Am Golde hängt doch alles?

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1 Am Golde hängt doch alles? Fokus Erklomm Gold sein neues Rekordhoch nur dank seiner Eigenschaft als sicherer Hafen oder steckt mehr hinter dieser Entwicklung? Was macht das Edelmetall aus Anlegersicht noch interessant? Und: Wie entwickeln sich Angebot und Nachfrage? Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Recht scheint Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Vers zu haben. Seit Beginn der Zivilisation ist Gold sehr begehrt, weil es ein knappes Gut ist. Verwendung findet es beispielsweise als internationales Zahlungsmittel. Einige Länder, u. a. die USA, koppelten in der Zeit von 187 bis zum Ersten Weltkrieg sogar ihre Währung direkt an das Gold. Zwar ist diese Goldära vorbei, doch das Edelmetall lagert noch heute in den Tresoren der Zentralbanken. Gerade in unruhigen Börsenzeiten gilt Gold auch als Fluchtwährung bzw. als der sichere Hafen einer Geldanlage. Das bestätigte sich jüngst wieder im Zuge der Finanzmarktkrise. Stefan Scheurer Senior Analyst Kapitalmarkt analyse von Allianz Global Investors Goldnachfrage: 51 % Schmuck, 12 % Industrie, 37 % Münzen, Barren & Ähnliches Schaubild 1: Kursentwicklung von Gold Goldpreis pro Feinunze (in USD) Goldpreis pro Feinunze (in Euro; rechte Skala) Gold als sicherer Hafen? Gold wird immer wieder als sicherer Hafen angesteuert. So geschehen in den 198er Jahren, als die erste Ölkrise einsetzte (1973) und Gold seine Rolle als sicherer Hafen der Vermögensanlage ausspielen konnte. Von 1973 bis 1974 erhöhte sich der Wert einer Feinunze von 65 auf knapp US-Dollar. Gleichzeitig brachen die weltweiten märkte um 35 % ein 1. In den Folgejahren stieg der Goldwert bis auf einen zwischenzeitlichen Höchststand von knapp 85 US-Dollar. Erst durch die Finanzmarktkrise musste diese Marke mit einem Wert von über 1. US-Dollar bzw. im Zuge der EU-Schuldenkrise auf einen Wert nahe 1. Anfang August revidiert werden. Gold zeigte sich auch hier als sicherer Hafen : Während die weltweiten märkte ab Beginn der Finanzmarktkrise im Juni 7 bis März 9 um 56 % einbrachen 1, erhöhte sich der Goldpreis über den gleichen Zeitraum von ca. 67 US-Dollar auf nahezu 1. US-Dollar. Doch ist es wirklich nur das psychologische Moment der Anleger, das das Edelmetall auf neue Rekordmarken hievte? Was macht das Gold aus Anlegersicht noch interessant? 1 gemessen am MSCI World Total Return Index, in US-Dollar; Wertentwicklungen der Vergangenheit erlauben keine Prognose für die Zukunft.

2 Nachfrage nach Gold als Luxus- und Industriegut Beispiel Indien: Die 1,2 Milliarden Einwohner des Landes betrachten das Edelmetall als ein kulturelles Symbol für Reinheit und Wohlstand. Die Nachfrage ist dementsprechend hoch, vor allem während der jährlichen Hochzeitssaison (März bis Oktober). Weltweit betrachtet stammen fast 7 % der globalen Nachfrage nach Gold aus Asien und dem Mittleren Osten, wobei der Subkontinent allein der größte Goldimporteur der Welt ist. Indien sorgt für knapp ein Drittel der globalen Nachfrage, vor China (ca. 22 %) und den USA (ca. 7 %). Interessant ist dabei, dass China in den letzten Jahren Geschmack an dem Edelmetall entwickelt hat. Von fast 1 % in 6 stieg die Nachfrage kontinuierlich auf die besagten knapp 22 % in 211. Das zeigt: Eine wachsende Weltbevölkerung und der zunehmende Wohlstand in den Schwellenländern dürfte auch in Zukunft die Nachfrage erhöhen. Schaubild 2: Woher kommt die Goldnachfrage? Andere 25,% Indien 31,1% Schaubild 4: Offizielle Weltgoldreserven (in Tonnen) USA Deutschland IWF Italien Frankreich China Schweiz Japan Russland Niederlande Schmuckindustrie noch 84 % der weltweiten Goldproduktion ab, ist dieser Anteil bis 21 stetig auf 51 % gefallen. Die restlichen 49 % teilten sich wie folgt auf: 12 % flossen in den Dentalbereich bzw. in die Industrie (z. B. Elektronikbereich). Aber im Zuge der Finanzmarktkrise erhöhte sich die Nachfrage vor allem nach Barren und Münzen (von 4 % im Jahr auf ca. 29 % in 21) sowie anderen Anlageformen. Von den Notenbanken besitzt die amerikanische Notenbank (Fed) mit Abstand die größte Menge an Gold (8.134 Tonnen bzw. knapp 27 % der gesamten weltweiten Goldreserven). Die Indonesien 1,5% Ägypten 1,5% Russland 2,% VAE 2,2% Saudi Arabien 2,4% China 21,5% USA 7,2% Türkei 3,7% Nach wie vor ist die Schmuckindustrie der größten Abnehmer des goldenen Edelmetalls. So entfielen im Jahr 21 knapp 51 % der nachgefragten fast 4. Tonnen auf diesen Industriezweig. Allerdings: Dieser Trend ist rückläufig. Nahm im Jahr die Schaubild 5: Goldanteil an den gesamten Währungsreserven 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % 74,6% 7,8% 69,2% 64,9% 57,9% 17,2% 8,4% 7,5% 3,2% 1,6%,5% USA Deutschlanreich Italien Frank- Niederlande Schweiz IndienRussland Japan China Brasilien Schaubild 3: Entwicklung der Goldnachfrage (in Tonnen) 1% 9% 8% 7% 6% 5% % 3% 2% 1% % Schmuckindustrie Industrie & Dentalbereich Münzen & Barren ETFs 2

3 Schaubild 6: Korrelation von Goldpreis gegenüber verschiedenen Vermögensklassen (in Euro, währungsbereinigt) basierend auf Vorquartalsrenditen Gold Rohstoffe (DJ- UBS, EUR) Futureindex Minenaktien Energieaktien Deutsche Staatsanleihen (1 Jahre) DJ Euro Stoxx 5 (Total Return) Welt (MSCI) G7 Inflation Gold,85,55,56 -,49,12,17,62 Rohstoffe (DJ-UBS, EUR) Futureindex Minenaktien Energieaktien Deutsche Staatsan leihen (1 Jahre) DJ Euro Stoxx 5 (Total Return) Welt (MSCI) G7 Inflation,85,6,73 -,49,22,4,55,55,6,83 -,59,47,57,43,56,73,83 -,54,64,75,4 -,49 -,49 -,59 -,54 -,31 -,36 -,32,12,22,47,64 -,31,92,5,17,4,57,75 -,36,92,9,62,55,43,4 -,32,5,9 deut sche Bundesbank (3.41 Tonnen = ca. 11 %) bzw. der internationale Währungsfonds (2.814 Tonnen = rund 9 %) folgen auf Platz zwei und drei. Auch hier ist erwähnenswert, dass China seit 3 seine Goldreserven von ca. Tonnen auf mittlerweile 1.54 Tonnen aufgestockt hat. Mit fast 4 % der gesamten Goldreserven ist das Land der Mitte der weltweit sechstgrößte Goldbesitzer geworden. In Relation zu den Währungsreserven ist der Goldbestand Chinas aber immer noch sehr gering. So ist im Zuge einer breiteren Diversifikation chinesischer Währungsreserven mit zusätzlichem Nachfragedruck nach dem Edelmetall zu rechnen. Knappes Angebot Gold ist ein realer Vermögenswert und daher auch nur begrenzt verfügbar. War einst Südafrika der weltweit größte Produzent des Edelmetalls (272 Tonnen), übernahm 7 China diese Rolle (276 Tonnen). Überhaupt, die Erschließung immer neuer Goldminen wird schwieriger und teurer. Beispiel: Die tiefste Mine liegt 3. Meter im Boden, und um eine Unze Gold zu fördern, müssen rund 3 Tonnen Fels bewegt werden. Enorme Kosten, die auf die Unternehmen zukommen, zumal die Ausschöpfungsrate in Zukunft weiter sinken wird. Zudem stammt das Angebot gerade einmal zu 62 % aus der Förderung des Edelmetalls, zu 4 % aus eingeschmolzenem, recyceltem Gold und zu 8 % aus Reserven der Zentralbanken. Gold als Mittel zur Portfoliooptimierung? Mit Blick in den Rückspiegel kann Gold neben Renditeüberlegungen auch unter Diversifikationsaspekten für die Portfoliooptimierung in Betracht kommen. Mussten in Krisenzeiten deutliche Einbußen hinnehmen, konnte Gold als Angstwährung bzw. als eine Flucht in Sicherheit bezeichnet werden (vgl. Schaubild 6). Der Grad des Zusammenhangs verschiedener Wertpapierrenditen lässt sich über den sogenannten Korrelationskoeffizienten (r) ausdrücken, dessen Größe über den Bereich von 1 bis +1 normiert ist. Beispiel: Ein hoher Gleichlauf (r =,85) bestand seit 1994 zwischen Gold und anderen Rohstoffen. Keinen direkten Zusammenhang hingegen wies Gold gegenüber aus (r von,12 bzw.,17). Aus historischer Brille betrachtet konnte mit einer Beimischung von Gold das Gesamtrisiko eines Portfolios gesenkt werden. Interessant ist auch die positive Korrelation mit der Inflation. Stieg in der Vergangenheit die Inflation in den G-7-Staaten, so entwickelte sich parallel Gold positiv (r =,62). Auch in Zukunft könnte Gold in den beiden Extremszenarien, einer ausgeprägten Inflation auf der einen und Deflation auf der anderen Seite, seine Stärken ausspielen: Schaubild 7: Gold Angstwährung und Inflationsschutz Goldpreis j/j (in USD) OECD Inflationsrate j/j (rechte Skala) US-Rezssionen (nach NBER) 3

4 Schaubild 8: Historische Volatilität von Gold 45 % 4 % 35 % 3 % 25 % 2 % 15 % 1 % 5 % % Öl (Brent) Rohstoffe (Emerging Markets) (Welt) (Deutschland) Gold (Europa) Unternehmensanleihen 1-jährige Bundesanleihe 1. Im Umfeld einer Inflation, d. h. Geldentwertung durch steigende Preise: Erhöht sich das Risiko von steigenden Verbraucherpreisen, gilt Gold in der Regel mit seiner Eigenschaft als realer Wert als Inflationsschutz. In Folge dürfte der Preis für Gold steigen, während die Kaufkraft sinkt (vgl. Schaubild 7). 2. In einer lang anhaltenden Deflation, die zumeist mit einer Rezession einhergeht: Gold dürfte sich als sicherer Hafen der Geldanlage anbieten, um sich gegen eine Rezession bzw. Depression abzusichern (Stichwort: Angstwährung ). Die Werthaltigkeit dieses realen Gutes steht dabei im Vordergrund. Auch wenn Gold im Portfoliokontext als Beimischung seine Stärken ausspielen kann, ist diese Geldanlage isoliert betrachtet risiko reich. Zwar ist der Goldpreis weniger volatil als der Preis anderer Rohstoffe, wie Schaubild 8 zeigt, doch gilt das nicht per se gegenüber. Die historische monatliche Volatilität von Gold über die letzten 5 Jahre liegt bei ca. 19 %. Andere physische Metalle weisen eine zum Teil deutlich höhere historische Volatilität aus, beispielsweise Silber (ca. 36 %), Kupfer (ca. 37 %) oder Nickel (ca. 46 %). Doch: Gegenüber besitzt Gold zum Teil nahezu die gleiche historische Schwankungsbreite von ca. 22 %. Das zeigt, Gold unterliegt auch Preisschwankungen und ist nicht Schaubild 9: Goldpreis (invertiert) ggü. dem Wechslkurs USD/EUR 1,7 1,6 1,5 1,4 1,3 1,2 1 1,1 1,,9, Wechselkurs USD/EUR Gold (USD pro Feinunze), invertiert (rechte Skala) zwangsläufig schwankungsärmer. Auch Wechselkursüberlegungen sollten eine Rolle spielen (vgl. Schaubild 9). Am Golde hängt doch nicht alles, dessen ungeachtet sollte es aber unter dem Aspekt der Diversifikation in die Anlageüberlegung mit einbezogen werden, wenngleich Wertentwicklungen der Vergangenheit keine Prognose für die Zukunft erlauben. Stefan Scheurer 4

5 Investor s Corner Wer darüber nachdenkt Gold als Portfoliobeimischung zu verwenden, für den könnte folgender Fonds interessant sein: Allianz RCM Reale Werte - A - EUR (ISIN DE979747; TER -,-%) 1 Die von uns genannten Fonds können sowohl als Portfoliobeimischung als auch als Basisallokation verstanden werden. Für ihre Umsetzung müssen die individuellen Verhältnisse inklusive des jeweiligen Risiko-Ertrags-Profils des Anlegers Berücksichtigung finden. Auch empfiehlt sich die Beratung durch einen Anlagespezialisten. Verkaufsprospekte sowie alle weiteren Informationen zu den einzelnen Fonds erhalten Sie bei Allianz Global Investors oder direkt bei Ihrem Anlageberater. Daneben kann die KAG aus der Verwaltungsvergütung eine laufende Vertriebsprovision an den Vertriebspartner zahlen. Im Rahmen der Anlageberatung teilt der Vertriebspartner die genaue Höhe der Vertriebsprovision und des von ihm vereinnahmten Ausgabeaufschlages mit. TER (Total Expense Ratio): Gesamtkosten (ohne Transaktionskosten), die dem Fondsvermögen im letzten Geschäftsjahr belastet wurden. 1 Die Volatilität (Wertschwankung) des Fondsanteilwerts kann erhöht sein. Impressum Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft mbh Mainzer Landstraße Frankfurt am Main Kapitalmarktanalyse Hans-Jörg Naumer (hjn), Dennis Nacken (dn), Stefan Scheurer (st), Olivier Gasquet (og) Soweit nicht anders vermerkt, stammen die Daten von Thomson Financial Datastream. Stand der Daten: August Dieser Veröffentlichung liegen Daten bzw. Informationen zugrunde, die wir für zuverlässig halten. Die hierin enthaltenen Einschätzungen entsprechen unseren bestmöglichen Beurteilungen zum jeweiligen Zeitpunkt, können sich jedoch ohne Mitteilung hierüber ändern. Für die Richtigkeit bzw. Genauigkeit der Daten können wir keine Gewähr übernehmen. Diese Publikation dient lediglich Ihrer Information. Für eine Anlageentscheidung, die aufgrund der zur Verfügung gestellten Informationen getroffen worden ist, übernehmen wir keine Haftung. Hierbei handelt es sich um eine Werbung gem. 31 Abs.2 WpHG. 5