der Landesregierung und der Landwirtschaftskammer Initiativen sowohl in der Aus- und Weiterbildung als auch in der Beratung und Förderung gesetzt, um die oben angeführten Produktionssparten in ihrer Entwicklung auch im Bundesland Salzburg voranzutreiben. Beispiele dazu sind das SalzburgerLand-Ei, die Schaf- und Ziegenbörse und die Fischereioffensive. Diese Nutzungen stellen jedoch nur für einzelne Betriebe eine sinnvolle Alternative, insbesondere in Verbindung mit wertschöpfenden Vermarktungsstrategien, dar. Die für den Gemüsebau besonders geeigneten Lagen (z. B. in Wals) werden bereits jetzt sehr gut für die kundennahe Versorgung genutzt. Ich ersuche das Hohe Haus um Kenntnisnahme dieser Anfragebeantwortung. Salzburg, am 27. April 2015 DI Dr. Schwaiger eh. 5
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