in den Zittauer Bergen bis in die entlegensten Winkel an der tschechischen Grenze so verbunden, ja fast mit ihm verwoben, dass sie meiner Fantasie
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- Günter Grosse
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2 in den Zittauer Bergen bis in die entlegensten Winkel an der tschechischen Grenze so verbunden, ja fast mit ihm verwoben, dass sie meiner Fantasie nach in Skandinavien als Norne hätte leben können, und in ihrer Begleitung fühlte ich mich im Walde als der geborene kleine Waldschrat. Der Wald war ihr wie Lebensraum und Lebensquell. In ihn tauchten wir ein, sooft es Zeit und Wetter erlaubten, sammelten Leseholz, Zapfen, kämmten Heidel- und Preiselbeeren von den Sträuchern und füllten ganze Körbe voller Speisepilze vieler verschiedener Arten, die sie sehr wohl kannte. Darauf aufbauend kann ich heute weit über 100 essbare Pilzarten unserer Wälder gefahrlos verwenden. Da seinerzeit in Zittau Pilze als Nahrungsmittel sehr begehrt waren, nahm ich bisweilen einen großen Korb voll mit in die Stadt und verkaufte sie auf dem Schulweg
3 an ein Lebensmittelgeschäft. Das verdiente Geld und weiteres, das ich mir durch Kräutersammeln für die Stadtapotheke erwarb sowie durch den Verkauf von Kräuterbüscheln und Seerosenblüten beim Hausieren, summierte sich bis 1952 auf 250 Ostmark und davon konnte ich mir bereits als Schulbub die Spiegelreflexkamera Exa kaufen, also die kleine Schwester der berühmten Exakta Varex. Bei so viel ständig erlebter Natur waren natürlich auch Vögel in ihrer ganzen Vielfalt meine tagtäglichen Begleiter, und sie schlugen mich mehr und mehr in ihren Bann, bis ich ihnen über einige Schlüsselerlebnisse schließlich gänzlich verfallen war bis zum heutigen Tag. Eine beringte Kohlmeise
4 Im Alter von zehn Jahren begeisterten mich unter den vielen Vögeln, die ich beobachtete und wozu mich ein Fernglas von meinem Großvater aus dem Ersten Weltkrieg besonders privilegierte, vor allem drei Vogelarten, die mich wegen ihrer grazilen Gestalt und exotischen Farbenpracht zutiefst faszinierten. Die Erstbegegnungen mit ihnen sind mir noch in so lebendiger Erinnerung, als wären sie gerade erst erfolgt: Schwanzmeisen Federbällchen mit langem Schwanz, auch Pfannenstielchen genannt, geschickt durch ein Stachelbeerbäumchen in einem Hausgarten in Olbersdorf turnend, der fliegende Edelstein Eisvogel über dem Burgmühlgraben am Stadtrand von Zittau, dessen aufblitzendes Blau fast blendete, sowie etwa zehn Dompfaffen-Männchen karminrot leuchtende Federkugeln vor
5 dem Hintergrund weiß verschneiter Büsche im Stadtpark an der Weberkirche. Nachdem mir mit viel Mühe auch noch gelang herauszufinden, was ich beobachtet hatte ein erstes Vogelbüchlein erhielt ich erst zwei Jahre später, ließen mich die Vögel nicht mehr los. Ich begann alsbald Vogeleier zu sammeln und, wie das unter sächsischen Vogelliebhabern nicht selten vorkam, auch schwarz Vögel zu fangen. Mit einer ausgedienten Zigarrenschachtel mit Schlagnetz versehen von einem alten Vogelfänger organisiert, ließen sich auf dem Fensterbrett Meisen, Finken, Ammern und andere Vögel fangen. So bekam ich Vögel auch in die Hand und konnte sie aus nächster Nähe betrachten, bevor ich sie wieder fliegen ließ. Einen märchenhaft gelbgrün leuchtenden Grünling gewöhnte ich jedoch in einen Käfig
6 ein und schenkte ihn meiner Kartoffelgroßmutter, bei der er jahrelang im Freiflug in der Küche lebte. Ich durfte mir im Zoofachgeschäft am Rathausplatz einen wunderschön singenden Girlitz kaufen. Was ich damals noch nicht ahnen konnte: Mit der dadurch erweckten Leidenschaft für Käfigvögel wurde der Grundstein gelegt für spätere so ausgeklügelte Vogelhaltung und - zucht, dass wir damit die Spitzenforschung erreichten. Unter den Fensterbrett-Zigarrenkisten- Fänglingen war dann am 19. November 1952 das absolute Highlight : eine Kohlmeise mit einem Aluminiumring am Bein. Er trug die Prägung: H69870 Radolfzell Germania. Auf mein großes Erstaunen, dass eine Kohlmeise von Radolfzell am Bodensee bis nach Zittau gewandert sein sollte, folgte alsbald eine gewisse Ernüchterung: Die
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