Tübinger Sternchen. Lieber Sternfreund,

Transkript

1 4.Ausgabe 01.Juli 2010 Tübinger Sternchen Lieber Sternfreund, sicher kennst du die großartigen bunten Bilder von Galaxien, Nebeln, Sternhaufen und den Planeten. Das Universum ist bunt! Doch wie war ich mit 9 Jahren, bei meinem ersten Besuch in einer Volkssternwarte, enttäuscht. Der mir aus Büchern gut bekannte Ringnebel in der Leier durch ein Teleskop, ein kleiner Fleck, ohne die schönen Farben, kaum als Ring zu erkennen. Zum Glück erholte ich mich von diesem Tiefschlag wieder, und wie dir bekannt sein dürfte, bin ich bis heute begeistert von unserer Kosmischen Heimat. Heute ist mir natürlich bekannt, die schönen Farben gibt es tatsächlich! Leider sind fast alle dieser bunten Objekte am Himmel sehr lichtschwach. Versuche einmal nachts die Farben eines Autos zu erkennen. Die Form des Fahrzeuges erkennst du, die Farbe nicht in der Nacht sind alle Katzen grau! Da vermutlich niemand sein Auto in der Nacht umlackiert, sollten die Farben aber noch da sein. Es sind unsere Augen, diese können im dunklen keine Farben erkennen. Was brauchen wir deshalb? Wir brauchen mehr Licht!! Mit einem großen Teleskop können wir viel Licht zu sammeln. Die ersten zarten Farbtöne sind somit an den hellsten Objekten zu erkennen. Aber Achtung, nicht wieder enttäuscht sein! Selbst im Teleskop der Tübinger Universität, mit einem Durchmesser von 80cm, konnte ich am Ringnebel immer noch keine Farben erkennen. Es gibt aber noch eine Möglichkeit. Das Auge aktualisiert jeden Bruchteil einer Sekunde ein neues Bild. Können wir nicht einfach über einige Sekunden oder sogar Minuten Licht einsammeln? Genau das macht ein Fotoapparat oder eine moderne CCD-Kamera! Damit sind auch die schönen bunten Bilder welche uns so begeistern entstanden. Auch graue Katzen richtig betrachtet können bunt sein! Ein kleiner Trost. Die Planeten sind hell genug und die Farben sind auch live wahrnehmbar. Nur gute Astrofotografen schaffen es, bessere Bilder zu machen als bei ruhiger Luft mit bloßem Auge wahrzunehmen sind. Trotzdem Orionnebel, Schwanennebel und die anderen grauen Gesellen sind immer einen Blick wert. Viel Spaß und keine Enttäuschungen beim Beobachten wünschen dir dein Jugendgruppenteam

2 Inhalt Seite 3 Sternbilder im Sommer 4 Sind Sterne farbig? 5 Info

3 Sternbilder im Sommer Zu mitternächtlicher Stunde Zum Ende des Monats Juli werden die Nächte wieder länger. Gegen Mitternacht versinken die Frühlingssternbilder, Löwe und Jungfrau, am westlichen Horizont. Dafür geht im Osten mit Pegasus das erste Herbststernbild auf. Die Milchstraße steigt im Süden, von den Sternbildern Skorpion und Schütze, fast senkrecht nach oben. Skorpion Skorpion ist nicht mehr so gut zu sehen wie im Juni, der nördliche Teil und der rot leuchtende Riesenstern Antares sind aber noch deutlich über den Horizont. In Mitteleuropa sieht man immer nur das obere Stück des Sternbildes, der südliche Teil bleibt unter dem Horizont verborgen. Schütze Genau im Süden steht nun um Mitternacht der Schütze. In dieser Richtung liegt auch das Zentrum unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Sternhaufen und einige sehr interessante Nebel befinden sich in diesem Sternbild. Sommersternbilder Folgen wir der Milchstraße Richtung Zenit, finden wir die Sternbilder Adler und Schwan. Deren hellste Sterne, Atair und Deneb, bilden mit der Wega in der Leier, das Sommerdreieck. Nun weiß auch der verträumteste Astronom, er kann seinen Schal ablegen. Immer zu sehen Noch weiter, Richtung Nordosten entlang der Milchstraße über Kepheus hinweg, kommen wir zur Kassiopeia, dem großen Himmels W. Sicher kennst du auch den großen Wagen, eigentlich ein Teil vom großen Bären. Seine hintere Achse - ums Fünffache verlängert - zeigt genau auf den Polarstern. Der Punkt um den sich auf der Nordhalbkugel alle Sterne drehen.

4 Sind Sterne farbig? Dass mit den Engelchen, die Sterne putzen wenn diese blinken, ist ein Märchen. Aber dass die Sterne verschiedene Farben haben ist tatsächlich wahr. Unsere Sonne ist ein ganz normaler Stern, wie die vielen anderen, welche wir am Nachthimmel sehen können - und sie leuchtet hauptsächlich gelb. Die Sonne ist ein gelber Zwergstern (mit dem 109fachen Durchmesser der Erde)! Auch Rote, Blaue und weiße Sterne sind am Himmel zu erkennen. Nicht die kräftigen Farben aus dem Malkasten, jedoch wenn zwei verschiedenfarbige Sterne nah beieinander stehen, ist der Unterschied schön zu sehen. Aber woher kommen diese Farben? Ein Schmied sieht an der Farbe eines glühenden Metalls, wann es heiß genug zum Bearbeiten ist. Von Dunkelbraun (550 C) bis Gelbweiß (über 1300 C) steigen die Temperaturen des Metalls an. Auch an der Farbe eines Sternes ist seine Temperatur zu erkennen. So ist ein roter Stern deutlich kühler als ein gelber oder gar ein bläulicher Stern. Sehr schön ist das im Sternbild Orion zu sehen. Beteigeuze im linken Schulterblatt des antiken Jäger, ist 662mal größer als unsere Sonne und leuchtet rötlich. Seine Oberflächentemperatur beträgt um die C. Riegel der hellste Stern im Orion, ist ein sogenannter blauer Riese mit etwa C Oberflächentemperatur. Wir können also an der Farbe eines Sternes, ohne uns die Finger zu verbrenne, seine Temperatur erkennen. Diese Information steckt im Licht, das Jahre oder gar einige tausend Jahre, zu uns unterwegs war. Ist das nicht faszinierend Mister Spock? (Warum ist an den Wasserhähne eigentlich Blau für kaltes Wasser und rot für Warmes Wasser?)

5 Homepage der Astronomischen Vereinigung Tübingen: Als Hilfe für Einsteiger und Fortgeschrittene stehen gute Internetseiten zur Verfügung. Vereinigung der Sternfreunde e.v Viel Spaß und gutes Wetter zum Beobachten Wünschen Dir Dein Jugendgruppenteam