6. Speyerer Forum zur digitalen Lebenswelt: Auf dem Weg ins Maschinenzeitalter Udo Thiedeke (Universität Mainz / Institut für Soziologie)
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- Chantal Hertz
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1 6. Speyerer Forum zur digitalen Lebenswelt: Auf dem Weg ins Maschinenzeitalter Udo Thiedeke (Universität Mainz / Institut für Soziologie) Digitale Normalität? Mediensoziologische Anmerkung zur digitalisierten Sozialität
2 Überblick Worum soll es gehen? - Phänomene digitalisierter Sozialität - Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen - Die Normalität digitalisierter Sozialität Folie 1
3 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist Diamond of Tears auf YouTube Folie 2
4 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist die Webseite von Change.org Folie 2a
5 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist ein Smartmeter (sog. intelligenter Stromzähler) Folie 2b
6 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist ein ASKfm-Anfrage Folie 2c
7 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist eine Software des predective Policing bei der Arbeit Folie 2d
8 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist Klara Müller bei Facebook Folie 2e
9 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist das sequenzierte Genom von Klara Müller Folie 2f
10 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist Klara Müller in World of Warcraft Folie 2g
11 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist der Markow-Algorithmus (Flussdiagramm) Folie 2h
12 1) Phänomene digitalisierter Sozialität Das ist Siri Folie 2i
13 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Die Soziologie versucht Alltagsphänomene in einen Zusammenhang der Sozialität (des Miteinanderseins) einzuordnen. Hierbei geraten Computer und Computernetze als spezielle Medien der Kommunikation in den Blick, deren Bedingungen und Folgen im gesellschaftlichen Maßstab beobachtet werden können. Folie 3
14 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Der Soziologe Niklas Luhmann ( ) hatte zur Beobachtung von Kommunikationsmedien interessante Vorschläge gemacht. Folie 4
15 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Er postulierte, dass jede Sozialität auf Kommunikation basiert. Folie 5
16 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Kommunikation als Grundelement der Sozialität Kommunikation = sprachliche Verständigung Kommunikation = Übertragung von Information Kommunikation = ein Auswahlprozess von Unterscheidungen Folie 6
17 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Folie 7 Kommunikationsprozess als sinnhafter Auswahlprozess Information (was?) Mitteilung (wie?) Verstehen (worum?)
18 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Medien als eine Möglichkeit neben anderen, um den Kommunikationsprozess wahrscheinlich(er) zu machen. Folie 8
19 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Soziologische Mediendefinition Medien sind sozio technisch operierende Strukturmechanismen des Sinns. Folie 9
20 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Wenn Kommunikationsmedien auf Probleme im Kommunikationsprozess bezogen sind, dann gibt es unterschiedliche Medien. Aufmerksamkeitsmedien sind solche Medien, die auf das Problem bezogen sind, Aufmerksamkeit auf die Mitteilungen der Kommunikation zu fokussieren. Nach Detailproblem der Aufmerksamkeit sind sie zu unterscheiden in: - Individualmedien (Gestik/Minik, Sprache, Schrift ) - Massenmedien (Buchdruck, Radio, TV ) - kybernetische Interaktionsmedien (Computer, Computernetze...) Folie 10
21 2) Mediendifferenzierung im Zeitalter nicht-trivialer Maschinen Kybernetische Interaktionsmedien werden als steuernde und gesteuerte Medien durch spezielle Bedingungen ihrer Möglichkeiten definiert: - Computer sind nicht-triviale Maschinen. - Computer operieren als unspezifische Maschinen zur Symbolkonstruktion. - Computer übersetzen Weltwahrnehmungen in berechenbare mathematische Modelle. - Computer erzeugen ein steuerndes und gesteuertes Interface der Interaktion. - Der Anschluss an dieses Interface erfolgt heute über Computernetze dezentral, mobil, niederschwellig, individuell und vernetzt. Folie 11
22 3) Die Normalität digitalisierter Sozialität Wenn Medien Sinn strukturieren, dann entsteht mit jedem Medium ein charakteristischer Sinnhorizont der Kommunikation. Dieser Sinnhorizont konkretisiert sich in sozial akzeptierten Erwartungen hinsichtlich dessen, was unter den jeweiligen medialen Kommunikationsbedingungen für normal gehalten wird. Folie 12
23 3) Die Normalität digitalisierter Sozialität Folie 13 Medien Sinnhorizont Normalitätserwartung Individualmedien kollektives Exklusivität der Gedächtnis Kommunikation Öffentlichkeit Repräsentativität der Massenmedien Kommunikation Kyb. Interaktionsmedien Cyberspace Entgrenzung der Kommunikation
24 3) Die Normalität digitalisierter Sozialität Die Normalität digitalisierter Sozialität besteht demzufolge in der computertechnisch ermöglichten Wechselbeziehung von mathematischer Rekombination der Weltwahrnehmungen und der faktischen Entgrenzung des aktuell Gegebenen ins Vermöglichte (Virtualisierte). Als grundsätzliche Konsequenz daraus, stellt sich eine Perspektivverschiebung des sinnhaften Zugangs zu Welt und Gesellschaft von Daten (dem Gegebenen) zu Fakten (dem Gemachten) ein, wie Villém Flusser bereits in den 1990er Jahren prognostiziert hatte. Folie 14
25 3) Die Normalität digitalisierter Sozialität Hieraus resultieren Erwartungen, dass es normal ist, alles nach Maßgabe individueller Interessen gestalten und steuern zu können, bis hin etwa zum Individuum, das sich nun vom Objekt der Verhältnisse, über das Subjekt der Gesellschaft, zum Projekt des Selbstdesigns in einer Welt eigener Fakten weiterentwickelt hat. Diese veränderten Erwartungen verstärken die Krise der Repräsentation, die sich praktisch bspw. in der Schwierigkeit konkretisiert repräsentativ über Entscheidungen zu entscheiden, d.h. Institutionen zu organisieren. Folie 15
26 5) Die Normalität digitalisierter Sozialität Und daraus folgen schließlich paradoxe Sinnverhältnisse, wie wir sie beispielhaft bereits bei der Kommunikation im Internet beobachten können, etwa in Form massenhaften Individualität, überflüssiger Knappheit, kontingenter Ordnungen, entörtlichter Räumen oder kontinuierlichen Zeitpunkten usw. Folie 18
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