Arzneimittel und Gewässerschutz vereinbar? Kongress Messe Wasser Berlin
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- Ingeborg Esser
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1 Arzneimittel und Gewässerschutz vereinbar? Kongress Messe Wasser Berlin Dr.-Ing. Marcel Meggeneder Stadtwerke Zeven GmbH Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.v. (BDEW), Fachausschuss Trinkwasserpolitik
2 Arzneimittel und Gewässer Ausgangslage bekannt Zusammenhang klar Prognose möglich - Strategie erforderlich 2
3 Arzneimittel und Gewässer 1. Arzneimittelrückstände in Abwässern und Gewässern und im Trinkwasser sind nachweisbar 2. Ohne Handlungskonzept werden Belastungen der aquatischen Umwelt mit Arzneimittelrückständen zunehmen 3. Vermeidung des Eintrages und Behandlung des Abwassers sind die Maßnahmen der Wahl 4. Wichtiger Schritt: Sensibilisierung aller relevanten Gesellschaftsvertreter 3
4 Nördliches Einzugsgebiet des Bodensees 4
5 Atentolol Bisoprolol Metoprolol Propanolol Sotalol Dichlofenac Phenacetin Phenazon Propyphenazon Diazepam Carbamazepin Dihydrodihydroxycarbamazepin Gabapentin Trimetoprim Sulfadiazin Sulfamethoxazol Acetsulfamethoxazol Erythromecin Anhydroerythromecin Clarithromycin 4-AAA 4-FAA Temazepam Primidon Arzneimittel Zuflüsse zum Bodensee < LOD < LOQ > 10ng/L > 50 ng/l > 100 ng/l Alpenrhein 11 Alter Rhein Argen Bregenzerach Brunnbach Dornbirner Aach Goldbach Leiblach Lippach Lustenauer Kanal 12 Radolfszeller Aach Rotach Salmsach Schussen Seefelder Aach Steinach Stockacher Aach Konstanz Seerhein
6 Verkaufsmenge in t/jahr Iomeprol Iomeprol Verkaufsmenge Jahr Datenquelle: Verkaufsmengen IMS Health
7 Verkaufsmenge in t/jahr Konzentration in ng/l Iomeprol Iomeprol Verkaufsmenge BWV Rohwasser 60m Jahr Datenquelle: Verkaufsmengen IMS Health
8 Anthropogene Spurenstoffe Beispiel: Schussen, Bodensee, Trinkwasser Stoffgruppe Einzelstoffe, Beispiele Schussen Mittelwert µg/l Bodensee Überlinger See, 60 m Tiefe µg/l Trinkwasser 2. Hauptleitung µg/l Grenzwert TrinkwV Leitwert, GOW, Vorsorgewert µg/l Carbamazepin 0,06 < 0,010 < 0,010 0,3 GOW Arzneimittelwirkstoffe Gabapentin 0,18 0,035 < 0,010 1,0 GOW Ibuprofen 0,015 < 0,010 < 0,010 1,0 GOW Metformin 0,64 0,15 0,06 1,0 GOW Röntgenkontrastmittel Amidotrizoesäure 0,25 0,02 0,014 1,0 GOW Iopamidol 0,45 0,035 0,011 1,0 GOW Synthetische Süßstoffe Acesulfam 1,4 0,025 0, * GOW *abgeleitet aus ADI-Wert ("acceptable daily intake") des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung ) 8
9 Medikamente und Gewässer 1. Arzneimittelrückstände in Abwässern und Gewässern und im Trinkwasser sind nachweisbar 2. Ohne Handlungskonzept werden Belastungen der aquatischen Umwelt mit Arzneimittelrückständen zunehmen 3. Vermeidung des Eintrages und Behandlung des Abwassers sind die Maßnahmen der Wahl 4. Wichtiger Schritt: Sensibilisierung aller relevanten Gesellschaftsvertreter 9
10 Zunahme Medikamentenverbrauch 10
11 Zunahme Medikamentenverbrauch Ibuprofen (Schmerzmittel) Metformin (Antidiabetikum) Einsatzmenge gestern (vor 2000) [t/a] Einsatzmenge heute ( ) [t/a] Quelle: TZW, Dr. Sacher
12 Medikamente und Gewässer 1. Arzneimittelrückstände in Abwässern und Gewässern und im Trinkwasser sind nachweisbar 2. Ohne Handlungskonzept werden Belastungen der aquatischen Umwelt mit Arzneimittelrückständen zunehmen 3. Vermeidung des Eintrages und Behandlung des Abwassers sind die Maßnahmen der Wahl 4. Wichtiger Schritt: Sensibilisierung aller relevanten Gesellschaftsvertreter 12
13 Unkenntnis über die richtige Entsorgung von Medikamenten Entsorgung von Tabletten über die Toilette Entsorgung von flüssigen Arzneimitteln über die Spüle/Toilette immer 1,0% häufig 2,1% immer 10,2% Nein, nie 84,3% Ja 15,7% manchmal 6,8% Nein, nie 56,6% Ja 43,4% häufig 8,3% manchmal 13,1% selten 5,8% selten 11,8% Basis: Befragte Basis: Befragte Quelle: 13
14 Empfehlungen Umweltbundesamt: Kombinierter Ansatz Quelle: UBA-Bericht 85/
15 Spurenstoffstrategien 15
16 BDEW-Positionspapier, 12/2016: Forderungen und Empfehlungen der Wasserwirtschaft 1. Ganzheitliche Betrachtung des Stoff- und Wasserkreislaufs zum nachhaltigen Schutz der Gewässer und zur Sicherung einer nachhaltigen Trinkwasserversorgung 2. Vorsorgeprinzip anwenden (Vermeiden, Reduzieren, Substituieren) 3. Kritische Überprüfung und zeitnahe Festlegung des anzustrebenden Schutzniveaus im Wasserkreislauf in Bezug auf die Spurenstoffe unter Berücksichtigung einer fundierten öko- und humantoxikologischen Ableitung von Qualitätsnormen: Stoffe müssen bereits bei der Zulassung und Registrierung vorab auf mögliche Risiken für die aquatische Umwelt und die Trinkwasserversorgung geprüft werden; z.b. biologische Abbaubarkeit von Arzneimitteln Forschung und Entwicklung zur Risikoabschätzung Forschung und Entwicklung zum Einfluss der Spurenstoffe auf den ökologischen Zustand im Gewässer (nach Maßgabe der EU-WRRL) 4. Erarbeitung von flussgebietsbezogenen Stoffeintragskatastern (regional, national und europäisch), Identifikation des Belastungsniveaus unserer Gewässer und der maßgeblichen Verursacher, insbesondere Auffinden von Hotspots 16
17 BDEW-Positionspapier, 12/2016: Forderungen und Empfehlungen der Wasserwirtschaft 5. Stoffbezogene Identifikation möglicher Maßnahmen zur Minderung oder Verhinderung des Eintrags von Spurenstoffen - Rechtliche Maßnahmen/ Novellierung von Zulassungsverfahren - Maßnahmen bei der Herstellung und beim Inverkehrbringen von Stoffen - Dezentrale Maßnahmen - End-of-pipe-Maßnahmen - Maßnahmen zur Verringerung der Einträge aus diffusen Quellen - Forschung und Entwicklung zur Wirksamkeit von technischen Maßnahmen - Aufklärung, Schulung, Kommunikation 6. Ganzheitliche ökologische Betrachtung des Gewässerzustands und ökonomische Bewertung möglicher Handlungsoptionen, Ausrichten des Handelns an klaren Kosten-Nutzen-Erwägungen, die kosteneffizientesten Maßnahmen sind auszuwählen, ganzheitliche ökologische und ökonomische Bewertung; Abstimmung mit anderen Bundesstrategien (z.b. der Nachhaltigkeitsstrategie) 17
18 BDEW-Positionspapier, 12/2016: Forderungen und Empfehlungen der Wasserwirtschaft 7. Anwendung des Verursacherprinzips auch in Bezug auf eine mögliche Kostenträgerschaft, Entwicklung geeigneter Steuerungseffekte in Bezug auf die Produkthaftung (z.b. Gewässerschutzabgabe auf biologisch nicht abbaubare Produkte) 8. Sensibilisierung der Verbraucher, der Arzneimittelhersteller, der Ärzte, der Landwirtschaft und der Industrie im Umgang mit Spurenstoffen und insbesondere Pharmaka (z.b. Kennzeichnungspflicht für Pharmaka und Haushaltschemikalien) mit Rahmenvorgaben für die Hersteller, Verursacher und Verbraucher 9. Europaweit einheitliches Handeln, keine flächendeckenden nationalen Alleingänge 10. Gesellschaftlich-politischer Diskurs über das Schutzniveau und die Akzeptanz zusätzlicher Kosten zur Umsetzung von Maßnahmen auch unter Berücksichtigung der gesamtgesellschaftlichen Komfortsituation (Abwägung) 18
19 Medikamente und Gewässer 1. Arzneimittelrückstände in Abwässern und Gewässern und im Trinkwasser sind nachweisbar 2. Ohne Handlungskonzept werden Belastungen der aquatischen Umwelt mit Arzneimittelrückständen zunehmen 3. Vermeidung des Eintrages und Behandlung des Abwassers sind die Maßnahmen der Wahl 4. Wichtiger Schritt: Sensibilisierung aller relevanten Gesellschaftsvertreter 19
20 Empfehlungen des UBA für den Handlungsbereich VE (Verschreibung und Entsorgung) Auswahl aus VE01-VE10 (2010) VE 0: Trinkwasserrelevante HAMW vom Markt nehmen, wenn ein therapeutisch oder diagnostisch gleichwertiger, jedoch umweltneutralerer HAMW zur Verfügung steht ( green pharmacy ) VE 1: Information der Bürgerinnen und Bürger durch breit angelegte Kommunikationskampagnen über die sachgerechte Entsorgung von Alt- und unverbrauchten HAM VE 2: Einrichtung eines»runden Tisches«zur Klärung von Möglichkeiten und Voraussetzungen der Einführung eines nationalen Umwelt-Klassifikationssystems, das Ärzten und Apothekern die Berücksichtigung von Aspekten des Umwelt- und Trinkwasserschutzes bei Verschreibung und Verkauf von HAM ermöglicht VE 3: Einrichtung eines bundesweit einheitlichen Entsorgungsstandards für Alt- und unverbrauchte HAM VE 6: Entsorgungshinweises auf der Verpackung/Packungsbeilage eines HAM VE 7: Erweiterung des Spektrums nicht-medikamentöser Therapieformen und Vorsorgemaßnahmen VE 9: sichtbare Kennzeichnung der Umwelt- und Trinkwasserrelevanz eines HAM auf Verpackung/Packungsbeilage 20
21 Gewässerbelastung auch durch Tierarzneimittel Anstieg der Gewässerbelastung auch durch Tierarzneimittel wegen industrieller Massentierhaltung, hohem Fleischkonsum und zunehmendem Export tierischer Erzeugnisse Februar
22 Gewässerbelastung auch durch Tierarzneimittel Vorgeschlagene Maßnahmen (Auswahl): Neubewertung und Förderung umweltfreundlicher TAM Abschätzung Abgabe - und Verbrauchsmengen und Substitutionen Präventionen zur Verringerung der Ansteckungsgefahr Artgerechte Haltungsbedingungen und bedarfsgerechte Fütterung Vorschriften zur Düngung und zur landwirtschaftlichen Praxis Fachgerechte Entsorgung der Medikamente Weiterbildung der Landwirtschaft durch Tierärzte Grundwasser-Monitoring für Einzugsgebiet Wasserwerk 22
23 Ausblick Sensibilisieren Vermeiden Regeln Einordnen (Bauen) 23
24 Vielen Dank. 24
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