Herausforderungen ärztlicher (Demenz-)Frühdiagnostik
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- Henriette Dieter
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1 Herausforderungen ärztlicher (Demenz-)Frühdiagnostik Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel Universitätsmedizin Mainz Hannover
2 Frühdiagnostik (Beispiel Alzheimer-Demenz) Messbarkeit der klinischen Veränderungen preclinical AD MCI* Alzheimer-Demenz I. II. III. Kognitive Leistungsfähigkeit Hirnveränderungen Alter Jahre * due to AD
3 Bedeutung von Diagnostik und Therapie für den Verlauf heute/zukünftig I. Preclinical AD: > keine Symptome > keine spezifische Therapie > allgemeine Maßnahmen > keine sichere Vorhersage der individuellen Relevanz > Nosologie: AD oder Risikofaktor - /? II. II. MCI due to AD: > Symptome + > keine spezifische Therapie > allgemeine Maßnahmen + > individuelle Relevanz (+) > AD Alzheimer-Demenz: > Symptome ++ > keine spezifische Therapie > symptomatische Therapie > allgemeine Maßnahmen ++ > individuelle u. familiäre Relevanz ++? /? + / +
4 Demenzleitlinien: was in der Praxis ankommen sollte - ein interdisziplinärer Konsens von Praktikern Matthias W. Riepe, Andreas Fellgiebel Relevanz und Umsetzbarkeit der DEGAM-Leitline Nr. 12 Demenz und der S3-Leitline Demenzen aus der Perspektive der tatsächlichen Praxis 12 Ärzte für Allgemeinmedizin oder Nervenärzte, 10 bis 38 Jahre Berufserfahrung Dtsch Med Wochenschr Jul;137(30):
5 Motivation zur Diagnostik Konsens Praxisexperten DEGAM S3 Motivation zur Diagnostik Stehen Patient und betroffene Angehörige einer diagnostischen Abklärung nicht ablehnend gegenüber, ist diese zumindest im Sinne einer Ausschlussdiagnostik, jedem Patienten zu ermöglichen. Dem Demenzverdacht nicht nachgehen bei: Multimorbidität Ablehnung therapeutischer Hilfe Stigmatisierung wird befürchtet Pat. kämpft gegen das Erfahren der Wahrheit Eine frühzeitige syndromale und ätiologische Diagnostik ist Grundlage der Behandlung und Versorgung von Patienten mit Demenzerkrankungen und deshalb allen Betroffenen zu ermöglichen.
6 Kasuistik 75 jährige Patientin mit seit 6-9 Monaten zunehmender Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit. Zudem ausgeprägte und zunehmende Gedächtnisstörungen, kein Leidensdruck. Labor: kein pathologischer Befund. Neurostatus: unauffällig. 10 Punkte 26 Punkte
7 Diagnose: Demenzielles Syndrom bei Hirntumor
8 Dr. H. Melchinger 2009 Start-modem, das hausarztbasierte Leuchtturmprojekt Ziel: Verbesserung der ambulanten häuslichen Demenzversorgung durch 1. Steigerung hausärztlicher Kompetenz und 2. Vernetzung des Hausarztes mit Beratung, niederschwelligen Hilfeangeboten für Patienten und Angehörige. Befragung der Teilnehmer vor der Fortbildung
9 Bewertung der Fortbildung durch die Hausärzte Dr. H. Melchinger 2009
10 Änderung durch die Fortbildung aus Sicht der Hausärzte Dr. H. Melchinger 2009
11 Schulung 300 Hausärzte wurden kontaktiert 100 Hausärzte nahmen teil 34 Hausärzte Schulung 66 Hausärzte keine Schulung 1 ½ tägige Schulung, diagnostizierten selbst über 1 Jahr wiesen dem lokalen Facharztzentrum zu
12 Schulung Inhalte: 1. Leitliniengerechte Demenzdiagnostik und therapie (S3-Vorläuferleitlinien) Fokus auf Alzheimer-Demenz, gemischte Demenz, vaskuläre Demenz 2. Zusammenführung von Hausärzten und Mitarbeitern lokaler Pflegestützpunkte - Information über Arbeit der Pflegestützpunkte und Ansprechpartner - Information über Hilfsangebote für Patienten mit Demenzerkrankung und deren Angehörige
13 Struktur des Modellprojektes DMW 2010
14 Diagnostik (über 12 Monate) Demenzdiagnostik beim SD-Hausarzt Neuropsychologische Kurztests MMST und DemTect Labor: TSH, BB, CRP, Na++, K+, Ca++, GOT, GPT, Krea, Harnstoff, Glukose, Vit. B12, Folsäure Bildgebung: Strukturelle kraniale Bildgebung cmrt oder cct DMW 2010, 135:
15 Ergebnisse Patienten Hausarztdiagnose Facharztdiagnose gesamt Patienten mit Demenzdiagnose Anzahl Patienten (w) Alter der Patienten 49 (29) 43 (27) 92 (56) 79,2 ± 6,3 78,8 ± 5,8 79,4 ± 6,1 MMST 21,2 ± 5.9 / 19,8 23,0 DemTect 6,6 ± 3,6 / 5,9 8,0 MW ± SD / CI 95% 19,3 ± 6.0 / 17,5-21,2 4.9 ± / 3,9 5,9 20,3 ± 6.0 / 19,3 21,7 5,8 ± 3,5 / 5,3 6,8 DMW 2010, 135:
16 Ergebnisse Leitlinientreue Hausärzte Fachärzte Gesamt Alle Patienten Anzahl Patienten Relevante Laborparameter 69x (80,2%) 40x (57,1%) 1 109x (69,9%) Strukturelle Bildgebung 38x (44,2%) 26x (40,0%) 2 64x (42,4%) Patienten mit Demenzdiagnose Anzahl Patienten Relevante Laborparameter 43x (87,8%) 25x (58,1%) 68x (73,9%) Strukturelle Bildgebung 29x (59,2%) 16x (37,2%) 45x (48,9%) DMW 2010, 135:
17 Ergebnisse Adhärenz DMW 2010
18 Zusammenfassung und Schlussfolgerung 1 Schulung und Zusammenführung mit Pflegestützpunkten werden von Hausärzten sehr gut angenommen und positiv bewertet. Leitliniengerechte Demenzdiagnostik und Therapie wird häufiger durchgeführt als es gegenwärtig der Regelfall ist. Zusammenarbeit von Hausärzten und Pflegestützpunkten funktioniert i.d.r. sehr gut.
19 Effektivität der Beratung Pflegende Angehörige leiden häufig an depressiven und somatischen Symptomen Haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Beratung und Fallmanagement zeigten positive Effekte auf Belastung, Depressivität, subjektives Wohlbefinden, Wissen und Fähigkeiten der pflegenden Angehörigem. Hypothese: Individualisierte Beratung der betroffenen Familien nach der Diagnosestellung und Vermittlung notwendiger Unterstützungsangebote führt zu einer Reduktion des Auftretens von Depressionen bei den pflegenden Angehörigen. DMW 2012, in press
20 Einschluß und Drop outs DMW 2012, in press
21 Beratungsinhalte und -ziele Aufklärung über die Erkrankung Kommunikation und Beziehungen Rechtliche Situation Verbesserung des Informationsstandes bezüglich: - Diagnose Demenz - Ursachen - Symptome - Verlauf Befähigung zur Mitentscheidung bzgl. therapeutischer Optionen Reflexion des eigenen Kommunikationsverhaltens Verbesserung der Kommunikationsstrategien Emotionale Entlastung des Patienten und des Angehörigen Ermöglichung einer frühzeitigen Vorsorge durch Patienten und Angehörigen (z.b. Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung) Erhaltung der Selbstständigkeit Hilfsangebote Ermöglichung einer gesundheitspolitischen Planung für die Zukunft Ressourcenorientierter Aufbau von individuellen Unterstützungssystemen Entlastung der betreuenden Person Erhaltung der Lebensqualität (positive Aktivitäten)
22 Ergebnisse - Patienten Kontrollgruppe Beratungsgruppe Signifikanz N(w) 13(7) 29(20) 0,488 1 MW ± SD MW ± SD Alter (Jahre) 79,3 ± 6,9 78,7 ± 6,0 0,760 MMST 19,5 ± 6,3 20,8 ± 5,7 0,510 GDS 10,5 ± 8,7 8,6 ± 3,1 0,460 NPI Summe 30,6 ± 17,6 13,1 ± 11,4 0,001 Bayer-ADL 167,4 ± 51,4 123,2 ± 57,7 0,023 DMW 2012, 1370:
23 Ergebnisse - Angehörige Kontrollgruppe Beratungsgruppe Signifikanz N(w) 13(9) 29(18) 0,270 1 MW ± SD MW ± SD Alter (Jahre) 62,1 ± 12,4 60,6 ± 12,4 0,73 2 Baseline Nach 18 Mon. Baseline Nach 18 Mon. Baseline Nach 18 Mon. BDI 8,9 ± ,5 ± 9.6 7,3 ± 5.7 7,0 ± 5,7 0, ,075 2 BDI 14 (n) , ,019 1 Beratene Angehörige entwickeln im Verlauf (nach Mon.) signifikant seltener eine Depression als Angehörige der Kontrollgruppe. DMW 2012, 1370:
24 Schlussfolgerung 2 und Fazit Individualisierte psychosoziale Beratung der betroffenen Familien gleich nach Diagnosestellung reduziert belastungsbedingte Depressionsentwicklungen bei pflegenden Angehörigen und kann ein nützlicher Baustein zur Stabilisierung der häuslichen Versorgungssituation sein. : Frühe Demenzdiagnostik und Therapie sind sinnvoll und notwendig, um symptomatische Formen zu identifizieren und im Falle der degenerativen Demenz durch spezifische Unterstützung und symptomatische Therapie die häusliche Versorgung und die Lebensqualität der Betroffenen zu stabilisieren.
25 Ausblick: Fortbildungsinitiative in Rheinland-Pfalz Multiplikatorenschulung auf standardisierten Foliensatz im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft für medizinische Demenzversorgung in RLP. Fortbildungen im IV. Quartal 2012:
26 Danke für die Aufmerksamkeit...
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