S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G:

Transkript

1 Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers by the author S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: Germany next Barbiepuppe: Das Frauenbild in den Medien und die Folgen für junge Mädchen Autorinnen: Sandra Fiene Oda Lambrecht Kamera: Micha Bojanowski Ralph Hector Jens Thering von der Osten Herbert Wohlfahrt Schnitt: Jörg Hommer Moderation Fritz Frey: Ganz anderes Thema. Seit sieben Jahren nun lockt diese junge Dame hier Mädchen mit dem Versprechen, man suche Deutschlands nächstes Topmodel, in eine Fernsehsendung. Geklappt hat es das bislang nicht. Keines der Mädchen konnte in der Modewelt wirklich Karriere machen. Aber Demütigungen gab es dafür jede Menge, denn die Sendung vermittelt hemmungslos ein sehr spezielles Frauenbild: Frauen sind dann von Wert, wenn sie

2 2 ihre Körper malträtieren mit Diäten, Sport und vor allem: Schönheitsprodukten. Und vor dem Fernseher Millionen unserer Enkelinnen und Töchter. Geht diese frauenverachtende Gehirnwäsche spurlos an ihnen vorbei? Sandra Fiene und Oda Lambrecht sind der Frage nachgegangen. Bericht: Donnerstagabend zur besten Sendezeit. Millionen schauen die Castingshow Germany s Next Topmodel auch Alien, Nina, Sarah und Stella.»Die hat auch die beste Figur. Findest du?wenn ich das anhätte, was Lovelyn anhätte, würde es Scheiße aussehen, wenn sie es an hat dann sieht das perfekt aus. Ja, geil! Ja, das ist saucool!«sie bewundern, vergleichen. Dabei geht es vor allem um eins: den perfekten Frauenkörper.»Hast aber in letzter Zeit ein bisschen zugenommen, kann das sein? Ja. Okay, aber das ist nicht so gut eigentlich.«

3 3»Ich musste ihr oft immer sagen: Zieh den Bauch rein, liebe Marie!Bauch! Bauch! Bauch! Bauch! Bauch! Bauch!Ich meine, du bist ja ganz schön drall geworden.ich bin hm, ja, ich weiß das. Das tut mir leid.«lange Beine, schlanke Taille der Traum vom perfekten Körper verkauft sich bestens. Doch das Anschauen solcher Bilder kann junge Frauen belasten und sogar seelisch krankmachen. Das zeigen jetzt erste Ergebnisse einer deutsch-schweizerischen Studie. Der Psychosomatiker Stephan Herpertz hat dafür untersucht, wie Medien Frauen im Alter von18 bis 28 Jahren beeinflussen. Diese Studie zeigt deutlich: Das Anschauen von Modemagazinen erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen bei jungen Frauen, ihr Selbstwertgefühl sinkt. O-Ton, Prof. Stephan Herpertz, Universitätsklinikum Bochum:»Eine negative Folge lässt sich absehen, dass durch die steigende Unzufriedenheit mit sich selbst sich das Essverhalten ändert. Und wir wissen heutzutage, dass das eine Voraussetzung ist, um ein gestörtes Essverhalten bis hin zu einer Essstörung wie zum Beispiel der Bulimie oder der Magersucht zu entwickeln.«sandra Großhausmann kämpft seit elf Jahren gegen ihre Magersucht. Ihre Krankheit hat vielschichtige Ursachen. Mit dazu beigetragen hat das Schönheitsideal der dünnen Models.

4 4»Ich wollte schon so aussehen. Wie die auf den Zeitungen. Weil man sieht es ja einfach, man denkt ja, es ist normal. Ich bin ja nicht ohne Grund nach jedem Klinikaufenthalt so schnell wieder rückfällig geworden, weil einfach diese Sachen, diese Zeitungen, diese Fernsehsendungen einem vorgaukeln, dass dieses dünne Frauenbild gut ist.«immer wieder muss die 25-Jährige in die Klinik. Der letzte Aufenthalt liegt erst wenige Wochen zurück. Nur noch 43 Kilo wog sie da.»so Sachen wie Germanys Next Topmodel oder andere Sendungen, wo es um Abnehmen und Aussehen und Dünnsein geht, sind für mich eine große Gefahr.«Die Medienwissenschaftlerin Maya Götz hat Fans der Castingshow befragt und festgestellt: Auch bei Mädchen ohne Essstörung führt das Zuschauen zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. O-Ton, Maya Götz, Internationales Institut für Jugend- uind Bildungsfernsehen:»Die Mädchen haben nun das Gefühl, das sei der Normalfall, so müsste ein erfolgreiches Mädchen aussehen. So sieht aber kein erfolgreiches Mädchen aus, so sehen normale Mädchen einfach nicht aus. Und dementsprechend vergleichen sie sich dann selber und stellen nur Defizite fest.ich hab mich zu dick, zu hässlich gefühlt. An den einen Stellen hatte ich zu viel, an den anderen Stellen zu wenig, und hab einfach nur die Makel gesehen, hab immer gesehen, was die haben, was ich nicht habe.«in dieser Spezialklinik für Essstörungen wurde Sandra Großhausmann behandelt. Chefarzt Thomas Huber sieht junge Frauen durch das Schönheitsideal der Medien gefährdet.

5 5»Wir wissen, dass das Ansehen von Modemagazinen, so genannten Hochglanzmagazinen, und das Anschauen von Sendungen wie Germany s Next Topmodel symptomauslösend wirken kann und die Befindlichkeit verschlechtert, deshalb verbieten wir das in der Klinik am Korso.«Wir haben ProSieben mit den Erkenntnissen von Wissenschaftlern und Ärzten konfrontiert. Der Sender sieht das so: ProSieben sei es wichtig zu erzählen, dass man als Model nur dann erfolgreich sein kann, wenn man sich gut und ausgewogen ernährt. Außerdem würden andere Studien zeigen, dass manche Zuschauerinnen insbesondere die positive Erzählhaltung schätzten. Positive Erzählhaltung?»Hast aber in letzter Zeit ein bisschen zugenommen, kann das sein?bauch! Bauch! Bauch! Bauch! Bauch! Bauch!Ich meine, du bist ja ganz schön drall geworden.«abwertende Worte. Tatsache ist: Junge Frauen sind heute deutlich unzufriedener mit ihrem Körper als noch vor wenigen Jahren. Die Hälfte der normalgewichtigen Mädchen fühlt sich zu dick. Das Frauenbild in den Medien wirkt unmittelbarer, als bislang angenommen. Ein Warnsignal für Medienmacher.