Die Sache mit der Belichtung

Transkript

1 Die Sache mit der Belichtung Der kleine Foto-Ratgeber, Band 4 Frank Eckgold - 1 -

2 Copyright 2015, 2016 Frank Eckgold Untermarkstr. 85, Dortmund Cover: Frank Eckgold Alle Rechte vorbehalten 2. Auflage - 2 -

3 Vorwort Wer sich intensiver mit der Fotografie beschäftigen möchte, oder seinen Fotos durch eine besondere Belichtung eine ganz persönliche Note geben möchte, der kommt nicht Drumherum, sich eingehender mit der Belichtung zu beschäftigen. Bei meinen Foto-Kursen für Einsteiger kam immer wieder mal der Einwand, dass man doch früher mal belichtet hätte, als noch analog fotografierte, und das man bei der heutigen Digitaltechnik nicht mehr belichten würde. Weit gefehlt natürlich hat uns die digitale Technik so viele neue Möglichkeiten gebracht, so vieles ist einfacher geworden. Aber die Fotos werden immer noch belichtet beziehungsweise wir sprechen immer noch von der Belichtung! Auf mathematische Formeln, auf physikalische Gesetze werde ich in dem Ratgeber verzichten, schließlich soll das Hobby Spaß machen und nicht in einem Studium ausarten. Vielmehr möchte ich versuchen, Ihnen die Thematik der Belichtung in einfachen Worten zu erklären. Zudem erkläre ich den besonderen Stellenwert von Blende und Belichtungszeit. Viel Spaß beim Lesen! - 3 -

4 Die Sache mit der Belichtung Für die Belichtung spielt es keine Rolle, ob sich im inneren der Kamera eine Filmrolle befindet oder ein digitaler Sensor. Durch das Objektiv fällt Licht in das Innere der Kamera und belichtet das Filmmaterial oder eben den digitalen Sensor. Bei der Belichtung dreht es sich unter anderem darum, die einfallende Lichtmenge zu steuern beziehungsweise zu kontrollieren. So können Sie beispielsweise Fotos gezielt unter- oder überbelichten. Sie können mit einer Langzeitbelichtung arbeiten und vieles mehr. Für die Belichtung stehen Ihnen drei Parameter zur Verfügung. Oder anders ausgedrückt, es handelt sich um drei Einstellmöglichkeiten: den ISO-Wert die Belichtungszeit die Blende Und was genau sind denn nun diese Parameter? Die Belichtungszeit Mit der Belichtungszeit legen Sie fest, wie lange das Licht auf den Sensor fällt. Je nach Kamera lässt sich die Belichtungszeit individuell einstellen. In der - 4 -

5 Regel bieten die Kameras folgende Einstellmöglichkeiten an: 30, 15, 8, 4, 2, 1, 0.5, 4, 8, 15, 30, 60, 125, 250, 500,. 4000, 8000 Der Doppelstrich hinter einer Zahl steht für Sekunden. Die 30 bedeuteten also eine Belichtungszeit von dreißig Sekunden. Bei den Zahlen ohne Doppelstrich handelt es sich um Bruchteile von Sekunden. Die 250 bedeutet beispielsweise eine 1/250 Sekunde, also der 250te Teil einer Sekunde. Jeder Schritt halbiert oder verdoppelt die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. Bei den meisten Kameras sind zwischen den oben angeführten Werten noch weitere Schritte verfügbar, um die Lichtmenge über die Belichtungszeit noch feiner dosieren zu können. Die Blende Über die Blende (Blendenöffnung) können Sie die Lichtmenge bestimmen, die während der Belichtungszeit auf den Sensor fällt. Auch für die Blende gibt es eine feste Schrittfolge. Grundsätzlich stehen je nach Kamera und Objektiv folgende Blenden zur Verfügung: 1, 1.4, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22, 32,

6 Die meisten Kameras bieten zwischen den oben stehenden Blendenwerten noch weitere Blendenstufen, sogenannte Zwischenblenden, an. So liegen zwischen der Blende f8.0 und der Blende f11 die Zwischenblenden f9 und f10. Zumindest, wenn die Kamera entsprechend auf 2/3-Blenden konfiguriert ist. Näheres hierzu finden Sie im Handbuch zu Ihrer Kamera. Diese zusätzlichen Blendenstufen dienen dazu, die Lichtmenge noch feiner dosieren zu können. Auch bei den Blenden entspricht ein Schritt einer Verdopplung oder Halbierung der einfallenden Lichtmenge. Die Blende ist eine nicht ganz kreisrunde Öffnung, ähnlich der Skizze (Abb. 1). Abb. 1 Je größer diese Öffnung ist, desto mehr Licht kann während der Belichtungszeit auf den Sensor - 6 -

7 fallen. Wir sprechen hier von einer geöffneten oder geschlossenen Blende beziehungsweise vom öffnen oder schließen der Blende. Um es zu verdeutlichen stellen Sie sich einen Wasserhahn vor. Die Wassermenge, die aus der Öffnung fließt, können Sie durch das auf- oder zudrehen des Ventils steuern. Ähnlich ist es mit der Blende an Ihrer Kamera. Etwas kurios: Je kleiner die Blendenzahl, desto größer (und weiter offen) die Blende (1), je größer die Blendenzahl, desto kleiner (und weiter geschlossen) ist die Blende (2). Der ISO-Wert Der ISO-Wert steuert die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Je kleiner der ISO-Wert, desto weniger Lichtempfindlich ist der Sensor. Und je größer der ISO-Wert, desto empfindlicher wird der Sensor. Mit höheren ISO-Werten werden dadurch auch Fotos mit weniger Licht möglich. Allerdings leidet die Bildqualität unter den höheren ISO-Werten. Es tritt das sogenannte Bildrauschen auf. Sie werden es sich denken können, dass auch die ISO-Werte in einer festgelegten Schrittfolge aufgebaut sind: 25, 50, 100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400, - 7 -

8 Und auch hier gilt wieder: Ein Schritt verdoppelt oder halbiert die erforderliche Lichtmenge. Die Digital-Technik entwickelt sich immer weiter, daher wird der ISO-Wert nach oben hin ständig erweitert. * Das sind also die drei Parameter, mit denen die Belichtung kontrolliert werden kann. In der nächsten Lektion möchte ich Ihnen erläutern, wie Sie gezielt diese Parameter anpassen können. Warum es hilfreich oder sogar notwendig ist, in die Belichtung und in die Werte der einzelnen Parameter einzugreifen, dass erkläre ich Ihnen nach der Lektion mit den Lichtwerten, dann wird es kreativ! Der Lichtwert (f-stop, EV) Die Verdoppelung und Halbierung der Werte werden in sogenannten Lichtwerten gemessen. Die Belichtungszeit, die Blende und der ISO-Wert werden also anhand von Lichtwerten eingestellt. Nehmen wir als Beispiel die Blende. Der Unterschied zwischen der Blende f8.0 und der Blende f11 beträgt genau einen Lichtwert. Der Unterschied zwischen der Blende f5.6 und der Blende f11 wären also 2 Lichtwerte. Den Begriff Lichtwert werden Sie bei Ihrer Kamera aber kaum finden. In Amerika wird der Lichtwert als f-stop bezeichnet und im englischen ist es der Exposure Value, kurz EV genannt. Und dieses EV finden Sie im Handbuch zu Ihrer Kamera und auch auf dem Display taucht immer wieder mal - 8 -

9 ein EV auf, beispielsweise bei der Anzeige der Belichtungskorrektur. Und auch einen Teil des amerikanischen Begriffs f-stop werden Sie immer wieder mal antreffen, beispielsweise bei der Benennung von Blendenzahlen. Hier wird eine Blende oftmals als f5.6 bezeichnet. Also die eigentliche Zahl mit einem vorangestelltem f. Wenn Sie bei einer korrekt ermittelten Belichtung einen der drei Parameter verändern möchten, dann müssen Sie zwangsläufig mindestens einen weiteren Parameter ebenfalls anpassen. Andernfalls würden Sie die Belichtung verfälschen, das Foto würde also überoder unterbelichtet werden. Dazu ein Beispiel: Sie verändern die Blende um einen EV (Da der Begriff Lichtwert immer weniger Bedeutung erhält und man im allgemeinen immer häufiger vom Exposure Value spricht, werden ich hier auf den Lichtwert verzichten und ihn als EV bezeichnen). Sie verändern also die Blende von f8.0 auf f11. Sie schließen also die Blende und es kommt in der Folge weniger Licht auf den Sensor. Das Foto würde demnach um eine Blende oder um einen EV unterbelichtet werden. Um die Unterbelichtung zu verhindern, müssen Sie jetzt einen der anderen zwei Parameter ebenfalls um einen EV verändern, so dass Sie wieder eine ausreichende Menge Licht auf den Sensor bekommen. Da durch das Schließen der Blende weniger Licht einfällt, könnten Sie also die Belichtungszeit um einem EV verlängern oder die Lichtempfindlichkeit des Sensors im einen EV erhöhen, also einen höheren ISO-Wert einstellen

10 Ein weiteres Beispiel zur Veranschaulichung. Die folgenden Belichtungswerte sind gegeben; ISO 100, Belichtungszeit 1/250sec und eine Blende f8.0. Die Blende soll auf eine Blende f5.6 geändert werden. Das bedeutet, dass die Blendenöffnung größer wird, die einfallende Lichtmenge erhöht sich damit. Also muss entweder die Lichtempfindlichkeit um einen EV reduziert oder aber die Belichtungszeit um einen EV verkürzt werden (oder eine Mischung aus beidem, beispielsweise zu je einem halben EV). Die drei Belichtungsparameter müssen also, wenn sie zu einer korrekten Belichtung führen sollen, in einem entsprechenden Verhältnis zueinander stehen. Welche Werte die Kamera je nach Belichtungsmessung und vorhandenem Licht ermittelt und einstellt, ist höchst unterschiedlich, aber dazu an anderer Stelle mehr. Es gibt demnach zigfache mögliche Kombinationen dieser drei Parameter, die alle zur gleichen Belichtung führen. Allerdings haben die möglichen Kombinationen unterschiedliche Auswirkungen auf das Bild, und darum geht es im folgenden Kapitel

11 Kreativ fotografieren Man könnte annehmen, dass in der modernen Digitalfotografie die Belichtungsparameter vernachlässigt werden können. Die Kamera wird schon alles richtig machen. Grundsätzlich ist diese Annahme nicht falsch, dank eingebautem Belichtungsmesser kann man das Einstellen der Belichtungswerte der Kamera überlassen. Wer aber bewusst fotografieren möchte, der nutzt nur sehr wenige automatische Funktionen der Kamera, und dazu gehören auch die Belichtungsparameter, denn durch diese kann das Foto gestaltet werden. Man könnte auch den Begriff Belichtungsparameter in einen neuen Begriff wandeln Kreativparameter! Sehen wir uns die Parameter im Einzelnen an